Sehr geehrter Herr Möller,
ich hatte Ihnen ja im Dezember, als Reaktion auf Ihre Weihnachtskarte, angekündigt, dass ich mich wieder bei Ihnen melde. In der Regel halte ich mich an meine Ankündigungen, weshalb es heute soweit ist. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass Sie sich an mich erinnern, weil Sie mir nicht auf mein Schreiben geantwortet haben, weshalb Sie im Vergleich zu den Gegenkandidaten zur Bürgermeisterwahl einige Plätze verloren haben. Ich kann es nämlich nicht leiden, wenn man mir erst Weihnachtskarten in den Briefkasten werfen lässt und dann keine Zeit hat, angemessen auf meine Zeilen zu reagieren.
Wie ich sehe, haben Sie die albernen Weihnachtsmützen von Ihrer Webseite entfernt und kämpfen mit einem Acht-Punkte-Plan gegen die anderen Kandidaten. Meine Lieblingszahl ist die 7. Sie wollen die Jugendarbeitslosigkeit bis 2020 halbieren. Da haben Sie sich ja viel vorgenommen. Aber was Politiker sich vornehmen und was sie am Ende wirklich erreichen, sind meist zwei völlig verschiedene Dinge, die Sie aber sicherlich gut begründen können, wenn es am Ende doch nicht klappt. Da mache ich mir gar keine Sorgen.
Mehr Sicherheit haben Sie sich auf die Wahlfahne geschrieben. Großartig. Wenn Sie das schaffen, dann haben Sie es drauf. Dummerweise glaube ich nicht, dass Sie das schaffen. Weiter schreiben sie, dass Rassismus und Intoleranz in der Stadt keinen Platz haben. Das will ich hoffen, doch da wir das alle wollen, können Sie mit dem frommen Wunsch bei mir noch nicht punkten. Ich habe auch viele Wünsche, aber das macht mich noch nicht zu einem guten Menschen oder gar zu einem Bürgermeister.
Obwohl ich auch ehrenamtlich arbeite, ist so ein Tag des Ehrenamts, den sie vorschlagen nichts für mich. Sehe ich auch keinen Sinn drin. Klingt für mich nach einer PR-Maßnahme. So etwas brauche ich nicht. Vielen Dank.
Ach, wissen Sie was, mich langweilt ihr acht Punkte Plan, weil ich so Pläne schlichtweg für reine Showmaßnahmen halte. Schreiben Sie mir doch einfach, wenn Sie irgendeinen Ihrer Pläne umgesetzt haben, wenn Sie, was durchaus möglich ist, der nächste Bürgermeister werden.
Ich werde mir ihre Gegenkandidaten nun etwas genauer anschauen, bevor ich meine kostbare Stimme abgebe.
Sie können sicher verstehen, dass ich Ihnen meine Unterstützung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zusichern kann.
Mit sommerlichen Grüßen
Herr Fischer
© 08.2015