Sehr geehrter Herr Klecha,
ich komme täglich an den Wahlplakaten Ihrer Partei vorbei. Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll. Auf einem Plakat lachen mich angemalte Füße an. Auf einem anderen geht es um Sicherheit. Sicherheit ist immer gut. Vor allem, wenn man sowieso ein Angsthase ist. Ich habe immer viel Angst, weshalb ich abends darauf verzichte, durch den Ort zu wandern. Man weiß nämlich nie, wer einem da entgegen kommt und eventuell ausraubt oder einfach eine Ohrfeige verpasst. Polizei sieht man ja hier im Ort eher selten. In Ihrem Programm fand ich dazu folgenden Satz: „Eine aktive Nachbarschaft und gegenseitiges aufeinander Achten sind hilfreiche Maßnahmen, die jeder Bürger selbst organisieren kann.“ Das finde ich dann doch etwas daneben. Ich hätte gerne mehr Polizei und möchte, dass die sich um die bösen Buben kümmert. Wenn ich auf Streife gehe, dann nur mit einer Pistole und einer kugelsicheren Weste. Können Sie mir so etwas besorgen, dann bin ich eventuell bereit, mich aktiv um die Sicherheit im Ort zu kümmern. Ich habe nämlich kein Geld, um mir all das zu besorgen. Außerdem, so glaube ich, ist das auch nicht legal.
Ihr Wahlprogramm gefällt mir, je mehr ich damit beschäftige, immer weniger. Aber vielleicht schreibe ich das jetzt auch nur, weil ich ja eigentlich einem anderen Kandidaten meine Stimme geben will und ich da schon etwas mehr von Ihnen erwarte, wenn Sie mich umstimmen wollen.
Ich möchte zum Beispiel keine Forensik in Lünen und dazu möchte ich, dass dieses blöde und überflüssige Kohlekraftwerk wieder abgeschaltet wird. Was können Sie da für mich tun? Oder stören Sie die beiden Punkte am Ende gar nicht? Irgendwie steht dazu nicht wirklich was in Ihrem Programm. Das ist mir alles zu schwammig. Damit kann ich nichts anfangen.
Ich muss Ihnen, nachdem ich mich nun genug über Ihre Partei informiert habe, mitteilen, dass es so letztlich nicht reicht, meine Stimme zu ergattern. Da muss einfach mehr kommen.
Sie können gerne versuchen, mich noch umzustimmen, da es bis zur Wahl ja noch ein paar Tage sind. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Allerdings, dies darf ich nicht verschweigen, wird es nicht einfach werden, mich umzustimmen.
Nun verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute und für die Wahl viel Glück. Sie werden es brauchen.
Mit freundlichen Grüßen
Herr Fischer
© 05.2014