Der Rest der siebzehnten Praktikumswoche
Am Mittwoch sagt mir ein Kunde, dass ich zu meinem Chef gehen und ihm sagen soll, dass ich ein guter Verkäufer bin. So etwas mache ich grundsätzlich nicht. Deshalb teilt mir der Kunde mit, dass er es selber tut, wenn er demnächst ein Auto bei uns kauft. Vermutlich wird der Kunde nie wieder hier auftauchen. Aber egal, solche Aussagen helfen mir dabei ein überheblicher und eingebildeter Verkäufer zu werden. Ich bin auf einem guten Weg. Und so macht es auch nichts, dass ich in dieser Woche kein einziges Auto verkaufe.
Arbeitszeit in dieser Woche: 38 Stunden und 0 Minuten.
Martha
Der Mittwochabend führt mich ins FZW. Ich hoffe, dort auf Bekannte zu treffen oder neue Leute kennenzulernen. Mir ist irgendwie nach Unterhaltung. Zunächst sieht es nicht so aus als würde ich mich heute hier mit irgendwem unterhalten, doch nach einiger Zeit treffe ich Ralle, den besten Freund von Birte, meiner Ex. Er erzählt mir, dass Birte spontan entschieden hat, doch nicht wieder mit ihrem Ex-Mann zusammen zu ziehen, weil es einfach nicht passt. Ralle und ich wussten schon lange, dass es mit den beiden nicht passt. Ich frage mich, ob ihr Ex überhaupt schon weiß, dass sie nicht zu ihm zieht. Schließlich teilt sie ihre Entscheidungen nicht gerne dem jeweiligen Partner mit. Mir soll es egal sein. Mal schauen, wer sich als nächstes mit mir unterhält. Zunächst unterhält sich niemand mit mir. Es sind zwar genügend Frauen anwesend, aber scheinbar ist keine bereit mich anzusprechen. Enttäuschend.
Da es so nicht weitergehen kann spreche ich die blonde Frau an, die mich im April hier angesprochen hatte und mir erzählte, dass sie weiß, was sie will. Heute weiß ich was ich will, nämlich dass sie mich unterhält. Und heute ist sie im Gegensatz zum letzten Mal auch nicht betrunken. So ist es möglich normal mit ihr zu kommunizieren. Sie erzählt mir, dass sie sich gerne mit Menschen unterhält und es interessant findet. Ich sage ihr, dass mich die meisten Menschen nicht interessieren, ich deshalb selten mit irgendwelchen Fremden rede und dass es Gespräche gibt, die schon nach drei Sätzen beendet werden müssen, weil mein Gegenüber mich langweilt. Sie findet meine Einstellung toll und erzählt mir, dass sie mich für intelligent hält, was ihr ebenso gefällt. Ich nehme ihre Aussagen einfach mal so hin. Ich traue derartigen Komplimenten nämlich nicht. Das sagt die bestimmt nur, weil sie mich ins Bett kriegen will. Die Information, dass sie nicht auf ONS steht und nicht daran interessiert ist, bringt sie da auch nicht weiter. Eher im Gegenteil. Unter diesen Voraussetzungen bin ich für sie erst recht nicht zu haben. Als sich der Abend dem Ende entgegen neigt fragt sie, ob ich sie nach Hause bringen kann. Natürlich, schließlich fahre ich ein Taxi.
Auf dem Weg zum Auto sagt sie mir, dass sie es jetzt doch etwas komisch findet alleine mit mir zu ihr zu fahren. „Kannst Du verstehen, dass ich mich jetzt etwas komisch fühle.“ – „Ja. Ist schon okay. “ – „Man merkt, dass ich etwas betrunken bin. Oder?“ – „Keine Ahnung.“ – „Also ich merke, dass ich was getrunken habe. Du nicht?“ – „Keine Ahnung. Ich kenne Dich ja nicht nüchtern.“ Zunächst ist sie irritiert, dann findet sie meine Antwort witzig. „Du hast gesagt, Du fährst ein kleines Auto.“ – „Ist es doch. Auf den Rücksitzen ist wenig Platz.“ – „Und auch noch ein Mercedes. Und ich sag vorhin noch zum Spaß, dass es Männer gibt, die Ihren Mercedes-Schlüssel extra auffällig auf den Tisch legen, um Frauen kennenzulernen.“ – „Deshalb fragte ich Dich ja, ob ich meinen Schlüssel rausholen soll. Hast Du wohl nicht verstanden.“ Kaum sitzen wir im Auto, fragt sie nach meinem Namen. „Den hast Du wohl vergessen?“ – „Ich kann mir nicht jeden Namen merken, wenn ich mich vor fünf Monaten mal unterhalten habe. Weißt Du denn meinen Namen? – „Martha.“ Damit hat sie nicht gerechnet.
Abschlussdialog: »Ich würde Dich gerne wiedersehen.“ – „Das wirst Du.“ – „Ja!? Oh…Ach. ..Äh…also einfach so?“ – „Ja. Einfach so.“ – „Oh…Ja…Gut. Dann sehen wir uns.“ – „Das werden wir ganz bestimmt.“ – »Dann bis bald.“ – „Bis bald.“ Zum Abschied sagt sie noch zweimal meinen Namen und verschwindet in die Nacht. Jetzt hat sie es zum zweiten Mal in diesem Jahr versucht und wieder nichts erreicht, aber es hätte auch zu nichts geführt, wenn wir das vertieft hätten. Ich kenne mich und so ist es besser für uns beide.
Ursula und die Bananen
Warum besucht Ursula mich regelmäßig, obwohl ich weder Geld, noch eine Wohnung habe und im Bett schneller als die schnellste Maus von Mexiko bin? Können Bananen blind machen oder ist Ursula so anspruchslos, dass ihr alles egal ist? Liebt sie das Skurrile? Oder ist es die Erregung, die von mir geschenkte Bananen bei ihr auslösen?
Und warum sagt sie, dass sie Ähnlichkeiten zwischen mir und Dr. House sieht und fragt mich allen Ernstes, ob ich regelmäßig Dr. House gucke und sein Verhalten vielleicht kopiert habe? Da kann man direkt folgendes Fragen. Wer war zuerst da? Dr. House oder DrSchwein? Und wer kopiert wen? Und wenn ja, warum? Kann es sein, dass sie auf Dr. House steht und mich nur benutzt? Und wenn ja, warum?
Was auch immer es ist, ich habe jetzt keine Zeit darüber nachzudenken, denn ich muss nun eine Banane kaufen, die ich am Wochenende gegen Sex eintausche. Ein herrliches Arrangement.
Achtzehnte Praktikumswoche
Da ich keinen einzigen Kunden zu Gesicht bekomme, schaue ich mir ein paar Verträge des Chefs an. Wenn meine Verträge so aussehen, dann unterzeichnet er sie nicht und ich darf sie überarbeiten. Seine Verträge entsprechen alle nicht seinen Normen. Kein einziger Vertrag ist so wie er sein sollte. Und wie es sich für einen guten Verkäufer gehört, spreche ich ihn darauf an. Wie erwartet redet er viel, aber erklären kann er es nicht wirklich. Ich soll es jedenfalls nicht so machen. Hatte ich auch nicht vor.
Mein Büro teile ich weiter mit der Noch-Praktikantin. Das macht keinen Spaß, denn das einzige was man meiner Meinung mit Frauen teilen sollte ist das Bett. Wobei ich sagen muss, dass ich mit der Noch-Praktikantin mein Bett nicht teilen möchte. Zumindest nicht länger als zehn bis fünfzehn Minuten.
In dieser Woche gibt Robocop alles. Er sitzt plötzlich im besten Büro und schnappt sich Kunden. Er schließt die Tür zu seinem Büro, qualmt es voll, so dass man, wenn man es betritt, eine Rauchvergiftung erleidet. Wenn er mal nicht rauchend in seinem Büro sitzt, berät er Kunden. Da er nun das beste Büro hat, berät er oft. Und so dauert es nicht lange bis er einen Wagen verkauft. Einen Seat Leon. Da er von nichts eine Ahnung hat, darf ich den Kaufvertrag mit ihm machen. Es fällt mir schwer mich anständig zu benehmen. Ich koche vor Wut. Warum sitzt der im besten Büro? Warum kaufen Menschen bei so einem Trottel und wie steh ich jetzt da? Wenig später fragt er mich, ob ich einen seiner möglichen Kunden anrufen will. Ich frage ihn, warum er mir den Kunden geben will. Als Dankeschön, weil ich ihm gerade geholfen habe. Ich verkrafte das nicht. Nun bekomme ich schon aus Mitleid Kunden von Robocop. Und natürlich ist der geschenkte Kunde ein Witz. Da hat Robocop mich ja richtig vorgeführt. Wie tief bin ich nur gesunken?
Etwas später will er mir einen weiteren Kunden übergeben. Ich lehne ab bevor ich mich übergebe. Einige Minuten später hat er schon wieder einen Kunden für mich. Als ich dort anrufe stellt sich heraus, dass die Telefonnummer nicht stimmt. Ich komme mir irgendwie verarscht vor. Kurze Zeit später kommt Robocop erneut in mein Büro. Er will mir nur mitteilen, dass er gerade einen Nissan Note verkauft hat und die Kunden am Freitag kommen, um den Vertrag zu machen. Ich bin kurz vorm zerplatzen. Während er Autos verkauft mache ich Verträge für den Chef und für Willi, der einen Krankenschein hat. Wenn Robocop dann Hilfe braucht bin ich auch zur Stelle. Ich bin für die Post zuständig und für Preisauszeichnungen, weil Robocop sie einfach nicht macht. Warum er sie nicht macht ist klar. Er stellt sich dumm oder sagt, dass er bei dem Wetter nicht raus will oder gibt die Aufgaben weiter. Ich Depp arbeite ordentlich und zur Belohnung bin ich für alles verantwortlich und werde für jeden Fehler mit einer gnadenlos langweiligen Rede bestraft. Robocop guckt stattdessen Filme und schert sich einen Dreck um alles andere. Aber ist es richtig ihn deshalb zu hassen? Sollte ich ihn nicht lieber dafür bewundern, dass er mit dieser Masche durch kommt und versuchen ihn zu kopieren? Dann würde ich auch wieder Fahrzeuge verkaufen.
Am Donnerstag bin ich für einen kurzen Moment äußerst zufrieden. Die Kunden, welche den Nissan Note vom Robocop kaufen wollten, sitzen nun bei einem anderen Kollegen und machen dort den Vertrag. Robocop ist stinksauer. Er kann nicht verstehen, wieso die Kunden nicht bei ihm gelandet sind. Kurz danach erfahre ich, dass sie Robocop für total unfähig halten und deshalb nicht bei ihm gekauft haben.
Als ich wenig später den Chef auf Robocop anspreche, sagt er nur, dass wir uns ja geeinigt hatten, dass wir es mit ihm versuchen und deshalb keine Diskussionen zum Thema Robocop mehr geführt werden. Nun hat dieses blöde Arschloch doch tatsächlich einen Freibrief. Er hat keine Aufgaben mehr, sondern kann machen was er will. Vielleicht sollte ich mich krankschreiben lassen.
Am Samstag erfahre ich endlich warum Robocop nicht gefeuert ist und wieso er machen darf, was er will. Er hat, als er erfahren hat, dass er entlassen wird, ganz fürchterlich im Büro des Chefs geweint. Und mein Chef fällt auch noch drauf rein. Tränen als Mittel zum Zweck. Robocop beherrscht wirklich alle Tricks, die man beherrschen muss, um es im Leben zu etwas zu bringen.
Als ich kurz vor Ende der Arbeitswoche einen Kunden eine Stunde lang belügen muss, damit er einen gebrauchten Peugeot 406 kauft, weiß ich wieder, warum ich Verkäufer nicht leiden kann. Was mache ich hier nur?
Arbeitszeit in dieser Woche: 43 Stunden und 02 Minuten.
Neunzehnte Praktikumswoche
Zu Beginn der Woche wird mir eine 17jährige Praktikantin geschenkt. Langsam weiß ich echt nicht mehr wohin damit. Wir haben jetzt mehr Mitarbeiter als Fahrzeuge. Verstehen muss ich das nicht.
Am Dienstag sitze ich gemütlich mit meinen beiden Praktikantinnen im Büro als Robocop sich zu uns gesellt. Nach wenigen Minuten kriegt er seinen ersten Einlauf von mir. Ich sage ihm, dass es langsam reicht und ich seit letzter Woche darauf warte, dass ein Preisschild in den Wagen kommt. Als er widerspricht werde ich etwas deutlicher und sage ihm, dass ich keine Ausreden mehr hören will und genug davon habe. Keine zehn Minuten später ist das Preisschild angebracht. Zwar Stümperhaft, aber immerhin. Von den restlichen Aufgaben, die ich ihm gebe, vergisst er die Hälfte. Entweder liegt es an dem Vakuum in seinem Kopf oder an seiner Arroganz und Ignoranz. Wenn er weiter so arbeitet werde ich ihn wohl beschimpfen müssen. Spasti.
Den Rest der Woche lässt er sich kaum hier oben sehen. Auch seine Anrufe werden seltener. Er scheint tatsächlich gewisse Fortschritte zu machen. Die neue Praktikantin nennt ihn Wasserleiche. Ein weiterer schöner Name für diesen schönen Mann. Die neue Praktikantin soll bis 18.30 Uhr arbeiten. Ich sage dem Chef, dass das so nicht geht, da sie erst siebzehn ist und nicht länger als 40 Stunden in der Woche hier sein darf. Er bedankt sich für die Informationen und sie hat um 17.00 Uhr Feierabend. Dafür, dass ich das so toll für sie geregelt habe, werde ich mit Keksen und Schokolade belohnt. Was bin ich bloß für ein toller Kerl? Wenn ich jetzt noch Autos verkaufen würde, wäre es kaum auszuhalten.
Am Ende der Woche liegt mein Schreibtisch voller Arbeit. Ich habe einige Verkäufe vorbereitet, die meine Kollegen vermutlich zum Abschluss bringen. Mein Magen rebelliert und ich bin alles andere als entspannt. Mit jeder Woche scheine ich für mehr Dinge verantwortlich zu sein. Ich glaube, das nennt man Stress. Stress ist ungesund. Nächste Woche sollte ich kündigen.
Arbeitszeit in dieser Woche: 38 Stunden und 07 Minuten.
Doppelt blöd?
Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, um zu erfahren wohin man eine Briefmarke kleben muss? Lernt man so etwas in der Schule, im Elternhaus oder weiß man es einfach irgendwann?
Meine 21-jährige Praktikantin sollte in dieser Woche einen Brief verschicken. Sie bekam den Brief, eine Briefmarke und den Firmenstempel. Zunächst entschied sie sich dafür, dass die Briefmarke oben links am besten aufgehoben ist. Dann befand sie es für richtig, den Firmenstempel auf die Briefmarke zu machen. Immerhin wusste sie, dass Briefmarken gestempelt werden. Alles andere hat ihr dann meine 17-jährige Praktikantin erklärt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wieso eine 17-jährige mehr weiß als eine 21-jährige. Und wo hat das System bei der 21-jährigen versagt? Weiß die Zwillingsschwester der 21-jährigen eventuell mehr oder weiß jede der beiden nur bestimmte Dinge, weshalb beide nur funktionieren, wenn sie zusammen sind? Und ist es am Ende kein Zufall, dass sie blond sind?
‘Dumm bumst gut‘, heißt es ja, doch mich törnt so viel Blödheit eher ab.
Aufkleberzwang
Jahrelang habe ich es vermieden mein Auto mit irgendwelchen Aufklebern zu verschandeln. Jetzt zwingt mich die Regierung dazu, es doch zu tun. Und nicht nur das, sie schreibt mir sogar vor, wie dieser Aufkleber auszusehen hat und wohin ich ihn kleben muss. Und sie zwingt nicht nur mich, sie zwingt jeden Autofahrer und jede Autofahrerin. Doch die Regierung verteilt diese hässlichen Aufkleber nicht kostenlos, sondern zwingt jeden Autofahrer und jede Autofahrerin Geld für den Aufkleber zu bezahlen. Hat man keinen dieser hässlichen Aufkleber, gibt es Ärger und ein Bußgeld. Dumm ist dies für alle, deren Auto es nicht verdient hat einen Aufkleber zu bekommen und die nicht genug verdienen sich ein anderes Auto, welches einen Aufkleber verdient hat, zu kaufen.
Wer einen Aufkleber in der falschen Farbe hat, darf bestimmte Straßen nicht befahren. Klingt nach einer neuen Form von Rassismus, dem Aufkleberfarbrassismus.
Und so hat mein Benz nun einen dieser widerlichen Aufkleber an der Scheibe kleben. Und es tröstet mich nicht wirklich, dass ich für den Aufkleber nichts bezahlen musste. Ich überlege ernsthaft meinen Benz abzuschaffen, denn der Aufkleber versaut mir jede Fahrt. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertrage.
Zahlen die Krankenkassen eigentlich dafür, wenn man wegen dieser Aufkleber eine Therapie machen muss?
Zwanzigste Praktikumswoche
Die Woche beginnt da, wo die letzte Woche aufgehört hat. Nur ist meine Laune noch schlechter, denn alle Kunden, die ein Fahrzeug kaufen wollen, haben noch ein altes Fahrzeug, welches sie in Zahlung geben wollen. Und damit wird es unmöglich ein Fahrzeug zu verkaufen, denn unsere Aufkäufer bieten zu wenig oder haben kein Interesse. Somit haben die Kunden kein Interesse und ich kann nichts tun. Ich bin kurz davor spontan nach Hause zu gehen, weil mich alles ankotzt. Autoverkäufer ist definitiv nicht mein Beruf.
Der Lehrer meiner Praktikantin kommt vorbei, um sich zu erkundigen, ob seine Schülerin ordentlich arbeitet. Und ich als zuständiger Betreuer diskutiere mit ihm. Ein Praktikant betreut eine Praktikantin. Was für eine verrückte Welt. Später zeigt mir die Praktikantin ihren Wochenbericht, damit ich ihn korrigiere. In dem Bericht schreibt sie über ihren Betreuer, Herrn F. Vielleicht sollte ich meine nächste Ausbildung zum Betreuer machen.
Am Mittwoch verkaufe ich einen Suzuki Swift. Aber nur, weil ich dem Kunden sage, dass ich davon ausgehe, dass der Wagen eine Zentralverriegelung hat. Nachdem der Vertrag unterzeichnet ist, stelle ich fest, dass der Wagen gar keine Zentralverriegelung hat. Auf Anweisung von oben verschweige ich diese Tatsache allerdings. Ich weiß nicht, ob ich solche Geschichten auf Dauer mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Robocop nervt auch wieder. Er kommt extra nach der Schule, um einen Kaufvertrag mit einer Kundin abzuschließen. Die Krönung ist allerdings, dass es sich bei der Kundin um meine Kundin handelt. Der hat sie echt nicht alle. Und ich soll ihm auch noch den Vertrag erstellen, da er das noch immer nicht kann. Ich bin erbost. Doch zum Glück kommt der Vertrag nicht zu Stande, weil die Kundin absagt. Wieso darf dieser Vollidiot eigentlich meine Kunden klauen? Ich würde mich ja beim Chef beschweren, aber leider darf man sich nicht über Robocop beschweren. Dieser würde sonst möglicherweise das Autohaus in einem Meer von Tränen versinken lassen.
Zur Krönung verkauft er am Samstag einen Fiat. Und da außer mir nur Azubis im Haus sind, muss ich den Vertrag mit ihm machen. Und da er noch nie eine Finanzierung gemacht hat, muss ich diese auch noch mit ihm machen. Während ich so hinter ihm stehe und ihm sage, was er zu tun hat, möchte ich ihn am liebsten mit einem Stein erschlagen. Es ist unglaublich, wie der Typ mich anwidert mit seinem affektierten Verhalten. Zum Dank für meine Hilfe gibt er mir die Hand. Das ist alles so deprimierend für mich. Wie soll ich das nur weitere sechs Wochen ertragen?
Der Sitz vom WC lässt sich neuerdings nicht mehr hochklappen. So sollen die Mitarbeiter vermutlich zu Sitzpinklern erzogen werden. Funktioniert allerdings nicht. Irgendwer hat im Stehen gepinkelt und alles vollgesaut. Schöne Sauerei. Vielleicht pinkle ich demnächst einfach ins Waschbecken.
Arbeitszeit in dieser Woche: 43 Stunden und 00 Minuten.
Einundzwanzigste Praktikumswoche
Das Praktikum neigt sich dem Ende entgegen. Und es läuft derzeit so gut, dass es immer mehr den Anschein hat, dass nicht nur mein Praktikum zu Ende geht, sondern dieses Autohaus gleich mit den Bach runter geht. Allerdings wurde das schon öfter vermutet und passiert ist es dennoch nicht.
Am Mittwoch werde ich versetzt. Nachdem Robocop seinen Kunden, die er mir weggenommen hat, nur Blödsinn erzählt hat, ist der Chef so sauer, dass er ihn wohl nie mehr auf Kunden loslassen will. Und da Willi weiterhin krankgeschrieben ist, bekomme ich nun das Büro an vorderster Front, während Robocop, wenn er nächste Woche zurückkehrt, mein schönes Büro bekommt. Sollte Willi allerdings wiederkommen, muss Robocop wohl auf dem Gästeklo untergebracht werden. Es bleibt also spannend.
Das Büro bringt mir einige Kundengespräche, aber keinen einzigen Erfolg.
Donnerstag kurz vor Feierabend schreibe ich zwar einen Vertrag, aber dabei handelt es sich um einen Kunden, der am Telefon beim Chef gekauft hat. Deshalb drehe ich mein Namensschild auch nicht um als mich der Chef, nachdem ich den Vertrag erstellt habe, auffordert es umzudrehen. Ich sage ihm, dass das nicht zählt, da ich ja nichts zum Verkauf beigetragen habe. Ich glaube, meine Aussage kann der Chef nicht verstehen. Das macht nichts.
Arbeitszeit in dieser Woche: 35 Stunden und 16 Minuten.