Juli 2007

Schöne Füße – Schneller Sex
Den Abend verbringen Loerz, Sam und ich im FZW. Es ist sehr voll und verdammt warm. Die Optik ist okay und nichts deutet daraufhin, dass an diesem Abend ungewöhnliche Dinge passieren werden. Loerz grinst fröhlich umher und wird von der einen oder anderen Frau angelächelt. Sam ist nicht ganz so fluffig drauf und ich bin gespannt, wie es sich anfühlt wieder als richtiger Single unterwegs zu sein. Irgendwann kommt eine dunkelhaarige Frau auf den Loerz zu und spricht ihn an. Sie will wissen ob er barfuß in seinen Schuhen ist, erzählt ihm, dass sie auf Männerfüße steht und fragt ob er schöne Füße hat. Er sagt ihr, dass er Hammerzehen hat, worauf sie enttäuscht verschwindet. Wenig später unterhält sich Loerz mit Nadja und Sofia. Sofia teilt ihm während des Gesprächs mit, dass sie auf Sam steht und fragt ihn ein wenig über Sam aus. Nach einiger Zeit geht sie rüber zu Sam, um sich mit ihm zu unterhalten. Bereits nach wenigen Minuten fragt sie ihn, ob er Sex mit ihr haben will. Er verneint. Loerz und ich können es gar nicht glauben, denn Sofia ist gewiss nicht so hässlich, dass man nicht mit ihr in Bett hüpfen kann. Aber manchmal ist der Sam halt nicht so einfach zu haben. Während Sam mit Sofia plaudert, steht Nadja bei uns und versucht mit uns zu kommunizieren, was schwierig ist, da Loerz Nadja blöd findet und ich ein Langweiler bin. Außerdem habe ich Mundgeruch, was Nadja mir mitteilt, als sie mir ein Kaugummi anbietet, damit ich weniger stinke. Das ist mir total peinlich, weshalb ich den Kaugummi natürlich sofort annehme. Allerdings fühle ich mich jetzt noch minderwertiger als ohnehin schon, so dass die Unterhaltung mit Nadja nicht wirklich locker ist. Ich finde Nadja im Gegensatz zum Loerz gar nicht blöd, sondern in ihrer ganz besonderen Weise sogar attraktiv. Also Optisch zumindest. Groß, schlank, dunkle Haare und schöne Zähne. Da gibt es jetzt nichts zu meckern. Das Gespräch mit Nadja ist dennoch nur von kurzer Dauer, weil Sam ja nicht mit Sofia schlafen will und die beiden daher auch nicht mehr allzu lange plaudern.

Als wir uns auf den Weg nach Hause machen zupft eine blonde Frau mit Michael Schumacher Erfolgskinn an meinem T-Shirt und gibt mir einen Zettel auf den sie ihren Namen und ihre Telefonnummer notiert hat. Der Zettel ist natürlich nicht für mich, ich soll ihn direkt an Loerz weitergeben, was ich natürlich unverzüglich erledige. Loerz nimmt den Zettel, lacht herzhaft und wirft ihn, wie es gute Tradition bei ihm ist, direkt weg. Köstlich. Mein Erfolg an diesem Abend war relativ bescheiden. Ich bekam lediglich ein Kaugummi von Nadja, da sie meinen Mundgeruch nicht länger ertragen konnte. Das ist zwar irgendwie deprimierend, aber dennoch bin ich mit dem Abend insgesamt zufrieden. Es ist fast so als wäre ich nie weg gewesen, was ich eigentlich auch nicht wahr. Ich hatte nur eine Beziehung und gelegentlichen Sex dazu.


Rückholaktion
Am Abend gehen Sam, Tobias, Waldemar und ich zunächst kurz ins Bierhaus Stade. Hier ist es erwartungsgemäß nicht so toll, so dass wir nach wenigen Minuten weiter ins Las Salinas ziehen. Im Las Salinas ist nicht wirklich viel los und so nehmen wir wegen des strömenden Regens ein Taxi, welches uns zum eigentlichen Zielort des Abends, die Live Station, bringt. Anfangs ist es verdammt leer und wir glauben schon, wir seien im falschen Film, doch nach einer Stunde ist der Laden einigermaßen gefüllt. Die Musik der 80er ist okay, der Großteil des weiblichen Publikums einigermaßen übergewichtig und wir nicht gerade begeistert. Glücklicherweise habe ich diesmal ein paar Pfefferminzbonbons dabei, so muss mir Nadja, die mir zufällig über den Weg läuft, kein Kaugummi geben. Als Erster verschwindet Waldemar nach Hause. Wir drei bleiben noch ein wenig bevor auch wir uns auf den Weg machen. Kaum haben wir die Live Station verlassen, kommt uns eine Frau nachgelaufen und fragt, warum wir schon gehen. Sam diskutiert ein wenig mit ihr und erzählt uns dann, dass mehrere Frauen darauf warten, dass wir zurück in die Live Station kommen. Neugierig wie wir sind folgen Tobias und ich ihm zurück in die Live Station. Aus den mehreren Frauen, die angeblich auf uns warten, sind in der Zwischenzeit zwei geworden. Eine der beiden, Manuela, ist wohl sehr an Sam interessiert, weshalb die Rückholaktion überhaupt gestartet wurde. Tobias entscheidet, dass es Zeit ist sofort wieder zu gehen und macht sich unverzüglich auf den Weg. Ich will erst folgen, bin letztlich jedoch zu neugierig und bleibe. Nun muss die Blonde sich um mich kümmern. Sie unterhält sich ein wenig mit mir, stellt aber rasch fest, dass mein Unterhaltungswert eher gering ist, weshalb sie sich von mir abwendet und sich mit irgendwelchen Bekannten unterhält. Würde ich an ihrer Stelle auch so machen. Zum Glück hat Sam keine große Lust noch länger dort zu verweilen und so verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg. Ich glaube, das war die erste Rückholaktion an der ich teilgenommen habe.


Profil Seminar. Tag 1
Nach knapp einer Stunde Fahrzeit und einer kurzen Parkplatzsuche erreiche ich den Ort an dem ich nun zehn wundervolle Tage zu überstehen habe. Hier nehme ich an einem PROFIL-Seminar teil. Glücklicherweise bin ich einer der ersten, so dass ich mir einen Platz in der letzten Reihe sichern kann. Insgesamt sind wir neun Männer und fünf Frauen. Die Frauen sind nicht wirklich interessant, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Zwei von den Frauen kommen ebenfalls aus Brambauer, wie ich, während ich einfach so dasitze und die Leute beobachte, erfahre. Die One Man Show, Herr R., kommt aus Selm. Er ist auch der einzige, der es geschafft hat zu spät zu kommen. Quasi als Belohnung für sein Zuspätkommen begann er sofort mit seiner Show, die seitdem nicht mehr enden will. Immer ein kesser Spruch, zu allem ein Kommentar, alle lieben ihn. Natürlich nicht wirklich, aber egal, Hauptsache er bringt Leben in die Hütte. Bis zur Mittagspause rede ich kein Wort und die Zeit vergeht, wie erwartet, in Zeitlupe. Erst als die einstündige Mittagspause, welche ich allein bei Burger King verbringe, beginnt, dreht sich der Zeiger der Uhr etwas schneller. Kaum ist die Pause vorbei geht es im Zeitlupentempo weiter. Gegen 14.30 Uhr werde ich genötigt etwas zu sagen, denn ich bin an der Reihe mich vorzustellen. Ich nenne Namen, Alter und Wohnort und weise darauf hin, dass ich weitere Details erst morgen im Einzelgespräch verrate. Vorstellung beendet. Kurze Raucherpause. Dummerweise verbringe ich diese zusammen mit der One Man Show im Klassenraum. Zur Belohnung muss ich mich mit ihm unterhalten. Kurz darauf bringen sich zwei weitere Teilnehmer ins Gespräch ein. Irgendwie geht mir das zu schnell, denn ich möchte hier keine Kontakte knüpfen und schon mal gar nicht direkt am ersten Tag. Nur gut, dass wenige Augenblicke später der Unterricht, oder wie auch immer man das nennen mag, weitergeht. Den Rest der Veranstaltung rede ich selbstverständlich kein Wort mehr und schaue nur griesgrämig durch den Klassenraum und beobachte die anderen Arbeitslosen. Entgegen meiner Erwartungen sind diese Menschen scheinbar ziemlich normale Menschen und keine Totalausfälle. Das könnte den Vorteil haben, dass wir mit den geforderten Tests und Aufgaben recht zügig durchkommen. Lediglich die One Man Show bereitet mir Sorgen, denn schließlich hat er es fertig gebracht bei seiner Vorstellung eine Tanzeinlage für alle zu geben. Er ist nämlich früher als Michael Jackson Imitator aufgetreten. Von der Masse her könnte er allerdings gleich zweimal als Michael Jackson auftreten. Egal, er hatte jedenfalls viel Spaß heute. In den nächsten Tagen, so erfahren wir, werden wir vormittags feine Tests machen. Zunächst Rechtschreibung und Grammatik. Ich hoffe, unsere polnische Dozentin kommt mit der Grammatikbewertung klar, denn beim Sprechen unterläuft ihr doch der eine oder andere grammatikalische Fehler. Somit hat sie sicher die besten Voraussetzungen, um uns zu beurteilen. Da ich heute den größten Teil des Tages damit beschäftigt war nicht einzuschlafen und permanent gähnen musste, kann es eigentlich nur besser werden. Und die Anwesenheitszeiten wurden auch etwas freundlicher gestaltet als zunächst geplant. Es geht nun täglich von 08.00 bis 16.00 Uhr. Noch neun Tage herkommen bis dieses Seminar überstanden ist.


Profil Seminar. Tag 2
Der zweite Tag beginnt mit einem Deutschtest. Ich baue sieben Fehler ein, weil ich doch nicht so gut bin, wie ich dachte. Das ist angeblich eine gute Leistung, wie ich zu hören bekomme, doch ich finde es deprimierend, obwohl ich die Zahl 7 mag. Noch deprimierender wird der Mathetest. Es ist ein Test für Hauptschüler und ich erreiche lediglich 56%, was nach dem angewandten Notenschlüssel eine 5 bedeutet. Peinlich, aber Mathe hat mich noch nie interessiert. Erschreckend finde ich allerdings, dass nur zwei Kursteilnehmer besser sind als ich. Da sitzt wohl doch ein Haufen Bekloppter in dem Seminar hier. Weil ich als erster mit den Tests fertig bin habe ich eine Menge Zeit für mich. Diese nutze ich sehr sinnvoll und lese Der Untergeher von Thomas Bernhard. Gut, dass ich heute Morgen daran gedacht hatte das Buch einzupacken. Kurze Zeit später folgt mein erstes Einzelgespräch. Die polnische Dozentin, oder als was auch immer man sie bezeichnen mag, ist ganz nett und wir plaudern ein wenig über meine berufliche Situation. Sie findet es toll, dass ich so realistisch bin und nichts von den zwei Wochen erwarte. Sie gibt zu, dass meine Situation ziemlich hoffnungslos ist. Dass es besser wäre mich einschläfern zu lassen, sagt sie heute noch nicht. Die Mittagspause verbringt der Großteil der Teilnehmer bei Burger King. Alle sitzen friedlich zusammen und scheinen sich gut zu unterhalten. Ich sitze an einem anderen Tisch. Zu viel Vertrautheit muss nicht sein. Mir reicht es vollkommen, dass wir uns während der Mittagspause im selben Gebäude befinden. Nach der Mittagspause darf jeder von uns vier Übungsbögen, Deutsch und Mathe, bearbeiten. Ich kann mich dazu nicht aufraffen, mache nur die dazugehörigen Tests, lese anschließend weiter in meinem Buch oder sitze einfach nur so da. Die Zeit vergeht äußerst schleppend. Teilweise ist mir sogar so langweilig, dass ich mit einigen Kursteilnehmern kommuniziere. Als auch dass mir keinen Spaß mehr macht stelle ich mir vor, wie die 29-jährige Frau, die zwei Plätze von mir entfernt sitzt, wohl im Bett ist und worauf sie wohl steht. Ich hätte echt Lust es mal auszuprobieren. Bevor ich völlig durchdrehe reiße ich mich zusammen und grinse sie einfach mal an. Notgedrungen lächelt sie zurück. Bis zum Ende des Schultages versuche ich den einen oder anderen Witz, um sie zu unterhalten. Sie scheint es nicht zu stören. Ich glaube, morgen werde ich sie fragen, ob sie Sex mit mir haben will.


Profil Seminar. Tag 3
Bereits zum zweiten Mal bin ich als erster im Klassenraum. Das liegt allerdings daran, dass die anderen noch vor dem Gebäude rauchen und nicht daran, dass ich so früh da bin. Kurz nachdem die 29-jährige, sie hört auf den Namen Nisa, den Klassenraum betritt, verwickle ich sie in ein Gespräch. Wenige Sekunden später habe ich auf das Gespräch schon keine Lust mehr, weshalb ich sie auch nicht danach frage, ob sie Sex mit mir haben möchte. Small Talk ist vermutlich nichts für mich. Die Tests des Tages kommen aus den Bereichen „Technisches Verständnis“ und „Räumliche Vorstellungskraft“, oder so ähnlich. Mein Ergebnis ist gut und wenn es mir nicht egal wäre, würde ich mich wohl freuen. Was mich allerdings erfreut ist die Tatsache, dass ich es erneut geschafft habe als erster mit den Tests fertig zu sein. Als nächstes folgt ein Kurzaufsatz. Wir sollen über unsere angestrebte Umschulung schreiben. Da ich nichts anstrebe, schreibe ich lediglich, dass ich nichts anstrebe und entschuldige mich für meine unleserliche Handschrift. Es folgt der mit Abstand langweiligste Teil des Tages. Die Dozentin hält eine Rede über irgendwelche Belanglosigkeiten. Ich kann meine Augen kaum noch offen halten vor Begeisterung. Pünktlich um 11.45 Uhr weise ich sie auf die Mittagspause hin. Diese verbringe ich einsam und allein in meinem Coupé, wo ich nach wenigen Minuten das Bewusstsein verliere. Glücklicherweise erlange ich es kurz vor Ende der Pause wieder. Nach der Pause starten wir eine Art Berufe raten. Wir schreiben zunächst wahllos Berufe an die Tafel. Anschließend müssen wir aufschreiben, was für Berufe bzw. Tätigkeiten uns ankotzen und was wir gerne machen. Ich schlafe gerne, doch das darf ich nicht schreiben. Nach dieser großartigen Aufgabe werden wir in Dreiergruppen zusammengepfercht und müssen nun für die beiden anderen Gruppenmitglieder geeignete Berufe aufschreiben. Ich bin in einer Gruppe mit Marc und Nisa. Es macht den Eindruck als würden wir die Sache nicht so ganz ernst nehmen, denn wir blödeln permanent rum. Nisa scheint eine ähnliche Einstellung zum Arbeiten zu haben wie ich, denn es gibt scheinbar keinen Beruf, der zu ihr passt. An allem hat sie was auszusetzen und mehr als sechs Stunden täglich möchte sie auf keinen Fall arbeiten. Und vor 11.00 Uhr sowieso nicht. Ich schlage ihr vor zu heiraten und den Mann arbeiten zu lassen. Eine andere Möglichkeit hat sie meiner Meinung nach nicht. Ich denke, sie wird darüber nachdenken. Insgesamt scheint sich die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt zu haben. Die Langweiligen, von denen sich einige für witzig halten, und die anderen, zu denen ich mich zähle. Wir sind im Gegensatz zu denen, die sich für witzig halten, tatsächlich witzig. Dadurch stören wir zwar hin und wieder den Unterricht, doch davon geht die Welt nicht unter. Trotzdem ärgere ich mich ein wenig über mich, weil ich schon am dritten Tag meine Außenseiterrolle fast aufgegeben habe und Spaß habe. Möglicherweise ist es mir wichtiger Spaß zu haben als Eigenartig zu sein.


Profil Seminar. Tag 4
Nach nur fünf Stunden Schlaf bin ich scheinbar nicht wirklich zurechnungsfähig. Wie sonst ließe es sich erklären, dass ich mir gleich zwei Mal die Haare wasche? Mit doppelt sauberen Haaren mache ich mich völlig gleichgültig auf den Weg nach Essen.
Zu Beginn machen wir die üblichen zwei Begrüßungstests. Worum es dabei geht, weiß ich nicht, aber es wird schon nicht so wichtig sein, dass ich wissen muss, was wir da wirklich tun. Irgendwann später werden wir in Zweiergruppen eingeteilt und bekommen eine Projektarbeit. Dummerweise weiß ich auch dabei nicht, um was es eigentlich geht. Ich hoffe einfach, dass Marc, der mit mir in einer Gruppe ist, das weiß. Und vor allem hoffe ich, dass er am Montag den ganzen Scheiß für uns präsentieren wird. Während er sich an die Aufgabe macht unterhalte ich mich mit der One Man Show. Der Kerl hat dermaßen üblen Mundgeruch, dass ich mich fast übergeben muss. Ich trete einen Schritt zurück, um während des Gesprächs nicht zu sterben. Nachdem ich der One Man Show während des Gesprächs mitteile, dass ich aus Brambauer komme, fragt er mich, warum ich nicht mit den beiden Frauen aus Brambauer eine Fahrgemeinschaft bilde. Ich sage ihm, dass ich nicht mit denen fahren will und sie besser weiter die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen sollen. Nun fragt er, ob ich mir vorstellen könnte, ihn mitzunehmen. Darauf erhält er von mir ein klares Nein. Als nächstes bietet er an, mir 70€ zu zahlen, wenn ich ihn mitnehme. Ich sage ihm, dass er sich eine Zugfahrkarte kaufen soll, was ihn sichtlich enttäuscht. Als ich nachfolgend noch sage, dass ich ihn nur mitnehmen würde, wenn er eine attraktive Frau wäre ist das Gespräch beendet. Irgendwie tut er mir ja Leid, aber in meinem Auto will ich ihn trotzdem nicht sitzen haben. Es sieht fast so aus als wäre er der unbeliebteste Mann in der Klasse. Besser er, als ich. Irgendwie traurig ist es dennoch. Als die Dozentin wenig später ankündigt, dass die One Man Show morgen nicht am Unterricht teilnimmt, ist die Freude bei einigen nicht zu übersehen. Es muss echt Scheiße sein, wenn einen keiner mag. Genauso unbeliebt scheint auch die verformte Frau aus Brambauer zu sein, die tatsächlich so aussieht als wäre sie im 12. Monat schwanger. Dabei findet sie sich selber ganz toll. Sie wird morgen auch nicht am Unterricht teilnehmen können. Und es ist unverkennbar, dass sich darüber ebenfalls einige freuen. Auch ich freue mich, dass das Untier morgen dem Unterricht fern bleibt, denn der Anblick geht einfach gar nicht. Scheiße, bin ich oberflächlich.


Profil Seminar. Tag 5
Der Tag beginnt wie üblich mit zwei Tests. Anschließend wird die Gruppenarbeit fortgesetzt, da am Montag der ganze Quatsch präsentiert werden soll. Weil ich überhaupt nichts mache, muss Marc doppelte Arbeit leisten. Bisher funktioniert das ganz gut. Er droht lediglich an, dass er mich am Montag unsere, besser gesagt seine, Ergebnisse vortragen lässt. Mal abwarten, ob er wirklich so konsequent ist. Während er fleißig schreibt und nachdenkt gucke ich mir einige der Kursteilnehmer etwas genauer an, speziell die 25-jährige Tanja. Sie ist ca. 1,80m groß und eindeutig zu schwer. Aus ihrem Arsch könnte man mehrere schöne Ärsche formen, ihre Oberschenkel sind bedrohlich und ihr Bauch ist unglaublich schwabbelig. Als ihr Pulli einmal hoch rutscht und ich freien Blick auf ihre speckigen Hüften und ihr mächtiges Arschgeweih habe, erstarre ich für einen Augenblick und bekomme direkt Angst. Für einen Moment glaube ich sogar, dass ich nie wieder eine Erektion bekommen kann nach diesem Anblick. Wenige Sekunden später geht es mir glücklicherweise schon wieder etwas besser. Doch insgesamt hat es mich dermaßen abgetörnt, dass ich nicht einmal mehr Nisa fragen kann, was sie am Wochenende vorhat. Echt gruselig.


Profil Seminar. Tag 6
Der Montag startet wie erwartet damit, dass Marc die Ergebnisse unserer bzw. seiner Arbeit vorträgt. Alles andere hätte mich auch total überrascht. Ein längerer Test zum Hauptschulwissen der 9. Klasse vollendet unsere Anwesenheit nachdem wir alle langweiligen Vorträge gehört haben. Später wird mir erneut mitgeteilt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin und schon ist der Schultag vorbei.


Kurzes Date
Am Abend habe ich ein Date mit einer 43-jährigen, die ich bei Freenet gefunden habe. Die Frau ist durchaus attraktiv, hat eine gute Figur und weiß scheinbar genau, was sie will. Ich weiß gar nichts, komme mir albern und unbeholfen vor und fühle mich überfordert. Dummerweise habe ich ihr vor dem Treffen mitgeteilt, dass es mit mir keine Treffen gibt, bei denen nichts läuft und wir uns auf jeden Fall küssen werden. Und natürlich möchte ich sie küssen, doch bin ich zu nervös und es fehlt mir total an Selbstbewusstsein. So sitzen wir im Café Extrablatt und plaudern über ihre Affäre und ihre sexuellen Interessen und warum sie sich mit anderen Männern trifft, obwohl sie doch verheiratet ist. Als wir genug geplaudert haben, zahlt sie unsere Getränke und wir gehen zu meinem Auto. Ich bin mir sicher, dass sie davon ausgeht, dass zwischen uns noch etwas laufen wird. Und ich bin mir ebenso sicher, dass ich sie heute enttäuschen werde.
Als wir zurück fahren und sie sich ein Kaugummi nimmt, bin ich mir sicher, dass sie davon ausgeht, dass wir uns gleich küssen werden. Mir wird schlecht, was mir bei Überforderung im Zusammenhang mit einer Frau grundsätzlich passiert. Als wir zurück am Parkplatz sind, wo ihr Auto steht, plaudern wir noch eine Weile. Sie sieht mich auffordernd an und ich plappere irgendeinen Müll, weil ich mich nicht traue sie zu küssen, obwohl sie eindeutig genau das von mir will. Sie beugt sich nahe zu mir rüber, doch ich plappere einfach weiter wie ein kleiner Blödmann. Ich hasse mich für meine Blödheit, kann aber nichts dagegen tun. Zu abstoßend und minderwertig fühle ich mich und dass am Ende nichts läuft liegt natürlich nur an mir. Irgendwann gibt sie enttäuscht auf und verabschiedet sich von mir. Ein weiteres Treffen wird es natürlich nicht geben, da sie ihre Zeit nicht mit Dates verschwenden will bei denen nichts läuft. Sie hat eine gute Einstellung und ich habe mächtig einen an der Waffel.


Profil Seminar. Tag 7
Den ganzen Schultag über mache ich irgendwelche Tests. Erst kaufmännisches Grundwissen, später noch einiges anderes. Ich bin permanent beschäftigt, weshalb die Zeit recht gut rum geht. Noch drei Tage bis der Unsinn endlich vorbei ist.


Ein letztes Gespräch mit Birte
Da Birte sich nicht bei mir meldet, ich weiter an das in Aussicht gestellte Treffen glauben will und es mir schlecht geht, wenn ich mich mit der Situation beschäftige, schreibe ich ihr weitere SMS und Briefe und versuche sie telefonisch zu erreichen. Ich mache mich zum Deppen und benehme mich wie ein Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat, anstatt mir ein neues Spielzeug zu suchen. Aber ich kann nicht anders, weil ich scheinbar den Verstand, zumindest aber die Kontrolle über mein Handeln, verloren habe.
Als ich es endlich schaffe sie telefonisch zu erreichen, werde ich von ihr beschimpft. Sie sagt mir, dass sie Mutter ist und einen Beruf hat. Und das ich als Arbeitsloser, der den ganzen Tag Zeit hat, das nicht verstehen kann. Außerdem hat sie die Schnauze voll ständig von mir belästigt zu werden. Ich mag ihr zweites Gesicht nicht und bin dank ihrer freundlichen Ansage nun fertig mit ihr. Sie ist eine kranke, völlig durchgeknallte Frau, die leider verdammt attraktiv ist und mir meinen Verstand betäubt und mich zu dermaßen dummen Aktionen gebracht hat. Vielleicht sollte ich demnächst wieder auf meinen Verstand hören und mich nur noch in weniger kranke Frauen verlieben oder den verwirrenden Gefühlskram einfach sein lassen. Auf jeden Fall habe ich dieses Telefonat und die Ansage gebraucht, um endlich mit dem Thema Birte abschließen zu können. Ich glaube, ich bin wirklich sehr merkwürdig und gestört.


Profil Seminar. Tag 8
Kaum aus dem Haus stehe ich eine Stunde auf der A40 im Stau. In dem Seminar ist es auch nur öde. Weil die Dozentin nichts mit mir anzufangen weiß, mache ich Englischaufgaben und anderen sinnlosen Kram, um die Zeit irgendwie rumzukriegen. Alles ödet mich an.

Am Abend fahre ich mit Petra ins Strobels. Loerz arbeitet dort seit Montag. Es ist nett da und man kann es gut aushalten. Meine Verfassung ist dennoch irgendwie merkwürdig. Vermutlich bin aber nur ich merkwürdig.


Profil Seminar. Tag 9
Zunächst beende ich meine Soziale Arbeitsprobe, danach lese ich die Sport Bild, rede Unsinn, telefoniere mit Sam oder mache dumme Witze. Zu tun habe ich nicht mehr wirklich was. Am Nachmittag schreibe ich den Seminarbericht. Darin schreibe ich, dass der Kurs mir nichts gebracht hat und dass es in Zukunft mit mir so weitergehen wird wie bisher. Was auch sonst? Kurz vor Ende des Schultages lasse ich mir von der One Man Show nochmal das Bruchrechnen erklären damit ich beim Abschlusstest nicht völlig versage.


Profil Seminar. Tag 10
Etwa eine Stunde brauche ich für den abschließenden Deutsch- und Mathetest. Einige Teilnehmer bringen es tatsächlich fertig drei Stunden Zeit dafür in Anspruch zu nehmen. In Mathe verbessere ich mich von 56% auf 80%. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich mich geweigert habe Mathe zu lernen. Da hat die One Man Show mich wohl gerettet. Schade, dass der Eintänzer heute nicht da ist, sonst hätte mich glatt bei ihm bedankt für seine Hilfe. Da einige vor lauter Aufregung, Druck oder was auch immer, einfach nicht mit dem Test aufhören, darf ich recht früh zu dem abschließenden Gespräch mit der Dozentin. Fazit: Ich bleibe ein hoffnungsloser Fall. Alles andere hätte mich auch überrascht. Gegen 12.00 Uhr ist der Spuk vorbei. Ich verlasse den Ort, an den ich mich fast schon gewöhnt hatte, und fahre meiner goldenen Zukunft entgegen. Ab jetzt kann es eigentlich nur noch bergauf gehen.


Ungeküsst
Das Profil Seminar ist vorbei und es ist Zeit meine neu gewonnene Freiheit zu genießen und auszugehen. Daher verlasse ich gegen 19.30 Uhr die Wohnung, um zum Pokern zu fahren. Danach soll es weiter in die Live Station gehen. Mein von mir selbst festgelegtes Ziel für den Abend ist es, wenigstens eine Frau zu finden, die mit mir knutscht. Ich muss ziemlich verwirrt sein, mir solch unrealistische Ziele zu setzen.

Das Pokern ist okay. Loerz ist allerdings sehr unzufrieden, da der Gott der Pokerspieler ihm nicht wohlgesonnen ist und ihm einfach keine Gewinnerkarten aushändigt. So wird er, als er mit einem relativ guten Blatt, erneut verlieren muss, einigermaßen zornig und wirbelt die Spielchips völlig garstig über den Tisch. Die Aktion wiederholt er kurz darauf ein weiteres Mal. Direkt danach ist das Pokern für ihn vorbei, da er keine Spielchips mehr hat, die er über den Tisch werfen kann.
Gegen 23.30 Uhr machen Loerz und ich uns auf den Weg in die Live Station. Als wir kurz nach Mitternacht dort eintreffen ist Sam bereits dort. Es ist ziemlich voll und noch kann niemand ahnen, dass uns eine unglaublich lange und außergewöhnliche Nacht bevorsteht. Loerz wird von Minute zu Minute unterhaltsamer, ist in Flipperlaune, was bedeutet, dass er von Frau zu Frau wandert, und unterhält sich mit fast allen Frauen, die ihm im Laufe des Abends über den Weg laufen. Ich halte mich erwartungsgemäß zurück. Mein Ziel des Abends habe ich zu diesem Zeitpunkt längst aus den Augen verloren. Mein erstes längeres Gespräch an diesem Abend habe ich mit Nadja, die ich nur noch Kaugummi Nadja nenne. Sie findet mich zwar recht dröge, da aber sonst niemand wirklich Lust hat mit ihr zu reden, bin ich ihr gerade gut genug. Mir macht so etwas grundsätzlich nichts aus, Hauptsache eine Frau redet mit mir. Loerz flippert währenddessen weiter durch die Live Station und Sam unterhält sich mit irgendwelchen Frauen. Irgendwann holt mich Loerz von Kaugummi Nadja weg, da sie, so sagt er, verheiratet ist und daher völlig unwillig und uninteressant. Das mag sein, aber sie redet mit mir und das finde ich schon toll. Ohne Kaugummi Nadja ziehen wir ein wenig umher. Während unseres Umherziehens läuft mir die blonde Frau über den Weg, die sich zwei Wochen zuvor nach der Rückholaktion während unseres Gesprächs von mir abwandte, weil mein Unterhaltungswert zu gering war. Ich brauche natürlich einige Sekunden, um sie zu erkennen, weil ich Menschen oft nur schlecht wiedererkenne. Ihren Namen weiß ich natürlich immer noch nicht, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Dass sie mich beim letzten Mal so wenig beachtet hat, tut ihr scheinbar leid, denn sie gibt mir direkt etwas zu trinken aus. Ich liebe es, wenn Frauen für mich bezahlen, obwohl sie dafür von mir nichts bekommen als meine Zeit. Für den Rest des Abends gehen meine Getränke auf ihre Rechnung, was sie mir gleich noch sympathischer macht. Doch sie zahlt nicht nur meine Getränke, sie unterhält sich sogar mit mir, stellt mir ständig neue Leute vor und einmal darf ich sie, natürlich aus Versehen, unsittlich berühren. Herrlich. Das ist fast wie küssen, nur anders.
Es ist etwa 04.00 Uhr als beschlossen wird, dass wir zu fünft weiter ins Spirit wandern. Ich will zwar nicht wirklich mit, bin aber zu neugierig und habe keine Lust mir hinterher anhören zu müssen, wie geil es war, als ich nicht mehr dabei war. Auf dem Weg zum Spirit bin ich etwas übermütig und sage zu der blonden Frau, dass sie mit mir machen kann was sie will. Daraufhin schiebt sie mein T-Shirt hoch und berührt mich für den Bruchteil einer Sekunde mit ihrer Hand unter dem Shirt. Ich denke schon, dass es nun losgeht, da ist es auch schon wieder vorbei. Irgendwie deprimierend, aber für einen Moment war es echt toll. Ich mag Frauenhände an meinem Körper. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, dass sie mich küssen soll, dann hätte ich mein Ziel des Abends eventuell doch erreicht. Andererseits hätte ich so sicher den schönen Moment kaputt gemacht. Das wäre auch blöd gewesen. Gut, dass ich nichts gesagt habe.

Ich kann nicht behaupten, dass es mir im Spirit wirklich gefällt, doch da ich in netter Begleitung bin lässt es sich recht gut aushalten. Nachdem Manuela und die blonde Frau, die sich Jutta nennt, irgendwann genug von uns haben, machen sie sich auf den Heimweg. Ohne die beiden gibt es für uns auch keinen Grund mehr noch Zeit im Spirit zu verbringen, weshalb Sam und ich das Spirit wenige Minuten später verlassen. Loerz bleibt zurück, weil er weiter flippern muss. Auf dem Weg zum Auto hat Sam unheimlich viel Spaß, jagt quitschvergnügt einer Taube nach und ist begeistert wie ein Dreijähriger, der zum ersten Mal auf einem Schaukelpferd sitzen darf. Köstlich. So ausgelassen habe ich ihn bisher noch nie erlebt. Als ich um kurz nach 06.00 Uhr zu Hause ankomme, bin ich total im Arsch. Ich bin einfach zu alt für solche Nächte. Da ich mein Knutschziel nicht erreicht habe, werde ich mir keine derartigen Ziele mehr setzen.


Loerz und ich schreiben Frauen Unsinn
Am Nachmittag haben Loerz und ich etwas Langeweile. So kommt es dazu, dass wir bei Freenet ein paar Frauen anschreiben und ich denke, wir werden uns bald vor Verabredungen kaum noch retten können. Hier ein kleiner Auszug unserer genialen Anschreiben:

Hi, gefällst mir… ich esse grad n stück Kuchen, möchtest du auch eins…

Kannst liegen bleiben, ich komm zu dir…einverstanden?…ich bring noch meinen Kollegen Mr. Confidential mit…wenn du magst…

ich bin schüchtern, aber habe all meinen Mut aufgebracht um Dir zu schreiben, bitte, bitte enttäusch mich nicht…ich bin ganz aufgeregt, wie ein kleiner Pudel vor dem morgendlichen Spaziergang…wede,l wedel…freu

Ich bin grad, nachdem ich 2 Wochen verwirrt umher geirrt bin, wieder nach Haus gekommen. Manchmal passiert mir das und ich finde meine Wohnung nicht, deswegen hätte ich gern noch eine andere Adresse, wo ich hingehen kann, um meine Chancen zu verdoppeln…

Du hast einen Sohn und ich einen Vater…gibt es da einen Zusammenhang?…

Hallo meine hübsche, ich bin ein Mensch-Bordercollimix…hast du Lust mich mal zu treffen…

Ich habe ein väterliches Gemüt, falls dein Vater mal keine Zeit hat, treffe dich doch mit mir…

Leider führt keines unserer sieben kreativen Anschreiben zum Erfolg, was ich äußerst merkwürdig finde. Aber unseren Spaß hatten wir dennoch. Möglicherweise sind wir mehr als nur ein bisschen gestört.

Am nächsten Tag schaue ich nach dem Mittagessen bei Freenet in meinen Posteingang und kann es kaum glauben. Drei Mails für mich. Die erste ist von einer Sechzehnjährigen. Sie teilt mir mit, dass sie schon mal einen Dreier gemacht hat. Interessante Information, nur was soll ich damit anfangen? Mail Nummer zwei ist von der vermutlich hässlichsten 39-jährigen, die Freenet im Angebot hat. Ihr hat der Loerz die Geschichte mit dem Pudel geschrieben. Sie hat zwar nicht verstanden, was das zu bedeuten hat, ist aber hocherfreut, dass sie endlich mal Post hat und kann es nun kaum erwarten, dass sie wieder von mir hört. Danke, Loerz. Das Problem beim Loerz ist, dass er für mich am liebsten richtig unattraktive Frauen anschreibt. Und die 39-jährige ist natürlich nicht die einzige ihrer Art. Er musste unbedingt auch noch eine 47-jährige Bochumerin, die mehr einem Hund als einer Frau ähnelt, anschreiben. Ihr schrieb er den Mensch-Bordercollimix Blödsinn. Sie schreibt dazu folgendes:

Wie soll ich das Verstehn,Knudeln lecken.??gehe zum http://www.Poppen.de da bekommst du sicher deine wünsche erfüllt.Schau rein .grins.Was haste den zu bieten,Alter?Mail mir mal’n Kontoauszug!Mfg.Moni

Ihr Humor und ihre Rechtschreibung passen perfekt zu ihrem Aussehen. Danke, Loerz. Ich werde ihr schreiben, dass ich auch bei Poppen.de bisher keinen meiner Wünsche erfüllt bekam. Danach werde ich ein paar alte Schreckschrauben für den Loerz anschreiben. Denn die Rache ist mein, sprach das Schwein.


Vertragsverlängerung
Da ich bis heute Morgen davon ausging, dass Arbeitslose gerne länger schlafen, bin ich schon um 07.30 Uhr bei der ARGE, um meinen Antrag auf Arbeitslosengeld II zu verlängern. Irgendwie läuft es allerdings nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Zunächst einmal sitzen schon ziemlich viele Arbeitslose vor den Büros herum. Glücklicherweise ist dort alles nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Arbeitslosen aufgeteilt. Im Bereich A-F ist zum Glück nur ein Arbeitsloser vor mir. So hoffe ich für einen kurzen Moment recht schnell wieder aus dem Gebäude entschwinden zu können. Doch ich soll mich irren. Zwar steht auf dem Brief, den ich letzte Woche von der ARGE erhielt, dass ab 7.30 Uhr geöffnet ist, was dort nicht steht ist, dass erst ab 08.00 Uhr gearbeitet wird. So darf ich also noch mindestens dreißig Minuten hier verweilen. Was mir beim Warten auffällt ist, dass alle Arbeitslosen, deren Nachname mit G, H, I, J oder K beginnt ihren Ausweis abgeben müssen. Vermutlich weil Arbeitslose, deren Nachname mit einem dieser Buchstaben beginnt, zu doof sind selber zu regeln, wer als nächster in eines der Büros eintreten darf. Eine andere Erklärung gibt es meiner Meinung nach nicht dafür. Schlussfolgerung: Menschen deren Nachname mit G, H, I, J oder K beginnt und die obendrein auch noch arbeitslos sind, sind doof.
Bis etwa zehn Minuten vor acht ist es recht ruhig auf dem Flur. Dann kommt eine verformte Frau auf die Idee, mir einen Teil ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. Sie erzählt, dass sie und ihre Schwester bei der Mama wohnen, dass sie schon seit sieben Jahren nicht mehr arbeitet, dass die Mama verpflichtet ist, ihr und ihrer Schwester Taschengeld zu zahlen und dass der Betrag, den die Mutter als Taschengeld zahlen muss, selbstverständlich vom Arbeitslosengeld II abgezogen wird. Sie erzählt von Schikanen der Arbeitsagentur gegen sie und ihre kranke Schwester und so weiter und so weiter. Ich schaue immer wieder zu Boden, allerdings nicht, weil ihre Geschichte mich so sehr rührt, sondern weil ich hoffe, dass sie endlich damit aufhört, doch sie denkt nicht daran. Scheinbar hat sie mich direkt in ihr Herz geschlossen, denn immer wenn ich hoch schaue, um zu gucken, ob Hoffnung besteht, dass sie bald aufhört zu sabbeln, scheint sie eine Reaktion von mir zu erwarten. So murmle ich ihr mal „Hm“, mal „Tja“ und einmal „Es gibt keine Gerechtigkeit” zu. Sie freut sich scheinbar darüber und ich habe meine gute Tat des Tages damit vollbracht. Zum Glück verschwindet sie kurz danach endlich in eines der Büros. Wenige Augenblicke später darf auch ich in eines der Büros eintreten. Nach etwa 2,5 Minuten darf ich wieder raus. Mein Vertrag als Arbeitsloser wurde ohne Einschränkungen verlängert. Jetzt muss ich mir noch überlegen, wo und mit wem ich am Samstag die Verlängerung meines Arbeitslosenvertrages feiere. Frauen, die mit mir feiern wollen, kenne ich leider keine. Der Rest der Woche wird bestimmt trotzdem geil.


Nackt
Meine Ernährer haben mich für ein oder zwei Tage verlassen und meinen Onkel haben sie auch mitgenommen, so dass ich nun alleine für mich sorgen muss. Ob ich das überlebe? Dass die drei nun für kurze Zeit verschwunden sind bedeutet für mich allerdings auch, dass ich zwei Wohnungen zur Verfügung habe. Und es bedeutet auch, dass ich endlich den ganzen Tag nackt durch die Wohnung laufen kann. Wird bestimmt eine tolle Erfahrung für mich, auch wenn es sich nicht um meine eigene Wohnung handelt. Warum ich mich so darüber freue? Ganz einfach. Der Loerz hat mir immer gesagt, dass ich eine eigene Wohnung brauche, weil ich dann ständig nackt rumlaufen könne. Ich fand den Grund nie ausreichend, aber vielleicht ändere ich meine Meinung in den nächsten zwei Tagen ja. Möglicherweise bin ich so begeistert davon, nackt umher zu laufen, dass ich mir sofort nächste Woche eine eigene Wohnung miete. Ich freu mich jedenfalls schon riesig auf das Experiment. Da ich gleich zwei Wohnungen zur Verfügung habe, werde ich morgen den Nackttest bei meinem Onkel in der Wohnung durchführen. Das wird bestimmt voll geil. Ich zieh mich jetzt aus. Es geht los.


Zwei Arbeitslose in Hamm
Es ist immer gut, wenn man als Arbeitsloser andere Arbeitslose kennt, mit denen man tagsüber mal was unternehmen kann. So fahren Heiko und ich um kurz nach 10.00 Uhr nach Hamm. Kaum angekommen haben wir auch schon Hunger und landen bereits um 11.00 Uhr bei McDonalds, wo es zwei Hamburger und eine Cola für mich gibt. Lecker. Nächste Station Douglas. Dort löse ich einen Gutschein ein und bekomme ein DUNHILL PURSUIT SAMPLING GIVE-AWAY. Keine Ahnung was das ist, klingt aber geil. Als nächstes gönne ich mir ein braunes Totenkopf T-Shirt. Ist zwar nicht wirklich nötig, doch wenn es einmal läuft, dann muss man einkaufen. Deshalb kaufe ich mir kurz darauf zwei schwarze Unterhosen und etwas später fünf Paar schwarze Füßlinge und drei Paar schwarze YSL Socken. Da mir danach nichts mehr Gescheites einfällt, kaufe ich noch eine CD-Tasche für 120 CDs. Was man hat, das hat man. Nach dem Kaufrausch setzen wir uns irgendwo ins Allee Center und genehmigen uns eine Apfelschorle. Dem Kellner geben wir 18 Cent Trinkgeld. Mehr Kleingeld kriegen wir nicht zusammen. Es folgt die Entwässerung. Dummerweise steht vor den WCs ein von der Sonne arg verbrannter Herr, welcher die Toiletten sauber hält und auf kleine Spenden hofft. Da ich mein ganzes richtiges Kleingeld bei dem Kellner ließ, bekommt der Herr einen Euro von mir. Pinkeln wird auch immer teuer. Wir schauen anschließend noch in das eine oder andere Geschäft bevor wir uns bei Nordsee eine kleine Stärkung besorgen. Während wir unsere Mahlzeit zu uns nehmen kommt eine alte Frau mit Rollator auf uns zu und bleibt direkt vor uns stehen. Das ist noch nicht wirklich schlimm, doch der Geruch der alten Frau ist erschreckend. Übelkeit kommt auf. Stinken alte Frauen mit Rollator grundsätzlich, oder ist diese Frau eine Ausnahme? Und warum muss sie ausgerechnet vor uns stehen bleiben? Kurz bevor Heiko und ich uns übergeben, geht die Frau weiter. Glück gehabt. Wir machen noch einen Verdauungsspaziergang durch Hamm und fahren danach zurück. Auf dem Weg nach Hause spielt mein CD-Player The Game of Love, passend dazu knutscht im Wagen hinter mir ein Pärchen. Genau das, was ich nicht sehen will. Irgendwie bin ich neidisch auf den Mistkerl im Wagen hinter mir. Warum wird der geknutscht und ich nicht? Bevor ich anfange zu weinen und in Selbstmitleid zu zerfließen, schalte ich in den 1. Gang und fahre los.
Zu Hause probiere ich meine neue Unterhose direkt mal an. Die sieht an mir natürlich nicht annähernd so gut aus, wie an dem Typen, der sie auf dem Werbeplakat anhatte. Scheiße, so krieg ich nie eine Frau ab. Frustriert setze ich mich auf den Balkon. Nackt.


Deprimierender Tag
Kaum habe ich die Augen geöffnet, weiß ich, dass der Tag nicht gut wird. Trotzdem stehe ich auf, anstatt mir die Decke über den Kopf zu ziehen und den Sensenmann zu bitten mich abzuholen. Ich kontrolliere meine Spammails und frühstücke eine Kleinigkeit.

Ich muss mich sehr zusammenreißen, zum Training zu gehen. Im Fitnessstudio gefällt es mir nicht, trotzdem halte ich mich über eine Stunde da auf. Kaum zu Hause angekommen weigere ich mich erneut meinen Körper zu waschen. Stattdessen chatte ich. Sinnloser kann man seine Zeit kaum totschlagen. Ich kommuniziere mit der vermutlich ungebildetsten Frau, die sich im Chat aufhält und es ist mir irgendwie total egal. Wenig später verlasse ich den Chat und schiebe eine Pizza in den Backofen. Beim Verspeisen der Pizza schaue ich mir Bleeder an. Es gibt gewiss bessere Filme, dieser passt allerdings perfekt zu diesem Tag. Nach dem Film spüle ich meinen Kram weg und surfe durchs Internet. Das ist so aufregend, dass ich fast das Bewusstsein verliere. Spontan beschließe ich, zur Bank zu fahren und einen Verrechnungsscheck einzulösen. Das klappt überraschenderweise völlig problemlos. Ich bin erfreut und fahre wieder nach Hause, wo ich ein wenig die Decke anstarre, bevor ich mir ein Süppchen warm mache und anschließend erneut im Internet rum surfe. Das klingt auch bescheuert. Im Internet surfen. Was ein Blödsinn. Weil mir das keinen Spaß macht, beschließe ich einen weiteren Film zu gucken. Meine Wahl fällt auf Kiss of the Dragon. Bis zu diesem Zeitpunkt das Beste was mir an diesem Tag widerfahren ist. Während des Films stopfe ich Haselnuss Pralinen in mich hinein und frage mich, ob ich überhaupt Hunger darauf habe. Da ich die Frage nicht beantworten kann, höre ich auf zu essen. Als der Film zu Ende ist, schmiere ich mir drei Brote. Die Brote schmecken nicht. Ich schaue die Wettervorhersage und schalte direkt danach den Fernseher aus, um etwas deprimierende Musik zu hören. Da mich heute fast alles deprimiert brauche ich nicht einmal gezielt nach deprimierender Musik suchen. Ich überlege kurz, ob ich die dritte Scheibe Brot direkt aus dem Fenster werfe, esse sie dann aber doch auf, da es mir zu umständlich erscheint, das Fenster zu öffnen und das Brot hinaus zu befördern. Der CD-Player spielt El Condor Pasa. Zeit für die ersten Tränen des Abends. Und auch Zeit zu duschen. Schließlich treffe ich mich um 22.00 Uhr mit Waldemar und Sam in Dortmund. Vielleicht scheißt mir auf dem Weg dahin ein Vogel auf dem Kopf. Würde passen.

Waldemar und Sam sind gut drauf und wir sitzen zunächst einige Zeit in einem Biergarten, bevor wir ins Bierhaus Stade wandern. Dort ist es schlimmer als je zuvor. Es scheint so als würde die Rückkehr der Schnauzbärte und der Frauen, die vor zwanzig Jahren schon unbrauchbar waren, gefeiert. Waldemar und Sam genehmigen sich zwei Wodka Red Bull bevor wir weiterziehen. Unsere Reise führt uns ins Köpi. Das ist noch viel schlimmer als das Stade. Direkt am Eingang sitzen zwei Frauen, die vier Sitzplätze benötigen. Unverzüglich kehren wir um. Waldemar hat Spaß und wir fahren mit dem Taxi zur Live Station. Es ist kurz vor Mitternacht als wir dort ankommen. Der Laden ist fast leer, es ist Ü30 Party und die Optik mehr als bescheiden. Sam wird direkt von einer Blonden angequatscht. Wenig später unterhalten sich Sam und Waldemar mit ihr. Ich will mich nicht unterhalten, also drehe ich mich um und gucke, was es alles nicht zu sehen gibt. Die Zeit vergeht und es wird nicht besser. Selbst die hässlichsten Frauen beachten mich nicht. Ich muss eine sehr angenehme Ausstrahlung haben. Irgendwann verschwindet Waldemar einfach so. Auf seinen traditionellen Abgang kann er einfach nicht verzichten. Kurz bevor Sam und ich gehen, bekommt Sam noch die Telefonnummer von einer anderen blonden Frau aufgedrängt. Alle Frauen wollen, dass Sam sie anruft. Schön, dass es so gut läuft für ihn. Und weil es gerade so gut läuft und der Alkohol ihn völlig locker gemacht hat, möchte er noch einmal ins Bierhaus Stade. Dort ist es ebenso deprimierend wie einige Stunden zuvor und wir halten es keine fünf Minuten aus. Wir wollen gerade ins Parkhaus, als Sam zwei Frauen, die aus eben diesem kommen, anspricht. Sie erzählen, dass sie ins Stade wollen und er sagt ihnen, dass sie gar nicht aussehen wie zwei Frauen, die in so einen Laden gehen. Ich finde, dass sie absolut ins Stade passen, behalte es aber für mich. Eine der beiden hat Oberschenkel wie ein Elefant und einen Arsch wie ein Nashorn. Die andere ist klein und kompakt, aber nicht unattraktiv. Beide kommen aus Brambauer. Wie deprimierend. Eine ist 32, die andere 40. Ich schätze beide auf 32. Da freut sich die Vierzigjährige. Sam erklärt ihr, dass sie sich gut gehalten hat. Ich stimme zu. Da freut sie sich gleich noch mal. Es dauert über zwanzig Minuten bis der Spuk vorbei ist und wir uns endlich trennen. Im Auto schläft Sam direkt ein. Irgendwie niedlich.

Es ist bereits nach 03.00 Uhr als ich endlich im Bett liege. Ob ich noch einmal aufwachen möchte, weiß ich nicht.

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