August 2009

Schlafrhythmus
Ich gehörte lange Zeit zu den Arbeitslosen, die zwischen 00.00 Uhr und 01.00 Uhr ins Bett gingen und zwischen 06.30 Uhr und 08.00 Uhr aufstanden. Doch mittlerweile werde ich immer mehr zu einem Vorzeigearbeitslosen, da ich es kaum schaffe vor 02.00 Uhr nachts zu schlafen und dementsprechend nur noch sehr selten vor 10.00 Uhr aufstehe. Wenn ich mich weiter so prächtig entwickle, werde ich bald erst um 12.00 Uhr aufstehen und die Nacht zum Tag machen. Wie die Leute vom Café Bistro.
Termine, die ich vormittags wahrnehmen muss, verschlafe ich einfach oder erscheine hundemüde, und wenn es sich um ein Vorstellungsgespräch handelt, dann werde ich schon alleine wegen meines wachen Auftretens keine Chance haben. Das ist allerdings nicht schlimm, da es mir eh nicht möglich wäre, früher zu schlafen bzw. früher aufzustehen, weil ich ja eine Wohnung über einem Café Bistro habe. Vielleicht ist das der Grund, dass ich ständig mies gelaunt bin und meine erste Wohnung vermutlich als einer der größten Flops meines Lebens in die Geschichte eingehen wird. Ein echter Griff ins Klo. Wie bekomme ich raus, ob die Leute vom Café Bistro Bier aus Flaschen ausschenken dürfen? Wie erfahre ich, ob die einfach so eine Art Biergarten vor dem Café Bistro errichten können? Wo finde ich jemanden, der sich damit auskennt? Wieso unternimmt niemand etwas gegen den Lärm? Wo sind die Außerirdischen, wenn man sie mal braucht? Warum gibt das Erdreich immer an den falschen Orten nach? Und wieso muss ich mich mit so einer Scheiße beschäftigen?
Es ist 04.44 Uhr. Ich bin müde, kann aber die Fenster nicht schließen, weil es außerordentlich warm in der Wohnung ist. Durch die geöffneten Fenster dringt unglaublicher Lärm herein. Ich gehe auf meinen Balkon und bin vollkommen verzweifelt. Im Haus gegenüber sind alle Fenster verschlossen. Keine Ahnung, wie die es in ihren Wohnungen aushalten. Ich bin sicher, dass es in den Wohnungen nicht nur warm, sondern trotz geschlossener Fenster laut ist, denn der Lärm heute Nacht ist schlimmer als je zuvor. Ein Ende des Lärmterrors ist nicht in Sicht. Das Café Bistro scheint noch gut gefüllt. Vielleicht sollte ich morgen Leonetta fragen, ob ich für ein paar Wochen zu ihr ziehen kann. Oder ich warte einfach bis ich völlig verrückt werde. Kann bei dem nächtlichen Terror nicht mehr so lange dauern. Obwohl es noch dunkel ist, hört man die ersten Vögel. Die können bei dem Lärm vermutlich ebenfalls nicht schlafen. Ich esse eine Banane und überlege ernsthaft, ob ich den Rest der Nacht bei meinen Eltern verbringe, um wenigstens ein wenig Schlaf zu bekommen. Alternativ könnte ich auch vollkommen unmotiviert vom Balkon springen.


Und ich lauf
Dreimal Sport pro Woche ist Pflicht für einen Arbeitslosen. Und so wird der letzte Nachmittag der Woche zum joggen genutzt. Nach zwanzig Minuten meldet sich mein Knie. Ich glaube, mein Knie mag sonntags nicht joggen. Passend dazu fängt es leicht zu regnen an. Irgendwas scheint mein nächstes Laufziel manipulieren zu wollen. Doch ich ignoriere Regen und Schmerzen und laufe weiter. Nach fünf Runden fehlen noch zwei Minuten zu meinem Tagesziel. Ich beginne die sechste Runde und beschließe, dass ich die Runde komplett zu Ende laufe. Mein Knie scheint anderer Meinung zu sein. Mein Knie kann mich mal. Nach der Hälfte der sechsten Runde glaube ich, dass ich, wenn ich heute keine Stunde laufe, nie mehr eine Stunde laufen werde. Und so beschließe ich, dass ich heute meinen persönlichen Laufzeitrekord aufstellen werde. Mein Knie findet mein Vorhaben doof und signalisiert es mir nun deutlicher. Am Ende von Runde sechs fehlen noch fünf Minuten. Mein Knie zwingt mich zu einem ziemlich behinderten Laufstil. Doch darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Es muss unglaublich bekloppt aussehen, was ich hier veranstalte, doch aufgegeben wird nicht. Mit schmerzverzehrtem Gesicht erreiche ich mein Ziel. Eine Stunde und eine Minute habe ich durchgehalten. Jetzt darf mein Knie ausruhen. Anstatt dankbar zu sein, quittiert es das Ende meines Rekordes mit unglaublichen Schmerzen. Ich könnte mich so auf den Boden werfen und hin und her wälzen, wie ein gefoulter Fußballspieler. Da mir der Boden zu dreckig erscheint, verzichte ich darauf und warte einige Zeit bis der Schmerz vergeht. Dann fahre ich nach Hause. Nun kann ich das Joggen für dieses Jahr einstellen, da mein Jahresziel erreicht ist.


Der Kopschüttler
Am Nachmittag bin ich bei Karstadt, um ein paar Schuhe abzugeben, damit diese zur Überprüfung nach Essen geschickt werden. Ich gehe zu einer Verkäuferin, die sofort versteht, was zu tun ist. Sie muss nur noch ihren Vorgesetzten informieren. Dieser Anzugträger scheint wohl als Kopfschüttler eingestellt worden zu sein, denn als die Verkäuferin ihm mein Anliegen vorträgt, schüttelt er erstmal vollkommen verständnislos seinen Kopf. Sofort halte ich ihn für einen Dorftrottel. Er liest sich die Mail, die ich von der Kundenbetreuung bekommen habe, durch und schüttelt weiter verständnislos seinen Kopf. Vermutlich überfordert ihn das. Möglicherweise ist er ein Mann mit begrenztem Horizont oder will sich vor seinen Mitarbeitern wichtig machen. Da ihm nichts anderes übrig bleibt als die Sache zu akzeptieren, gibt er der Verkäuferin nun ein Zeichen, dass sie fortfahren darf. Sie geht, um etwas zu holen und er schüttelt weiter vollkommen verständnislos seinen Kopf. Er scheint sich nicht mehr einzukriegen und ich kann mich kaum beherrschen ihn zu fragen, ob er einen an der Waffel hat und frage mich, wie so ein Wackelkopf der Vorgesetzte von irgendwem sein kann. Der taugt doch höchstens als Wackeldackel auf der Hutablage eines alten Strich-Achters. Der sollte schleunigst geschult werden, dass man vor Kunden nicht so mit dem Kopf wackelt, es sei denn, der Kunde bittet ausdrücklich darum. Solche Pfosten haben Jobs, während Koryphäen, nicht zu verwechseln mit Conifären, wie ich, arbeitslos sind. Logisch, dass dieses Land den Bach runter geht. Vielleicht sollte ich eine Mail an Karstadt schreiben und darüber aufklären, dass sie einen Wackeldackel, der sich für einen hellen Kopf hält und die Entscheidungen des Kundendienstes zum Kopfschütteln findet, in ihrer Filiale in Dortmund beschäftigt haben. Dann können sie ihn entweder neu programmieren oder auf eine Hutablage setzen.


Vermittlungsgutschein
Da ich nicht weiß, wie man einen Job bekommt, habe ich mich bei mehreren privaten Arbeitsvermittlern beworben. Diese werden natürlich nur dann tätig, wenn man einen Vermittlungsgutschein von der ARGE hat. Um so einen Gutschein zu bekommen, rufe ich bei der ARGE an. Ergebnis: Es ist August, die ARGE hat kein Geld mehr und ich bekomme keinen Vermittlungsgutschein. Außerdem werde ich vor den privaten Arbeitsvermittlern gewarnt. Das bringt mich zwar nicht weiter, aber die Warnung vor diesen privaten Arbeitsvermittlern, gefällt mir. Denn ich halte diese privaten Arbeitsvermittler schon immer für, sagen wir, bedenklich. Als nächstes werde ich mich bei den Zeitarbeitsfirmen hier in der Umgebung als Hilfskraft bewerben. Mal gucken, ob ich da mehr Glück habe.


60 – 70 %
Seit ich vor einigen Tagen verrückt geworden bin, verlasse ich die Wohnung kaum noch und gehe nicht einmal mehr auf den Balkon. Stattdessen sitze ich in meiner abgedunkelten Wohnung und gebe mich dem Fernsehprogramm hin. Und nach Tagen dieser Selbstgeißelung bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass für 60 – 70 % der Bevölkerung jede Hilfe zu spät kommt. Sie leiden an unheilbarer Verblödung, präsentieren diese Verblödung täglich ungeniert im TV und sollten daher umgehend eingeschläfert werden. Alles andere wäre eine unnötige Verlängerung nutzlosen Lebens.


Nachts wird hier geschworen
Es ist 03.12 Uhr. Ich sitze auf meinem Bett und lausche orientalischer Musik und wundervollen Gesprächen in fremder Sprache. Sicherlich wäre es nicht schlecht, wenn ich eine Idee hätte, wie ich den Lärm abstellen könnte, doch ich habe keine Idee. Und so mache ich das, was ich mittlerweile jede Nacht mache. Ich warte, dass die Leute vom Café Bistro nach Hause gehen. Dummerweise wird es immer später mit dem nach Hause gehen. Ich bin extra erst um 02.30 Uhr nach Hause gekommen, in der Hoffnung, dass es dann ruhig sein würde, doch meine Hoffnung erwies sich natürlich als unbegründet. Entweder ich komme demnächst noch später nach Hause oder ich nächtige wirklich auswärts. Leonetta würde sich sicher freuen, wenn ich die Nächte bei ihr verbringe. Und da wir mittlerweile eine fast 100% platonische Freundschaft haben, obwohl sie gerne eine richtige Beziehung hätte, könnte ich nachts bei ihr auf jeden Fall in Ruhe schlafen. Ich denke, ich werde sie fragen müssen, wenn ich irgendwann mal nachts in Ruhe schlafen will. Wozu habe ich eigentlich eine eigene Wohnung? Verdammte Scheiße!
Um 03.48 Uhr kann ich nicht mehr warten und rufe ich die Polizei. Etwa zehn Minuten später wird der lauteste Café-Bistro-Gast abgeholt. Wenn die Polizei später eintrifft wird vermutlich sofort die Musik leiser gestellt und alle sitzen friedlich und unschuldig auf ihren Stühlen im Café Bistro und ich werde den Polizeieinsatz bezahlen müssen. Zwei Minuten später ist die Musik aus und alles ist ruhig. Entweder haben die jetzt spontan ihre Party beendet oder die Polizei hat für Ruhe und Ordnung gesorgt. Ich klettere ins Bett. Für heute scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Hoffentlich. Kaum fünf Minuten später werde ich durch einen lauten Streit erneut belästigt. Irgendein Café Bistro Gast scheint sehr wütend. Er brüllt und schimpft in seiner Landessprache. Zwei oder drei andere versuchen ihn zu beruhigen. Nach kurzer Zeit wird der Streit auf Deutsch weitergeführt. Der Brüllaffe hat scheinbar Probleme mit einer Frau und schwört ständig irgendwas. „Alle schwören immer, aber ich schwör nur, wenn ich das auch meine. Ich schwör.“ In den nächsten Minuten schwört er noch etwa 346 Mal irgendwas, dann wird es langsam ruhiger auf der Straße und ich freue mich schon total auf die nächsten Sommernächte. Ich schwör.


Sunpoint
Wie bescheuert muss man eigentlich sein bei Temperaturen über 30° auf die Sonnenbank zu gehen? Wirklich erschreckend, dass bei diesem Wetter so viele Leute ins Sonnenstudio gehen. Vermutlich sind das genau die 60 – 70% der Bevölkerung für die es eh keine Hilfe mehr gibt. Derartiges Verhalten lässt auf Hirntot schließen. Braune Zombies auf der Sonnenbank. Und da Zombies generell nicht die klügsten sind, denke ich, dass sich damit das abartige Verhalten dieser Individuen erklären lässt. Langsam wird es echt Zeit für eine neue Eiszeit.


Ursula schläft
Es ist etwa 01.00 Uhr. Es ist sehr warm, die Leute vom Café Bistro sind sehr laut und neben mir liegt Ursula. Sie ist sehr müde und es dauert nur wenige Augenblicke bis sie vollkommen unbeeindruckt vom Lärm im Café Bistro einschläft. Ich versuche es ihr nachzutun. Doch leider schaffe ich das nicht, weil mich der Lärm davon abhält. Aber ist es wirklich so laut oder der Lärm nur Einbildung? Schließlich schläft Ursula tief und fest neben mir. Ich gehe ins Wohnzimmer, setze die Kopfhörer auf und höre Musik. So lässt es sich ertragen. Nur leider habe ich jetzt keine Lust Musik zu hören. Zurück ins Bett. Decke anstarren, hin und her wälzen. So geht das nicht.
Fast 02.00 Uhr. Ich schließe alle Fenster. Jetzt lässt es sich aushalten. Zumindest, was den Lärm betrifft. Die Temperatur hier geht allerdings gar nicht. Ich schlafe ein, wache etwa jede Stunde auf, stehe irgendwann auf, gehe zum Fenster und öffne es. Gäste und Lärm sind noch da. Fenster wieder zu. Ursula schläft. Ich werde verrückt. Die Sonne ist längst aufgegangen. Die letzten Gäste verlassen das Café Bistro allerdings noch immer nicht. Es wird durchgemacht. Ich bin vollkommen fertig und stehe auf. So kann ich nicht leben. Ich muss hier ausziehen.


Diazepam als Lösung?
Ursula schläft heute zu Hause und ich vermutlich wieder nicht. Es ist 00.12 Uhr als Internet und Telefon ausfallen. Ich lausche kurz, was die Leute vom Café Bistro machen. Nicht viel. Es scheint ruhig zu sein. Ich lege mich ins Bett und es dauert etwa eine halbe Stunde bis der Lärm beginnt. Diesmal allerdings in deutscher Sprache. Für mich macht das nicht wirklich einen Unterschied. Und so werde ich wieder um meinen wohlverdienten Schlaf gebracht. Ich höre mir das Gegacker der Bedienung und ihrer Freunde an. Ich halte sie für dumme Menschen und daran wird sich so schnell nichts ändern. Ich würde gerne vollkommen unmotiviert in deren Gesichter schlagen. Doch da ich noch nicht ganz so fertig bin, schließe ich alle Fenster und lege mich zum sterben ins Bett.

Die nächste Nacht, der gleiche Lärm. Dazu bin ich unglaublich verspannt und habe furchtbare Kopfschmerzen. Auf Anraten meiner Schlafexpertin Ursula, nehme ich mir eine Diazepam. Wenige Minuten später muss ich das Telefongespräch mit Ursula abbrechen. Mein Körper entgleitet mir und ich verliere das Bewusstsein. Sechseinhalb Stunden später klingelt der Wecker. Ich bin vollkommen platt und schaffe es kaum aufzustehen. Allerdings wünsche ich mir, dass die Wirkung der Tablette bis nach meinem Zahnarztbesuch anhält. Denn Zahnarztbesuche ertrage ich selten ohne Diazepam. Da fällt mir ein, dass ich noch immer nach einer guten Quelle suche, die mich gut und günstig mit Diazepam versorgen kann. Vielleicht sollte ich es mit einer Krankenschwester versuchen. Vorausgesetzt sie hat Zugang zu meinem Lieblingsmedikament.
Weil ich mich nicht bereit für einen Zahnarztbesuch fühle, nehme ich eine Handvoll Baldrian Perlen ein. Doch das überzeugt mich nicht wirklich und so nehme ich einfach noch eine Diazepam. Besser ist das. Auf dem Weg zum Zahnarzt bin ich etwas müde und meine Beine wollen nicht wirklich marschieren. Beim Zahnarzt schwitze ich auf dem Zahnarztstuhl. Es werden zwei Abdrücke für mein Implantat gemacht. Auf dem Rückweg sind meine Beine vollkommen unbrauchbar. Ich schleppe mich in meine Wohnung, falle aufs Bett und verliere das Bewusstsein. Zwei Stunden später wache ich auf und gehe zu DM, um mir Ohropax zu holen. Ich finde nichts und frage eine Verkäuferin. „Direkt hinter Ihnen. Sie müssen sich nur umdrehen.“ Ich drehe mich um und entdecke Wattestäbchen und andere Dinge, die ich nicht will. Da habe ich wohl eine überflüssige Verkäuferin gefragt. Also gehe ich rüber zu Schlecker und kaufe mir LärmSTOP Ohrstöpsel. Sechs Stück für 2,99€. Ich esse zu Mittag, lege mich ins Bett und verschlafe den ganzen Nachmittag. Früher haben mich Diazepam nicht so ermüdet. Vielleicht sollte ich die wieder regelmäßiger nehmen. Ich esse erneut etwas, dann falle ich zurück in mein Bett. Heute hole ich den Schlaf der letzten Wochen nach, damit ich heute Nacht fit bin für weitere Belästigungen.


Aufräumer
Obwohl mich die Polizei nicht mag, rufe ich um 00.48 Uhr dort an, um mich über den Lärm vom Café Bistro zu beschweren. Und ich denke ernsthaft darüber nach, meinen Namen dem Ordnungsamt mitzuteilen, damit endlich etwas unternommen wird. Denn wenn das so weiter geht, werde ich bald verrückt und das wäre irgendwie schade. Etwa fünfzehn Minuten später ist die Polizei da, sofort kehrt Ruhe ein. Für etwa fünf Minuten. Dann drehen die im Café Bistro die Musik doppelt lauf auf. Ich gehe ans Telefon und rufe erneut bei der Polizei an. Beim zweiten klingeln wird im Café Bistro die Musik ausgeschaltet. Ich lege auf bevor jemand ans Telefon gegangen ist. Nur wenige Minuten später wird es wieder laut. Diesmal ohne Musik. Die beiden Café Bistro Hühner gackern laut los. Im Hintergrund hört man, dass jemand versucht, die beiden zur Ruhe aufzufordern, doch die beiden sind viel zu beschränkt, darauf zu hören. Ich könnte sie stundenlang Ohrfeigen. Kurze Zeit später wird sich lautstark gestritten. Ein Typ schreit eine der beiden Tussis an. Ich genieße das Schauspiel und freue mich. Dann stelle ich fest, dass ich mich gar nicht freue, sondern wie ein Psychopath grinse. Die leicht zurückgebliebenen Damen machen indes ungeniert weiter. Schön laut, schön provozierend. Und ich mache etwas, was man macht, wenn man verloren hat. Ich stopfe mir die LärmSTOP Ohrstöpsel ins Ohr. Es fühlt sich an als wäre ich taub. Wie tief bin ich nur gesunken? Am nächsten Morgen entferne ich die Ohrstöpsel. Sie sehen köstlich aus. Erstaunlich, was die aus meinen Ohren geholt haben. Die sorgen nicht nur für Ruhe, die machen auch sauber. Echte Aufräumer.
Ich habe das Gefühl, dass ich eines Tages mit einem Baseballschläger bewaffnet in das Café Bistro gehen werde, um dort jedem einzelnen Lebewesen die Scheiße aus dem Hirn zu prügeln. Das kann doch auch nicht die Lösung sein. Was soll ich nur tun?


Weitere Treffen mit Leonetta
Als ich Leonatta gegen 18.00 Uhr abhole, gibt es zur Begrüßung einen Kuss. Auf den Mund. Ich weiß nicht, ob das in einer platonischen Beziehung geht. Andererseits sollte ich vielleicht nicht ganz so streng sein. Schließlich ist so ein Kuss irgendwie gesund, zumindest wenn keiner an irgendeiner Infektion leidet. Wir gehen in die Stadt einkaufen. Immer wieder sagt sie mir, wie schön sie meine Augen findet und fasst mich an. Ich behalte meine Hände bei mir. Nur einmal kann ich mich nicht beherrschen und fasse an ihren Hintern. Aber ich denke, dass unsere platonische Freundschaft nicht darunter leiden wird. Ich fasse halt gerne Frauenärsche an.
Als wir später im Cottons sitzen, sagt sie, dass ich ihr in die Augen gucken und meine Hand geben soll. Ich fürchte, sie will mir etwas schenken und ich habe recht. Sie schenkt mir einen Cent mit einem aufgeklebten, blauen Würfel. Der passt so schön zu meinen Augen und soll mir Glück bringen. Ich bin irgendwie gerührt und sprachlos. Sie vertraut mir viele private Dinge an, weil man mir vertrauen kann und ich ein ehrlicher Mensch bin, sagt sie. Vielleicht sollte ich nicht immer so nett zu ihr sein und nicht mit ihr flirten. Ich weiß nicht, ob das alles nicht gefährlich für eine platonische Beziehung ist. Außerdem kann ich schlecht mit so netten Worten umgehen. So geht das nicht.
Wir gehen zu ihr. Ich setze mich aufs Sofa und sie zündet Duftkerzen, Wildkirsche, an. Insgesamt zehn Stück. Ich finde das sehr entzückend, aber auch irgendwie gefährlich. Nicht, dass sich am Ende jemand die Finger verbrennt. Sie setzt sich zu mir und sagt mir, dass ihr Rücken ihr weh tut und ich ihn nach Verspannungen untersuchen soll. Sie will sich aber vorher was Bequemeres anziehen. Sie steht auf, sieht mich an, beugt sich zu mir rüber und da haben wir den Salat. Warum muss es mir auch so einen Spaß machen sie zu küssen? Wieso kann ich ihren Küssen nicht widerstehen? Ich glaube, richtig platonisch geht anders. Aber es ist auch verdammt unfair mich einfach so zu küssen. Da kann ich gar nichts gegen tun. Sie schlüpft in etwas Bequemeres und vergisst, scheinbar aus Versehen, ihren BH im Schlafzimmer. Und sie bringt eine Tube Babyöl mit. Ich hatte ihr nämlich, als sie neulich ein Date hatte, gesagt, dass sie das Öl bereitstellen soll, um sich von dem Date massieren zu lassen. Nun scheine ich das Date zu sein. Großartig. Wenig später liegt sie vor mir auf dem Sofa, ich habe das Öl auf ihrem Rücken verteilt und versuche ihre Verspannungen weg zu massieren. Ich hasse massieren. Zumindest, wenn ich der Masseur bin. Vor allem dann, wenn es nicht dazu führen soll, dass ich am Ende Sex bekomme. Nach der Kurzmassage zieht sie sich zum Glück ihr Oberteil wieder an und setzt sich zu mir. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, küsst sie mich schon wieder. Ich muss aufpassen, dass das hier nicht ausartet. Bis zu meiner Abreise muss ich noch zwei bis drei, vielleicht auch vier, weitere Kussattacken überstehen, dann ist unsere platonische Beziehung gerettet. Vorerst zumindest. Ich fahre nach Hause und esse eine Banane, um Kraft für weitere Angriffe, die bei unseren nächsten Treffen mit Sicherheit stattfinden, zu tanken. So schwer waren meine platonischen Beziehungen bisher noch nie.

Kaum sind ein paar Tage vergangen, folgt das nächste Treffen mit Leonetta. Um 18.00 Uhr hole ich sie ab, um mit ihr zu einem Wald zu fahren, wo sie mit mir spazieren gehen möchte. Dummerweise weiß sie nicht wirklich, wo der Wald ist und so machen wir eine Art Stadtrundfahrt. Da ich solche Ausfahrten zwar liebe, mir aber nicht leisten kann, schlage ich vor, dass wir damit aufhören und zu ihr fahren. Außerdem will ich ein Eis. Also fahren wir zu ihr, setzen uns auf den Balkon und ich will immer noch ein Eis. Weil sich das so gehört, geht sie runter zum Kiosk und kauft mir ein Nogger, während ich auf dem Balkon sitzen bleibe. Später setzen wir uns an den PC, um zu gucken, welche Männer bei Jappy sie kennenlernen wollen. Ich übernehme das schreiben für sie. Zwischendurch ruft irgendeiner der Idioten von Jappy an. Er will Sex und scheint vollkommen hohl in der Birne. Ich sage ihr, dass sie mit dem nie mehr telefonieren und sich auf keinen Fall treffen soll. Es gibt Anrufbeantworter, die sind intelligenter als der. Völlig unerwartet küsst sie mich nach einer Weile. Ich denke, dass die Kussattacken einfach dazu gehören und beschließe, mir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Wir haben einfach eine platonische Beziehung mit gelegentlichem Anfassen und spontanen Kussattacken. Warum auch nicht?
Nach einer Weile finden wir einen akzeptablen Mann. Sie ruft ihn an und telefoniert gleich eine ganze Stunde mit ihm. Während der Zeit schreibe ich für sie mit vielen anderen Männern. Ich schreibe, dass ich, also sie, gerne gelbe Blumen esse und davon schon total high bin. Irgendwem will ich die Brille wegnehmen und den Arsch versohlen. Einem anderen schreibe ich, dass er nur einer von vielen ist. Er schreibt, dass ich ihn damit sehr verletze. Und ich frage ihn, wie das sein kann, wo ich ihn doch gar nicht geschlagen habe. Er jammert und ich nenne ihn eine Heulsuse. Er versucht Leoneatta auf dem Mobiltelefon anzurufen. Dummerweise hat fast jeder bei Jappy mittlerweile ihre Mobilnummer. Ich schreibe ihm, dass das Telefon im Klo liegt und vor sich hin blubbert. Am Ende halten fast alle Leonetta für eine vollkommen durchgeknallte Frau, die Blumen isst und die Männer nur verarschen will. Ich habe tierischen Spaß beim schreiben und Leonatta, die alles mitliest, lacht während des Telefonats mit dem Typen, ständig laut los. Vermutlich hält er sie für etwas gestört. Warum sie mir während der Zeit meine Haare total durcheinander macht, weiß ich nicht. Am Ende des Gesprächs verabreden sich die beiden Telefonierenden. „Dann bin ich Dich ja bald los.“, frohlocke ich. – „Siehste, Du willst mich doch.“ – „Nein.“ – „Ach komm, Du willst mich nur nicht, weil ich gesagt habe, dass ich Kinder will. Dabei willst Du auch eine Familie“ – „Blödsinn.“ – „Doch. Das wäre toll mit uns. Du müsstest nur ab und zu mit zu meiner Familie kommen und mehr nicht.“ – „Und soll ich denen sagen, dass ich mit zwei Frauen zusammen bin?“ – „Nein. Du gehst halt nur gerne alleine weg.“ Ein weiteres großartiges Gespräch zwischen Leonetta und mir. Ich versuche sie zu verkuppeln und sie versucht mich zu kriegen. Das ist sehr sinnlos, aber irgendwie auch putzig. Ich denke, ihre Versuche werden bald aufhören, etwa zeitgleiche werden die Kussattacken vermutlich auch enden. Dann wird es doch noch eine richtige platonische Beziehung mit uns. Zeit den Abend zu beenden.

Als ich gegen 00.30 Uhr zu Hause ankomme, darf ich mir den Lärm vom Café Bistro anhören. Das ist das nächste Problem, was es zu lösen gilt. Aber nicht jetzt, jetzt muss ich versuchen zu schlafen.


Der Autofahrer und sein Fund
Ich stoppe meinen Wagen vor einer Ampel. Neben mir hält ein VW Passat. Der Fahrer trägt ein weißes Hemd. Er sucht etwas. In seiner Nase. Nach kurzer Zeit wird er fündig. Er betrachtet den Fund, dreht ihn in seinen Fingern, spielt mit ihm. Dann will er ihn loswerden. Klappt aber nicht. Kurze Verwirrung. Dann die Lösung. Er steckt sich seinen Fund in den Mund. Die Ampel schaltet auf grün. Weiter geht´s.


Leonetta zahlt
Als ich gegen 13.17 Uhr Leonatta zu einem Stadtbummel abhole, ist sie noch nicht geduscht. Während sie im Bad verschwindet, mache ich es mir auf dem Sofa bequem und schlafe ein. Nach einiger Zeit höre ich sie sagen, dass sie fertig ist. Ich sage ihr, dass ich es nicht bin. Sie kommt zu mir und küsst mich. Verstehe ich nicht.
Auf dem Weg in die Stadt, sagt sie mir, dass sie mir etwas schenken möchte. Ein T-Shirt. Ich will kein T-Shirt von ihr und lehne ab. Dafür darf sie die Getränke im Cottons bezahlen. Nachdem sie bezahlt hat, fragt sie, ob ich ein Eis möchte. Warum nicht? Sie hat einen Job, sie hat mich gern, da wäre es töricht das Angebot abzulehnen. Eine Kugel Eis kostet 90 Cent. Finde ich unverschämt, bestelle zwei Kugeln und bekomme die vermutlich größten Eiskugeln, die man kriegen kann. Leonetta zahlt und ich bin zufrieden. Anschließend kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein. Und anstatt sich auf den Einkauf zu konzentrieren, küsst sie mich nun auch schon in der Öffentlichkeit. Wieso kann sie einfach nicht genug davon kriegen, mich zu küssen? Auf dem Weg zurück sagt sie mir, dass ich zu Hause ihren Bauch massieren soll. Ich gucke sie fragend an. „Ja, das kannst Du bestimmt gut. Und so wird es nie langweilig, weil ich Dir immer neue Aufgaben gebe.“ Ich will ihren Bauch nicht massieren und schweige sie an. „Warme Hände auf meinem Bauch würden mir sicher gut tun.“ – „Wie wäre es mit einer warmen Suppe?“ – „Ich hab keinen Hunger.“ – „Die sollst Du auch nicht essen, die will ich Dir über den Bauch kippen. Tut bestimmt gut.“ Scheinbar gefällt ihr mein Vorschlag nicht, denn sie erwähnt die Bauchmassage danach nicht wieder. Ich weiß, wie man Frauen zum schweigen bringt. Zumindest manchmal.


Doch kein Fortschritt
Nachdem ich nachts wieder die Polizei rufen musste, rufe ich am nächsten Morgen beim Ordnungsamt an. Man sagt mir, dass ab 22.00 Uhr im Café Ruhe herrschen muss und ich notieren soll, wann die Ruhestörungen stattfinden, dann würde es ein Bußgeld geben. Beim letzten Mal hieß es noch, dass es nichts bringt, wenn ich das notiere. Ich werde an den zuständigen Kollegen weitergeleitet. Er sagt mir, dass das Ordnungsamt nicht wirklich der richtige Ansprechpartner ist. Ich soll einfach so lange die Polizei rufen bis die Polizei Anzeige erstattet. Da die Polizei den Lärm, im Gegensatz zu mir, nicht als Lärm empfindet, werden die wohl eher eine Anzeige gegen mich als gegen das Café erstatten. Alternativ kann ich selber Anzeige erstatten. Eine großartige Idee. Dann haben die vom Café meinen Namen und ich noch mehr Freunde. Ich weise darauf hin und sage, dass ich eine anonyme Anzeige erstatten will. Das wird abgelehnt und so hat mir das Gespräch überhaupt nichts gebracht. Also bleibe ich auch in Zukunft nachts wach und erfreue mich an orientalischer Musik und lauten Gesprächen. Dazu rufe ich so lange die Polizei bis ich von eben dieser angezeigt werde wegen sinnloser Belästigung. Was für ein Irrsinn.


Vermittlungserfolg
Auf meinen Vorschlag hin hat Leonetta den Typen, mit dem sie während meiner Anwesenheit vor ein paar Tagen telefoniert hat, getroffen und dann mit nach Hause genommen, was ich ebenfalls empfohlen habe. Und es scheint so, als würde es passen. Zumindest ist er vollkommen begeistert. Sie sieht es zwar noch etwas skeptisch, aber ich denke, dass ich gute Arbeit geleistet habe und die beiden in Zukunft viel Zeit miteinander verbringen werden. Meine Mission ist somit erfüllt und ich kann weiterziehen und mir eine neue Frau suchen, die ich glücklich machen kann. Wenn ich damals, als ich Versicherungen und Geldanlagen vermitteln sollte, doch auch nur so gnadenlos erfolgreich gewesen wäre.


Bananenfrau
Um etwa 14.00 Uhr treffe ich mich mit einer Frau, die ich schon länger aus dem Internet kenne. Eigentlich treffe ich mich fast ausschließlich mit Frauen, die ich übers Internet kennengelernt habe. Was das über mich aussagt, möchte ich lieber nicht wissen. Jedenfalls wohnen wir nicht wirklich weit voneinander entfernt und so ist ein Treffen durchaus sinnvoll. Weil sie meine Vorliebe für Bananen kennt, bringt sie mir zur Begrüßung eine Banane mit. Ich bin entzückt und auch glücklich, dass ich sie sofort erkannt habe, denn das Foto, welches ich von ihr kenne, ist schon etwas älter und sie hat sich in der Zwischenzeit doch etwas verändert und ihr Körpergewicht um einiges vermehrt. Dafür, dass sie kein Leichtgewicht ist, ist sie ziemlich klein. Ich bin ein Leichtgewicht und mindestens 20 cm größer als sie. Wir geben sicher eine interessantes Pärchen ab, wie wir so durch Dortmund wandern. Zunächst gehen wir feudal bei Burger King essen und wandern danach weiter ins Cottons. Dort wird die Bananenfrau von einer neugierigen Wespe begutachtet. Da sie Wespen irgendwie unprickelnd findet, steht sie, leicht panisch, auf und entfernt sich ein paar Meter vom Tisch. Ich bin ebenso irritiert wie einige andere Gäste und versuche der Bananenfrau zu erklären, dass Wespen nichts tun und sie beim nächsten Mal ruhig sitzen bleiben kann, wenn eine Wespe sie begrüßen will. Eine Zeit lang geht es gut, bevor es ihr dann doch zu viel wird und sie erneut leicht panisch aufspringt und eine Runde um unseren Tisch dreht. Ich finde ihr Verhalten hochinteressant. Außerdem fallen wir so wenigstens auf und unterstreichen unsere Rolle als besondere Gäste.

Die Bananenfrau hat neben ihrer Wespenphobie noch etwas, was meine Aufmerksamkeit immer wieder in eine bestimmte Richtung lenkt. Es sind ihre großen Brüste. Ich mag es ja eher weniger groß. Trotzdem muss ich ständig ihre Brüste anschauen. Ich vermute, dass es daran liegt, dass die so groß sind und die Bananenfrau ein Oberteil trägt, welches den Blick auf die Brüste geradezu einfordert. Ich hoffe, sie findet es nicht unverschämt, dass meine Blicke immer wieder auf ihren Brüsten landen. Vielleicht hat sie sich auch gerade deshalb dieses Oberteil angezogen. Ich weiß es nicht. Ist vermutlich auch nicht so wichtig. Die Zeit vergeht jedenfalls recht schnell. Treffen, die nicht auf Sex ausgelegt sind, können durchaus unterhaltsam sein und mich zufrieden stellen. Sehr interessant. Trotzdem wüsste ich gerne, warum sie mir ihre Brüste derart präsentiert und was ich tun würde, wenn sie mich vernaschen wollen würde.
Insgesamt verbringen wir sechseinhalb Stunden in Dortmund, bevor ich mich verabschieden muss. Auf dem Weg nach Hause verzehre ich die mitgebrachte Banane und überlege, ob ich es nicht zur Pflicht machen sollte, dass Frauen mir zum ersten Date eine Banane mitbringen. Ob wir uns wiedersehen? Vermutlich nicht. Obwohl es ein unterhaltsamer und angenehmer Nachmittag war.


Männlicher Betthase gesucht
Gelegentlich schreibe ich noch mit Berta, die ich während meiner Umschulung kennengelernt habe. Heute schreibt sie, dass sie von Männern irgendwie die Schnauze voll hat, weil die alle nichts taugen und sie ab sofort nur noch einen männlichen Betthasen sucht. Sie schreibt, dass, wenn Männer sich Frauen nur fürs Bett suchen können und sie sowieso keinen vernünftigen Kerl findet, sie sich nun auch was nur fürs Bett suchen will. Ich schreibe ihr, dass ich das für eine gute Idee halte. Und was macht die gute Frau? Fragt mich doch glatt, ob ich mich nicht bei ihr als Betthase bewerben will. Ich bin zwar fast ständig untervögelt, doch ihr Angebot möchte ich dennoch nicht annehmen und so wechsle ich einfach das Thema unserer Kommunikation. Ich mag Berta irgendwie und wenn ich mit ihr ins Bett gehe, dann wird unser durchaus gutes Verhältnis sicher nicht davon profitieren. Das möchte ich nicht. Am nächsten Tag schreibt sie mir, dass sie ihre Suche eingestellt hat, da sie eh kaum raus geht und es ihr zu schwierig erscheint im Netz jemanden zu finden. Dumm nur, dass ich trotz meiner Erkenntnis, dass es unser nettes Verhältnis stören würde, darüber nachdenke, mit ihr ins Bett zu gehen. Ich glaube, dass ich derzeit nicht so wirklich zurechnungsfähig bin. Was Frauen angeht war ich vermutlich noch nie zurechnungsfähig.


Dora
In einer Erotikcommunity schreibe ich Dora an. Sie ist 28 Jahre, 176 cm, hat gefärbte Haare und könnte schlanker sein. Sie kommt aus Dortmund und sieht insgesamt ganz nett auf den Fotos aus. Wir schreiben uns ein paar Mal und vereinbaren, dass wir uns demnächst treffen.

Als wir am nächsten Tag erneut schreiben, schlägt sie vor, dass wir telefonieren, ich rufe sie unverzüglich an und wir verstehen uns ganz gut. Sie sagt, dass sie heute Zeit hat und fragt, was ich von einem Treffen halte. Da ihr Motto „Alles kann, nichts muss“ lautet, sage ich ihr, dass ich Zeit habe. Selten war ich so gleichgültig beim Verabreden. Es scheint so als würde mich das alles weder interessieren noch etwas angehen. Warum mache ich das dann überhaupt?
Um 18.45 Uhr treffen wir uns nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt, um ein Eis zu essen. Sie ist etwas mehr Frau als ich erwartet habe. Ich nehme es zur Kenntnis und vergesse es sofort wieder. Wir bestellen leckeres Eis und sie übernimmt die Gesprächsführung. Die Themenauswahl ist breit gefächert. Mein Gesprächsanteil liegt bei etwa 20%. Selbst in den gelegentlich entstehenden Pausen versuche ich nicht, das Gespräch wieder in Gang zu kriegen. Glücklicherweise unterbricht sie immer wieder die Stille. Ich schaue sie mir genauer an. Sie hat schöne Hände und ihr Gesicht ist auch nicht uninteressant. Von ihrer Figur kann ich im Moment nicht so viel erkennen. Es ist mir aber auch erstaunlich egal, wie ihre Figur ist. Ist schließlich ihre Figur. Als unser Gespräch in eine eindeutig sexuelle Richtung geht, bleibe ich eher unbeteiligt. Ich finde es zwar schön mit ihr hier zu sitzen, doch verspüre ich keinerlei sexuelles Interesse. Ich glaube, dass Leonetta mich Impotent gemacht hat. Auch das ist mir irgendwie egal. Und so verrate ich während der ganzen Zeit so gut wie nichts über mich. So kriegt man eine Frau wohl kaum ins Bett. Doch da ich nicht weiß, ob ich das will, ist es vollkommen unwichtig.
Gegen 20.00 Uhr sind wir die letzten Gäste und ich schlage vor, zu zahlen. Und dann tue ich es schon wieder. Ich bezahle. Einfach so. Und es ist mir völlig egal. Sie bedankt sich bei mir, was ich unkommentiert lasse, wir verlassen das Café und ich sage „Wir können uns gerne nochmal treffen.“ Keine Ahnung, warum ich das jetzt gesagt habe. Ich bin nicht wirklich bei der Sache, wie mir scheint. Vielleicht, weil sie es ernst meint, vielleicht aber auch nur aus Höflichkeit, sagt sie, dass wir das gerne machen können und in Kontakt bleiben. Ich bin noch immer nicht bei der Sache als es ans Verabschieden geht. Und schon werde ich von ihr umarmt. Ich stelle fest, dass an ihr eine Menge zum umarmen ist. Als sie geht. schaue ich ihr nach und bin mir sicher, dass ich nie zuvor mit einer Frau mit einem so breiten Hintern verabredet war. Zu meiner Überraschung lässt mich das völlig kalt. Ich drehe mich um und gehe leicht verstört nach Hause. Irgendwas stimmt definitiv nicht mit mir.


Leonetta lädt mich ein
Ich sitze seit Stunden in meinem Zimmer und frage mich, warum ich in letzter Zeit ständig für irgendwelche Frauen zahle, als mein Telefon klingelt. Leonetta möchte mich zu einem Eis einladen. Ohne groß nachzudenken sage ich zu. Schließlich ist es gut, wenn ich eingeladen wäre.
Nachdem sie mir ein Eis spendiert hat, gehen wir zu ihr, um einen Film zu gucken. Den Typ, den ich ihr vermittelt habe, gibt es schon nicht mehr. Er hatte einfach nicht meine Klasse. War eigentlich auch klar, dass ein gewöhnlicher Mann nicht mit mir mithalten kann und schnell uninteressant für sie wird. Wir gucken Mitternachtsspitzen. Da sie nicht möchte, dass ich danach sofort wieder gehe, bleibe ich und gucke Fußball. Sie telefoniert währenddessen mit einem Typen und versucht sich mit ihm zu verabreden. Als sie damit fertig ist, schlägt sie vor, dass wir zusammen ein paar Tage nach Holland fahren. Sie will mich sogar einladen. Obwohl ein Kurzurlaub auf ihre Kosten schon alleine deshalb reizvoll wäre, weil sie bezahlt, lehne ich ab. Bringt ja nix. Als ich einen Moment nicht aufpasse, küsst sie mich. Allerdings so schnell, dass ich es kaum mitbekomme. Kurz danach fragt sie mich, ob sie zu dick ist und abnehmen muss. Ich fasse an ihren Bauch und sage ihr, dass sie genau dort drei Kilo abnehmen muss. Ich glaube nicht, dass sie das jetzt hören wollte. Darum wiederhole ich es direkt nochmal. Mein Charme kennt heute wieder keine Grenzen. Nach der Sportsendung verabschiede ich mich von ihr. Es gibt einen Abschiedskuss und ab geht’s nach Hause. Auf dem Heimweg gönne ich mir eine Banane. Für diese Woche habe ich wirklich genug Frauen getroffen.


Musik gegen Musik
Seit über einer Stunde wird mir orientalische Musik präsentiert. Und obwohl ich sie nun täglich höre, gefällt sie mir weiterhin nicht. Vor allem nicht um diese Uhrzeit. Mein erster Gedanke, so wie jeden Abend, ist die Polizei zu rufen. Aber irgendwie komme ich mir albern vor, wenn ich das tue. Und so entscheide ich anders. Ich höre meine eigene Musik. In meiner eigenen Zimmerlautstärke. Etwas ungewohnt nachts solchen Lärm zu produzieren, aber was kann mir schon passieren? Irgendjemand könnte die Polizei rufen. Die kommen dann zu mir, bitten mich die Musik leiser zu stellen und im Gegenzug beschwere ich mich über den Lärm vom Café. Dann können sie dort auch für Ruhe sorgen. Und das wiederholen wir einfach jede Nacht. Und wenn wir dabei nicht sterben, machen wir es so lange bis wir von der Polizei erschossen werden. Das klingt irgendwie ziemlich geil. Endlich habe ich wieder ein Ziel und mein Leben einen Sinn.
Zum Glück hatte ich auch heute Nachmittag, so wie ich es schon die ganze Woche mache, geschlafen, um für das nächste nächtliche Musikduell gewappnet zu sein. Herrlich schwachsinnig. Vielleicht sollte ich mir nachts auch noch ein paar Frauen einladen, also eine pro Nacht, die nicht nur gerne Musik hören, sondern auch noch auf lauten Sex stehen. So könnte ich die Sache etwas Abwechslungsreicher gestalten. Jetzt bin ich fast völlig begeistert von meiner neuen Idee. Auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wo ich willige Frauen herbekomme. Ich mache die Musik noch etwas lauter, denn es dringen immer noch Stimmen vom Café zu mir rauf. Und das geht ja gar nicht. Schließlich will ich meine Musik ungestört genießen.


Fliegende Teppiche
Ich schaue aus dem Fenster und wunderschöne, handgeklöppelte Orientteppiche, mit lustig aussehenden Teppichhändlern, fliegen an meinem Fenster vorbei. Die Häuser sehen allesamt anders aus als vor dem einschlafen. Alles ist bunter, überall ist Wüstensand und auf meinem Balkon hat sich einer dieser Teppichhändler niedergelassen. Neben ihm steht ein Kamel und er versucht mir einen alten Teppich anzudrehen. Scheinbar hat er sich gut über mich informiert, denn er weiß genau, welche Teppichgröße ich benötige. Er schenkt mir einen khakifarbenen Teppich auf dem Elefanten, Pyramiden und das Café Bistro eingearbeitet sind. Ich finde den Teppich furchtbar. Der Teppichhändler lacht und fliegt mitsamt Kamel davon. Ich bin irritiert. Ein Schlangenbeschwörer fliegt an meinem Balkon vorbei. Irgendwas stimmt hier nicht. Ein Teppichtaxi hält vor meinem Balkon. Ich steige ein bzw. klettere rüber und los geht’s. Direkt ins Café Bistro. Die dumme Bedienung trägt orientalische Kleidung und vollführt eine Art Bauchtanz. Das sieht furchtbar aus. Die anderen Besucher lachen und haben tierischen Spaß. Alle grinsen mich an und wollen mir Feigen und anderen Mist schenken. Sie klopfen mir auf die Schulter und wollen meine Freunde sein. Ein Affe klaut mir meine Rentnermütze. Sehr mysteriös. Als die dumme Bedienung fertig mit ihrem albernen Tanz ist, wollen die komischen Leute sie mir schenken. Vermutlich ist die selbst ihnen zu blöd und sie hoffen , dass ich die blöde Bedienung mit hoch zu mir nehme, vernasche und vom Balkon werfe. Die tanzende Dumpfbacke wird nun mit mir auf einen Teppich gesetzt und wir fliegen direkt rauf zu meinem Balkon. Sie nimmt meine Hand, führt mich zu meinem Bett, zieht sich aus und dreht ihren dummen Kopf um 180°. Schweißgebadet wache ich auf. Es ist 00.27 Uhr. Die Degenerierten vom Café Bistro streiten sich. Am lautesten ist die Bedienung. Ihren Kopf würde ich jetzt gerne um 180° drehen. Ich mache Musik an und muss sie besonders laut aufdrehen, damit ich den Mist von unten nicht mehr höre. Das wird sicher eine tolle Nacht.


Waltroper Parkfest 2009
Um 20.30 Uhr hole ich Manni ab, um das traditionelle Waltroper Parkfest zu besuchen. Nach mehr als dreißig Minuten Parkplatzsuche haben wir endlich einen Parkplatz und können aufs Parkfest gehen. Nach einem kurzen Rundgang landen wir am Zelt des Gasthauses Stromberg. Hier haben wir letztes Jahr den Abend verbracht, hier bleiben wir auch heute. Die Optik ist eher mäßig und der Anteil männlicher Lebewesen zu hoch. Was etwas mehr stört sind die vielen Kinder unter zehn, die selbst um 23.00 Uhr noch hier sind. Man kommt sich vor, wie bei einem Treffen der zurückgebliebenen Talkshowgäste. Etwas gruselig das Ganze. Eine ältere Frau spricht den Manni an. Sie hat eine etwas korpulentere Freundin dabei. Und während ich ihre Kontaktaufnahme beobachte, fühle ich mich ins letzte Jahr versetzt. Da fing es auch so an. Doch diesmal mache ich nicht mit. Ich verzichte so weit es mir möglich ist auf Small Talk. Als Manni zur Toilette ist, deutet die ältere Frau an, dass ich Lächeln soll. Als ich nicht lächle, spricht sie mich an. „Nun lach doch mal.“ – „Hier gibt es keinen Grund das zu tun.“ – „Du kannst doch über die Leute lachen.“ Dann würde ich aber auch über Dich lachen, denke ich und gehe einen Schritt zurück. Das bringt doch nix. Eine blonde, ebenfalls ältere Frau guckt öfter zu mir rüber. Ich kann mich natürlich nicht daran erinnern, woher ich sie kenne. Vielleicht kenne ich sie auch nicht. Sie knutscht mit ihrem Freund. Als sie danach wieder zu mir guckt, lächle ich kurz rüber. Sie lächelt zurück. Sehr nettes Lächeln. Da sie nicht aufhört zu lächeln, gucke ich weg. Ich bin nicht zum lächeln hier und kann mich eh nicht erinnern, ob ich die Frau irgendwoher kenne. Es ist nach Mitternacht als wir beschließen das Parkfest zu verlassen. Dummerweise haben wir die Orientierung verloren und finden den richtigen Ausgang nicht. Und so stehen wir nach wenigen Minuten wieder an dem Ort an dem wir den ganzen Abend verbracht haben. Manni bestellt uns etwas zu trinken und es ist so als wären wir nie weg gewesen. Nach ein paar Minuten geht Manni zu einer Frau, die ihn schon die ganze Zeit beobachtet hat. Sie sagt, dass sie ihn so lange anstarren wollte, bis er sie anspricht. Hat sie geschafft. Die beiden unterhalten sich eine Weile, dann bemängelt die Frau meine Körperhaltung. Ich solle aufrecht stehen. Ich bin zu müde und zu alt um Aufrecht zu stehen. Kurzer Smalltalk, dann sagt Manni, dass wir gehen müssen. Ich bin etwas überrascht, aber einverstanden. Ab nach Hause. Ich glaube, dass es ziemlich leicht ist auf dem Parkfest Frauen kennen zu lernen, bin allerdings derzeit nicht interessiert, weil ich unter vorübergehender Impotenz leide. Vielleicht bin ich auch einfach nur doof. Auf der Rückfahrt gönne ich mir eine Banane.

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