Januar 2007

Neues Jahr, altes Leben. Der Übergang ins Jahr 2007
Gegen 22.00 Uhr betreten Sam und ich das Freischütz in Schwerte, um dort den Silvesterabend zu verbringen und fröhlich und gutgelaunt ins neue Jahr zu rutschen. Es ist unschwer zu erkennen, dass der Loerz Recht hatte und wir uns für die falsche Party entschieden haben. Doch nun ist es zu spät, etwas daran zu ändern. Wir sind hier und ich schaue mich etwas um. Auf der ‚Showbühne‘ turnt irgendein Typ herum und singt Lieder von Robbie Williams. Der Typ ist irgendwie widerlich und mir total unsympathisch. Wieso er glaubt, dass er singen kann, ist nicht zu erkennen. Zum Glück bleibt er nicht den ganzen Abend, um die Partygäste zu nerven. Ich kann kaum glauben, wo ich hier gelandet bin und will weinen, doch weil ich gerade nicht weinen kann, entscheide ich, dass es mir egal ist, verschränke die Arme und beobachtet einfach nur das Treiben. Dazu wünsche ich mir einen Schaukelstuhl oder Ohrensessel in dem ich Platz nehmen kann, um nichts weiter zu tun als völlig entspannt die Gäste zu beobachten. Mindestens 90% dieser Gäste haben offensichtlich Spaß. Eine Frau, die aus mir unbekannten Gründen mit Sam ins Gespräch gekommen ist, meint plötzlich zu mir, dass es nicht gut sei, wenn ich den ganzen Abend mit verschränkten Armen dastehe. Es würde Frauen abschrecken. Da es eine meiner Spezialitäten ist, Frauen abzuschrecken, nehme ich mir sofort vor, während des restlichen Abends meine Arme verschränkt zu lassen. Für eine kurze Zeit bin ich vergnügt. So vergnügt, dass ich irgendeine Frau fragen will, was ich ihr für einen Blödsinn erzählen muss, um sie ins Bett zu kriegen. Natürlich mache ich das nicht, weil ich mich heute nicht blamieren mag. Später erfahre ich von der Frau, die verschränkte Arme nicht gut findet, dass ich zu nett zu den Frauen bin und deshalb keine abkriege. Sie sagt außerdem, dass sie es gut findet, wenn jemand nett zu Frauen ist und irgendwie findet sie es auch toll und/oder niedlich. Klingt in meinen Ohren sehr widersprüchlich, was sie da von sich gibt weshalb ich ihr sage, dass Teddybären niedlich sind. Anschließend beachte ich sie nicht weiter und beschließe, dass ich in diesem Jahr nichts mehr mit Frauen zu tun haben will. Wer mich kennt weiß, wie konsequent ich bei solchen Dingen sein kann. Kaum hat das Jahr angefangen, schon treffe ich schon folgenschwere Entscheidungen.
Kurz bevor unsere Silvesterparty endet, spricht mich eine etwas üppigere Frau an, um mir zu sagen, dass die laute Musik ihre Ohren quält. Ich nicke verständnisvoll, erkenne aber nicht den Sinn, warum sie mir das mitteilt und kümmere mich nicht weiter um sie. Vermutlich ist sie betrunken oder verwirrt. Möglicherweise hat sie auch irgendein Problem mit den Ohren.
Wenig später ist die Party für uns vorbei und wir machen uns auf den Heimweg.


Doch noch ein Treffen mit Groupie
An einem Nachmittag chatte ich mit Groupie und wir stellen fest, dass wir beide Lust auf Sex haben. So einigen wir uns darauf, dass ich mich am Abend melde, wenn ich immer noch Lust darauf habe von ihr befriedigt zu werden.
Am Abend besuche ich Petra und wir gucken einen Film. Es ist 22.30 Uhr als ich mich verabschiede. Spontan schreibe ich Groupie eine SMS, ob sie Lust hat. Hat sie tatsächlich und so fahre ich unverzüglich zu ihr. Wenig später bin ich bei ihr und wir sitzen eine Zeit in ihrem Wohnzimmer, trinken etwas und führen ein ziemlich belangloses Gespräch. Als ich keine Lust mehr habe zu reden, frage ich sie, ob wir jetzt anfangen wollen uns zu küssen. „Hier oder im Schlafzimmer?“ Ich bin fürs Schlafzimmer. Sie steht auf und geht vor. Dort ist es schön dunkel und wir legen uns aufs Bett. Schnell stelle ich fest, dass sie keine Unterwäsche trägt, was mir ehrlich gesagt schon gefällt und durchaus als praktisch bezeichnet werden kann. Ich mache es mir bequem und lasse sie die Arbeit machen, denn schließlich bin ich zu meinem Vergnügen hier. Und sie weiß wirklich zu gut, wie Sie mir Vergnügen bereiten kann. Ich glaube allerdings nicht, dass sie wirklich Spaß hat, doch darauf mag ich jetzt keine Rücksicht nehmen, lasse sie tun, was sie wirklich gut kann und genieße es einfach. Alles andere wäre vermutlich albern und hinderlich. Nachdem ich vollends auf meine Kosten gekommen bin, weiß ich nicht, ob ich sofort aufstehen und gehen oder noch mit ihr reden soll. Ich entscheide mich dafür, sie noch ein wenig mit irgendwelchen langweiligen Geschichten zu belästigen. Keine Ahnung, was sie davon hält. Irgendwann fällt mir nichts mehr ein, ich stehe auf, ziehe mich an und wir verabschieden uns. „Ich fand es schön, dass Du hier warst.“ – „Ich fand es schön, dass ich befriedigt wurde. Schlaf gut.“ Später beschließe ich, dass es unser letztes Treffen war, weil ich denke, dass wir genug Spaß hatten und es besser für uns ist, wenn wir damit aufhören. Keine Ahnung, was in meinem Kopf tatsächlich vor sich geht.
Ordnungsgemäß teile ich ihr meinen Entschluss am nächsten Morgen mit. Sie sieht es scheinbar anders und ist mehr als unzufrieden als ihr klar wird, dass wir uns nicht wiedersehen. Sie ist nicht nur unzufrieden, sondern auch sehr sauer, verteilt enttäuschte Beleidigungen und ist sehr frustriert. Nachdem sie ihrem Frust freien Lauf gelassen und mir gesagt hat, was sie von mir hält, höre ich nichts mehr von ihr. Das Kapitel mit Groupie scheint endgültig abgeschlossen. Ob das allerdings sinnvoll von mir war, kann ich nicht sagen. Ich bin jedenfalls ein ziemlich merkwürdiger Typ.


Vorstellungsgespräch
Vorstellungsgespräche sind keine Beschäftigungen, die Spaß vermitteln. Sie sind ein lästiges, leider notwendiges Übel. Nichts was meinen Tag versüßt. Darf ich die Frage, „Warum haben Sie sich bei uns beworben?“, nur mit einem „Warum nicht?“ beantworten? Oder habe ich dann ein Problem? Wie schlimm ist es, wenn ich nicht einmal mehr weiß, wie die Stellenausschreibung lautete bzw. als was ich mich beworben habe? Und was ist, wenn ich nicht einmal weiß, ob mich der Job wirklich interessiert? Wobei es schon auffällig ist, dass mich, wenn ich ehrlich bin, gar kein Job bisher wirklich interessiert hat. Was ich ebenfalls hasse ist es, mich als genau den Richtigen für den Job anzupreisen, weil ich mir sicher bin, dass die meisten anderen Bewerber, zumindest aber einer von ihnen, viel besser für den Job geeignet wären. Kann ich mit der Einstellung überhaupt einen Job bekommen und wenn ja, wieso? Kann man behaupten, dass ich nicht richtig im Kopf bin, weil ich mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch nicht freue? Oder ist das ein ganz normales Verhalten? Ich weiß es nicht. Es gibt tausend Dinge, die mir schon lange vor und auch während so einem Gespräch die Laune verderben. Trotzdem muss ich die Scheiße immer wieder über mich ergehen lassen, weil ich ja Geld verdienen muss, um mein mehr oder weniger jämmerliches Dasein in Zukunft mit einem Job, den ich hasse, zu fristen. Ist das nicht zum kotzen? Für mich schon.

Ich neige bei Vorstellungsgesprächen immer zum Schwitzen. So auch heute. Im Übrigen verläuft das Gespräch recht fluffig, dennoch kann ich nicht behaupten, dass mir in Zukunft solche Gespräche weniger Unbehagen bereiten werden. Ob ich den Job bekomme? Keine Ahnung. Kann ich nicht ausschließen, halte es allerdings nicht für sehr wahrscheinlich. Nun ja, ich habe es wenigstens versucht. Auch wenn ich es nur versucht habe, weil man das so macht und die Gesellschaft es so will. Ich will etwas ganz anderes, weiß aber nicht genau was. Das ist nicht nur schräg, das ist möglicherweise total bescheuert.


Ein besonderer Augenblick
Am Samstag sind Petra, David, Loerz und ich mal wieder im Prisma. Der Abend verläuft erwartungsgemäß. Loerz und David sprechen die eine oder andere Frau an, Petra tanzt zufrieden und ich stehe einfach nur da, als wäre ich ein Teil der Deko. Dann jedoch passiert etwas völlig unerwartetes. Ein paar Meter von mir entfernt steht eine Frau, erblickt mich, lächelt und kneift mir ein Auge zu. Auf so einen Moment habe ich sechsunddreißig Jahre gewartet. Also lächle ich leicht behindert zurück und gucke dann ganz schnell woanders hin, da mich die Situation irgendwie überfordert. Die Frau verschwindet wenige Augenblicke später und bleibt verschwunden. Ich werde diesen kurzen Augenblick trotzdem so schnell nicht wieder vergessen. Für einen kurzen Moment war ich zufrieden. Überfordert, aber dennoch zufrieden. Bis wir das Prisma verlassen, stehe ich mal hier und mal dort und bin ganz durcheinander, weil ich von einer attraktiven Frau angelächelt wurde. Dummerweise lasse ich mich gegen 01.30 Uhr vom Loerz dazu überreden noch mit in die Liquid Lounge zu kommen. Er glaubt, es würden dort drei Frauen auf ihn warten und auch sonst wären Millionen von Frauen dort, die er kennt. Und das da was geht. Ich weiß zwar nicht, was da gehen kann, will es mir aber aus der Nähe ansehen.
Die Liquid Lounge ist so voll, dass wir zunächst nicht rein dürfen. Also gehen wir ins Mendoza. Die Luft dort ist dermaßen schlecht, dass ich kaum atmen kann. Für meinen Hals genau das Richtige. Insgesamt ist es einfach nur Scheiße. Wenige Minuten später gehen wir wieder rüber zur Liquid Lounge und nach einer kurzen Wartezeit vor der Tür dürfen wir endlich rein. Die drei groß angekündigten Frauen sind natürlich nicht da. Von den anderen Millionen Frauen, die der Loerz kennt und bei denen was geht, ist auch weit und breit nix zu sehen. Dafür ist es so voll, dass man sich nicht wirklich bewegen kann. Ich wurde zwar noch nie auf einem überfüllten Schweinetransporter transportiert, aber dort muss es ähnlich widerlich sein. Nur, dass die Schweine in der Liquid Lounge sich wohl fühlen. Ich Schwein fühle mich natürlich gar nicht wohl und bin froh als wir endlich abhauen. Petra, David und Loerz gehen noch in den blauen Raum, ich entscheide mich dafür nach Hause zu fahren. Nochmal lasse ich mich nicht überreden in die Liquid Lounge zu fahren. Das bringt mir nämlich nichts. Vermutlich hätte ich den Abend beenden sollen, nachdem ich angelächelt wurde, denn besser konnte es nicht werden.


Schwanz sucht Frau…
…und ich bin blöd

Dass der Abend kein guter werden wird, war mir von vornherein klar, denn wenn man mit dem Motto Schwanz sucht Frau, ausgeht, habe ich traditionell keinen Spaß, weil zu der üblichen Verkrampfung auch noch der Druck kommt, dass endlich mal was passieren muss. Dennoch begebe ich mich mit Loerz, Sam und Tobias auf die Reise nach Bochum in den Prater. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Tobias und ich diesem Mottoabend lediglich als Begleitpersonen beiwohnen und wir mit dem Motto nichts zu tun haben wollen, denn Tobias hat eine Beziehung und ich einen an der Waffel. Dies nur zur Erklärung, warum wir mit dem Motto nix zu tun haben wollen. Wobei ich, wenn ich nicht ich wäre, sicher ein ähnliches Motto für den Abend mitgebracht hätte. Das Ausflugsziel und das Motto sind eine tödliche Mischung. Nicht, dass es keine schönen Frauen im Prater gibt, nur scheint deren Flirt- und Kennenlernbereitschaft gering. Möglicherweise liegt es aber auch an folgenden Worten, die über unserer Reisegruppe schweben: „Wir suchen eine Frau zum ficken.“ Vielleicht sehen wir auch zu verzweifelt aus. Oder die Frauen hier sind komisch. Was weiß denn ich? Im späteren Verlauf des Abend schweben vermutlich folgende Worte über unserer Gruppe: „Wir sind verzweifelt, wir wollen jetzt endlich was zum Ficken!“ Aber auch damit stellt sich der Erfolg nicht ein. Die Frauen wissen es einfach nicht zu schätzen, wenn sie ohne viel Aufwand einen Mann bekommen können. Je später es wird, desto unzufriedener werden Teile unserer Reisegruppe. Als die miese Laune bzw. die Verzweiflung ihren Höhepunkt erreicht, schlägt Sam vor nach Dortmund ins Bierhaus Stade zu fahren. Meine Begeisterung ist nun auf einem neuen Höhepunkt, weil ich mit unserem neuen Reiseziel schon seit jeher nichts anfangen kann, aber dennoch immer wiederkehre, was eindeutig gegen mich spricht.
Da ich unbedingt wissen will, wie es weiter geht, bin ich dabei als wir unzufriedenen Männer gegen 02.15 Uhr im Bierhaus Stade auflaufen. Zu dem erwarteten Männerüberschuss gibt es auf der Resterampe nur noch ein paar wenige Frauen. Reste halt. Nach nur wenigen Sekunden sind Loerz und Sam mit zwei Resten beschäftigt. Das Baggern nimmt seinen Lauf. Tobias und ich betrachten alles mit gewissem Abstand. Gegen 03.00 Uhr, die beiden Reste scheinen mehr oder weniger willig, verlassen Tobias und ich das Stade. Das Motto des Abends scheint für unsere beiden Kollegen erreicht und wir haben genug gesehen. Es ist wirklich beängstigend, wie sehr Männer darunter leiden, wenn sie keine Frau bekommen. Wäre ich anders, dann würde ich vielleicht auch mal versuchen, eine Frau von der Resterampe zu bekommen. Aber aus diversen Gründen, die ich vermutlich selber nicht kenne, verzichte ich noch auf die Resterampe-Frauen und leide auf meine ganz persönliche Art. Und auch wenn ich mich heute irgendwie von der Gruppe distanzieren musste, finde ich es ernüchternd und erschreckend, dass ich absolut nicht in der Lage bin, in der freien Wildbahn etwas zum ficken zu finden eine Frau kennenzulernen.


Lethargie
Die Woche nach unserem Ausflug in den Prater und ins Stade ist der Höhepunkt der Ereignislosigkeit. Insgesamt bin ich kaum aktiver als ein Komapatient. Zweimal schaffe ich es zum Sport, viermal kann ich mich zu Kurzbesuchen bei Bekannten/Verwandten aufraffen und einmal gehe ich zum Pokern. Lediglich zwei Mal schaffe ich es nach 12.00 Uhr mittags mein Zimmer zu verlassen. Ansonsten sitze ich entweder völlig entgeistert vor dem PC oder liege leblos auf dem Sofa, lasse mich von Musik berieseln und verliere in unregelmäßigen Abständen für einige Momente das Bewusstsein. Würde hier ein Totengräber vorbei kommen, würde er mich vermutlich sofort beerdigen. Morgen werde ich zum Arzt gehen, um meinen Tod feststellen zu lassen.


Werkstatt Witten
Nach über einer Woche völliger Lethargie, führt mich der Mittwochsausflug zusammen mit Petra, Loerz und Sam in die Werkstadt nach Witten. Der Laden ist gar nicht so schlecht, wenn man die Tatsache, dass es dort verdammt kalt ist, mal außer Acht lässt. Trotzdem ist es kein Reiseziel, welches ich mittwochs öfter ansteuern sollte, da es relativ leer ist und ich es schon etwas voller bevorzuge. Eventuell kann man sich den Laden mal an einem Wochenende anschauen. Irgendwann. Die Musik ist so gut, dass Petra tanzen muss. Loerz hat sein Grinsen mitgebracht und grinst die Frauen fröhlich an. Sam hat seinen Charme mitgebracht, was der einen oder anderen Frau sicher gut gefällt. Erwartungsgemäß kommen die beiden gut an bei den weiblichen Gästen. Es besteht diesbezüglich, wie fast immer, kein Grund zur Klage. Ich habe meine verschränkten Arme mitgebracht, was zu gar nichts führt und natürlich auch nicht ankommt. Verrückte Welt.

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