Sehr geehrte Frau Dazert,
auf der Suche nach einer Person, die bei der nächsten Wahl meine Stimme bekommt, bin ich auf Sie aufmerksam geworden. Vielleicht sind Wahlplakate nicht grundsätzlich Geldverschwendung. Dennoch frage ich mich, warum es so viele davon geben muss. Jeder Ort nur drei Plakate, wäre meiner Meinung nach ausreichend. Aber vermutlich ist mehr auch mehr und derjenige mit den meisten Plakaten gewinnt die Wahl. Dann sehe ich ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen der SPD und der CDU. Aber vermutlich ist das Quatsch und nur Zufall. Ist vermutlich auch nur für Statistiker von Bedeutung.
Beim Betrachten Ihrer Plakate ist mir aufgefallen, dass Sie sehr jung sind und einen fröhlichen Eindruck machen. Dieser Eindruck lässt bei Politikern ja irgendwann nach. Der fröhliche Eindruck scheint zu verfliegen, obwohl Politiker so gut bezahlt werden, dass sie den ganzen Tag fröhlich sein müssten. Vermutlich sind sie es aber deshalb nicht, weil Sie wissen, dass sie für das, was sie leisten, einfach überbezahlt sind. Dies nun würde aber bedeuten, dass Sie doch ein Gewissen haben, woran ich jetzt auch schon wieder zweifle. Also für mich sind Politiker komische Wesen. Manchmal glaube ich, dass Politik den Charakter verdirbt. Oder ist es das Geld? Ist vermutlich nicht wirklich von Bedeutung.
Auf Ihrer Webseite habe ich mich umgeschaut, um herauszufinden, ob ich Ihnen meine Stimme anvertrauen kann. Bei meiner Suche nach einer geeigneten Person, die meine Stimme erhalten kann, ist der Herr von der FDP bereits sang und klanglos ausgeschieden.
Ihre Wahlplakate haben mich etwas an IKEA erinnert. Da wird man auch immer geduzt. Früher fand ich das ganz gut, doch mit zunehmendem Alter weiß ich nicht mehr, ob das immer so angebracht ist. Deshalb war ich sehr erfreut, dass diese Duzerei auf Ihrer Webseite nicht fortgeführt wird.
Was auf Ihrer Webseite unter Gerechtigkeit steht, liest sich ganz gut. Insgesamt bin ich mit Ihrem Webauftritt zufrieden. Allerdings finde ich den Punkt „Presse“ überflüssig, weil es da ja nichts zu sehen oder zu lesen gibt. Das ist nicht gut, da sollten Sie etwas gegen unternehmen.
Wegen des gelungen Webauftritts, Ihrer sympathischen Art und den Inhalten, sind Sie nun vorerst auf Platz 1. Die Linke und die Piraten habe ich allerdings bisher noch nicht überprüft. Sollten die Kandidaten der SPD und der CDU keine guten Argumente liefern, warum Sie meine Stimme verdient haben, haben Sie fast schon meine Stimme sicher. Es sei denn, ich entdecke noch etwas, was mich abschreckt oder aber, was unwahrscheinlich erscheint, die Linken oder die Piraten überzeugen mich.
Die beiden letztgenannten Parteien werde ich in den nächsten Tagen genauer unter die Lupe nehmen. Noch aber sind Sie meine Favoritin. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück, dass das so bleibt und Sie am Ende meine Stimme bekommen. Wobei es ja auch sein kann, dass Sie meine Stimme gar nicht wollen. Schließlich bin ich nicht gerade ein Vorzeigebürger.
Sollten Sie also der Meinung sein, dass ich meine Stimme besser für mich behalte, wenn ich mich für Sie entscheide, dann lassen Sie es mich wissen. Ich wäre da nicht sauer.
Bevor ich mich nun von Ihnen verabschiede, muss ich Ihnen gestehen, dass ich meine Stimme noch nie Ihrer Partei gegeben habe. Ich habe bisher nicht einmal darüber nachgedacht. Ich hoffe, das freut Sie jetzt, dass Sie mich soweit gebracht haben.
Mit freundlichen Grüßen
Herr Fischer
© 08.2013