Oldenburg

30.06.24 – 06.07.24

Tag 1
Ursprünglich war der Urlaub genau eine Woche eher geplant und ich hätte fantastisches Wetter gehabt. Doch aus nur mit sehr viel Fantasie nachzuvollziehenden, beruflichen Gründen musste ich den Urlaub nach hinten verschieben und für meinen Aufenthalt in Oldenburg sind nun Temperaturen bis maximal zwanzig Grad und ordentlich Regen angesagt. Da kommt weder bei mir noch beim Benz Freude auf, weshalb das Coupé, welches 2021 zuletzt einspringen und mich nach Traben-Trarbach transportieren musste, auch heute für den Benz einspringen muss. Damals konnte der Benz mich aus gesundheitlichen Gründen nicht fahren und das Coupé, welches selbst einen Schaden hatte, musste zum bisher letzten Mal einspringen. Das war irgendwie abenteuerlich. Heute ist es das überhaupt nicht. Es regnet während der Fahrt nur einmal kurz und einmal muss ein Stau umfahren werden, aber das ist total entspannt. An meinen Plan, nie schneller als 140 zu fahren, halte ich mich nicht durchgehend, gelegentlich fahre ich 160, weil alles im Fluss ist. Der Parkplatz wäre wohl auch für den Benz okay und das Wetter ist weiterhin durchaus akzeptabel. Eine Frau zeigt mir die Wohnung, überreicht mir Schlüssel und die Karte, um die Schranke am Parkplatz zu öffnen. Ich gebe ihr 100 Euro Kaution. Es ist das erste Mal, dass ich eine Kaution bezahlen muss. Als ich meine Sachen in die Wohnung bringe, kommen mir zwei Männer mit zwei Hunden entgegen. Einer der Hunde will keinen Platz machen, weil er an der Wand entlang gehen möchte, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Einer der Männer entschuldigt sich, was ich unnötig finde und auch sage. Nach der traditionellen Begrüßungssuppe mache ich mich auf den Weg. Im Zentrum gibt es einige Lokalitäten, in denen man sicherlich gut essen kann. Mich stören erwartungsgemäß die Menschen, weshalb ich davon ausgehe, dass ich eher nicht essen gehen werde. Vermutlich werde ich mich die ganze Woche von Nudeln und Aufbackbrötchen ernähren. Traditionell verlaufe ich mich einmal, aber das ist okay, Oldenburg ist groß. Mal sehen, wie es mir morgen gefällt, wenn in der Stadt sicher mehr Menschen unterwegs sind. Das Wetter war bisher besser als erwartet. Was mal wieder gar nicht geht ist, dass ich zwar mehrere Ladekabel dabei habe, aber keinen Stecker. Somit muss ich morgen zu Saturn und einen weiteren Stecker für meine Sammlung kaufen. Das dürfte zum dritten Mal sein, dass ich im Urlaub einen Stecker kaufen muss, obwohl ich mir immer vornehme, einen Stecker im Koffer zu lassen. Dummerweise lasse ich aber ausschließlich Kabel im Koffer.

In über 4 Stunden, die ich durch Oldenburg geirrt bin, habe ich angeblich 13,8 Kilometer zurückgelegt. Keine Ahnung, ob das stimmt.

Tag 2
Nachdem ich schnell eingeschlafen bin, dauert mein Schlaf leider nur ca. 1 Stunde. Dann werde ich wach, weil irgendwer duscht oder Wasser laufen lässt. Das Haus ist, was das angeht, scheinbar sehr hellhörig und in der Wohnung ist es sehr hell, wie ich feststellen muss. Dank der Straßenlaternen, von denen es einige gibt, braucht man nachts jedenfalls kein Licht anschalten. Dummerweise bin ich es nicht gewohnt, dass es nachts so hell ist und kann dementsprechend nicht mehr einschlafen. Da mir langweilig ist, lese ich Bewertungen zu der Ferienwohnung. Irgendwer schrieb, dass die Wohnung, dank der Rollos, nachts schön dunkel ist. Wenn ich nur wüsste, wie ich die Rollos runter kriege. Weil es gerade so gut passt, bekomme ich auch noch Magenprobleme und nehme, da ich eh nicht schlafen kann, ein paar Tropfen Nuxal. Meine Kräuter, die ich sonst in so einem Fall nehme, habe ich leider nicht mit. Irgendwie ist die erste Nacht eine Nacht zum Vergessen bisher. Also wandere ich durch die Wohnung, schaue aus dem Fenster und esse eine Banane. Zurück im Bett lege ich mir ein Shirt über die Augen. Weil das funktioniert, binde ich das Shirt später um wie eine Augenbinde. Sieht zwar sicher albern aus, sehe ich aber nicht. Später habe ich einen durchaus interessanten Traum, in dem ich tatsächlich Sex mit einer jüngeren Frau habe. Wer sie ist und warum wir Sex haben, weiß ich nicht. Während ich durchaus Spaß habe, teil sie mir irgendwann mit, dass ihr der Sex überhaupt nicht gefallen hat und sie nichts daran mochte. Solche Sexträume kann ich mir echt sparen. Vermutlich gehöre ich zu den wenigen Männern, die selbst in ihren Träumen schlecht im Bett sind. Zum Glück dauert der Traum nicht ewig und ich werde wach. Offensichtlich regnet es, der Tag hat begonnen.

Nach dem morgendlichen Duschen folgt die nächste Enttäuschung, denn das Badetuch hat einen für mich sehr unangenehmen Geruch und nach dem Abtrocknen rieche ich auch so. Neben dem Badetuch gibt es noch zwei Mini-Handtücher, von denen eins ebenso riecht. Zwei so kleine Handtücher sind echt dürftig. Es gibt auch nur eine Rolle Klopapier. Damit fühle ich mich irgendwie nicht wohl. In der Bäckerei Bruno kaufe ich mir zwei belegte Brötchen für 5,90 Euro und beschließe, das nicht zu wiederholen. Ist mit zu teuer, um es täglich zu wiederholen, auch wenn die Brötchen gut schmecken. Zum Mittagessen gibt es Nudeln. Danach laufe ich stundenlang durch die Gegend, werde zwischendurch nass und kaufe bei Netto ein paar Kleinigkeiten. Kurze Erholung in der Ferienwohnung, bevor es in den Schlossgarten geht, der viel größer ist als erwartet. Vor mir gehen zwei Frauen und reden über die AFD. Wenn diese erst an der Macht ist, haben Frauen keine Rechte mehr. Eine der beiden ist empört, die andere resigniert, weil es eh so kommt und nicht zu ändern ist. Das größte Problem in den Köpfen vieler Deutschen und Deutschinnen ist und bleibt die AFD, dabei ist es in Wahrheit die Beschränktheit der Mensch*innen. Die Frau, die mir die Wohnung übergeben hat, ruft zurück. Die Kurbel fürs Rollo hat sie zu Hause und bringt sie morgen um 09.30 Uhr. Sie ist gerade von der Arbeit zurück und darum morgen. Ich verstehe nicht, wieso man so eine Kurbel nicht in der Wohnung lässt. Obwohl ich mittlerweile völlig K.O. bin, schleppe ich mich in die Schlosshöfe. Dort esse und trinke ich etwas, weil ich ohne Nahrungsaufnahme umfallen würde. Ein Mann setzt sich an einen Nebentisch. Typ komischer Kauz. Lebt vermutlich noch bei Mama. Oder hat es lange getan. Nachdem er seine Nudeln verspeist hat, holt er ein Butterbrot aus seinem Rucksack. Mittig durchgeschnitten und zusammen geklappt, so wie ich es auch bevorzuge. Ich bin leider auch ein komischer Kauz, habe aber kein Butterbrot dabei. Nachdem er das Brot zu sich genommen hat, holt er möglichst unauffällig sein Wasser aus dem Rucksack und trinkt etwas. Sein Gürtel ist zu lang und darum hat er ein Ende in eine Hosentasche gesteckt. Das sieht schaurig aus, aber noch gruseliger finde ich seine blauen Socken in den Gesundheitssandalen, Typ Birkenstock. Bei dem Anblick fallen Frauen sicher reihenweise um. Nur leider nicht vor Begeisterung. Doch ich sollte mich mit meinem Spott zurückhalten, denn ich trage eine alberne Mütze zu meinem faltigen Gesicht und gucke allen Frauen nach. Das ist auch irgendwie gruselig. Später kaufe ich noch Klopapier, weil ich mich unwohl fühle, wenn ich nur so wenig Klopapier zur Verfügung habe.

Laut Zeitachse bin ich heute 20,1 Kilometer gewandert, was mir etwas viel erscheint.

Tag 3
Kaum bin ich wach, hört der Regen auf. Obwohl es erst kurz nach 08.00 Uhr ist, liegt die Temperatur schon bei 14 Grad. Der wärmste und trockenste Juli seit es Wetter gibt, zeigt was er kann. Manche Wettervorhersagen kündigen sogar bis zu 16 Grad für heute an. Wir müssen unbedingt etwas getan das CO2 tun und weitere Bäume abholzen, sonst wird das echt schlimm enden. Ohne die Wolken Manipulationen, die es in Wahrheit nicht gibt, wären wir alle längst verdorrt. Ich bin jedenfalls froh, dass ich keine Poloshirts mitgenommen habe und nicht an einer Überdosis Vitamin D erkranken werde. Gegen 09.16 Uhr klingelt es. Die Frau mit der Kurbel, aber ohne Kurbel, denn die Kurbel befindet sich längst in der Wohnung, im abgeschlossenen Zimmer. Warum sie dort eingeschlossen ist? Weil manche Gäste damit nicht richtig umgehen können und eine Einweisung benötigen. Verrückte Welt, voller verrückter Menschen.
Nach dem Frühstück folgt der erste Spaziergang am bisher kühlsten heißen Tag dieses Urlaubs. Zum ersten Mal trage ich die Wildlederjacke, weil ich im Sakko frieren würde. Völlig überraschend werde ich auch heute vom Regen überrascht. Zu Hause würde ich bei so einem Wetter in der Wohnung bleiben und Trübsal blasen, hier ist es keine Option, mich so töricht zu verhalten. Nach dem Spaziergang treffe ich vor der Haustür eine Frau, die mir direkt mitteilt, dass heute kein guter Tag ist. Da sie offenbar Redebedarf hat, frage ich sie, was denn los ist. Ihre Bankkarte wurde entwendet und gerade war die Frau bei der Polizei und anderen Behörden und musste alles Mögliche erledigen. Da wäre ich auch nicht begeistert, wenn mir so etwas passiert wäre. Sie sagt, in Schweden, wo sie ursprünglich herkommt, ist das alles einfacher, irgendwie weniger bürokratisch. Wir einigen uns darauf, dass es in Deutschland ist, wie es ist und vermutlich auch richtig so ist. Ist schließlich das beste Deutschland aller Zeiten. Das sagen wir aber nicht. Da ich zur Ferienwohnung abbiegen muss, verabschieden wir uns und wünschen uns einen schönen Tag.

Zum Ausflug am Nachmittag ins Zentrum tausche ich das Hemd gegen einen Pullover, um mich vor der nicht vorhandenen Hitze zu schützen. Zum Glück soll es morgen etwas kälter werden und etwas mehr regnen. Das ist wichtig, weil es zuletzt kaum geregnet hat. Den Nachmittag über bleibe ich im Zentrum, wandere umher, schaue mir einiges an und gehe dann wieder in die Schlosshöfe, weil es zu oft regnet und immer frischer wird. Bei Kaufhof entdecke ich ein Sakko, welches mir passen könnte, probiere es aber nicht an, weil ich nicht genug Geld dabei habe. Eine Weile überlege ich, ob ich nochmal hier esse, kann mich aber nicht davon überzeugen. Stattdessen will ich mir in der Bäckerei Janssen etwas leckeres gönnen, obwohl ich seit ein paar Tagen auf Süßkram verzichte. Aber nachdem Agnes mir vorhin am Telefon erklärt hat, dass so etwas im Urlaub totaler Quatsch ist und sie damit bestimmt recht hat, muss meine Zuckerreduktion eine Pause machen. Zu retten ist mein Körper vermutlich eh nicht mehr. 50 Jahre schlechte Ernährung macht man nicht mehr rückgängig. Ich kaufe mir ein Stückchen Apfelkuchen und noch einen Keks mit Marzipan. Sechs Euro für zwei Teilchen. Komplett irre. Angeblich kommen die mit sehr wenigen Zutaten aus, weshalb ich, obwohl ich wusste, dass es wohl etwas mehr kostet, die Kekserei Janssen ausgewählt habe. Auf dem Weg zur Ferienwohnung ist es nicht nur nass, es ist auch so frisch, dass ich mir vorstellen kann, eine dickere Jacke anzuziehen. Hätten wir doch nur alle ein Elektroauto und gäbe es mehr Windkrafträder, dann würde es so nasse und kalte Julitage gar nicht mehr geben. Möglicherwiese gäbe es dann gar kein Wetter mehr. Vor der Haustür treffe ich die Frau, die mir heute morgen von ihrem Verlust erzählt hat. Als sie mich sieht winkt sie und als ich an der Tür ankomme, erzählt sie mir niedergeschlagen und auch traurig, dass heute morgen ihre Handtasche gestohlen wurde. Sie kann kaum glauben, dass ihr so etwas passieren konnte. Wenig später verabschieden wir uns heute zum zweiten Mal und wünschen uns einen schönen Abend.

Der Apfelkuchen schmeckt ganz wunderbar. Ebenso der Keks mit dem Marzipan. Vermutlich kommt es doch auf die Zutaten an. Weil der Hitzesommer kurz Pause macht, bleibe ich in der Ferienwohnung und schaue Fußball. Nach dem Spiel muss ich allerdings noch einen Abendspaziergang machen, weil es trocken ist und ich auch noch eine wärmere Jacke dabei habe, die Oldenburg auch kennenlernen will. Aus einer Wohnung kommt ein junges Pärchen. Er fragt sie, ob das wirklich ihr erstes Date ist und ob es ihr bisher gefallen hat. Ihre Antwort verstehe ich nicht, aber sie sieht zufrieden aus. Da geht bestimmt noch was. Aufregender wird es heute nicht.

Insgesamt habe ich heute 13,1 Kilometer zurückgelegt. Mehr war bei dem Wetter irgendwie nicht möglich.

Tag 4
Da es am Morgen sogar etwas sonnig ist, mache ich einen Spaziergang zum Eversten Holz. Auf dem Rückweg gehe ich ein Stück durch den Schlossgarten. Alles sehr entspannt und dank herbstlicher Kleidung muss ich auch nicht frieren. Im Laufe des Spaziergangs verabschiedet sich die Sonne aber, weil sie woanders dringender benötigt wird und außerdem schädlich, ungesund und tödlich sein kann. Das Wetter ist jeden Tag ein bisschen mieser. Daher gehe ich nach dem Mittagessen ins Landesmuseum Natur und Mensch. Kurz hinter dem Eingang gibt es die ersten Toiletten für alle. Hier wird nicht nach Geschlechtern getrennt, weil es mittlerweile so viele Geschlechter gibt, dass man eine Unmenge an Toiletten installieren müsste, wenn man alle trennen wollte. Daher gibt es hier zwei Optionen. Links Toiletten für alle, rechts für alle mit Pissoir. Großartig. Eingeweiht wurden die Toiletten sicher von ein*er*them*innen*ens Mitglied*in der Kriegs- und Ökopartei Deutschlands. Vor Freude und Begeisterung tanzte Emilia Fester dazu vermutlich vor Ort, zu Hause, im Bundestag oder in Gedanken einen ihrer kreativen Tänze. Schon alleine für die Toiletten hat sich der Besuch im Museum gelohnt.

Später liege ich eine Weile unmotiviert in der Ferienwohnung herum, bevor ich mich aufraffe und nochmal ins Zentrum aufbreche, wo ich komplett planlos umherirre. Immer wieder regnet es, dazu ist es windig und dennoch sitzen manche Leute draußen, manchmal direkt unter einem Heizstrahler. So habe ich mir den heißesten Juli aller Zeiten irgendwie nicht vorgestellt. Weil ich zwar essen will, mich aber nichts anspricht, zumindest nicht von den räumlichen Gegebenheiten, und ich zu verweichlicht bin, um draußen zu sitzen, kaufe ich mir wieder zwei Teilchen in der Kekserei Janssen. Auf dem Weg zurück zur Ferienwohnung steht eine Frau auf den Bürgersteig und pult sich mit den Fingern Essensreste aus den Zahnzwischenräumen. Das ist irgendwie gruselig. So etwas will ich nicht sehen. Während ich wenige Minuten später die beiden Kekse, die ganz wunderbar schmecken, zu mir nehme, frage ich mich, was wohl aus Gaby Baginsky geworden ist. Keine Ahnung, wieso mir der Name jetzt einfällt. Hat vielleicht etwas mit dem Alter zu tun. Sofort schaue ich nach. Gaby ist derzeit 70 Jahre und hat einen Song mit dem Titel “Als ich mich selbst zu lieben begann“ in ihrem Repertoire. Toll, aber nichts für mich.

Weil das Wetter sich etwas beruhigt, mache ich noch einen Abendspaziergang, der mich zunächst in den Wunderburgpark führt. Von da aus geht es weiter zum Osternburger Utkiek. Ich finde das ganz wunderbar mit den vielen Parks und dem Wasser überall. Ich hatte durchaus Zweifel, ob Oldenburg mir gefallen könnte und wusste auch nicht mehr, warum ich mich für Oldenburg entschieden habe. Mittlerweile bin ich vollends überzeugt, alles richtig gemacht zu haben.

Als ich gegen 20.25 Uhr zurück in der Ferienwohnung bin, ist das Wetter eigentlich zu gut, um drinnen zu bleiben, aber ich bin zu erledigt, um nochmal raus zu gehen.

Heute sind angeblich 17,9 Kilometer gewesen, die ich unterwegs war. Halte ich für sehr unwahrscheinlich..

Tag 5
Nachdem das Wetter gestern Abend so gut war, bin ich total enttäuscht, dass es gegen 07.09 Uhr nass, windig und grau ist und auch mindestens bis zum Mittag, vermutlich aber den ganzen Tag, so sein soll. Das ist wirklich ein Sommer aus der Hölle. Wie soll ich so entspannen und in eine gute Stimmung kommen? Das kann doch alles nicht richtig sein. Es ist, als würde man seit Tagen ein Feuer löschen, welches noch keiner entzündet hat. Aber ich bin dennoch sicher, dass alles seine Richtigkeit hat. Nein, ich will es sein. Ich muss es einfach sein. Ich bin so genervt, dass ich nicht einmal dusche, was den Vorteil hat, dass ich das merkwürdig riechende Handtuch nicht benutzen muss. Erst einmal hatte ich während eines Urlaubs Handtücher, deren Geruch ich noch schlechter ertragen habe. Das war in Emden. Als der Regen aufhört und die Sonne versehentlich scheint, breche ich unverzüglich auf. Zunächst zum Wasserfall, der gar kein Wasserfall ist. Es ist so sonnig, als wäre ein sonniger Tag und ich scheine zu warm angezogen zu sein. Kaum am Wasserfall, der kein echter Wasserfall ist, angekommen, überrascht mich ein Regenschauer. Keine Brücke in der Nähe, also stelle ich mich unter einen Baum. Nass werde ich dort kaum. Der Wind frischt auf, es wird kühl. Zum Glück habe ich eine warme Jacke an. Nach einer Weile hört der Regen auf und ich kann weiter. Vorbei bei den Turn- und Sportfreunden Eversten, vorbei auch am Blesshuhnteich und der Tonkuhle. Vor lauter Erschöpfung muss ich mich im Ramke’s Imbiss & Diner mit einer Currywurst, Pommes und einer Sprite stärken. Weiter geht es durchs Eversten Holz zum botanischen Garten, der mir sehr gut gefällt und wo ich minutenlang völlig erschöpft auf einer Bank sitze. Ich glaube, das war etwas zu viel Strecke auf einmal. Der Weg zurück Richtung Ferienwohnung ist eine einzige Quälerei und als ich endlich dort ankomme, sind sechs Stunden vergangen seit ich am Morgen aufgebrochen bin. Gestartet bei 13 Grad, angekommen bei 23 Grad. Dementsprechend bin ich nicht nur kaputt, sondern rieche auch unangenehm, weshalb ich erst dusche, bevor ich mir eine Hühnersuppe erhitze, um wieder zu Kräften zu kommen. Weil die Sonne scheint, kaufe ich mir wenig später in der Kekserei Janssen einen Keks und nehme diesen wenige Minuten später auf einer Bank im Schlossgarten zu mir. Ein Mann mit Hund spricht mich an und wir plaudern kurz. Auch ihn macht das ständige grau fertig und je länger er keine Sonne sieht, desto weniger will er mit Menschen zu tun haben. Er meint, vielleicht liegt es auch am Alter, dass es so ist. Das kann gut sein, und sicher auch daran, dass es gefühlt seit Monaten, bis auf kurze Ausnahmen, dunkel ist. Zeit sich zu verabschieden. Eine Frau und ein Mann gehen vorbei. Sie erklärt ihm irgendwas und sagt dann ganz laut: “People. Emotional. Animal.” Nach den drei Schlagwörtern geht es auf Deutsch weiter. Diese drei Begriffe benutzt man wohl, wenn man irgendwas mit Tieren arbeitet. Wenn jemand plötzlich und ohne Grund Schlagwörter, und diese dann in fremder Sprache, einwirft, finde ich das irgendwie gestört. Mit so Leuten kann ich mich nicht vernünftig unterhalten. Schon alleine die Vorstellung ist gruselig. Meist nehme ich so Leute auch nicht ernst. Blöde Wichtigtuerin.

24,3 Kilometer soll ich heute gewandert sein. Das wäre echt krass, wenn das stimmt.

Tag 6
Nachdem es gestern nach 19.00 Uhr durchgehend sonnig war, beginnt der heutige Tag grau und nass. Und es ist kühl. Das ist ungünstig, da ich gestern meinen einzigen Pulli, den ich mit habe, durchgeschwitzt habe und nicht mehr anziehen kann. Maximal 17 Grad sollen es heute werden. Ohne Sonne, dafür aber mit Regen. Der heißeste Höllensommer aller Zeiten macht somit auch an meinem letzten Urlaubstag, was er will.

Was mir durchaus positiv aufgefallen ist, dass in Oldenburg unheimlich viele mit Fahrrädern unterwegs sind und oft fahren sie auf der falschen Seite, aber irgendwie stört das niemanden, man fährt einfach aneinander vorbei. Keiner schreit den anderen an oder wird beschimpft. Das ist faszinierend. Im Ruhrgebiet wäre das undenkbar. Hier klappt es ganz wunderbar. Leider wird das Wetter davon aber nicht besser.

Am Vormittag gehe ich kurz in den Schlossgarten, weil heute das Tropenhaus geöffnet ist und ich da unbedingt hin wollte. Besagtes Tropenhaus ist klein, aber schön warm. Vermutlich findet der Sommer dieses Jahr dort statt. Später sehe ich einen jungen Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift “Keiner meiner Freunde mag die AFD” trägt. Das ist witzig und ich schließe daraus, dass der Mann entweder nur wenige Freunde hat, oder ihn manche seiner Freunde anschwindeln. Aber vermutlich sind das nur Verschwurbelungsgedanken und niemand mag die AFD, sondern jeder wählt sie nur aus Protest oder reiner Boshaftigkeit.

Nach dem Mittagessen gehe ich spontan nochmal in den botanischen Garten. Ohne sich zu verlaufen ist es gar nicht so weit. Der botanische Garten ist größer als gedacht. Im Gewächshaus treffe ich zwei winzige Frösche, die sich fotografieren lassen. Auch die vier Störche sind heute wieder da und wandern entspannt durch den Park. Der Pfau sitzt auf einem Tisch, wenn jetzt noch anständiges Wetter wäre, wäre es perfekt. Die meiste Zeit verbringe ich im Sukkulentenhaus, weil diese Pflanzen mich schon immer fasziniert haben. Weil der Wind immer mehr nervt und ich bei dem Wetter nirgends entspannt sitzen kann, gehe ich bald zurück. Noch ein letztes Mal ins Zentrum, um mir dort ein Blechschild zu kaufen, welches ich schon am ersten Tag sah und wollte. Zunächst gehe ich in den Laden No 5 und wieder raus, weil ich das Schild nicht brauche und diesen Monat schon so viel Geld ausgegeben habe, dass ich wieder im Minus landen werde. Draußen denke ich kurz darüber nach, dass ich irgendwann beschlossen habe, dass ich mir Dinge, die mich, warum auch immer, ansprechen, auch kaufe, weil man sich im Urlaub was gönnen soll. Also gehe ich zurück in den Laden und kaufe das Blechschild und dazu noch ein kleines Magnetschild, einfach weil ich es haben will. Bekommt man im Internet vielleicht günstiger, aber das wahre Leben findet nicht im Internet statt. Im Anschluss kaufe ich mir in der Kekserei Janssen noch zwei Kekse, obwohl einer davon schon mehr als satt macht. Aber Agnes hat Recht, wenn man sich im Urlaub nichts gönnt, was soll das dann. Die Zeit der Zuckerreduktion geht morgen weiter. Heute noch nicht.

Gegen 16.00 uhr bin ich zurück in der Ferienwohnung. Vermutlich war das mein letzter Ausflug vor der Heimreise. Zu meiner Überraschung schickt die Umarmerin mir eine WhatsApp-Nachricht und wünscht mit einen schönen Urlaub. Das finde ich sehr nett von ihr. Eine Ersatzumarmerin bietet sie mir leider nicht an. Aber man, also ich, kann nicht alles haben. Nachdem ich einen Keks zu mir genommenen habe und mir langweilig ist, dusche ich ein letztes Mal in Oldenburg. Um 18.00 Uhr ist Fußballzeit.

Lediglich 7,5 Kilometern habe ich heute angeblich zurückgelegt.

Tag 7
Kurzes Fazit kurz vor der Abfahrt. Oldenburg hat mich überzeugt, das Wetter hingegen bot fast durchgehend herbstliche Temperaturen, was mich absolut nicht überzeugt hat. Gerne hätte ich im Schlossgarten oder im botanischen Garten gesessen und gelesen. Es gab zwar Leute, die das getan haben, mir war das aber zu kalt und der ständig einsetzende Regen war auch nicht hilfreich. Oldenburg toll, Wetter Scheiße. Ich bin froh, dass ich keine Poloshirts dabei hatte, aber enttäuscht, dass ich nur einen Pulli dabei hatte. Im nächsten, heißesten Sommerurlaub aller Zeiten wird mir das hoffentlich nicht wieder passieren.

Obwohl es in Oldenburg auch Orte gibt, an denen man kein Deutsch spricht, fehlt irgendwie das Asoziale des Ruhrgebiets. Irgendwas muss hier schief gelaufen sein, oder ich habe etwas übersehen.

Passend zu meiner Abreise ist es sonnig und fast schon mild. Keine Ahnung, was das soll. Vielleicht ist das so, damit ich eine angenehme Rückfahrt habe. Ich bin übrigens tatsächlich mit einer Rolle Klopapier ausgekommen. Sehr interessant. Während ich auf dem Balkon auf die Frau mit der Kaution warte, kommt ein Hausbewohner mit seinem Hund zurück. Es ist einer der Männer, den ich am ersten Tag mit Hund im Hausflur getroffen habe. Der große Hund macht einen großen Haufen auf die Wiese, der Mann nimmt einen der Hundekotbeutel und greift zu. Wie erwartet, ist der Haufen nicht so fest und er erwischt nicht alles. Eine braune Spur bleibt auf der Wiese zurück. Ich weiß nicht, ob das so richtig ist. Wenn ich so Scheißhaufen sammeln müsste, würde ich sicher kotzen. Irgendwie fehlt mir für Scheiße auch weiterhin jegliche Begeisterung.

Wenig später tausche ich die Schlüssel gegen die Kaution und verabschiede mich. Auf dem Parkplatz treffe ich den Mann, der vorhin die Scheiße eingesammelt hat. Wir plaudern kurz über das Wetter, dann wünscht er mir eine gute Fahrt. Sein Hund sagt zu all dem nichts. So endet der bisher längste und auch kälteste Sommerurlaub meiner bisherigen Urlaube. Das Wetter ist mittlerweile fast richtig gut, die Temperatur hat die zwanzig Grad längst überschritten und die Rückfahrt ist unglaublich entspannt. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Urlaubsreise im Coupé so entspannt sein könnte. Es ist gut zu wissen, dass das Urlaubsersatzfahrzeug durchaus überzeugen kann, denn die nächste Reise ist längst geplant.

Oldenburg in Bildern

Oldenburg

Ein durchaus angemessener Parkplatz für das Coupé, ganz nah bei dem Eingang zur Ferienwohnung. Rechts und links parkten, wie man unschwer erkennen kann, nur hässliche Automobile.

Oldenburg

Da ich eh immer alleine schlafe, reichte das schmale Bett im Wohn- und Schlafraum absolut für mich aus.

Oldenburg

In diesem Prachtbau habe ich gelebt. Der Pfeil zeigt auf den Balkon, von dem ich manchmal auf die Straße und das Landesmuseum Natur und Mensch schaute.

Oldenburg

Was Mann im Urlaub braucht. Die Cortison-Creme habe ich nicht benutzt.

Oldenburg

Ohne Selfie würde vermutlich niemand glauben, dass ich tatsächlich in Oldenburg war.

Oldenburg

Leider haben unsere grünen Politiker davon genauso wenig Ahnung, wie von Politik. Wenn die davon erfahren, werden sie es sicher verbieten.

Oldenburg

Spiegelungen auf dem Wasser. Ist das nicht zauberhaft?

Oldenburg

Traditionelles Lesezeichen.

Oldenburg

Schiffe und Wasser. Da bin ich immer ganz begeistert.

Oldenburg

Auch in diesem Urlaub habe ich es mir nicht nehmen lassen, heimlich eine attraktive Frau zu fotografieren.

Oldenburg

Ein Hauch von Brambauer in Oldenburg. Da wurde mir fast warm ums Herz.

Oldenburg

Auch in Oldenburg mache ich im Bett eine gute Figur. Finden Sie nicht auch?

Oldenburg

Ohne Jobcenter ist ein Urlaub einfach nur halb so schön.

Oldenburg

Coole Bank für coole Typen. Waren aber keine coolen Typen da. Trotz oder gerade wegen der Außenheizung.

Oldenburg

Manche Brücken können entzücken.

Oldenburg

Diesen Wolken konnte ich ausweichen, weil ich im Zickzack gelaufen bin.

Oldenburg

So schön ist es in Oldenburg vielerorts. Oft auch anders.

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Wieder einmal gab es die Möglichkeit mit dem Tretboot zu fahren und wieder einmal hatte ich keine Begleitung. Und alleine fahren wollte ich auch nicht.

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Oft musste ich mich vor dem Regen verstecken. Hier stand ich eine Weile unter einem Baum und genoss die Aussicht.

Oldenburg

Eines meiner wenigen Hobbies.

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Hier stehe ich auf einer der vielen Brücken und mache ein Foto von mir. Leider musste ich während der Ausflüge immer eine Mütze tragen, was die Optik schon ziemlich ruiniert hat.

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Cooler, kleiner Laden in Oldenburg. Da habe ich mir tatsächlich am letzten Tag etwas gegönnt, nämlich…

Oldenburg

…diese zwei Schilder. Genau mein Humor.

Oldenburg

Traditionell bleibt ein Buch in der Ferienwohnung zurück.

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