25.09.22 – 29.09.22
Tag 1
Laut verschiedener Wetterberichte soll das Wetter während meines letzten Urlaubs des Jahres eher unangenehm werden. Viel Regen und Temperaturen unter 15 Grad sind angesagt. Ich überlege kurz, ob ich das dem Benz antun will, aber da ich nicht über drei Stunden mit dem Coupé anreisen will, muss der Benz mit mir leiden. Vielleicht ist es nicht nur der letzte Urlaub des Jahres, sondern der letzte Urlaub für längere Zeit oder gar für immer, denn ob ich mir nächstes Jahr noch Urlaub leisten kann, ist derzeit nicht sicher. Es ist nicht einmal sicher, ob unsere Kriegsparteien uns bis dahin nicht nur finanziell zerstört haben. Doch das soll mich jetzt nicht weiter interessieren, denn der Urlaub ist längst bezahlt und noch sind wir nicht endgültig verloren.
Gegen 10.00 Uhr hole ich den total verstaubten Benz aus der Garage und tanke 20 Liter nach. Anschließend prüfe ich die Flüssigkeiten und stelle fest, dass der letzte Ölwechsel zwei Jahre her ist. Das Öl sieht aber noch recht neu aus. Ich werde es nach dem Winterschlaf wechseln lassen. Zu Hause schneide ich mir die Haare und stelle fest, dass die weißen Haare immer mehr Platz benötigen. Da ich mich entschieden habe, die Haare nicht mehr zu tönen, sondern zu färben, werde ich es heute also zum ersten Mal probieren, ohne zu wissen, wie die Farbe, Dunkelblond, auf meinem Kopf aussehen wird. Man soll Farbe und Fixierer zu gleichen Anteilen mischen, aber dummerweise macht die Küchenwaage nicht mit, so dass ich nach Gefühl mischen muss. 45 Minuten später weiß ich, dass Dunkelblond möglicherweise zu dunkel ist und auch, dass ich eine Stelle über dem Ohr nicht mitgefärbt habe. Die Stelle leuchtet weiß und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Um 12.55 Uhr könnte ich eigentlich abfahren, aber da ich mir vorgenommen hatte, um 13.00 Uhr zu fahren, bleibe ich einfach noch etwas sitzen. Möglicherweise bin ich etwas merkwürdig. Pünktlich um 13.00 Uhr geht es los. Die Autobahn ist mir etwas zu voll, aber das Wetter wunderbar und so gleite ich mit dem Benz völlig entspannt meinem Ziel entgegen. Wie üblich muss ich irgendwann eine Pinkelpause machen und stelle abermals fest, dass es unklug ist gegen den Wind zu pinkeln, weshalb ich das nicht lange mache, weil ich mich nicht auf so eine bescheuerte Art einnässen will. Nach etwas mehr als drei Stunden bin ich am Ziel, fahre aber an der Ferienwohnung vorbei, weil ich verwirrt bin. Nachdem ich zweimal vorbei gefahren bin, entdecke ich ein scheinbar angemessenen Parkplatz, scheitere aber kläglich beim Einparken, obwohl die Lücke groß genug ist. Also fahre ich in eine Nebenstraße, wo ich den Benz fast ordnungsgemäß parke.
Die Wohnung ist ziemlich groß, aber der Kühlschrank riecht unsympathisch. Mit der Begrüßungssuppe beginnt mein Aufenthalt traditionell. Im Anschluss will ich den ersten Erkundungsgang machen und stelle fest, dass der Akku vom Smartphone fast leer ist. Glücklicherweise habe ich ein Ladekabel dabei, dummerweise aber keinen Stecker für das Kabel. Das ist ziemlich blöd. Wie ich bald feststelle, ist das Zentrum von Bernkastel-Kues größer als erwartet. Ich mache ein paar Fotos, dann ist der Akku vom Smartphone auch schon leer und das Gerät aus. Spontan entscheide ich, dass ich Salat essen will, aber im ausgewählten Restaurant ist es mir zu voll und die Tische stehen zu dicht zusammen. Das kann ich nicht und draußen sitzen geht nicht, weil es mir ein wenig zu frisch ist. Also gehe ich ungefüttert zurück zur Wohnung und bereite mir Nudeln zu. Während ich esse, habe ich die geniale Idee, das Smartphone am TV-Gerat aufzuladen. Weil das aber dauert, breche ich wenig später ohne Smartphone zum Abendspaziergang auf. Es ist bereits dunkel, ich spaziere an der Mosel entlang und finde es herrlich entspannend. Da ich meine Winterjacke anhabe, friere ich gar nicht, was ich sehr angenehm finde. Irgendwann entferne ich mich aus der beleuchteten Zone und sehe kaum noch etwas. Aus unerklärlichen Gründen weigere ich mich aber zurückzugeben und gehe einfach weiter, was vermutlich ziemlch bescheuert ist. Zum Glück ergibt sich nach einer Weile eine Möglichkeit zurück in die beleuchtete Zivilisation abzubiegen, doch wenig später habe ich das nächste Problem, denn ich verliere komplett die Orientierung und irre ratlos durch den Ort. Es wird immer später und ich werde langsam nervös. Ich gehe zwei Straßen zurück und frage jemanden, wo Aldi ist, weil ich von da den Weg kenne. Den Namen der Straße, in der die Ferienwohnung ist, weiß ich natürlich nicht. Der Mann erklärt mir den Weg zu Aldi und nur wenige Meter später stelle ich fest, dass ich eigentlich schon fast zurück war und vorhin nur hätte geradeaus gehen müssen. Für einen ersten Urlaubstag war das ziemlich aufregend. Problematisch hingegen sind die Zahnschmerzen, die immer häufiger zu Gast sind. Im Oberkiefer reagieren die Zähne 21 und 22 sehr auf Kälte. Möglicherweise auch nur einer beiden, die Schmerzen lassen sich nur schwer genau lokalisieren. Ich vermute, die alten Füllungen lassen langsam nach. Im Unterkiefer sind es die Zähne 35 und 36, die mittlerweile bei fast jedem Essen schmerzen und manchmal auch zwischendurch. Da kann ich die zweite Urlaubswoche nutzen, um zum Zahnarzt zu gehen. Ich hoffe nur, dass daraus nicht wieder ein Zahnarztmarathon mit unendlich vielen Terminen wird.
Da nach 5,1 Kilometern das Smartphone ausgefallen ist, weiß ich nicht, wie weit ich heute tatschlich gewandert bin.
Tag 2
Als ich gegen 07.00 Uhr wach werde, sind Schultern und Nacken total verspannt und ich habe Kopfschmerzen. Da ich in dem Zustand unmöglich liegenbleiben kann, stehe ich auf und mache Dehnübungen, um den Tag nicht mit einer Schmerztablette beginnen zu müssen. Draußen ist es passend dazu grau in grau. Für meine Stimmung ist das nicht besonders gut.
Nach den Dehnübungen ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg, um mir den USB-Stecker zu kaufen. Anschließend gehe ich zu Aldi und besorge ein paar Lebensmittel. Nach dem Frühstück gehe ich hoch zur Burg Landshut. Natürlich nehme ich nicht den Umweg über die Straße, sondern den etwas steileren Anstieg. Schnell komme ich ins Schwitzen und bin außer Atem. Meine Kondition ist wenig überzeugend und weil es recht frisch ist, läuft die Nase und lässt sich kaum stoppen. So macht das echt keinen Spaß. Als ich oben ankomme, muss ich atmen als hätte ich gerade Sport gemacht. Nachdem ich wieder normal atmen kann, gehe ich hoch in den Turm der Burg und genieße die Aussicht. Ich liebe es, immer wieder die höchsten Punkte zu erreichen, um herunter zu schauen.
Als ich gegen Mittag zurück im Zimmer bin, habe ich bereits 7,5 Kilometer zurückgelegt und bin durchgeschwitzt. Da ich mich bisher von keinem Restaurant überzeugen konnte, bereite ich mir Nudeln und ein veganes Schnitzel zu. Meine Zähne verursachen immer wieder Schmerzen, was ich nicht prickelnd finde. Weil es wohl nicht anders geht, buche ich online einen Termin beim Zahnarzt für nächsten Dienstag, was ich irgendwie deprimierend finde.
Nach dem Essen mache ich einen Spaziergang zur Fierskapelle, Kapellchen genannt. Weil der Wetterbericht mit Regen droht, nehme ich einen Schirm mit, den ich aber nicht benötige, da es nur ab und zu tröpfelt. Nach dem Spaziergang Ruhe ich mich auf dem Bett aus, esse ein paar Marzipan-Häppchen und plane den Rest des Tages.
Am Nachmittag möchte ich zum Wasserfall, glaube aber nicht, dass mein Körper die Strecke schafft. Also beschließe ich ins Puppen-und Uhrenmuseum zu gehen. Auf dem Weg dahin wird das Wetter immer besser, weshalb ich meinen Plan ändere und einfach am Museum vorbeigehe. Die Sonne wärmt so sehr, dass ich mich an der Mosel auf eine Bank setze, etwas esse, entspanne und die Mosel betrachte. So könnte es immer weiter gehen. An dieser Bank kommen nur sehr selten Leute vorbei, was ich sehr zu schätzen weiß. Obwohl es sich später bewölkt, schlendere ich noch gemächlich durchs Zentrum. Die ersten Regentropfen beachte ich nicht weiter, was sich wenig später als unklug erweist. Auf einen Schirm habe ich verzichtet, unterstellen mag ich mich nicht und so komme ich Minuten später völlig durchnässt zurück zur Ferienwohnung, die zum Glück gut geheizt ist. Ich entledige mich der nassen Sachen und frage mich, ob ich die Wohnung heute nochmal verlassen werde. Dabei ist es erst kurz nach 17.00 Uhr und ich habe angeblich 15 Kilometer zurückgelegt. Da der Regen nicht nachlassen will, gebe ich bei Quoka eine Anzeige auf. Ich schreibe, dass ich hier im Urlaub bin und eine Frau suche, die Lust hat, sich von mir massieren zu lassen. Ich glaube, ich werde mit zunehmendem Alter immer merkwürdiger.
Tag 3
Die Nacht fängt schlecht an und bleibt es auch, denn ich friere und kann nicht schlafen. Es ist mein Rücken, der einfach nicht warm werden will. Die Matratze kühlt anstatt zu wärmen, dabei ist es im Zimmer nicht kalt. Irgendwann nehme ich eine zweite Bettdecke aus dem Schrank und lege sie auf die andere Bettdecke, aber warm wird mir einfach nicht. Mein Darm ist ebenfalls unzufrieden, da ich mich ab 17.00 Uhr nicht mehr bewegt, aber viel Nahrung zu mir genommen habe. Meine Füße sind eiskalt, so kann ich nicht schlafen. Weil das alles frustrierend ist, lege ich die Bettdecke auf die Matratze und mich darauf. Außerdem ziehe ich mir Socken an. Es fühlt sich an als wäre tiefster Winter und eine Erkältung im Anmarsch. Nach kurzer Zeit wird es dann aber doch warm und wenig später schlafe ich ein, doch nur wenige Minuten später werde ich durch ein Geräusch geweckt. Es klingt als hätte jemand geklingelt, aber da ich nicht weiß, wie die Türklingel sich anhört, kann es auch etwas ganz anderes gewesen sein. Diese Nacht kann ich echt vergessen.
Nachdem ich den Rest der Nacht in kurzen Etappen geschlafen habe, stehe ich gegen 08.30 Uhr auf und bin gespannt, was der Tag zu bieten hat. Erwartungsgemäß tun mir die Beine weh, weil ich gestern so viel gewandert bin. Während die Brötchen im Ofen aufbacken, überlege ich, was ich heute anstelle. Da es trocken ist, könnte ich eventuell zum Wasserfall wandern. Aber bleibt es auch trocken?
Gegen 10.30 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Puppen- und Uhrenmuseum, doch weil es nicht, wie angekündigt, regnet, frage ich mich, ob ich nicht lieber zum Wasserfall gehen soll. Da es allerdings etwas frisch ist, setze ich mir die Mütze auf und gehe Richtung Museum. Den Weg an der Straße entlang finde ich unschön, weil die Abgase, vor allem der Dieselfahrzeuge, sehr unangenehm sind und mich fast töten. Zu meiner Überraschung ist das Museum geschlossen und auch mein klingeln führt nicht zum Erfolg. Also ändere ich meinen Plan und gehe zum Wasserfall, wo es mir erwartungsgemäß gut gefällt. Anschließend überlege ich, ob ich essen gehe, habe aber keinen Hunger und bin auch nivielleicht morgen, vielleicht auch nie.
Während ich mir etwas zu essen mache, sehe ich, dass eine Frau auf die Kontaktanzeige, die ich gestern aufgegeben habe, geantwortet hat. Die Frau ist 58, verheiratet und schlank. Sex kommt für sie nicht in Frage, aber sie würde sich gern überall berühren lassen und wir einigen uns darauf, dass sie mich morgen Nachmittag für etwa eine Stunde besucht. Sie fragt, was es sie kosten wird, was ich sehr interessant finde. Ich antworte, dass ich das zu meinem Vergnügen mache, kein Profi darin bin und es natürlich nichts kosten wird. Sie will Sekt mitbringen und schöne Wäsche tragen. Beides Dinge, aus denen ich mir nichts mache, weshalb ich antworte, dass sie das gerne machen kann, ich Sekt aber nicht mag und sie die schöne Wäsche eh nicht lange anhaben wird. Es scheint fast so, als würde ich morgen ein irgendwie sexuelles Urlaubsabenteuer ohne Sex haben. Sie wünscht sich, dass ich sie ausziehe und das Massageöl erwärme, weil warmes Öl sich auf einem nackten Körper einfach besser anfühlt. Das kann ich gerne machen, denn schließlich soll sie sich bei mir wohlfühlen. Nachdem das geklärt ist, mache ich mich auf zum Museum für Oldtimer und Technik. Auf dem Weg dorthin gehe ich kurz zu Rossmann, um ein günstiges Massageöl zu kaufen. Anschließend fängt es an zu regnen, weshalb ich bei Jysk eine Pause einlege, um mich aufzuwärmen und zu schauen, was es dort so gibt. Gerne würde ich mir etwas kaufen, doch nichts spricht mich heute wirklich an. Im Zylinderhaus gibt es ganz wundervolle Fahrzeuge zu bewundern und ich bleibe etwas länger als eine Stunde dort. Auf dem Rückweg werde ich wieder nass, weshalb ich direkt nach meiner Rückkehr ausgiebig Dusche, um wieder warm zu werden.
Zwischenzeitlich hat mir Heidi, die Frau, der meine Anzeige gefällt, wieder geschrieben. Sie fragt, ob sie mir nicht zu alt ist, was ich verneine. Dann schreibt sie noch, dass es sein kann, dass sie mich im Anschluss an die Massage mit ihren Lippen verwöhnen will. Sie soll einfach tun, was sie tun will, ich bin da flexibel.
Nachdem ich etwas gegessen habe, will ich mir bei Aldi Cola holen. Weil das Wetter mir aber gefällt, plane ich spontan um und will auf einen Aussichtspunkt. Also marschiere ich bei Aldi vorbei und befinde mich bald auf einem rutschigen Weg, der mich immer weiter nach oben führt. Dabei entdecke ich noch zwei Caches, die ich logge. Dann rutsche ich ab und fast einen Abhang hinunter. Ich schaffe es gerade noch so, mich an einem Baum festzuhalten, atme kurz durch und überlege, wie ich wieder zurück auf den Weg komme. Drei große Schritte später kann ich meine Wanderung ordnungsgemäß fortsetzen. Das war durchaus knapp, aber irgendwie auch aufregend. Es wird dunkler und ich verliere natürlich ein wenig die Orientierung, lande aber zu meiner Überraschung nach einer Weile doch an dem gewünschten Aussichtspunkt. Von da an ist der Rückweg recht leicht und ich kaufe noch drei Dosen River Cola, weil ich geizig bin, und gehe zurück zur Ferienwohnung. Als ich dort später eine weitere Nachricht von Heidi lese, bin ich sicher, dass es nicht zu einem Treffen kommen wird, denn sie fragt mich, ob ich geimpft bin. Ich antworte:“In letzter Zeit nicht.“ und frage wieso sie das wissen will. Vermutlich will sie morgen meinen Impfausweis sehen oder einen frischen Test vorgelegt bekommen. Möglicherweise auch beides. Es bleibt spannend und merkwürdig zugleich.
Heute bin ich angeblich 17 Kilometer gewandert. Ob ich heute Nacht besser schlafen kann?
Tag 4
In der Nacht schlafe ich fast wunderbar und wache gegen 07.45 Uhr auf. Die Sonne scheint und ich plane eine kleine Schiffstour zu machen. Als ich ein frisch aufgebackenes Brötchen aufschneide, fliegt ein Stück vom Brötchen schwungvoll in mein Auge, was durchaus überraschend und schmerzhaft ist. Ich mag knusprige Brötchen durchaus, aber nicht in meinem Auge. Im Bad betrachte ich mein Auge und sehe den Brötchenkrümel, der sich zum Glück leicht entfernen lässt. Aufregender kann ein Tag kaum beginnen.
Gegen 10.00 Uhr schreibt Hedi, dass sie sich auf mich freut und fragt, welche Impfungen bezüglich Corona ich hinter mir habe. Was ist das nur für eine Welt, in der man nach seinem Impfstatus gefragt wird? Auf so eine Idee würde ich niemals kommen. Da es heute nicht regnen soll, glaube ich, dass es sinnvoller ist, am Nachmittag etwas zu unternehmen, statt mich sexuellen Erlebnissen hinzugeben. Daher tendiere ich dazu ihr zu schreiben, dass ich ungeimpft bin. Damit sollte das Thema erledigt sein. Aber erstmal mache ich mich frisch, um auf dem Schiff einen anständigen Eindruck zu hinterlassen.
Obwohl ich schon 25 Minuten vor Abfahrt auf dem Schiff bin, sind die Plätze am Bug besetzt, so dass ich erwartungsgemäß den Platz direkt neben dem Eingang besetze. Da diese Schiffe mit Dieselkraftstoff betankt werden und furchtbar stinken, sollten sie meiner Meinung nach verboten werden, weil das für die Umwelt eine Katastrophe ist. All diese Verschmutzung nur, damit so Eierköpfe wie ich im Urlaub damit zu ihrem Vergnügen übers Wasser transportiert werden können. Da müssten unsere Grünen Kriegspolitiker eigentlich eingreifen. Die paar Arbeitsplätze, die dann wegfallen, können locker verschmerzt werden. Weil es aber noch erlaubt ist, sitze ich jetzt mit anderen Umweltignoranten hier und bin bereit für die einstündige Reise. Wie es scheint, bin ich der einzige Alleinreisende, was aber häufige vorkommt und daher nichts Besonderes ist. Ich bestelle bei der Bedienung, die ordnungsgemäß eine Maske trägt, eine Cola und schreibe Heidi, dass ich ungeimpft bin. Damit sollte das Thema erledigt sein. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das meine erste Schiffsrundfahrt seit zwei Jahren. Damals machte ich Urlaub in Zell. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Die Sonne scheint und ich plane, wohin ich später noch wandern werde. Dass meine Pläne vielleicht nicht so gut sind, merke ich, als ich das Schiff wieder verlasse, denn der Wind ist ziemlich frisch, fast schon eisig. Auf dem Weg zur Ferienwohnung geht ein Mann, der eine kurze Hose und dazu ein T-Shirt trägt vor mir her. Während ich in meinen Wintersachen durchaus friere, scheint er die Sonne nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren. Was bin ich nur für ein Weichei?
Zu meiner Überraschung sagt Heidi nicht ab, sondern teilt mir mit, dass sie dreifach geimpft ist und zwei Schnelltests mitbringt. Da ich nicht davon ausgehe, dass sie sich zweimal testen will, ist der zweite Test wohl für mich. Das ist unglaublich. Ich könnte vermutlich jede Geschlechtskrankheit der Welt haben, so lange der Corona-Test negativ ist, ist alles gut. Damit wird dieser, vielleicht letzte Urlaub meines Lebens, noch spezieller, was ich faszinierend finde, aber auch irgendwie krank. Und womöglich auch bescheuert. Später schreibt Heidi, dass sie total nervös ist und hofft, dass ihr Mann nichts davon merkt. Abgesehen davon, dass Männer meist nichts merken, bin ich auch nervös, was ich aber für mich behalte, weil es keinem helfen würde, wenn ich es verrate.
Nach dem Mittagessen mache ich einen Spaziergang. Da es nicht mehr so kalt ist, ich aber Wintersachen trage, bin ich bald durchgeschwitzt. Weil ich nicht wirklich ein Ziel habe, lande ich wieder bei der Burgruine Landshut, wo mir auch heute zu viele Leute sind. So ist es auch als ich anschließend ins Zentrum des Ortes gehe. Besonders am Markt stapeln sich die Touristen und machen Fotos, lassen sich fotografieren, stellen sich in Position und machen weitere Fotos. Ein Mann ist unzufrieden mit seiner Frau. Scheinbar stellt sie sich nicht ordnungsgemäß auf. Sie ist unwirsch, weil er es ist. „Wo soll ich denn hin?„, fragt sie in patzigem und genervtem Ton. „Na. Da!“, antwortet er schroff, aber auch routiniert. Mürrisch stellt sie sich hin, wo sie zu stehen hat. Zufrieden ist er noch nicht, darum folgt eine weitere Anweisung. „Nun guck doch mal normal!“ Sie schweigt und man spürt förmlich die Harmonie, die von den beiden ausgeht. Ich kaufe mir drei Brötchen, eine Mohn- und eine Marzipanschnecke in der Bäckerei Lohner, bevor ich zurück zur Wohnung gehe. Noch eine Stunde bis zum geplanten Treffen.
Interessanterweise zieht in eine der Wohnungen über der Ferienwohnung jemand ein und es werden Sachen transportiert und einige Leute gehen ständig durchs Treppenhaus. Dabei hatte ich Heidi geschrieben, dass ich hier nie jemanden sehe und sie unbemerkt zu mir kommen kann. Das war wohl ein Irrtum, weshalb ich ihr das schreibe, damit sie nicht überrascht ist. Letztlich spielt es aber keine Rolle, da sie zum vereinbarten Zeitpunkt nicht auftaucht. Zum Glück bringt das meinen Plan nicht weiter durcheinander und so kann ich in Ruhe meine Marzipanschnecke, die köstlich schmeckt, verspeisen und einen letzten Spaziergang machen. Dieser führt mich bei strahlendem Sonnenschein auf einen Berg. Je höher ich komme, desto besser wird die Luft. Ich kann mich an keinen Urlaubsort erinnern, der so nach Abgasen gerochen hat. Diesel-Fahrzeuge scheinen sich in Bernkastel-Kues großer Beliebtheit zu erfreuen. Ich bin völlig entspannt und grinse mehrfach vor mich hin. Obwohl es nicht vollkommen still ist, ist es doch unglaublich ruhig, was ich sehr genieße.
Um 17.35 Uhr schreibt Heidi, dass sie vor der Ferienwohnung war, wegen der Handwerker aber irritiert war und dachte, sie sei falsch. Hätte sie nur zeitig ihre Nachrichten gelesen oder mir geschrieben, dann wäre sie längst massiert und ich vielleicht auch sexuell befriedigt. Allerdings stört es mich nicht, dass das Treffen ausgefallen ist, denn ich denke, dieser Spaziergang wäre kaum zu toppen. Sie schreibt außerdem, dass sie unter ihrem Kleid Strapse getragen hat. Strapse finde ich in etwas so erotisch wie Strampelanzüge, was aber kein Problem gewesen wäre, da ich ihr diese sicher schnell ausgezogen hätte. Da das nun aber alles kein Thema mehr ist, schlendere ich noch etwa eine Stunde durch die Gegend bevor ich mir zu Hause die Mohnschnecke gönne und damit den Urlaub quasi beende. Später schreibt mir Heidi noch, dass sie extra Kondome gekauft hat, für den Fall, dass sie Lust bekommen hätte. Dass ich noch 48 Kondome besitze, für die ich keine Verwendung habe, verrate ich ihr nicht.
Auch heute soll ich wieder 15 km gewandert sein, was ich ordentlich finde.
Tag 5
Gegen 06.00 Uhr werde ich unsanft aus meinem Schlaf geweckt. In der Wohnung über mir trampelt jemand übers Laminat. Ich werde nie ein Freund von Laminatböden, mögen sie auch noch so praktisch und hygienisch sein. Ich finde Laminat kalt, es ist immer zu laut und einfach ungemütlich. War schon immer so und wird sich nie ändern. Bis 08.00 Uhr bleibe ich dennoch im Bett, aber leider ist es mir nicht möglich richtig zu schlafen. So schlafe ich lediglich in kurzen Etappen und stehe zur geplanten Zeit völlig verspannt auf. Ich könnte echt eine Massage gebrauchen. Schade, dass ich damit aufgehört habe.
Zum Abschied werfe ich ein Paar Schuhe, welches ich vor zwei Jahren in Emden gekauft habe in den Müll. Eigentlich wollte ich sie in diesem Urlaub zum Abschied tragen, bevor ich sie wegwerfe, aber wie in den letzten Wochen schon zu Hause, habe ich sie auch hier nicht getragen; ein deutliches Zeichen, dass ihre Zeit um ist. Vielleicht sollte ich einmal im Jahr an einem Urlaubsort alte Schuhe von mir zurücklassen. Als neue Tradition, weil ich keine Enten mehr habe, die ich am Urlaubsort zurücklassen kann.
Die Rückfahrt ist unglaublich entspannt und ich bin 14 Minuten eher da als zu Beginn der Abfahrt berechnet. Das Wetter ist ganz wunderbar, um mit dem Benz über die Straßen zu gleiten. Das war eine der entspanntesten Rückfahrten aller Zeiten. Und ich musste nicht einmal anhalten, um zu pinkeln. Besser geht es wohl nicht.
Das war es für dieses Jahr mit den Urlauben. Ob es nächstes Jahr noch Urlaube gehen wird, weiß kein Mensch.
Bernkastel-Kues in Bildern
Wäre ich während der Aufnahme zu Hause gewesen, hätte ich vermutlich aus einem der beiden Fenster geschaut.
Die beiden Stühle haben mir sehr gut gefallen und ich saß sehr oft auf einem der beiden. Wenn ich bei mir Platz hätte, würde ich auch so einen Stuhl haben.
In der Küche bereitete ich mir täglich Nudeln und Aufbackbrötchen zu.
In dem Bett hätte ich fast Sex gehabt.
Ein Badezimmer, welches kleiner als mein Badezimmer zu Hause ist. Gibt es recht selten.
Meine neuen Wanderschuhe. Nicht wirklich hübsch, aber doch bequem.
Alleine für so einen Anblick lohnt sich Urlaub an der Mosel.
Eigentlich wollte ich hier asiatisch essen, aber da war ich eindeutig zu spät.
Der traditionelle Urlaubseinkauf. Gesundes sucht man vergeblich.
Das traditionelle Frühstück durfte auch in diesem Urlaub nicht fehlen.
Unbezahlte Werbung.
Laut Google kann ich wohl auch übers Wasser gehen. Es sieht durchaus so aus, als würde ich vollkommen orientierungslos durch die Gegend laufen. Und irgendwie stimmt das auch.
Dieses nette Paar lernte ich kennen als ich zum Wasserfall ging. Freundlich schweigend wurde ich begrüßt, was ich sehr zu schätzen weiß.
Ein kleiner Wasserfall. Ich liebe so etwas und bekomme nie genug davon.
So etwas darf man eigentlich nicht mehr zeigen, weil so etwas politisch mehr als unkorrekt ist. Darum auch nur in schlechter Qualität.
Endlich wieder auf einem Schiff. Und dann auch noch auf Platz 107. Besser geht es fast nicht.
Mit dem Schiff wurde ich transportiert und dort habe ich gesessen.
Ich finde das witzig.
Kein Urlaub ohne Selfie.
Die Schuhe, kurz bevor sie in der Mülltonne ihr Ende fanden. Irgendwann stirbt jeder Schuh. Vielleicht sollte ich an jedem Urlaubsort Schuhe entsorgen oder einfach so zurücklassen.
Die letzte Ente fand ihren Platz neben der Cremedusche. Vielleicht ist sie die letzte Ente, die ich an einem Urlaubsort zurückgelassen habe.