Bad Kreuznach

18.06.2022 – 23.06.2022

Tag 1
Obwohl ich es nicht glauben kann und deshalb mehrmals nachrechne, bleibt es immer bei dem selben Ergebnis. Der 29 Jahre alte Benz mit seinen neun Jahre alten Reifen hat tatsächlich nur 7,36 Liter verbraucht. Das ist, wenn ich mich richtig erinnere, exakt der gleiche Verbrauch, den ich zuletzt beim Coupé berechnet hatte. Meiner Meinung nach ist das unmöglich, aber es scheint zu stimmen. Somit ist der Benz mehr als bereit für den Urlaub.

Die Anreise, bei der ich nie schneller als 140 km/h fahre, sondern meist zwischen 100 und 120, zieht sich und irgendwann tritt mein Problem, welches ich bei Urlaubsreisen fast immer habe, auf. Ich muss pinkeln. Und weil es ungesund ist diesen Drang zu unterdrücken, fahre ich von der Autobahn ab um mir eine geeignete Stelle zu suchen. Eine Raststätte ist keine Option, weil mir das dort in der Regel zu voll ist und diese Rastplätze mit WC sind auch nichts für mich. Habe ich mal versucht, fand ich ekelig. Darum suche ich etwas abseits der Autobahn. Normalerweise kann es bis zu 15 Minuten dauern eine geeignete und ungestörte Stelle zu finden. Heute will ich das aber nicht, weshalb ich, kurz nachdem ich die Autobahn verlassen habe, am Seitenrand parke, aussteige, mich neben den Benz Stelle und es laufen lasse. Ich hätte nie gedacht, dass ich dazu in der Lage sein könnte. Interessanterweise kommt während der ganzen Zeit kein Auto vorbei, was mir gut gefällt. Manchmal ist es praktisch ein Mann zu sein.

Etwa dreißig Minuten nach der Pinkelpause erreiche ich mein Reiseziel. Der erste Eindruck nach betreten der Ferienwohnung ist gut und nachdem ich den Balkon betreten habe bin ich überzeugt, dass ich dieses Mal die perfekte Lage für eine Unterkunft gewählt habe. Nachdem in Bad Laasphe die Infrarotkabine mein Highlight war, habe ich hier eine Badewanne und den perfekten Ausblick. Lediglich die Temperatur ist meiner Meinung nach etwas übertrieben und unnötig. Nachdem ich das mitgebrachte Süppchen erwärmt habe, serviere ich mir dazu ein paar TUC Cracker, bevor ich mir den Ort anschaue. Schon nach wenigen Augenblicken ist klar, dass ich eine wirklich gute Wahl getroffen habe. Wäre es nicht so heiß, wäre ich nicht zu stoppen. Weil es mich überfordert, verwerfe ich meinen Plan, schon heute irgendwo essen zu gehen, da ich noch keinen Überblick habe, welches Restaurant meinen Ansprüchen genügen könnte. Außerdem sitzen überall zu viele Menschen. Das mag ich nicht. Also gehe ich zurück in die Wohnung und backe mir zwei Brötchen auf. Dann stelle ich fest, dass ich keine Ahnung habe, wo meine Laktase-Tabletten sind. Da werde ich mir wohl morgen doch keinen Eisbecher gönnen können. Ich wusste doch, dass ich irgendwas vergessen habe. Eine Weile sitze ich auf dem Balkon und beobachte die Menschen, welche über die Brücke gehen. Ein Mann mit Übergewicht hat sich sein T-Shirt nach oben gezogen und sieht aus als wäre er schwanger. Außerdem hängen seine Brüste so, dass man ich mit einer Frau verwechseln könnte. Seine Begleitung lacht viel. Keine Ahnung was ich davon halten soll.

Um 20.05 Uhr zeigt das Thermometer noch immer 35 Grad an. Einer Wespe, die seit gut zwanzig Minuten um mich herumfliegt und tierisch nervt, verpasse ich eine Ohrfeige. Sie taumelt kurz und macht dann weiter als Wäre nichts passiert. Vermutlich hat sie einen Sonnenstich.

Als ich das später erneut Haus verlasse, sehe ich eine Frau, die im gegenüberliegenden Haus auf dem Balkon steht. Ich grinse leicht beschränkt rüber, sie sagt „Hallo“. Da ich mich schon weggedreht habe, sage ich nichts. Als mich eine Frau auf der Hängebrücke nur wenige Augenblicke später auch grüßt, bin ich kurzzeitig irritiert, grüße ordnungsgemäß zurück, dann ist der Spuk vorbei und während der abendlichen Wanderung werde ich nicht mehr gegrüßt und auch nicht weiter beachtet. Die alte Ordnung ist wieder hergestellt.
Auf einer anderen Brücke nehme ich Platz als ein älteres Paar vorbeikommt. Als sie etwas zu ihm sagt, was ich nicht verstehe, ist der Mann völlig außer sich und brüllt. „Die ist tot. Tot ist die. Tot!!!“ Dabei gestikuliert er wild mit den Armen und wirkt ziemlich gestört. Er würde wunderbar nach Brambauer passen. Vielleicht ist Brambauer auch überall. Auf dem Rückweg gehen zwei Frauen vor mir. Beide komplett durchgestylt, nur ist offensichtlich, dass die eine in ihren Schuhen überhaupt nicht laufen kann. Derart hohe Schuhe sind eher was zum sitzen und weniger zum laufen, weshalb die junge Frau irgendwen anruft und bittet abgeholt zu werden, weil sie vor lauter Schmerzen nicht mehr weitergehen kann. Den Vorschlag barfuß weiterzugehen lehnt sie ab. Keine Ahnung, wohin die in dem Outfit will, aber egal, wie attraktiv sie auch aussehen mag, durch die Art wie sie gesprochen hat, wirkte sie einfach nur beschränkt auf mich, womit ihre Attraktivität sofort erlosch.

Gegen 21.30 Uhr sitze ich wieder auf dem Balkon. Ohne Balkon wäre ich vielleicht unzufrieden und hätte versucht noch irgendwo im Ort zu sitzen. Dank Balkon ist das nicht nötig. Eine ganze Weile sitze ich da und höre den Fröschen beim quaken zu. Ich habe zur Paarungszeit nie gequakt. Komisch.

7,5 Kilometer bin ich heute gewandert. Mehr als erwartet, aber deutlich weniger als befürchtet.

Tag 2
Die Matratze ist mir eindeutig zu hart, denn ich bin zu leicht für sie. Es fühlt sich fast an als würde ich auf einer Holzplatte schlafen und ich fühle mich völlig verspannt als ich in der Nacht aufwache. Da es dazu ziemlich warm ist, öffne ich ein paar Fenster auf Kipp. Ganz aufmachen möchte ich sie nicht, weil ich fürchte, dass dann lauter Insekten die Wohnung stürmen. Auch die Rolläden öffne ich nur soweit, dass etwas Luft rein kann. Auch wenn das nicht viel ist, spüre ich eine Verbesserung der Luft, was vermutlich auch daran liegt, dass die Wohnung, abgesehen vom Bad, ein einziger Raum ist. Zum Glück bin ich sehr k.o., so dass ich immer wieder einschlafen kann.
Gestern war Bad Kreuznach einer der beiden Orte mit den höchsten Temperaturen in Deutschland. 37,1 Grad wurden gemessen und ich war dabei. So etwas vergisst man sicher nie. Es sei denn, man schreibt nicht darüber.

Auf dem Balkon Aufbackbrötchen zu mir zu nehmen geht nicht, weil morgens die Sonne den Balkon zu sehr aufheizt. Pläne für den Tag habe ich nicht. 35 Grad sollen es werden. Also lasse ich es ruhig angehen und packe ein Buch und etwas zu trinken ein. Dabei fällt mir auf, dass das Lesezeichen im Buch etwas unpassend ist und ich es besser austauschen sollte. Vermutlich wird es eh keiner sehen, aber falls doch, erscheint mir ein Kondom nicht unbedingt angemessen in einem Kurpark, denn dort soll es hingehen. Bei frischen 31 Grad lese und gucke ich, was es im Kurpark zu sehen gibt. Dort gibt es zum Beispiel eine Bücherzelle, die häufig von Menschen nach Büchern durchsucht wird. Ein älteres Paar, um die 70 schätze ich, sucht scheinbar etwas spezielles, denn die Suche dauert eine Weile. Der Mann hat sich ganz lässig das Shirt ausgezogen und präsentiert seinen Oberkörper, was ich irgendwie unpassend finde. Ich verstehe ihn natürlich, weil ich das in der Hitze auch gerne tun würde, aber ich möchte diesen Anblick keinem zumuten und würde mich auch schämen. Das ist aber nur mein persönliches Problem. Eines von vielen. Auf anderen Bänken sitzen attraktive Frauen, zumindest könnten sie es sein, was ich nicht so genau sehen kann, weil sie zu weit weg sitzen. Allerdings gefällt mir die Vorstellung, dass sie attraktiv sind und gemeinsam mit mir im Park lesen. Überhaupt gefällt es mir, dass es so viele attraktive Frauen in sommerlicher Bekleidung zu sehen gibt. Ich könnte fast übermütig werden und mir vornehmen, dass ich dieses Jahr doch das eine oder andere Date habe. Kaum habe ich es gedacht, weise ich mich zurecht, weil mich das nur stressen und die Frau(en) langweilen würde. Das möchte ich nicht. Das Buch, der Glanz der Matschblase, welches ich mir mitgebracht habe, vermag mich nicht wirklich zu überzeugen. Neben einer Liebesgeschichte ist es wohl auch eine Kritik an gewissen Umständen hier im Land. Ich weiß nicht, ob diese Kombination nach meinem Geschmack ist. Zeit weiterzugehen. Ich verlasse den Kurpark und gehe in den Oranienpark, wo ich noch eine Weile auf einer Bank sitze. Eine ältere Frau, die ihrem Sohn und den Enkelkindern beim Minigolf zusieht, fragt, ob sie sich zu mir setzen darf. Natürlich darf sie das. Wir wechseln ein paar Worte und ich kraule dem Familienhund den Kopf. Ich finde es wichtig, dass Tiere mich mögen.
Anschließend gehe ich zurück zur Ferienwohnung und koche Nudeln. Auf diese Tradition mag ich niemals verzichten. Nachdem ich mich ausgeruht habe, breche ich wieder auf, denn ein Stubenhocker bin ich zu Hause schon genug. Den Nachmittag verbringe ich im Schlosspark. Ich mache viele Pausen und frage mich, ob ich auch so rücksichtsvoll zu mir wäre, wenn es nicht 36 Grad wären. Auf manchen Bänken sitzen Pärchen unter turteln rum. Sehe ich Pärchen, die sich küssen, werde ich fast ein wenig melancholisch. Vermutlich würde ich jetzt auch gern knutschend auf einer Bank sitzen. Das waren noch Zeiten als mir so etwas auch passiert ist. Irgendwie schade, dass ich damit aufgehört habe. Auf dem Rückweg möchte ich mir ein Eis kaufen, doch an der ersten Eisdiele sitzen Leute, die mich zu sehr an Brambauer erinnern. Auf dem Weg ist noch ein Eiscafé auf das ich zielstrebig zugehe, dann aber umdrehe, weil mir die Anordnung der vorhandenen Gäste nicht zusagt. Enttäuscht von mir und den Umständen gehe ich direkt zurück zur Ferienwohnung. Vielleicht schaffe ich es ja morgen irgendwo einzukehren. In der Ferienwohnung gibt es wider Nudeln. Ein böiger Wind rüttelt an den Rollläden und ich weiß nicht, ob meine Frisur damit klarkommen wird.

Als ich wenig später zu einem letzten Spaziergang aufbreche, spielt der Wind keine große Rolle mehr. Die Temperatur ist auf 31 Grad gesunken und am Gradierwerk im Kurpark finde ich einen Platz, um durchzuatmen und etwas zu lesen. Im Anschluss wandere ich einfach weiter und weiter und weiter.

13 Kilometer bin ich heute gewandert, was ich für bedenklich, aber gerade noch vertretbar halte.

Tag 3
Frische 19 Grad und Regen begrüßen mich als ich gegen 08.00 Uhr aufstehe. Wunderbares Wetter um einzukaufen. Nachdem ich mein Frühstück, aufgebackenes Baguette ohne irgendwas, zu mir genommen habe, mache ich mich auf den weg, um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Die Temperatur empfinde ich zu meiner eigenen Überraschung als angenehm und nachdem ich mir Laktase-Tabletten gekauft habe, gehe ich in einen Norma Discounter, der nicht nicht so richtig begeistern kann. Ich kaufe ein paar Lebensmittel, um bis zu meiner Abreise überleben zu können und bringe diese in die Ferienwohnung. Nach einer kurzen Pause bin ich bereit für einen echten Einkaufsbummel, der mich zunächst zu H&M führt. Ich hatte gehofft, dort ein bordeauxfarbenes Hemd zu bekommen, doch die Auswahl ist enttäuschend, weshalb ich zur Galeria Kaufhof gehe, wo mich ebenfalls nichts überzeugen kann. Deichmann ist nicht in der Nähe, so dass ich auch in diesem Urlaub keine Schuhe kaufen werde. Als nächstes lande ich bei C&A. Kurze Zeit später gehören mir zwei blaue Hemden, ein blaues Sakko und drei Unterhosen. Nach dem Erfolg setze ich noch einen drauf und betrete das Restaurant Murano und bestelle mir eine Pizza. In welchem Urlaub habe ich derartiges zuletzt gemacht? Ich kann mich nicht erinnern. Auch der letzte Einkaufsbummel dieser Art muss Ewigkeiten zurückliegen. Ich glaube, heute ist alles möglich. Dass dem nicht so ist, stelle ich später, als ich zurück in der Wohnung bin und meine Einkäufe betrachte, fest, denn eines der Hemden ist offensichtlich kaputt. Damit ändert sich mein Plan und ich muss nochmal zurück, um das kaputte Teil zurückzugeben. Ist mein Lauf echt schon gestoppt? Der Umtausch geht fix, allerdings ist das Hemd nicht mehr in meiner Größe da, so dass ich einfach ein anderes blaues Hemd kaufe, weil ich kein Geld zurück möchte und mich darauf eingestellt habe zwei neue Hemden zu besitzen. Im Anschluss wandere ich nochmal in den Schlosspark und später rauf zum Tempel. Alles ganz entspannt, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Um 17.35 Uhr breche ich zu einem letzten Spaziergang auf. Das Wetter wird besser und ich laufe in der Stadt herum, bin entspannt und fast nicht wiederzuerkennen. All die Sorgen und Probleme, der innere Stress, haben vorübergehend Pause. Gegen 18.30 Uhr gönne ich mir einen MonCheri Becher bei Eis Vannini nachdem ich vorher ordnungsgemäß eine Laktase-Tablette genommen habe. Das Eis schmeckt ganz wunderbar und weil die Sonne scheint bin ich bester Laune und sitze wenig später vor dem Solezerstäuber im Kurpark. Alles scheint im Fluss. Gegen 19.30 Uhr bekomme ich leichte Magen- und Darmprobleme und vermute, dass ich Hunger habe, weshalb ich zurück zur Wohnung gehe. Die Darmprobleme werden schlimmer und sind fast krampfartig als ich gehen 19.45 Uhr die Wohnung erreiche, wo ich direkt zur Toilette muss. Irgendwas hat meinen Darm scheinbar tierisch geärgert, denn er will es unbedingt loswerden. War es die Pizza zum Mittag? Das Eis? Die Laktase-Tabletten? Alles oder nichts davon? Ich weiß es nicht, beschließe aber, dass es vorläufig kein Eis mehr geben wird. Zumindest keins mit Milch. Ich hoffe, damit das Problem lösen zu können und meinen Darm zu besänftigen. Mal schauen, wie der Rest des Abends verlaufen wird.

Obwohl ich mir sicher war, heute mehr als gestern gewandert zu sein, sollen es nur 12 Kilometer gewesen sein. Keine Ahnung, ob das stimmt.

Weil es heute kühler war, ist es der perfekte Tag, um den Tag mit einem Vollbad ausklingen zu lassen. Während ich das Wasser einlasse, backe ich mir zwei Brötchen auf, die ich später in der Badewanne zu mir nehmen will. Als ich in die Wanne klettern will, stelle ich fest, dass das Wasser zu heiß ist. Viel Platz für kaltes Wasser ist nicht mehr, so dass ich, weil ich nicht warten mag, ins Kochwasser gleite. Das ist wahrlich kaum auszuhalten, weshlab ich kaltes Wasser zuführen muss. Der Überlauf sorgt dafür, dass es keine Überschwemmung gibt. Wie lange ich tatsächlich in der Wanne bleibe, weiß ich nicht. Zu meiner Überraschung bin ich am Ende nicht einmal eingelaufen, was mich positiv überrascht.

Tag 4
Um 07.15 Uhr ist es hell und ich bin wach, obwohl ich nur sieben Stunden geschlafen habe. An die harte Matratze habe ich mich einigermaßen gewohnt, bevorzuge aber weichere Matratzen. Bis zu 26 Grad sollen es im laufe des Tages werden und ich möchte am Vormittag etwas wandern und am Nachmittag chillen. Mal schauen, wie der Tag tatsächlich wird.

Nachdem ich gut 2,5 Stunden durch die Gegend gewandert bin, mit Pausen natürlich, mache ich mir Nudeln, denn heute ist, wie es scheint, kein Tag um essen zu gehen. Ich hinterfrage das auch nicht weiter. Ich bin halt kompliziert. Starke Nackenschmerzen, die sogar zu Kopfschmerzen führen, habe ich vom Spaziergang mitgebracht, obwohl ich ansonsten entspannt bin. Vielleicht rede ich mir aber auch nur ein, entspannt zu sein. Mir ist alles zuzutrauen. Die Rollläden der Wohnung lasse ich durchgehend unten, so sieht keiner, dass ich in der Wohnung auf Kleidung, abgesehen von der Unterhose, verzichte.

Am Nachmittag sitze ich eine Weile am Gradierwerk und lese, doch im Schatten mit etwas Wind finde ich es durchaus frisch und schlendere darum in den Kurpark, um einen angenehmeren Platz zu finden. In der Sonne ist es eindeutig zu warm, weshalb ich mich doch in den Schatten setze. Das Buch wird mit jeder weiteren Seite absonderlicher, weshalb ich es zur Seite lege und überlege, was ich als nächstes tun werde. Mein Sakko holen und anziehen oder eine Mohnschnecke in der Stadt kaufen? Ich entscheide mich für die Mohnschnecke und gehe los. Auf den Weg zum Bäcker wird es immer wärmer. Wo der Park die Temperatur irgendwie regulierte, ist es in der Stadt kaum auszuhalten. Fast schon unangenehm. Da es keine Mohnschnecken gibt, kaufe ich mir eine Pudding-Nuss-Schnecke. Und weil ich dazu noch ein mit Marzipan gefülltes Teil entdecke, kaufe ich das auch noch. Erst in der Ferienwohnung wird mir bewusst wie mächtig die Nuss-Pudding-Schnecke ist. Eigentlich mag ich Pudding-Schnecken auch nicht wirklich, obwohl diese schon lecker ist. Sie aufzuessen schaffe ich nicht und glaube mich zu erinnern, dass ich Puddingschnecken noch nie aufessen konnte. Ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, dass ich je wieder etwas Süßes essen kann.

Später sitze ich am Gradierwerk, lese, bekomme Hunger und esse das Marzipanteil. Ich schätze, ich kann doch wieder Süßes essen. Bis 21.00 Uhr wandere ich anschließend noch herum, bevor ich den Abend mit zwei Aufbackbrötchen auf dem Balkon ausklingen lasse.

16 Kilometer bin ich heute gewandert. So viel wollte ich eigentlich nicht, aber das erklärt, warum ich mich um 22.00 Uhr kaum noch wach halten kann. Dennoch schlafe ich nicht, sondern bestelle mir Davidoff Cool Water Intense Eau de Parfum, weil ich beschlossen habe, dass ich künftig sieben Düfte haben werde. Quasi für jeden Tag einen. Außerdem mag ich die Zahl 7. Mir ist bewusst, dass das nicht wirklich Sinn ergibt und es dann noch länger dauern wird bis mal ein Duft aufgebraucht ist, aber das ist mir egal. Vielleicht sehe ich das, wenn ich zurück bin auch schon wider anders, aber dann habe ich dennoch einen Duft mehr im Schrank stehen. Weitere Entscheidungen treffe ich nicht, stattdessen verliere ich um kurz nach 23.00 Uhr das Bewusstsein.

Tag 5
Gegen 08.00 Uhr backe ich mir zwei Frühstücksbrötchen auf und finde, dass es eine wunderbare Sache ist, morgens Brötchen für mich aufzubacken. Der Tag wird sonnig und sicher auch heiß und ich freue mich auf die ganzen attraktiven Frauen, die viel Haut zeigen und mir im Laufe des Tages über den Tag laufen werden. Nichts von alldem wird mich noch interessieren, wenn ich wieder zurück in Brambauer bin. Alleine die Tatsache in so einem Ort zu wohnen, hat zur Folge, dass ich dort meist unzufrieden bin, denn Brambauer und die darin befindlichen Menschen sind einfach deprimierend.

Mein erster Ausflug nach dem Frühstück führt mich ins Salinental. Dort ist es sehr schön und absolut nach meinem Geschmack, weshalb ich langsam und entspannt die Gegend erkunde. Gegen Mittag schaue ich, zu welchem Italiener ich mich gleichauf den Weg mache, um das Mittagessen zu mir zu nehmen, als ich das Restaurant Indochina Palace entdecke. Ich überprüfe kurz in welcher Preisklasse ich mich dort befinde und was ich essen möchte, dann gehe ich hinein. War ich gestern nicht in der Lage essen zu gehen, so klappt es heute problemlos. Ich werde vermutlich nie wirklich verstehen, wie ich funktioniere. Ich bestelle mir Hühnerbrust in Ingwer Soße und als Vorspeise eine Frühlingsrolle. Normalerweise bestelle ich keine Vorspeise, weil ich sonst die Hauptspeise nicht aufesse. Die Frühlingsrolle schmeckt prima. Und das Hauptgericht so gut, dass ich, bis auf einen Klecks Reis, alles aufesse. Das ist durchaus außergwöhnlich. Am Nebentisch sitzt eine sehr junge Frau mit einem jungen Mann. Er scheint Steuerberater zu sein und ein Freund von Immobilien zur Altersvorsorge. Beide haben sich kürzlich eine Immobilie zugelegt und werden, davon gehe ich aus, sicher irgendwann weitere Immobilien kaufen, was ich sehr vernünftig finde. Wäre ich doch früher nur halb so klug und vorausschauend gewesen. Wer weiß, was dann aus mir hätte werden können.

Ob ich mir solche Urlaube noch lange leisten kann, ist durchaus fraglich, wenn man sich unsere Politiker und ihr Vorgehen so anschaut. Und falls ich es mir leisten kann, wie lange ist es wohl noch erlaubt, ohne das man irgendwelche Kriterien erfüllen muss? Derartige Fragen erscheinen in meiner jetzigen Situation vermutlich abwegig, aber dennoch stelle ich sie mir, weil ich da durchaus bedenkliche Tendenzen erkenne. Das versaut mir zwar hier und heute nicht meine Laune, aber bei den Regierenden muss man ja mit vielem rechnen. Und wenn die Preisspirale sich dank fragwürdiger und scheinbar ungebildeter, oder eiskalt berechnender Politiker, weiter und weiter dreht, dann kann so manches Vergnügen bald der Vergangenheit angehören. Zurück ins Jetzt. 14.00 Uhr. Kurze Pause auf dem Balkon und ein wenig Trauer, weil ich morgen zurück in mein ödes Leben muss. Sicherlich Ware Bad Kreuznach auch weniger verlockend, wenn ich hier auch arbeiten müsste, aber mit Sicherheit wäre es selbst dann noch um ein vielfaches besser als ein Leben in Brambauer. Sollte ich, vorausgesetzt es bleibt mir möglich, irgendwann keine neuen Urlaubsorte im Umkreis von etwa 300 Kilometern finden, dann ist Bad Kreuznach durchaus eine Option für einen erneuten Urlaub, denn für mich hat hier bisher einfach alles gestimmt.

Den Nachmittag verbringe ich zunächst am Gradierwerk, danach sitze ich im Kurpark rum, kaufe mir ein laktosefreies Eis im Eiscafé Giovani und sitze dann wieder im Kurpark. Vermutlich könnte ich noch Wochen nicht viel mehr tun als im Park zu sitzen und zu lesen, aber das geht nicht und morgen um diese Zeit bin ich zurück in meinem Leben und bin vermutlich wieder antriebslos, demotiviert, träge, unzufrieden und zu fast nichts zu gebrauchen. Bis es soweit ist werde ich noch einen letzten Spaziergang machen, weshalb ich um 19.30 Uhr Richtung Gradierwerk gehe, wo ich ein letztes Mal fast eine Stunde verweile und fast wehmütig werde. Auf dem Weg zurück sehe ich Angler angeln. Angler kommen mir vor als wären sie aus der Zeit gefallen, waren mir schon immer suspekt und ich weiß nicht, ob man da nichts gegen unternehmen sollte. Um 20.30 Uhr bin ich zurück in der Wohnung. Eigentlich ist der Urlaub genau jetzt vorbei, obwohl ich noch eine Weile auf dem Balkon sitze und Menschen beobachte, welche die Hängebrücke überqueren.
Zwei Dinge gibt es, die mir in diesem Urlaub, neben meiner unberechenbaren Gestörtheit nicht so gefallen haben. Auf der anderen Seite der Ferienwohnung ist ein Minigolfplatz und ich hätte gerne eine Runde gespielt, aber alleine ist das irgendwie nicht so reizvoll. Das gleiche Problem habe ich mit dem Tretbootverleih. Alleine Tretboot fahren reizt mich nicht, obwohl das eher umzusetzen ist als alleine Minigolf zu spielen.

11 Kilometer bin ich an meinem letzten Urlaubstag gewandert. Es waren wunderbare Tage und ich hoffe, ich konnte soweit auftanken, dass ich nicht direkt nach meiner Rückkehr im gleichen Zustand wie vor dem Urlaub sein werde.

Tag 6
Noch vor 09.00 Uhr ist alles gepackt und ich steige in den schmutzigen Benz. Das wird auch zu einem Klassiker. Ich fahre im sauberen Benz in den Urlaub und im schmutzigen Benz zurück. Hauptverantwortlich ist natürlich der Regen, aber auch Tiere und ein Baum haben an der Verschmutzung mitgewirkt.

Trotz des Google Maps Routenplaners biege ich zu Beginn mehrfach falsch ab, weil ich zwar die zweite Abfahrt im Kreisverkehr nehme, das dann aber doch nicht richtig ist. Dazu kommt eine gesperrte Straße und als ich ein drittes mal falsch abbiege, weil ich die Anweisungen des Routenplaners nicht verstehe, beschimpfe ich das Smartphone, weil man seinen Frust nicht immer runterschlucken darf. Natürlich ändert das nichts, aber meine Unzufriedenheit musste raus. Den Rest der Fahrt klappt alles ganz wunderbar. Allerdings muss ich nach etwa einer halbe Stunde die Autobahn verlassen, weil ich pinkeln muss. Kaum habe ich die Autobahn verlassen, fahre ich rückwärts in einen Waldweg, wo ich mich ungestört erleichtern kann. Unterwegs pinkeln ist auch mittlerweile zu einer Tradition geworden. Im Anschluss kann ich ohne weitere Pausen durchfahren. Der Verkehr ist nicht weiter störend und ich fahre, wie schon auf der Hinfahrt, niemals schneller als 140 km/h, was sich nicht nur aus Kostengründen als sehr vernünftig erweist. Es ist etwa 12.20 Uhr als ich zu Hause ankomme. Ich bin an einigen früheren und auch künftigen Urlaubsorten fast vorbeigefahren. Es zieht mich offensichtlich immer in dieselbe Gegend.

Am Nachmittag wasche ich den Benz und tanke ihn zum dritten Mal innerhalb einer Woche voll. Der Verbrauch liegt bei 7,73 Litern, was ich absolut wunderbar finde.

Bad Kreuznach in Bildern

Die Ferienwohnung ist ein großer Raum mit separatem Badezimmer. Ausreichend Platz war somit vorhanden.

 

Großes Bett mit harter Matratze. Ich habe auf der Seite geschlafen, auf welcher ich mein eigenes Kissen abgelegt habe. Wieder einmal hatte ich ausreichend Platz für ein kleines sexuelles Abenteuer. Aus Gründen der Vernunft habe ich auch dieses Mal darauf verzichtet.
So einen Spiegel hätte ich übrigens auch gerne über meinem Bett.

 

Ohne ein Urlaubs-Selfie geht es einfach nicht. Auf diesem sehe ich fast schon verführerisch gut aus.

 

Irgendwer hat seinen Wanderstock verloren. Vielleicht aber hat der Stock auch seinen Besitzer verloren und dieser verrottet irgendwo in der Gegend. Sachdienliche Hinweise konnte ich keine entdecken.

 

Ist das nicht maximal romantisch? Wie gerne wäre ich in einem Tretboot über die Nahe gefahren. Aber man kann nicht immer alles haben.

 

Another Place to be.

 

In diesem Urlaub habe ich viel gelesen. Meist, wie auf diesem Foto, im Kurpark.

 

Mein Lesezeichen.

 

Ich fahre gerne bei so kleinen Rundfahrten mit. Wegen der Maskenpflicht habe ich aber darauf verzichtet. Das war mir irgendwie zu blöd.

 

Mein erster und auch einziger Lebensmitteleinkauf. Wie immer gab es nur gesunde und nahrhafte Sachen.

 

Ich habe es tatsächlich geschafft essen zu gehen. Im Restaurant Murano ließ ich mir diese leckere Pizza servieren.

 

Ja, ich weiß, dass ist irgendwie Pubertär.

 

Mir hat diese Komposition einfach gefallen, so dass ich ein Foto machen musste.

 

Hier sitze ich in den Schuhen, die ich mir vor zwei Jahren in Emden gekauft habe, vor dem Teetempel auf dem Kauzenberg und gucke runter.

 

1 Sakko, 2 Hemden, 3 Unterhosen. Ich liebe solche Urlaubseinkäufe.

 

Noch ein wenig Romantik. Ist es nicht wunderbar?

 

Ein leckeres Eis gab es für mich im Eiscafé Vannini. Absolut empfehlenswert.

 

Ein weiterer Höhepunkt des Urlaubs. Baden mit Badeente.

 

Das traditionelle Frühstück gab es erst ab Dienstag. Die Salami hat nicht geschmeckt und wurde letztlich im Kühlschrank vergessen.

 

Es ist Sommer, man sitzt vor einem Gradierwerk, atmet gute Luft und muss sich so ein bescheuertes Schild anschauen. Und was machen die Leute? Sie ignorieren es einfach. Ich war entsetzt und maßlos enttäuscht zugleich.

 

Das Salinental ist absolut empfehlenswert und man kann dort Stunden verbringen und entspannen.

 

Auch in diesem Urlaub habe ich es mir nicht nehmen lassen, heimlich eine attraktive Frau zu fotografieren.

 

Aufgenommen am letzten Abend. Ich werde es vermissen.

 

Auch dieses Mal blieb eine Ente zurück. Schon alleine deshalb, weil sie nicht schwimmen kann.

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