August 2014

Das muss anders werden
Der August ist da und auch für diesen Monat habe ich nichts anderes geplant als das, was ich immer mache. So geht das nicht. Ich muss mal was anderes machen. Ich muss raus aus diesem dämlichen Einheitsbrei, der mein Leben ist. Was anderes sehen und was anderes machen, denn sonst ist die helle Jahreszeit bald vorbei und ich gehe in der Dunkelheit endgültig unter. Doch was kann ich tun? Was will ich tun? Wozu habe ich überhaupt Lust? Da ist sie wieder, die vollkommene Leere in meinem Kopf. Ich könnte wegfahren. Ein zwei Tage raus hier und einfach mal was anderes sehen. Oder, wenn das zu viel ist, einen Tagesausflug machen. Mal wieder abends ausgehen, wäre auch nett. Wenigstens ein paar Stunden raus aus der Wohnung. Ist mir letzten Monat doch auch einmal geglückt. Disko wäre eine Alternative, aber da gibt es das Problem mit der Uhrzeit. Ich muss zeitig zu Bett. Es wird Zeit, dass mir etwas einfällt, denn sonst ist der Monat um, bevor ich aktiv geworden bin. Das möchte ich nicht. Nicht schon wieder.

Der erste Tag des Monats läuft allerdings nicht so, als würde sich etwas ändern. Bei 30° sitze ich fast den ganzen Nachmittag am Laptop und schaue mir irgendwelche Seiten an. Es ist Freitag und ich bin den ganzen Tag davon überzeugt, dass Samstag ist. Und weil ich das glaube, finde ich meine Tagesgestaltung noch blöder. Nachdem ich fast den ganzen Tag in der Wohnung verbracht habe, sehe ich mir am Abend Robocop an und merke erst am Ende des Films, wie warm es in der Zwischenzeit in meiner Wohnung geworden ist. Ich bin nass geschwitzt und die Luft ist absolut schlecht. Es ist fast 23.00 Uhr. Erst jetzt öffne ich alle Fenster und setze mich, weil ich es in der Wohnung nicht mehr aushalte, auf den Balkon und beobachte die Umgebung. In der Wohnung des rauchenden Paares ist es dunkel. Entweder sind sie ausgegangen oder schlafen schon. Beides besser als am Fenster zu rauchen und mich zu stören. Der dicke Mann, der neben dem rauchenden Paar wohnt, scheint auch zu schlafen oder ausgegangen zu sein. Seine Wohnung ist ebenfalls dunkel. In der Wohnung daneben, in der seit geraumer Zeit auch jemand wohnt, den ich aber noch nie gesehen habe, ist es ebenfalls dunkel. Ich begrüße diese Dunkelheit sehr. In der Wohnung unter dem rauchenden Paar wohnt ein Mann. Ich kann in seine Küche sehen. Er hat das Fenster weit auf und aus einem der anderen Zimmer leuchtet Licht in die Küche. Unter dem dicken Mann wohnt eine Frau. Sie hat den Fernseher an. Ich kann sie aber nirgends erkennen. Ach, hätte ich doch nur ein Fernglas. Neben der Frau wohnt ein Pärchen. Sie haben rosafarbene Vorhänge, die zugezogen sind. Dahinter brennt Licht. Rosafarbene Vorhänge sind lächerlich. Im Café Bistro herrscht das übliche Treiben. Im Lokal am Ende der Straße ist irgendeine Feier. Von irgendwoher dringt ein Geräusch, welches ich nicht wirklich beschreiben kann, an meine Ohren. Je nachdem, wie ich meinen Kopf halte, ist es da oder weg. Das nervt mich gewaltig. Ständig fahren Autos vorbei. Um diese Uhrzeit sicher unnötig und viel zu laut. Stimmen dringen von unten herauf. Das Kohlekraftwerk ist erleuchtet. Es ist überhaupt alles viel zu hell für diese Uhrzeit. Der Ort ist auch bei Nacht schäbig und verachtenswürdig. Was mache ich hier nur und warum hat mir jetzt irgendwas in den Oberschenkel gestochen? Das juckt und muss unverzüglich mit Teebaumöl behandelt werden.
Kurz nach Mitternacht liege ich im Bett. Eine Mücke summt an meinem Ohr vorbei. Ich hasse Mücken, bin aber zu müde, um sie zu vernichten und schlafe ein. Durch ein undefinierbares Geräusch werde ich wach. Völlig verwirrt stehe ich auf. Es ist 01.40 Uhr. Was soll denn der Scheiß? Zurück ins Bett. Eine ganze Reihe von Explosionen schreckt mich später erneut aus dem Schlaf. Diese Unart hat sich mittlerweile im Ort hier etabliert. Fast täglich muss irgendwer Knallkörper explodieren lassen. Erst neulich war eine Explosion so laut, dass Leute sich unten auf der Straße versammelten und ganz aufgeregt nach der Ursache suchten. Die Ursache sind irgendwelche Vollpfosten. Ob diese Vollpfosten jetzt auch für den Lärm zuständig waren oder ob der Lärm von der Feier am Ende der Straße kam, weiß ich nicht. Mittlerweile ist es 04.30 Uhr. Mein Ohr tut weh. Die verdammte Mücke hat mich gestochen. In meiner verschlafenen Verwirrtheit sprühe ich mich mit Autan ein. Selbst in die Haare sprühe ich mir das Zeug. Ich will doch nur schlafen. Im Café Bistro ist auch noch nicht Schluss. Die sind doch alle bekloppt. 06.10 Uhr. Irgendwelcher Lärm stört erneut meinen Schlaf. Im Café Bistro ist immer noch Publikum und auf der Straße häufen sich Geräusche, die meinen Schlaf ruinieren. Ich stopfe Ohrenstöpsel in meine Ohren. Endlich Ruhe. Warum habe ich das nicht viel früher gemacht? Dennoch kann ich nicht mehr wirklich schlafen. Gegen 08.00 Uhr nehme ich die Ohrstöpsel raus. Im Café Bistro ist alles wie immer. Durchgehend geöffnetes Ärgernis.

Mücke
Als ich am Morgen an meinem Schreibtisch sitze, entdecke ich zufällig die Mücke, die mich letzte Nacht so gequält hat. Vollgefressen sitzt sie an der Wand und verdaut mein Blut. Ich eile sofort ins Wohnzimmer, nehme eine Zeitschrift und komme zurück. Die Mücke sitzt weiter völlig ahnungslos an der Wand. Ich schleiche mich an, hole aus und die Mücke zerplatzt regelrecht. Die Tapete und die Zeitung sind voller Blut. Mein Blut vermutlich. Ich beseitige die Sauerei und die Mücke ist nur noch Geschichte. Vermutlich enden damit auch meine Unternehmungen für den heutigen Tag.

Tatsächlich bleibt das Erlebnis mit der Mücke der Höhepunkt des Tages, weil ich wirklich nichts mehr mache, was irgendwie als spannend bezeichnet werden kann. Einmal verlasse ich das Haus, um meinen Vater zu besuchen und dort zu essen, kehre anschließend in meine Wohnung zurück und verlasse diese nicht mehr, sondern sitze oder liege einfach nur noch rum. Weder mich noch meine Haare wasche ich, obwohl ich beides in der letzten Nacht mit Autan besprüht habe. Zu faul zum Waschen bin ich nun also auch. Es scheint so, als würde ich tatsächlich immer weiter runterkommen.

In der Nacht stopfe ich mir sofort Ohrstöpsel in die Ohren. Doch gegen 02.00 Uhr werde ich trotzdem von sich etwas lauter unterhaltenden Gästen des Café Bistro geweckt. Die sind echt emotional und so voller Energie. Ach, wäre ich doch nur ein bisschen so wie sie. Nachdem Ruhe eingekehrt ist, schlafe ich weiter. Ich bin echt müde von meinem aufregenden Tag.

PAX und Candy Crush
Seit Tagen gebe ich alles, um mein Leben etwas aufregender zu gestalten. Zumindest theoretisch. In der Praxis sind keine Veränderungen erkennbar. Mein Leben erschlägt mich weiter mit seiner, vermutlich von mir gewollten, Eintönigkeit. Tagein, tagaus scheint alles zu sein, wie es immer ist. Monotonie? Vielleicht? Weiter danach zu fragen, was ich ändern kann, erscheint sinnlos, da ich in Wirklichkeit wohl gar nicht weiß, was ich verändern will. Möglicherweise, doch das ist nur eine Vermutung, will ich überhaupt nichts ändern und rede mir das nur ein, um etwas zu tun zu haben. Erscheint zwar vollkommen sinnbefreit, doch bei mir ist so etwas durchaus möglich. Heute allerdings werde ich spontan aktiv, fahre mit meinem Vater zu IKEA und kaufe mir einen Kleiderschrank, der am nächsten Tag geliefert wird. Im Playstore lade ich mir Candy Crush Saga herunter und habe plötzlich zwei Aufgaben.
Der nächste Tag, es ist Freitag, ist somit eine Art Aktivtag. Erst bin ich im Büro und schreibe Arbeitslosen Bewerbungen, höre ihre Geschichten der Hoffnungslosigkeit, weil sie keine Jobs mehr bekommen, da sie schon über 50 sind und bin gedanklich schon längst bei meinem neuen Kleiderschrank, den ich später aufbauen werde. Als ich endlich zu Hause bin, mache ich mich ans Werk. Bevor ich richtig aktiv werde, zerstöre ich aber erst die Rückwand des Schrankes, weil ich, ungeschickt wie ich bin, so unglücklich drauf trete, dass sie bricht. Ich überlege kurz, sie umzutauschen und zu sagen, dass sie schon kaputt war, finde das dann aber absurd, klebe sie mit Paketklebeband zusammen und mache mich ans Werk. Stunden später steht der Schrank an seinem Platz. Zumindest der Korpus. Um den Rest kümmere ich mich morgen. Erschöpft lege ich mich aufs Sofa und starte Candy Crash Saga. Das ist leichter als einen Schrank aufzubauen und die Zeit vergeht noch schneller. So mache ich den ganzen Abend bis ich zu Bett gehe nichts anderes als zu spielen. Später im Bett habe ich dann den Salat. Obwohl ich die Augen zu habe, sehe ich überall die leckeren Candys, die ich zusammenschieben muss. Ich bilde Reihen, entdecke neue Farben und Formen und fürchte, dass das Spiel nicht gut für mich ist. Irgendwann schlafe ich zum Glück ein.

Das Erste, was ich am nächsten Morgen sehe, ist Candy Crush. Dabei habe ich die Augen noch gar nicht auf. Das ist verstörend. Geht das jetzt immer so weiter? Ich muss das Spiel entsorgen, stattdessen spiele ich es bis zum Mittagessen. Es scheint sich eine Sucht zu entwickeln, die mit Sicherheit nicht gut für mich ist. Nach dem Mittagessen kümmere ich mich zunächst um den Schrank. Einlegeböden, Schublade und Korb baue ich ein und teilweise wieder aus, weil mir die Anordnung nicht zusagt. So vergeht der ganze Nachmittag und das schöne Wetter bringt mir wieder nichts. Weil ich anschließend zu schlapp bin, spiele ich wieder und verschenke einen weiteren Samstag. Wollte ich nicht am Wochenende mal wieder ausgehen? In drei Wochen ist das Parkfest in Waltrop. Vielleicht schaffe ich es dann. Vorher sehe ich kein Potenzial es zu schaffen. Später im Bett, sehe ich wieder das Spiel vor mir. Verschiebe Bonbons und fürchte, dass ich süchtig bin.

Weil die Woche eh fast vorbei ist, verbringe ich den Sonntag in der Wohnung und spiele Candy Crush. Irgendwann muss ich warten, weil ich ein Level zu oft nicht geschafft habe. Anstatt nun etwas zu trainieren oder die dreckige Wohnung zu putzen, spiele ich Bubble Worlds. Irgendwer sollte mir das alles wegnehmen, sonst wird es ein übles Ende nehmen.

Zukunft vor Augen
Es ist auch weiterhin lästig, regelmäßig meine Betreuerin vom Jobcenter aufzusuchen, nur weil sie mit mir über meine berufliche Zukunft sprechen möchte. Ich möchte das nicht. Ich hatte noch nie dieses Bedürfnis, sind die Gespräche doch pure Zeitverschwendung und führen zu nichts. Ich bin nicht vermittelbar. Für mich gibt es keinen Platz in der Arbeitswelt. Ich gehöre da nicht hin. Warum erkennt sie das nicht? Meistens redet eh nur sie und meiner Meinung nach könnten wir uns das echt sparen. Doch irgendwie sieht sie das anders, weshalb wir nun erneut in ihrem Büro sitzen und ich mir anhöre, was sie zu bieten hat. Sie beginnt mit dem Angebot, während des Weihnachtsgeschäfts für drei Monate bei Amazon zu arbeiten. Ich sage ihr, dass ich dort schon ein Gespräch hatte und wegen meiner Problematik mit Sprunggelenk und Knie davon abgesehen wurde mich einzustellen. Das Gespräch hatten wir so schon mehrfach und ich verstehe nicht, warum sie sich das nicht notiert. Das findet sie nun doof, weil sie ja noch ein weiteres Angebot für mich hat. Einen Lehrgang Lager- und Logistik mit Erwerb des Gabelstaplerscheins. Die Branche boomt nämlich und da gibt es viele Jobs. Aber das macht ja keinen Sinn, wenn ich Probleme mit dem Bein habe. Da sie an meiner Aussage zweifelt, sage ich ihr, dass ich schriftlich habe, dass ich schon seit Jahren Schmerzen habe. Da hätte sie gerne eine Kopie von, weil sie mir einen Gutachter nicht bezahlen können. Ich kann mich nicht erinnern, danach gefragt zu haben, sichere ihr aber zu, dass ich ihr den Bericht schicke. Kaum ist das geklärt, hat sie noch etwas ganz anderes im Angebot. Eine geförderte Stelle im Kindergarten. Kindern essen zubereiten, Tische decken und ähnliches. Ich sage ihr, dass ich Kinder nicht mag und nicht mit Kindern arbeiten kann. Diese dämlichen geförderten Stellen gehen mir langsam echt auf die Nerven und noch immer ist unser Gespräch nicht vorbei, weil sich meine Betreuerin heute ganz toll vorbereitet hat und mir nun eine Stelle als Telefonist anbietet. Bei einer Personalagentur. Das kann jeder, der reden kann. Da ist ein kaputtes Bein kein Hindernis. Dort soll ich mich bewerben. Call Center, so sagt sie, suchen auch immer und da ich schon so lange arbeitslos bin, werden wir den Bereich verstärkt in unsere Suche einbeziehen. Ich überlege kurz, sie zu fragen, was sie davon hält, wenn ich ihren Job mache und sie in einem Call Center arbeitet, verwerfe den Gedanken aber, weil es unnötige Energieverschwendung und vollkommen blödsinnig wäre, das jetzt zu fragen. Es ist erschreckend, aber vermutlich hat sie Recht. Lager und Call Center sind die Zukunftsbranchen für Leute wie mich. Aber was macht sie, wenn alle dort Jobs bekommen? Wird sie dann arbeitslos und muss sich selbst vermitteln? Wieder eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Doch eines muss ich gestehen. Meine Betreuerin ist nett und stets bemüht. Würde ich jederzeit bezeugen, wenn jemand danach fragt. Bevor ich gehe, bekomme ich noch zwei Jobangebote als Automobilkaufmann. Ich bin schon fast aus der Tür, als ich zurück muss, weil wir eine neue Eingliederungsvereinbarung unterzeichnen müssen. Diese nutzlosen Vereinbarungen erhalten sicher auch den einen oder anderen Arbeitsplatz. Dann ist es endlich geschafft und ich darf gehen. Beim nächsten Termin wird sie mich mit Sicherheit fragen, ob ich nicht bei Amazon arbeiten will. Oder einen Gabelstaplerschein machen, um dann im Call Center damit herumzufahren. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders.

Einladung zum Vorstellungsgespräch
Die Personaldienstleistungsfirma bei der ich mich als Telefonist beworben habe, antwortet schon am nächsten Tag und lädt mich zu einer Vorstellungsrunde ein. Obwohl die Firma nur fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt ist, findet die Vorstellungsrunde in Essen statt. Das verstehe ich nicht, weil als Arbeitsort ja Dortmund angegeben war. Auf meine Nachfrage erfahre ich, dass derzeit weder in Lünen noch in Dortmund Arbeitsplätze angeboten werden können. Dafür aber im Raum Essen, Mülheim, Duisburg. Allerdings werden den Mitarbeitern Monatstickets zur Verfügung gestellt. Das ist ja toll. Da kennt meine Freude keine Grenzen. Sofort sehe ich im Internet nach, wie lange so eine Fahrt nach Essen dauern würde. Nur eine Stunde und zwanzig Minuten. Da wäre ich dann täglich acht bis neun Stunden am Arbeitsplatz und könnte ungefähr drei Stunden durch die Gegend reisen. So ein Angebot kann ich mir nicht wirklich entgehen lassen. Dann wäre dieses ständige Grübeln, wie ich meinen Tag verbringe, auch endlich vorbei und ich müsste mich nicht mehr ärgern, dass ich wieder einen Tag sinnlos vergeudet habe. Unverzüglich frage ich nach, warum in der Anzeige stand, dass Mitarbeiter in Dortmund gesucht werden, wenn das gar nicht der Fall ist. Außerdem schreibe ich, dass es für mich etwas zu aufwändig ist und ich nur an einem Telefonarbeitsplatz in Dortmund interessiert bin. Die Dame bedankt sich für meine Antwort und wünscht mir für die Zukunft viel Glück. Der Kelch scheint an mir vorüber gewandert zu sein.

Nachwirkungen
Nach den Jobangeboten vom Jobcenter brauche ich lange, um mich zu erholen. Tagelang sitze ich völlig ratlos in meiner Wohnung, gehe weder zum Sport noch sonst irgendwo hin und frage mich, wie lange ich mein gemütliches Leben wohl noch führen kann und wann ich tatsächlich in einem Call Center lande und mein beruflicher Aufstieg dort einen weiteren Höhepunkt finden wird. Ich hasse es, wenn ich so aus meiner Scheinwelt gerissen werde. Ich mag es nicht, dass man mir so böse Jobangebote macht und mir sagt, dass meine Zukunft nur dort liegen kann. Natürlich weiß ich, dass es irgendwann, wenn es dumm läuft, was es immer wieder mal tut, so kommen wird, möchte das aber nicht. Ich gehöre da nicht hin und jeder, der mich kennt, wird das bestätigen können. Ich hoffe, dass meine Beraterin mich in Zukunft nicht mehr so oft einlädt, denn solche Termine versauen mir den Tag und rauben mir meine unmöglichen Illusionen. Das ist nicht gut für meinen Gemütszustand.

Folgen der Trägheit
Dass ich nachts nicht einschlafen kann, liegt vermutlich daran, dass ich mich am Tag kaum bewege, mich quasi auf Sparflamme oder im Energiesparmodus bewege. So ist es wenig verwunderlich, dass ich zwar zeitig zu Bett gehe, aber Schwierigkeiten mit dem Einschlafen habe. So kommt es öfter vor, dass ich selbst um 03.00 Uhr noch nicht eingeschlafen bin und mich im Bett hin und her wälze. Schlafe ich doch ein, schlafe ich oft unruhig. Dafür werde ich dann zwischen 06.00 Uhr und 08.00 Uhr so richtig müde, was aber nicht wirklich Sinn macht, weil ich es mir nicht gestatte, nach 09.00 Uhr noch zu schlafen. Das ist ein echtes Dilemma. Doch was soll ich tun? Mehr Bewegung wäre toll, aber das gelingt mir einfach zu selten. Dafür liege ich ständig auf dem Sofa, schaue TV und schlafe dabei gelegentlich ein. Das bringt irgendwie nichts und ist irgendwie erbärmlich. Zumindest in meinen Augen. Ebenso bedenklich ist mein gesamter Aktionsradius der letzten Monate. Denn wenn ich mal die Wohnung verlasse, dann immer in einem überschaubaren Rahmen. Ich besuche meinen Vater, Heiko, Markus, Petra oder Loerz. Doch niemals bewege ich mich weiter als 20 Kilometer von meiner Wohnung weg. Immer dieselben Orte, immer dieselben Routen. So kann ich mich zwar weder verlaufen noch verfahren, doch wirklich tröstlich ist das nicht, denn dieser eingeschränkte Aktionsradius ist echt deprimierend und ih frage mich, wie deprimierend es erst sein wird, wenn die dunkle Jahreszeit anbricht. Ich bin einer von den Leuten, die ich schon immer komisch fand und über die man Witze macht oder wenigstens Witze machen sollte. Es ist Mitte August und erneut nehme ich mir vor, dass ich aktiver werde und etwas ändere. Das ist allerdings völlig lächerlich, führte es doch bisher auch zu nichts. Was also soll das? Und was fange ich heute mit mir an?

Aufregende Tage
Mein erneuter Versuch aus mir einen aktiven Mann, nicht zu verwechseln mit attraktiven Mann, zu machen, führt mich am Montag ins Fitnessstudio nach Lünen. Das ist lustig, weil ich hier eigentlich nicht mehr trainieren wollte. Aber wenn man etwas in seinem Leben ändern will, dann darf man, muss man vielleicht sogar, seine eigenen Regeln brechen. Und so trainiere ich zwanzig Minuten auf dem Crosstrainer und beobachte die Anwesenden. Es sind glücklicherweise nicht zu viele. Die eine oder andere attraktive Frau, alle locker zwanzig Jahre jünger als ich, trainiert hier auch. Wirklich begeistern kann mich das nicht. Nach zwanzig Minuten wechsle ich aufs Laufband, wo ich ganze sechzehn Minuten bleibe, bevor ich auf das Fahrradergometer klettere. Zu sehen gibt es immer noch wenig und schon nach zehn Minuten bereitet mir mein Sprunggelenk Schmerzen. Da bleibt das Knie einmal entspannt, schon tritt mein nächster Mangel auf. Ein echter Sportler werde ich in diesem Leben nicht mehr. Und weil es kein nächstes Leben gibt, zumindest ist mir davon nichts bekannt, ist das durchaus ein Grund, traurig zu sein. Vor mir ist eine etwa zwanzigjährige, durchschnittlich attraktive Frau, die das Bedürfnis verspürt, sich die Nase zu putzen. Eigentlich keine große Sache, doch als sie in ihr Taschentuch trötet, erschrecke ich mich doch sehr. Klingt wie der Brunftschrei eines Elches. Das ist ziemlich verstörend. Und es ist auch, das muss ich gestehen, total unerotisch und abtörnend. Wer bringt einem bei, sich so die Nase zu putzen? Eine Frau, die beim Putzen der Nase solche Geräusche macht, finde ich arg bedenklich. Bei Männern finde ich es ja schon ziemlich abstoßend, aber bei einer Frau ist das mehr als fatal. Wieso tut sie das? Nur wegen der Aufmerksamkeit? Es sind fünfzig Minuten seit Trainingsbeginn vergangen. Die Schmerzen lassen ein weiteres Training nicht zu. Ich gebe auf. Den Rest des Tages verbringe ich in meiner Wohnung. Ich mache wirklich große Fortschritte.

Am Dienstag werde ich schon um 07.30 Uhr vom Lärm geweckt. Die Bauarbeiten auf der Straße beginnen wirklich früh. Die alte Straßendecke wird heute entfernt und ich klettere verwirrt aus dem Bett, weil ich bei dem Lärm sowieso nicht schlafen kann. Es sind 13 Grad draußen und es regnet. Nichts deutet darauf hin, dass noch Sommer ist. Knapp 20 Grad in der Wohnung. Mir ist dennoch kalt und ich würde gerne die Heizung anschalten. Doch ich fürchte, das geht nicht, weil die frühere Hausmeisterin die Heizung im Keller abgeschaltet hat und ich nicht die geringste Ahnung habe, wie ich sie einschalten kann. Es ist so ungemütlich in der Wohnung, dass ich eigentlich rausgehen sollte. Das macht aber wenig Sinn, weil es draußen noch ungemütlicher ist. Ach, hätte ich doch nur eine Badewanne. Da ich keine Badewanne habe und es ungemütlich finde, drehe ich, wie auch schon gestern, die Heizung auf, um zu testen, ob sie nicht vielleicht doch geht. Und tatsächlich wird sie heute warm. Vermutlich hat jemand der früheren Hausmeisterin gesagt, dass sie gefälligst die Heizung einschalten soll. Von alleine würde sie das sicher nicht tun. Nun gibt es für mich keinen Grund mehr, die Wohnung heute zu verlassen.

Obwohl es keinen wirklichen Grund gibt, verlasse ich am Nachmittag die Wohnung doch und gehe zu meinem Vater, um ein Bad zu nehmen. Ach, hätte ich doch nur eine eigene Badewanne. Sollte ich je umziehen, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist, dann nur in eine Wohnung mit Badewanne. Bevor ich mich in die Badewanne lege, um im warmen Badewasser zu entspannen, steige ich auf die Waage. Mein Gewicht ist weiter zu niedrig. Es scheint fast unmöglich, dass ich ein paar Kilo zunehme. Während ich auf die Zahl auf der Waage starre, fallen mir meine Füße auf. Aus dieser Position betrachtet sehen sie doch etwas merkwürdig aus. An irgendwas erinnern sie mich. Aber was. Irritiert betrachte ich sie weiter und überlege, woran sie mich erinnern. Dann fällt es mir ein. Der Hobbit. Ich habe Hobbitfüße. Zwar nicht original, aber zu ähnlich, um sie zu mögen. Ist mir früher nie aufgefallen, wie komisch meine Füße ausschauen. Wie gut, dass ich nie das Bedürfnis habe, außerhalb der eigenen vier Wände barfuß zu laufen. Etwa eine Stunde liege ich in der Wanne, dann habe ich genug für heute. Anschließend sitze noch eine Weile mit meinem Vater zusammen, dann gehe ich zurück, nehme auf meinem Sofa Platz und stehe nur noch auf, um zur Toilette zu gehen oder etwas zu essen aus der Küche zu holen. Nach dem Spiel Kopenhagen gegen Leverkusen gehe ich ins Bett, lese noch eine Weile und schlafe bald ein.

Dritter Kinobesuch 2014
Eigentlich müsste ich heute trainieren. Mein Körper und ich haben Bewegung mehr als nötig. Doch da ich am Abend mit Heiko, Markus und Petra ins Kino will, muss ich passen. Mehr als eine Unternehmung am Tag bereitet mir auch weiter zu viel Stress, um es zu probieren. So sitze ich den ganzen Tag völlig nutzlos in meiner Wohnung herum. Ich bin wirklich sehr gestört.

Am Abend bin ich zum ersten Mal im Kino in Werne. Moderner als ich gedacht hatte, ist es hier. Der Film “Planet der Affen: Revolution”, ist wirklich gut und die Zeit vergeht rasch. Als störend empfinde ich lediglich die Klimaanlage, die meiner Meinung nach die Temperatur etwas zu weit runterkühlt. Andere Zuschauer empfinden es wohl ähnlich, da während des Films doch der eine oder andere seine Jacke anzieht oder zum Wärmen über die Beine legt. Da sollte der Mann an der Klimaanlage vielleicht besser drauf achten. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann andere Kinobesucher sich zuletzt so ruhig verhalten haben. Ob es an der Mentalität der Menschen hier liegt oder daran, dass ein Mitarbeiter des Kinos mit im Kinosaal ist, kann ich nicht abschließend beurteilen. Vielleicht werde ich irgendwann wiederkommen und versuchen es herauszufinden. Dieses Jahr jedoch vermutlich nicht, weil ich dieses Jahr nun schon dreimal im Kino war. Laut meiner eigenen Tradition gehe ich aber nur einmal pro Jahr ins Kino. Demnach stünde mein nächster Kinobesuch erst im Jahr 2017 an. Vielleicht sollte ich meine Tradition nochmal überdenken. Sie scheint mir eh nichts mehr zu bedeuten.

Mittlebenskrise
Es ist unmöglich zu sagen, woran es liegt. Ob es dieser trostlose Ort oder mein fortgeschrittenes Alter ist. Doch mit jedem Tag will ich mehr weg von hier. Da es unmöglich erscheint meinen Wohnsitz zu verlagern, wird der Drang wenigstens einige Tage von hier zu verschwinden immer größer. Nizza, Lissabon, Marseille. Diese drei Orte wollen von mir besucht werden. Doch weiter als bis nach Dortmund komme ich selten. Welten liegen zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wie komme ich hier raus und wie kann ich mir das leisten? Ein Job könnte helfen. Doch dann wiederum hätte ich keine Zeit spontan zu verreisen. Alles nur Ausreden. Als wäre ich je dermaßen spontan gewesen. Ich bin faul und faule Menschen verreisen nicht. Zumindest nicht, wenn die Faulheit so ausgeprägt und die Geldreserve so klein ist. Ich hatte immer befürchtet, dass sich mein Lebensstil irgendwann rächen wird. Ich dachte nur nie, dass es beim Thema Reisen sein würde. Früher wollte ich nie weg. Mit 19 war ich in Paris und überzeugt davon, dass mir das in meinem Leben absolut reichen würde. Und jetzt, wo ich mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mich gebracht habe, will ich, der unter Flugangst leidet, obwohl er nie wirklich geflogen ist, nach Nizza, Lissabon und Marseille. Wer weiß, was da noch für Städte auftauchen, die ich plötzlich bereisen will. Ist diese Reiselust vielleicht Teil der berühmten Mittlebenskrise? Und wenn ja, wie komme ich da wieder raus?

Parkfest
Meine Antriebslosigkeit soll an diesem Wochenende enden. Es ist Parkfest in Waltrop. Und da ich das Parkfest fast jedes Jahr besuche und es mir für dieses Jahr ganz fest vorgenommen habe, bin ich etwas vom Wetter enttäuscht. Es ist nur mäßig warm und ständig regnet es. Dennoch frage ich Petra und Manni, ob sie mich zum Parkfest begleiten mögen. Petra hat sich wohl erkältet und Manni keine Lust. Da ich sonst niemanden kenne, der am Freitagabend mit mir ausgehen könnte, ist das Thema Parkfest erledigt. Und weil ich morgen etwas anderes vorhabe und am Sonntag dem Loerz beim Umzug helfen muss, ist das Thema Parkfest nicht nur heute, sondern für dieses Jahr erledigt. So viel zu meinen Aktivitäten des Jahres.

Ü30-Party
Obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass ich am Ü30-Gewinnspiel teilgenommen habe, bekomme ich einen Anruf und mir wird mitgeteilt, dass ich zwei Karten gewonnen habe. Genau so mag ich das. Da Petra scheinbar erkältet ist, frage ich Manni, dessen Antwort ich längst kenne, ob er mich begleiten mag. Natürlich hat er keine Lust. Das Thema Ausgehen ist für Manni nämlich schon lange erledigt. Er hat komplett damit abgeschlossen. Ausgehen macht ihm einfach keinen Spaß mehr. Ich frage mich, wann ich diesen Punkt erreiche und ob ich dann andere Interessen entwickle, was ich aber nicht glaube, weil ich insgesamt ziemlich desinteressiert bin. Weil Heiko und Markus ebenfalls kein Interesse haben mich zu begleiten, sieht es so aus, als müsste ich alleine gehen, wenn ich nicht zum dritten Mal meinen Ü30-Gewinn verfallen lassen will. Und so beschließe ich, alleine zu der Party zu gehen. Alles andere wäre völlig unsinnig.

Im Laufe des Tages ist Petra der Meinung, dass sie doch keine Erkältung hat, sondern ihr Schnupfen Folge einer Allergie ist. Somit kann sie mich begleiten. Für das große Ereignis dusche ich ausgiebig, creme meinen Körper mit Mandelöl und mein Gesicht mit Alverde MEN Feuchtigkeitscreme mit Mandelöl, welche wirklich angenehm riecht, ein, besprühe mich mit meinem Lieblingsparfum, Égoïste, und ziehe mich ordentlich an. Auf eine Intimrasur verzichte ich, weil das auch früher nie notwendig war und ich heute ganz sicher nicht nackt tanzen werde. Obwohl mein letzter Discobesuch schon lange zurück liegt, denke ich an die Banane für danach. Zum ersten Mal in diesem Jahr trage ich Lederschuhe. Ich fühle mich in Lederschuhen viel besser, kann diese aus gesundheitlichen Gründen jedoch nur noch zu besonderen Anlässen tragen. Ich habe wirklich schöne Lederschuhe.

Gegen 21.10 Uhr erreichen wir die Westfalenhallen. Für nur sechs Euro bekommen wir einen Parkplatz ganz in der Nähe des Eingangs, was vermutlich daran liegt, dass die meisten Leute es bevorzugen, nicht so früh auszugehen. Wir holen die Eintrittskarten und bekommen ein Glas Sekt, drehen eine Runde durch die verschiedenen Bereiche und stellen uns dann in den großen Raum, um zu sehen, was es zu sehen gibt. Obwohl wir schon lange nicht mehr die Jüngsten sind, gibt es hier einige Menschen, die noch älter sind. Ein sehr beruhigendes Gefühl. Die Musik ist nicht zu laut, so dass man sich gut unterhalten kann, wenn man das Bedürfnis hat. Ich schaue mich konzentriert um. Bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie vor Jahren, als ich das letzte Mal hier war, auch hier waren. Doch vermutlich irre ich mich und es sind ganz andere Leute. Sie sind wohl alle ähnlich und beliebig austauschbar. Zu meiner Überraschung ist die Optik angenehm. Viele Frauen tragen kurze Röcke und hohe Schuhe. Einige von ihnen haben so tolle Beine, dass sie immer so rumlaufen sollten. Doch nicht alles, was ich sehe, bereitet mir Freude. Einige Frauen haben tätowierte Füße. Warum um Himmels Willen lässt man sich die Füße tätowieren? Das ist wirklich nicht im Geringsten sexy. Und die Scheiße lässt sich auch nicht mehr abwischen. Andere haben Tattoos an den Beinen. Auch das bereitet mir keine Freude. Am liebsten würde ich das immer abwaschen, weil es so befremdlich aussieht. Aber weil der Mist sich nicht abwaschen lässt, schenke ich diesen Verunstaltungen keine weitere Beachtung. Bringt ja nix.

Die Gästezahl steigt stetig und wir machen einen weiteren Rundgang. In allen Bereichen gefällt mir die Musik. Wenn doch nur alle Partys so früh anfangen würden. Wir gehen in den Discofox Bereich und setzen uns. Ein Mann, sicher über 50, dreht sich zwischen den Tischen im Kreis und scheint Spaß zu haben. Sein Drehen wird schneller und sein Gesichtsausdruck drückt sein Gefallen an dem, was er da tut, aus. Er scheint nicht ganz bei Trost zu sein. Manchmal quetscht er sich regelrecht zwischen Stuhl und Tisch durch, schiebt andere Stühle sanft zu Seite, und ist nicht zu bremsen. Es scheint so als wären er und die Tische und Stühle alte Bekannte. Vermutlich ist er tatsächlich durchgeknallt. Oder diese Berührungen erregen ihn. Ausschließen kann ich es jedenfalls nicht, so wie er da rumwirbelt. Nach einer Weile dreht er sich in einen anderen Bereich. Auch dort dreht er sich um Tische und Stühle, bevor er irgendwann außer Sichtweite gerät. Zeit den Standort zu wechseln. Noch immer finde ich, dass die Optik hier gut ist. Erst als ich später in einen Bereich gehe, der besser beleuchtet ist, erkenne ich, dass doch nicht alle so attraktiv sind, wie es in den weniger hellen Bereichen schien. Ich sehe auch besser aus, wenn das Licht gedämpft ist, weshalb wir unverzüglich dahin zurückgehen, wo es weniger hell ist. Warum soll ich mir und anderen durch zu viel Licht mögliche Illusionen rauben?

Ich bestelle ein Cola Bier. Das habe ich früher, als ich noch regelmäßig weg ging, auch gemacht. Doch weil früher lange vorbei ist, bin ich wenig angetan von meiner Entscheidung. Eigentlich will ich das nicht trinken. Die Zeit für Cola Bier ist wohl auch vorbei. Während Petra fröhlich tanzt, betrachte ich Frauen, die mich nicht beachten. Nicht einmal abwertende Blicke haben sie für mich übrig. Ob es an meiner Brille liegt? Es ist nämlich das erste Mal, dass ich mit Brille auf dieser Veranstaltung bin. Vielleicht macht meine Brille mich für Frauen unsichtbar. Vielleicht habe ich auch nur einen an der Waffel. Dass meine Brille mich nicht unsichtbar macht, zeigt sich später, als eine Frau an uns vorbei geht. Sie mustert zuerst mich von oben bis unten und dann Petra. Mich würde echt interessieren, warum sie das tut und was sie dabei denkt. Nur wenige Augenblicke später passiert es wieder. Eine andere Frau mustert erst Petra und dann mich. Komische Frauen. Danach muss ich wieder unsichtbar sein, weil mich danach keine Frau mehr mustert. Vielleicht ist meine Brille irgendwie magisch. Hoffentlich finde ich das raus, bevor ich mir eine neue Brille zulege. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon ist es nach Mitternacht. Meine Müdigkeit macht mir seit fast einer Stunde zu schaffen und ich denke, dass der Ausflug nun lange genug gedauert hat. Auf der Rückfahrt gönne ich mir die Banane. Alles ist fast wie früher und ich denke, dass es ganz gut wäre, wenn ich beim nächsten Mal wieder Karten gewinne. Dann komme ich auf jeden Fall wieder. So viel jedenfalls ist sicher.

Loerz Umzug
Als ich am Sonntag beim Loerz erscheine, um beim Umzug zu helfen, ahne ich schon nichts Gutes, denn außer seinen Eltern sind weit und breit keine Helfer zu erkennen. Er und sein Vater haben schon den halben Transporter alleine beladen. Zusammen schleppen wir weitere Kartons und andere Teile in den Transporter, bis dieser voll ist. Es ist etwa 10.30 Uhr. Zwei weitere Helfer kündigen ihr kommen für 11.00 Uhr an. Der Umzug wird viel länger dauern als zunächst angenommen. So viel ist jetzt schon sicher. Loerz Eltern, die definitiv zu alt für so einen Umzugsscheiß sind, verabschieden sich, und ich frage mich, was passiert, wenn die beiden Helfer nicht kommen. So wenige Leute gab es bei einem Umzug vom Loerz noch nie. Gegen 11.00 Uhr treffen die beiden Helfer ein und wir machen uns auf den Weg zu Loerzens neuer Wohnung. Bochum-Wattenscheid. Das klingt in meinen Ohren wenig prickelnd. Schon alleine die vierzig minütige Anreise verdirbt mir jeden Hauch von Zuversicht.

Nachdem alle Sachen in der Wohnung verstaut sind, machen wir uns auf den Rückweg. Weil ich Hunger habe, bestellen wir eine Pizza. Nach meinen Berechnungen sollte diese, kurz nachdem wir zurück sind, geliefert werden. Doch leider ist das nicht so. Eine Stunde nach Bestellung ist von einer Pizzalieferung weit und breit nichts zu sehen. So laden wir weitere Sachen in den Transporter, bis endlich die Pizzen geliefert werden. Außer mir hat aber keiner die Ruhe, sich tatsächlich hinzusetzen und zu essen. Ich kann so einen Stress nicht leiden und lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Ich habe Hunger und werde hier sitzen, bis ich aufgegessen habe. Während ich esse und dem Treiben um mich herum zusehe, erfahre ich, dass einer unserer Helfer gleich weg muss. Das wird ja immer besser. Die schwersten Sachen liegen hier noch rum und wir verlieren einen Helfer. Meine Laune sinkt weiter und weiter. Was für ein beschissener Umzug. Weil im Transporter nur Platz für drei Leute ist, wir aber zu viert sind, muss ich meinen alten Benz nun doch zum Umzugstransporter umfunktionieren. Was aber lediglich bedeutet, dass eine Kleinigkeit in den Kofferraum darf. Und schon geht es auf zur zweiten Fahrt. Das Ausladen wird immer lästiger und als wir den Transporter später zum dritten Mal beladen, ist jegliche Motivation verloren und wir wollen alle nur, dass es endlich vorbei ist. So beschließen wir, dass dies unsere letzte Fahrt wird, obwohl noch eine nötig wäre, um alle Sachen zu transportieren. Weil nur noch schwere Sachen dabei sind, ich aber eine kaputte Schulter habe, hilft uns ein junger Mann, der zufällig an Loerz neuer Wohnung vorbeikommt. Für dreimal tragen bekommt er zehn Euro. Ich sitze währenddessen nur noch auf einem Stuhl, delegiere, trinke Wasser und esse Pizzabrötchen. Zu mehr bin ich nicht in der Lage. Dann ist der Spuk endlich vorbei, ich darf zurückfahren und erreiche meine Wohnung irgendwann nach 22.00 Uhr. Ich glaube nicht, dass ich jemals Freude an Umzügen entwickeln werde. Ich will nur noch schlafen.

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