Bettelbrief
Nach einem erneuten Bettelbrief von Herrn Ekelfink, in dem er noch zwei Monatsmieten á 150€ fordert, überweise ich ihm 150€ auf sein Konto. Mehr Geld habe ich leider nicht für ihn. Soll er doch arbeiten gehen, wenn er Geld braucht, ich gehe schließlich auch arbeiten. Nun sollte das Thema Ekelfink aber endgültig erledigt sein.
Der Volksverhetzer – Wie ich mein wahres Ich erkannte
Anfang September 2005 bekomme ich Post von der Polizeidirektion Dortmund. Eine Vorladung zu einer Anhörung. Irgendein möglicherweise total widerwärtiger Mensch hat mich angezeigt und nun soll ich dazu Angaben bei der Polizei machen. Angezeigt wurde ich wegen eines Gedichts auf meiner Webseite, welches sich in der Rubrik Humor befindet und den Titel “Der Asylbetrüger in Deutschland” trägt. Man beschuldigt mich der Volksverhetzung. So wirklich ernst kann und will ich die Angelegenheit zu dem Zeitpunkt dummerweise nicht nehmen, denn der Vorwurf der Volksverhetzung scheint mir mehr als nur lächerlich. Meine Webseite ist voll von mittelmäßigen bis schlechten Witzen über Frauen, Manta-Fahrer, Beamte, Polizisten Polen, Deutsche, Männer usw. Alles irgendwo im Netz gefunden und eingestellt. Da ich das Gedicht nicht selbst verfasst habe und es überall im Netz zu finden ist, mache ich mich relativ entspannt auf den Weg zu meiner Anhörung, die mich zum Staatsschutz führt, was mich ein wenig irritiert und zum Nachdenken bringt. Nachdem ich dort im Wartebereich Platz nehme, fallen mir gleich die ganzen Plakate, die überall aufgehängt sind, ins Auge. Darauf wird einem Hilfe beim Ausstieg aus der rechten Szene angeboten. Ich gerate ins Grübeln. Bin ich vielleicht eine Art Nazi und habe es bisher geleugnet? Ich schaue an mir herab und erschrecke, denn ich trage eine braune Lederjacke. Wie kann ich nur? Ist diese Jacke nicht schon so etwas wie ein Beweis für meine Schuld? Ich schaue mich um, ob ich die Jacke irgendwo verstecken kann, doch es ist zu spät, die Tür geht auf und der Herr Polizist bittet mich herein. Ich folge ihm in sein Büro und weiß, dass mich die Jacke längst verraten hat. Wie soll ich dem braunen Sumpf entkommen, wenn ich zu einem so wichtigen Termin eine braune Lederjacke trage? Ich schäme mich und fühlte mich ertappt. Der Herr Polizist macht einen netten Eindruck, schreibt einen Bericht und stellt einige Fragen, unter anderem, ob ich der rechten Szene angehöre. Trotz meiner Jacke habe ich noch immer das Gefühl dieser Gruppe nicht anzugehören und verneine, während ich mich frage, ob es so etwas wie die “Anonymen Neonazis” gibt, denen ich mich anschließen kann. Ich kann den Gedanken allerdings nicht zu Ende führen, da mich der Herr Polizist bittet, seinen Bericht zu lesen und zu unterschreiben. Ich unterschreibe und werde aufgefordert das Gedicht unverzüglich von meiner Webseite zu entfernen. Nachdem ich es versprochen habe, darf ich gehen.
Verwirrt und auch angewidert von mir selbst, dass ich jahrelang meine extremen Neigungen verleugnet habe, fahre ich schnell nach Hause, um dort alle Beweise (die Reichsfahnen, die SS-Mützen und die Poster und Fotos vom Führer), dass ich der rechten Szene angehöre, zu vernichten. Als ich in mein Zimmer komme stelle ich mit Erstaunen fest, dass es dort gar keine Beweise gibt. Bin ich vielleicht doch kein Rechter? Ich bin vollends verwirrt und hänge meine braune Lederjacke sofort in die hinterste Ecke meines Kleiderschrankes. Ich muss nachdenken, gründlich nachdenken.
Einige Tage später denke ich immer noch nach, weiß allerdings nicht worüber, da bekomme ich Post von der Staatsanwaltschaft. Mir fällt gleich der beiliegende Zahlschein auf und ich begreife langsam, dass ich ein echtes Problem habe.
nach dem Ergebnis der bisherigen Ermittlungen sind Sie eines Vergehens nach §130 II StGB hinreichend verdächtig.
Ich beabsichtige, von der Verfolgung dieses Vergehens abzusehen und Ihnen aufzugeben, als Auflage einen Geldbetrag von 250,00 Euro innerhalb einer Frist von 3 Monaten an folgende Stelle zu zahlen:
Gerichtskasse des Amtsgerichts Dortmund
Gerichtsstraße 22
44135 Dortmund
Deutsche Bundesbank Fil. Dortmund
Hierzu bedarf es Ihrer Zustimmung und der des zuständigen Amtsgerichts, die ich gleichzeitig beantrage.
Im Falle der Zustimmung, die binnen 2 Wochen nach Erhalt dieses Schreibens unter Verwendung des beigefügten Antwortschreibens erklärt werden müsste und der Zustimmung des Amtsgerichts werde ich das Verfahren vorläufig einstellen.
Sollte ich innerhalb der gesetzten Frist keine Nachricht erhalten, muss ich davon ausgehen, dass der beabsichtigten Verfahrensweise nicht zugestimmt wird. In diesem Falle sollte ggf. mit der Erhebung der öffentlichen Klage gerechnet werden.
Da ich meine braune Jacke schon seit Tagen nicht mehr anhatte und mich nicht als Volksverhetzer sehe, beschließe ich, erstmal einen Anwalt aufzusuchen, denn 250€ so zum Fenster raus zu werfen war noch nie so mein Ding. Und würde ich so nicht eine Straftat zugeben, die ich in meinen Augen nie begangen habe? Eine ganz und gar unbefriedigende Situation für mich.
Der Volksverhetzer geht zum Anwalt
Mein Anwaltstermin verläuft alles andere als zufriedenstellend. Zwar ist der erste Anwalt mit dem ich spreche nett und interessiert, aber da es sich nicht um sein Fachgebiet handelt übergibt er den Fall einem Kollegen. Als dieser sich mir vorstellt habe ich sofort ein schlechtes Gefühl, denn dieser Fachanwalt findet den Streitwert von 250€ äußerst gering und die Kosten die mir entstünden, wenn er mich vertrete, würden in keiner Relation dazu stehen. Meine Chancen sieht er bei 50:50, weshalb er mir rät die 250€ zu akzeptieren. Da er erkennt, dass er einen armen Menschen vor sich hat, der sich wegen läppischer 250€ schon so anstellt, ist seine Kurzberatung für mich kostenlos. Vielen Dank.
Der Volksverhetzer denkt nach
Ich verstehe die Welt nicht mehr. 250€ Strafe wegen Volksverhetzung. Selbst Petra scheint der Meinung der Staatsanwaltschaft zu sein und ist irgendwie genervt von mir, da ich schon wieder in Schwierigkeiten stecke und diese in ihren Augen wohl nicht ernst genug nehme. Sie hatte schon immer wenig Verständnis für meine merkwürdige Webseite und ist scheinbar der Meinung, dass alles früher oder später so kommen musste. Ich bleibe anderer Meinung und will auch weiterhin nicht wahrhaben, dass ich ein solch schwerwiegendes Verbrechen begangen habe und überlege welche Möglichkeiten mir noch bleiben.
Die braune Lederjacke ist entsorgt und der Anwalt nicht willig. Also unterschreibe ich das Antwortschreiben und erkläre mich bereit die 250€ zu bezahlen. Doch kaum habe ich das Schreiben verschickt kommen mir wieder Zweifel, ob ich nicht doch darauf verzichten solle zu bezahlen und die öffentliche Klage in Kauf zu nehmen. So beschließe ich, doch nicht zu zahlen und nehme mir vor, mich bei Gelegenheit zu erkundigen, was für Folgen das für mich haben könnte.