Sehr geehrter Dr. X.,
Im April hatte ich das zweifelhafte Vergnügen Sie kennenzulernen. Noch bevor ich sie kennenlernte, sah ich Sie leicht desorientiert in der Praxis meines Zahnarztes auf und ab laufen. Sofort hatte ich den Eindruck, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt. Mangelndes Selbstvertrauen und chronische Orientierungslosigkeit, vermutete ich spontan. Doch da ich, wenn ich mich im Wartezimmer meines Zahnarztes befinde, immer sehr nervös bin, schenkte ich Ihnen keine weitere Beachtung.
Umso überraschter war ich, als Sie sich später, als ich bereits im Behandlungsstuhl Platz genommen hatte, als Dr. X vorstellten. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ihr unsicherer und etwas unbeholfener Auftritt machte mich stutzig. Mein Gefühl sagte mir, dass ich Sie nicht an meine Zähne lassen darf, weil mir Ihre ganze Art nicht den Eindruck vermittelte als wüssten Sie, was Sie tun. Dummerweise höre ich nicht immer auf mein Gefühl, weshalb nun seit über einem Jahr schon mein linkes Auge ruiniert ist und ich eine Brille tragen muss. Doch das ist eine andere Geschichte, die Sie nichts angeht. Leider hörte ich auch dieses Mal nicht auf mein Gefühl und ließ Sie an meinen Zahn. Selbst während der Behandlung hatte ich stets das Gefühl, dass Sie zwar bemüht waren, aber eigentlich besser wegen Überforderung aufgegeben hätten. Leider habe ich Sie auch dann nicht des Zimmers verwiesen und das Unheil nahm seinen Lauf. Sie bauten eine Zementfüllung, die wirklich nicht den Eindruck machte als hätte Sie ein Zahnarzt gemacht. Sind Sie sicher, dass Sie Zahnarzt sind? Und wollen Sie den Job in Zukunft wirklich ausüben? Ich hoffe nicht.
Zwei Tage nach der Behandlung entwickelte ich immer mehr Mundgeruch, der um den Zahn, den Sie „repariert“ hatten, entstand. Leider ließ sich die Ursache nicht feststellen und ich zog mich von meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen zurück, weil ich mit dem Geruch niemanden belästigen wollte. Zu dem Geruch gesellte sich bald eine Entzündung. Dazu gab es Zahnschmerzen. Und dann passierte etwas Unglaubliches. Aus meinem Zahnfleisch wuchs ein Dorn. Haben Sie eine Ahnung, wie der da rein kam? Denken Sie doch einfach kurz nach, während ich Ihnen weiter berichte, was dann geschah. Ich zog den Dorn mit einer Pinzette aus meinem Zahnfleisch. Unverzüglich ging es meinem Zahnfleisch besser. Ich betrachtete das Teil und konnte mir zunächst nicht erklären, was das war, hatte aber einen Verdacht. Sie jetzt auch?
Zwei Tage später präsentierte ich meinem Zahnarzt dieses Teil und hatte Gewissheit. Diesen Dorn hatten Sie benutzt als Sie meine Füllung gemacht haben. Und dann haben Sie wohl vergessen ihn zu entfernen. Kann es sein, dass Sie den falschen Beruf gelernt haben und es sich nur nicht eingestehen wollen? Oder ist es einen Markenzeichen von Ihnen, so etwas zu tun. Quasi ein Zeichen, damit man sich an Sie erinnert?
Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber haben Sie mal darüber nachgedacht einen anderen Beruf auszuüben? Wobei die Frage falsch formuliert ist, suggeriert Sie doch, Sie würden als Zahnarzt arbeiten, was Sie ja bekanntlich nicht wirklich tun. Nur ab und zu halt, aber dass zählt nicht. Als Zahnarzt werden Sie sicher keine große Zukunft vor sich haben. Sie sind eine Gefahr für Ihre Patienten. Und das ist sicher nicht das, was Sie sein wollen. Oder?
Als Anlage sende ich Ihnen ein Foto, welches ich von dem Dorn gemacht habe. Vielleicht drucken Sie es sich ja aus und stellen es sich auf den Schreibtisch. Als Mahnmal. Und dann überlegen Sie, was Sie wirklich sein wollen. Ein Zahnarzt hoffentlich nicht.
Für Ihren weiteren Lebensweg wünsche ich Ihnen dennoch alles Gute und dass Sie einen Beruf finden, der Ihnen Freude bereitet und Ihr Selbstvertrauen stärkt.
Mit freundlichen Grüßen
Herr Fischer
© 08.2013