Dammermann – FDP

Sehr geehrter Herr Dammermann,

auf der Suche nach einer Person, die meine Stimme bekommt, bin ich auf Ihre Wahlplakate aufmerksam geworden. Die sind herrlich nichtssagend und langweilig. „Schluss mit Schulden. Es ist ihr Geld“, steht das zum Beispiel drauf. Natürlich ist es mein Geld. Und obwohl es so wenig ist, mache ich nie Schulden, weil man kein Geld ausgeben kann, was man nicht hat. Politiker wissen das leider nicht. Und jetzt tun Sie auf Ihren Plakaten so als wären Sie anders. Wieso glaube ich Ihnen das nicht? Was denken Sie?
Möglicherweise liegt das daran, dass Ihre Partei seit Jahren dabei ist, wenn es darum geht, weitere Schulden zu machen. Somit sind solche Aussagen unglaubwürdig.

„Nur mit uns“, steht ebenfalls auf Ihrem Wahlplakat. Was soll das? Der Satz ist unvollständig. Richtig müsste er heißen „Nicht mit uns „. Vermutlich ein Druckfehler. Oder? Mit solchen Aussagen, die ich nicht ernst nehmen kann, wird es natürlich schwer, meine Stimme zu bekommen, das können Sie sicher verstehen. Oder?

Eigentlich war das Thema damit für mich durch. Doch als ich gestern durch Lünen wanderte, da sah ich Sie, oder jemanden den ich für Sie hielt, wie Sie, ich gehe jetzt einfach davon aus, dass Sie das waren, fröhlich durch die Stadt liefen und Werbung verteilten. Sie hatten dabei scheinbar mächtig Spaß. Wie ein kleiner Junge auf einer Klassenfahrt. Das fand ich sympathisch, weshalb ich Ihnen noch eine Chance geben wollte. Deshalb besuchte ich später Ihre Webseite. Dort steht, dass Sie sich um die Menschen kümmern wollen, die ganz normal ihre Arbeit machen, Steuern zahlen und sich um ihre Kinder kümmern. Da wusste ich endgültig, dass ich nicht zu Ihrer Zielgruppe gehöre, denn weder kümmere ich mich um meine Kinder, was daran liegt, dass ich gar keine Kinder habe, noch gehe ich einer geregelten Arbeit nach, was daran liegt, dass ich von geregelter Arbeit schlechte Laune kriege und krank werde. Somit passen Sie und ich absolut nicht zusammen.

Sicherlich würde ich mich von hervorragenden Argumenten zum Umdenken anregen lassen, doch sehe ich, was die kommende Wahl angeht, nicht wirklich eine Möglichkeit, Ihnen meine Stimme zu geben.

In der Hoffnung, dass Sie wegen meiner Stimme, die Sie nicht bekommen, nicht zu enttäuscht sind, verabschiede ich mich nun von Ihnen und wünsche Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute und ganz viel Glück.

Mit freundlichen Grüßen
Herr Fischer

Sehr geehrter Herr Fischer,

vielen Dank für Ihre Mail, über die ich mich wirklich gefreut habe (was ich zurzeit wirklich nicht über jede Mail sagen kann, wie Sie sich sicher denken können).

Dass Ihrer Mail das Happy End fehlt, ist bedauerlich, dass Sie mich erkannt haben (ich war es tatsächlich) und wir Ihnen sympathisch vorkamen, ist ja dennoch eine schöne Rückmeldung.

Kurz zur Sache: Wenn Ihnen meine Wahlplakate schon als nichtssagend und langweilig vorkommen, wie sehr müssen Ihnen da die Plakate der anderen weh tun? Ich gebe zu: Sieben Worte ersetzen kein Programm. Mehr sollte man aber auf ein Plakat auch nicht draufschreiben. Die Diskussion über die Glaubwürdigkeit nehme ich aber gerne auf: Die Merkel-Steinbrück-Regierung hatte 2009 eine Finanzplanung aufgestellt, die eine jährliche Neuverschuldung von 80 Mrd. Euro vorsah. Die Merkel-Rösler-Regierung hat es in vier Jahren geschafft, diese 80-Mrd.-Lücke praktisch auf Null zu reduzieren (im nächsten Jahr wird der Bundeshaushalt, wenn wir die Wahl gewinnen, strukturell ausgeglichen sein). Für die nächsten vier Jahre haben wir uns die echte Rückzahlung von Schulden vorgenommen – das hat es seit vierzig Jahren noch nicht gegeben! Und wer 80 Mrd. Neuverschuldung in vier Jahren fast auf Null bringt – der ist doch wohl glaubwürdig damit, oder nicht?

Daher auch „Nur mit uns.“ – das ist der bundesweite Slogan der FDP. Es ist nicht Frau Merkel, die gut ist. Sie ist es, aber eben „nur mit uns“. Wenn Frau Merkel wieder mit Herrn Steinbrück koalieren muss (oder mit Herrn Trittin), dann wird wieder Geld verschwendet. Schluss mit Schulden – gibt es nur mit uns.

Ebenso ist die Frage spannend, ob man zu einer Zielgruppe gehören muss, um sich von einer bestimmten Politik ansprechen zu lassen. Ich kenne ganz viele, die keine Kinder haben, die aber trotzdem der Meinung sind, dass man bessere Politik für Familien machen muss. Ebenso gibt es viele, die egal aus welchem Grund nicht arbeiten, die trotzdem eine Politik bevorzugen, die die Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer verbessert. Schließlich profitieren wir alle von einer hohen Anzahl von Kindern und Arbeitnehmern.

Wie auch immer – ob es hervorragende Argumente sind oder ganz schwache, müssen Sie entscheiden. Ich finde es jedenfalls toll, dass Sie sich so intensiv mit Ihrer Stimmabgabe beschäftigen, auch wenn ich am Ende nicht erste Wahl sein sollte (ein bisschen Hoffnung habe ich ja vielleicht noch). Wichtig ist: Wählen gehen.

Vielleicht laufen wir uns in den nächsten vier Wochen noch einmal über den Weg, ich würde mich freuen,

beste Grüße

Christoph Dammermann

© 08.2013

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