April 2011

Eine Hochzeitsfeier
Am Freitag bin ich mit Ursula auf einer Hochzeit. Da ich selten zu Hochzeiten gehe, scheint anfangs alles normal zu laufen. Die Gäste kommen, gratulieren dem Brautpaar und stehen anschließend irgendwo herum. Gegen 18.30 Uhr müssen sich alle auf ihre zugewiesenen Plätze setzen, weil das Buffet eröffnet werden soll. Von da an zieht sich die Veranstaltung wie ein Kaugummi. Wir sitzen also da und warten. Und warten. Und warten. Vom ersten Gang keine Spur. So bleibt uns zunächst nichts weiter übrig als dumm herumzusitzen und die Baguettes aus dem Korb, der auf unserem Tisch steht, zu essen. Das Zeug ist wenigstens frisch. Ich vermute schon, dass die Baguettes vielleicht der erste Gang sind, als es gegen 19.00 Uhr plötzlich irgendwie hektisch wird. Die Ursache ist schnell gefunden. Die Vorspeise wird serviert und ich habe keine Ahnung, was für Unkraut mir da vorgesetzt wird, weiß aber, dass ich davon nichts essen möchte. Auch die Tatsache, dass Ursula und andere Tischnachbarn das Unkraut verspeisen, ändert meine Meinung nicht. Und so sitze ich eine weitere Ewigkeit an meinem Platz, habe noch immer nix zu essen bekommen, abgesehen natürlich von Baguettes, und starre mein Unkraut an. Langsam werde ich unruhig. Eine gefühlte Ewigkeit später werden die Teller abgeräumt, und ich erfahre, dass es eine weitere Vorspeise geben wird. Eine Kressecremesuppe. Ich bin deprimiert. So etwas hatte ich absolut nicht erwartet. Nach einer unfassbar langen Wartezeit, zumindest erscheint es mir so, wird die Suppe endlich serviert. Ich lehne, obwohl durchaus hungrig, dankend ab. Ich möchte keiner Suppe, die ich nicht essen werde, beim Abkühlen zusehen. Bringt ja nichts. Wieder vergeht unendlich viel Zeit, bis alle ihre Suppe geschlürft haben und der Tisch abgeräumt wird. Meine Hoffnung, dass nun das Buffet eröffnet wird, erfüllt sich allerdings nicht. Es passiert nämlich erstmal gar nichts mehr. Über eine Stunde sitze ich jetzt hier und kann kaum noch sitzen, weil die Stühle nicht wirklich bequem sind. Deshalb beschließen Ursula und ich, dass wir kurz an die frische Luft gehen. Kaum bin ich vor der Tür, sage ich, dass dies die langweiligste Beerdigung ist, auf der ich je war. Ein Pärchen, das ebenfalls hier draußen steht, findet das wohl zunächst etwas frech, was mich aber nicht davon abhält, weitere Witze über die träge Veranstaltung zu machen. Das Pärchen verspricht, für Stimmung zu sorgen. Ich habe da so meine Zweifel.
Als wir wenig später wieder an unserem Tisch Platz nehmen, ist vom Buffet weiterhin keine Spur. Dafür macht das Pärchen jetzt, wie versprochen, Stimmung. Der ganze Tisch, an dem die beiden sitzen, schlägt nun mit seinem Besteck gegen die Gläser, was bedeutet, dass sich das Hochzeitspaar küssen muss. Das Brautpaar steht ordnungsgemäß auf und küsst sich. Die Stimmungskanonen haben einen Mordsspaß, ich indes möchte mich übergeben. Das nenne ich wirklich großartige Stimmung. Weil die Aktion so witzig ist, wiederholen die Stimmungskanonen sie immer wieder. Womit habe ich das nur verdient?
Es geht auf 20.30 Uhr zu. Vom Buffet weiterhin keine Spur. Zeit, die beiden DJs zu beobachten. Einer sieht aus wie Stromberg, der andere wie der Schlagersänger, der kürzlich bei DSDS rausgeflogen ist. Seit 18.00 Uhr stehen die blöd in ihrer Ecke und haben bisher noch gar nichts gemacht. Zumindest nichts, wofür sie bezahlt werden. Sie haben lediglich Suppe gelöffelt und sind gemeinsam zur Toilette gegangen. Mit denen stimmt bestimmt irgendwas nicht. Minuten später ist das Buffet tatsächlich eröffnet. Um ein Chaos zu vermeiden, werden die Gäste nach Tischen geordnet ans Buffet geleitet. Diese Aufgabe übernimmt der Schlager-DJ. Er ruft einen Tisch auf und spielt dazu irgendwelche Musik. Als wir an der Reihe sind, fordert er uns auf, zum Lied “Leuchtturm” von Nena zum Buffet zu tanzen. Der hat echt einen an der Waffel. Welcher halbwegs normale Mensch tanzt zum Buffet? Das ist doch krank. Auf dem Weg zum Buffet müssen wir am Adipositas-Tisch vorbei. Dort sitzen die nächsten Kandidaten von „The Biggest Loser“. Zumindest sehen sie so aus. Fast tragisch, dass ausgerechnet diese Leute noch aufs Buffet warten müssen. Nachdem wir unser Essen abgeholt haben, dürfen die Menschen vom Adipositas-Tisch endlich ans Buffet. Dazu spielt der DJ ein besonders schnelles Lied. Irgendwie diskriminierend, denn schneller werden die Dicken davon nicht und so stapfen sie träge zum Buffet. Der Schlager-DJ, der nicht mit der Langsamkeit der Dicken gerechnet hat, ruft viel zu früh die Menschen vom nächsten Tisch ans Buffet und so entsteht ein unnötiger Stau. Die Dicken hätte man vielleicht besser erst zum Schluss ans Buffet gebeten.
Das Essen ist gut. Kurzzeitig bin ich zufrieden, dann will ich Nachspeise. Doch ich muss mich gedulden und sitzen bleiben. Die DJs sind auch dabei etwas zu essen, was ich unangebracht finde, weil die ja noch nix geleistet haben. Warum die jetzt essen dürfen, ist mir ein Rätsel. Auf der Werbung in ihrer DJ-Ecke steht „Bei Anruf Party“. Da sie ihre Telefonnummern unter dem Partyspruch angegeben haben, ist es jetzt Zeit eine der Nummern anzurufen. Doch egal, welche der angegebenen Nummern ich wähle, die beiden reagieren nicht. Von wegen bei Anruf Party. Was für Langweiler. Nach einer Weile geht der Schlager-DJ vor die Tür, nimmt sein Telefon und ruft mich an. „Hallo. Sie haben mich eben angerufen. Ich habe Ihre Nummer auf dem Display gesehen.“ – „Das ist richtig. Auf Ihrem Plakat steht doch Bei Anruf Party. Wann geht es denn los?“ Der Schlager-DJ erkennt, dass einer der Gäste am Telefon ist und verspricht, dass es bald losgeht. Ich lege auf. Aber los geht nichts. Der Schlager-DJ geht zurück zu seinem Platz und erzählt seinem Partner Stromberg irgendwas, dann gehen sie wieder gemeinsam zur Toilette. Sehr verdächtig. Ob die sich gegenseitig anfassen, wenn sie alleine auf der Toilette sind und sich so quasi in Stimmung für ihre Arbeit bringen?
Es ist bereits nach 21.00 Uhr, als es endlich die Nachspeise gibt, welche mir sogar schmeckt. Nach dem Abendmahl wird es Zeit, etwas ins Gästebuch des Hochzeitspaares zu schreiben. Ich schreibe, dass ich hoffe, dass deren Ehe nicht so langweilig wird, wie die beiden drögen DJs es sind, und wünsche den beiden alles Gute. Ich kann echt freundlich sein, wenn ich mich zusammenreiße.
Es muss etwa 22.00 Uhr sein, als die DJs mit ihrer Show beginnen. Laute Stimmungsmusik. Dazu labert der Schlager-DJ irgendwelche satanischen Verse bzw. versucht das Publikum zum Tanzen zu animieren. Das verkrafte ich nicht, gehe deshalb wieder an die frische Luft und mache Witze über die Beerdigungsveranstaltung. Neben mir stehen zwei Frauen. Eine erzählt von ihren Schmerzen. Ich sage ihr, dass es ein schlimmer Abend für sie sein muss mit den Schmerzen und dieser schrecklichen Feier. Sie stimmt zu. Dann sage ich ihr, dass es nur besser werden kann, sobald die Feier endlich vorbei ist. An einer weiteren Konversation bin ich nicht interessiert und drehe mich um. Die beiden erzählen weiter langweiligen Kram. Ich sage zu Ursulas Schwester, die ebenfalls frische Luft brauchte, dass das, was die beiden Damen da erzählen, langweilig ist, und wir besser wieder reingehen. Natürlich sage ich es so laut, dass die beiden Damen es auch hören. Sie sollen nämlich wissen, dass sie langweilig sind. So können sie über ihr Verhalten und die langweiligen Gespräche, die sie führen, nachdenken und in Zukunft ein anderes Verhalten an den Tag legen. Ich helfe, wo ich kann. Drinnen tobt mittlerweile der Bär. Die beiden DJs tanzen, die Gäste tanzen ebenfalls und ich finde, dass die Musik entschieden zu laut ist. Der Stromberg-DJ sieht herrlich aus beim Tanzen. Hätte ich doch nur eine Videokamera, um ihn zu filmen. Er könnte sicher der Nachfolger des DJs der guten Laune werden. Nur in langweilig halt.
Gegen 23.00 Uhr kann ich keine weitere Stimmung verkraften und beschließe, dass es an der Zeit ist, die Party zu verlassen. Ich packe Ursula und ihre Kinder in mein Auto und bringe sie Heim. Dann fahre ich auch nach Hause, esse eine Banane und höre gute Musik. Dabei stelle ich mir den tanzenden Stromberg-DJ vor. Igitt.

Erstes Joggen2011
Nach über sieben Monaten gehe ich mal wieder joggen. Einmal im Monat sollte es bei den Temperaturen schon möglich sein. Letztes Jahr war ich insgesamt sechs mal joggen. Das nehme ich mir für dieses Jahr als Ziel.

Im Wald der Lüstlinge stehen in diesem Jahr noch weniger Bäume. Folglich gibt es dort noch weniger Schatten. Ich weiß auch nicht, ob man das hier überhaupt noch als Wald bezeichnen darf. Froh gelaunt laufe ich los, doch schon nach fünf Minuten klettert der Puls auf 150. Alles scheint wie immer. Nach zehn Minuten bin ich einigermaßen erschöpft, aber immer noch zufrieden. Nach etwa fünfzehn Minuten bin ich platt und möchte mich hinlegen, doch dafür bin ich nicht da. Und aufhören kann ich auch nicht, weil es noch zu früh ist. Nach zwanzig Minuten bin ich völlig fertig. Zwei Minuten später bin ich immer noch fertig, aber auch irgendwie vollkommen entspannt. Ein komischer Zustand. Ich bin so entspannt, dass ich schneller laufen will, doch ein Blick auf die Pulsuhr hält mich davon ab. Als ich noch jung war, habe ich die Pulsuhr gerne ignoriert, aber jetzt, in meinem Alter, achte ich schon ein wenig auf mich. Schließlich möchte ich nicht hier im Wald der Lüstlinge sterben, denn wenn die Lüstlinge mich dann finden, vergehen die sich sicher an mir, weil sie so entzückt von meinem knackigen Arsch sind. Das möchte ich nicht. Nach fünfundzwanzig Minuten bekomme ich heftige Schmerzen im rechten Knie. Jetzt weiß ich wieder, warum ich nicht mehr joggen soll. Da ich noch nicht ganz am Ziel bin, muss ich die Schmerzen ignorieren und weiter laufen. Der Puls ist jetzt bei 170. Finde ich irgendwie uncool. Nach 27 Minuten und 47 Sekunden habe ich mein Ziel erreicht. So lange bin ich im letzten Jahr nicht ein einziges Mal gelaufen. Wenn hier doch nur irgendwo Schatten wäre, dann würde ich mich etwas wohler fühlen. Plötzlich und unerwartet bekomme ich Nasenbluten. Ein weiteres Zeichen, welches ich nicht verstehe. Ich stopfe mir ein Stück Taschentuch in die Nase und ignoriere es. Alles andere wäre albern. Als das erledigt ist, bin ich einfach nur zufrieden. Ich komme wieder. Ganz bestimmt.

Pferdeschnodder
Am 17. April besuche ich nach langer Zeit mal wieder das Pferd ohne Namen. Das Pferd hat Schnupfen und muss niesen. Ich bin unkonzentriert und bekomme den ganzen Rotz direkt ins Gesicht. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Pferdeschnodder im Gesicht zu haben, finde ich alles andere als prickelnd, weshalb ich mich mit einem Taschentuch säubere. Nachdem ich mich abgeputzt habe, zeige ich dem Pferd das beschmierte Taschentuch. Das Pferd ist zwar sehr aufgeschlossen, doch wirklich etwas mit dem Taschentuch anfangen kann es nicht. Weil ich nett bin, verzeihe ich die Rotzattacke, weise aber darauf hin, dass ich so etwas in Zukunft nicht nochmal erleben möchte. Ich bin schließlich kein Schnodderauffangbecken. Nachdem ich das Pferd belehrt habe, tätschel ich die kleine Rotznase und verabschiede mich.

Alles wie gehabt
Am Abend bei geöffneten Fenstern einen Film zu schauen ist auch in diesem Jahr keine Freude. Und es nützt auch nichts, wenn ich den Fernseher besonders laut stelle. Der Lärm vom Café Bistro sorgt, wie in jedem Jahr, dafür, dass ich nicht wirklich entspannt Fernsehen kann. In jeder ruhigen Passage des Films, werde ich von fremdländischen Gesprächen und nervenden Kneipengeräuschen belästigt. Das war in den letzten Jahren schon Scheiße und ist es auch in diesem Jahr. Ich halte dennoch tapfer bis 00.32 Uhr durch. Dann möchte ich schlafen, doch das geht zunächst nicht, denn die Gäste von unten sind noch nicht müde. Dennoch schlafe ich gegen 01.02 Uhr ein, aber nur, um wenige Minuten später durch ein zu laut geratenes Gespräch aus dem Schlaf gerissen zu werden. Von mir aus kann es jetzt ganz schnell wieder Winter werden. Solange ich hier wohne, brauche ich keinen Sommer. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und schaffe es tatsächlich einige Zeit später einzuschlafen.
Um 07.37 Uhr werde ich unsanft von meinem Wecker aus den Träumen gerissen. Weder habe ich meinen Wecker darum gebeten, mich so früh zu wecken, noch möchte ich jetzt schon aufstehen. Doch meinen Wecker stört das nicht. Er lässt sich nicht ausschalten und ich muss aufstehen. Mein Wecker sind übrigens drei Gäste vom Café Bistro, die sich lautstark streiten. Minutenlang. Ich hasse meine(n) Wecker.

Der nächste Tag, der gleiche Ärger. Ich weiß nicht, warum die Gäste im Café Bistro so rumbrüllen, aber ich weiß, dass der Lärm so extrem ist, dass ich um 23.43 Uhr den Fernseher ausschalte, weil der Lärm von unten es absolut unmöglich macht, einen Film zu gucken. So laut war es bisher noch nie. Weil ich an meinem Verstand zweifle, ziehe ich mich an und gehe runter, um herauszufinden, wie laut es da unten ist. Zu meiner Überraschung muss ich feststellen, dass es da unten noch viel lauter ist. Und ich frage mich, wie es sein kann, dass sich niemand über den Lärm beschwert. Auf Volksfesten ist es nur unwesentlich lauter. Ich schaue rauf zu den Fenstern der Wohnungen direkt über dem Café Bistro. Im Winter sind dort neue Bewohner eingezogen. Die Fenster sind gekippt. Der Lärm kann also völlig ungehindert eindringen. Da das Fahrzeug des einen Bewohners auf dem Hof steht, gehe ich davon aus, dass er zu Hause ist. Ich werde ihn, vorausgesetzt, dass ich ihn erkenne, demnächst mal fragen, wie ihm der Lärm gefällt und wieso er nichts dagegen unternimmt. Und ich muss diese Wohnung loswerden, aber wer will schon eine Wohnung in dieser verdammten Gegend? Und wieso dürfen manche Bevölkerungsgruppen machen, was sie wollen? Und was ist mit meinen Rechten? Habe ich tatsächlich nur das Recht zu schweigen oder auszuziehen? Und wenn ich nur das Recht habe auszuziehen, wer bezahlt mir dann den Umzug? Solange ich hier wohne, kann ich auf jeden Fall keinen Job annehmen, zumindest nicht, wenn es warm ist, weil ich nachts nicht schlafen darf und deshalb nicht in der Lage sein werde, morgens aufzustehen. Irgendwann werde ich wahnsinnig, drehe durch und laufe Amok. Dann ist sicher Ruhe. Herrliche Aussichten. Bis es soweit ist, lausche ich den Klängen orientalischer Musik und den hitzigen Diskussionen der Gäste vom Café Bistro. Scheiß Leben.

Ein weiterer Samstagabend. Es ist erstaunlich ruhig im Cafe Bistro. Samstags scheinen die Gäste andere Dinge vorzuhaben und so kann ich relativ entspannt den Abend verbringen. Gegen 00.56 Uhr lege ich mich ins Bett und schlafe kurz danach ein. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass die Nacht eher kurz wird.
Um 04.57 Uhr werde ich von meinem Wecker geweckt. Mein Wecker ist heute ein Café Bistro Gast, der unheimlich viel zu erzählen hat und es in einer völlig unangemessenen Lautstärke tut. Ich glaube, dass er ein Arschloch ist. Ein Arschloch, das fast ununterbrochen labert. Ich liege in meinem Bett und will schlafen, doch das kann ich vergessen. Ich stehe auf, nehme mir eine Handvoll Baldrianperlen und schlucke sie runter. Ich glaube nicht, dass mir das hilft. Die Zeit vergeht. Es ist mittlerweile 05.28 Uhr und ich warte noch immer darauf, dass ich wieder schlafen darf. Etwa zwanzig Minuten später höre ich, dass ein Fahrzeug vor dem Café Bistro hält. Jemand steigt aus. Es folgt ein Gespräch in geringer Lautstärke. Dann steigt jemand in das Fahrzeug und es ist still. Vermutlich war es das Taxi für den Schreihals. Es ist unglaublich, wie schön Stille sein kann. Einschlafen kann ich leider trotzdem nicht.
Um 06.00 Uhr gehe ich in die Küche und hole mir eine Banane. Ich esse die Hälfte, den Rest werfe ich weg. Ich mag keine Bananen. Ich lege mich wieder hin und schlafe wenige Minuten später ein.
Um 07.36 Uhr ist es schon wieder vorbei mit dem Schlaf. Die Stimmung im Café Bistro ist nun wieder großartig und es wird so laut diskutiert, dass alle etwas davon haben. Ich stelle mir vor, wie ich mit einem Bagger vorfahre und den Laden abreiße, während die Gäste sich in unerträglicher Lautstärke unterhalten und mich und meinen Bagger bespucken und mit Biergläsern bewerfen. Die Idee mit dem Bagger gefällt mir so gut, dass ich mir vornehme, mir einen Bagger zu besorgen, diesen hinter dem Haus zu verstecken und ihn in einer lauten Sommernacht einzusetzen. Das wird sicher ein Mordspaß. Danach komme ich in die geschlossene Anstalt, bekomme ein schönes Zimmer und jeden Abend meine Medizin, damit ich gut schlafen kann. Vielleicht ist das Leben doch nicht Scheiße.

Am nächsten Abend ist es zunächst verhältnismäßig ruhig. Lediglich die furchtbare Musik vom Café Bistro nervt, als ich mich um 23.58 Uhr zu Bett begebe. Ich lese ein wenig, dann schließe ich das Schlafzimmerfenster. Ich bin zu müde, um mich über die Musik zu ärgern, schlafe recht schnell ein und darf sogar bis 03.56 Uhr schlafen bis ich von furchtbarem Lärm geweckt werde. Ich glaube zunächst, dass eine Horde Barbaren durch die Straßen zieht, stelle aber schnell fest, dass der Lärm vom Café Bistro kommt. Also können es keine Barbaren sein. Oder doch? Völlig verpeilt stehe ich auf und begebe mich ins Wohnzimmer. Hier kann ich dem Lärm viel besser lauschen. Ich erkenne eine Frauenstimme. Es hat mittlerweile Tradition, dass in jedem Jahr eine Frau zu den Lärmverursachern gehört. Sie brüllt irgendwas von einem Timmy. Mich interessiert der Scheiß Timmy nicht. Sie soll ihre blöde Fresse halten. Ich schließe die Balkontür, schleppe mich ins Bett zurück und liege eine Zeit lang einfach so da. Nach einer Weile schlafe ich ein.
Um 04.58 Uhr werde ich erneut geweckt. Ich glaube zunächst, den Lärm aus einem kleinen Fußballstadion wahrzunehmen, stelle aber schnell fest, dass die Leute vom Café Bistro den Lärm verursachen. Wer auch sonst? Ich schließe nun das Küchen- und das Badezimmerfenster und lege mich zurück ins Bett. Ich brauche wirklich einen Bagger.
Um 08.04 Uhr ist es Zeit aufzustehen. In der Wohnung ist es so unangenehm warm, dass ich nicht weiter schlafen kann. Ich öffne alle Fenster und lausche dem morgendlichen Lärm vom Café Bistro, freue mich schon jetzt wie verrückt auf die nächste Nacht und frage mich, wie viele Nächte es noch dauert bis ich verrückt werde. Und was wird wohl passieren, wenn ich endlich richtig verrückt bin? Wo gibt es günstige Bagger?

Zweites Joggen 2011
Obwohl noch kein Monat um ist, gehe ich erneut joggen. Die ersten zwanzig Minuten sind unfassbar entspannend. Ich schwebe fast durch den Wald. Kondition gut, Körper in guter Verfassung. Das Gefühl, dass ich schneller als üblich unterwegs bin, trügt allerdings, was ich bei einem Blick auf meine Pulsuhr feststelle. Das macht mir aber nichts aus. Nach dreiundzwanzig Minuten muss ich immer öfter durch den Mund atmen. Kaum ist der Mund offen, fliegen irgendwelche Insekten rein. Dabei habe ich die gar nicht darum gebeten. Also Mund möglichst geschlossen halten und weiterlaufen. Nach knapp fünfundzwanzig Minuten beginnt das rechte Knie zu schmerzen. Kein Grund zur Panik. Ich bleibe, so weit wie möglich, entspannt und laufe dem Ziel, welches ich nach 28 Minuten und 47 Sekunden erreiche, entgegen. Es ist lange her, dass ich Joggen als so entspannend empfand. Und das in meinem Alter. Herrlich. Das muss ich unbedingt nochmal machen.

Reifenwechsel
Zu ihrem letzten Besuch im April bringt Ursula ihre Sommerreifen mit. Meine Frage, warum sie das tut, beantwortet sie prompt. Sie möchte am Wochenende ihre Winterreifen gegen die Sommerreifen tauschen. Klingt irgendwie sinnvoll. Meinen Vorschlag, diese Arbeit von einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen, lehnt sie mit der Begründung, dass sie dafür kein Geld ausgibt, ab. Versteh ich zwar nicht, akzeptiere es aber.

Am Samstag nach dem Mittagessen ist es soweit. Ursula möchte die Reifen wechseln, ich wünsche ihr viel Erfolg und wasche das Geschirr ab, während sie sich auf den Weg zu ihrem Wagen macht. Bevor ich nachschaue, wie es bei ihr läuft, putze ich die Wohnung ein wenig. Etwa eine halbe Stunde nachdem sich Ursula zu ihrem Auto begeben hat, gehe ich zu ihr, um zu schauen, wie es läuft. Zwei Reifen sind gewechselt und Ursula ist dreckig. Schon alleine deshalb würde ich nie Reifen wechseln, denn ich hasse Dreck. Weil ich nicht weiß, was ich tun soll, freue ich mich, dass Ursula sagt, ich soll in die Wohnung zurückgehen und ihr einen Cappuccino zubereiten. Das ist eher etwas für mich. Körperlich alles andere als anstrengend, sauber und schnell erledigt. Den leckeren Cappuccino bringe ich ihr wenige Minuten später runter und glaube, sie freut sich darüber. Ich schaue ihr noch dabei zu, wie sie den letzten Reifen wechselt, dann ist die Arbeit vollbracht. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass solche Arbeiten nichts für mich sind und werde auch in Zukunft darauf verzichten, mir die Hände schmutzig zu machen. Nachdem alles aufgeräumt ist, schicke ich Ursula zum Duschen, weil ich nicht möchte, dass sie mir, so dreckig wie sie ist, die Wohnung verunreinigt. Später fahren wir in den Zoo. Im Zoo ist es schön und sauber genug für mich.

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