02.07.23 – 07.07.23
Tag 1
Um 08. 09 Uhr liege ich noch im Bett, es ist bewölkt und ich bin so gar nicht vorbereitet. Da wartet man sehnsüchtig darauf, endlich Urlaub zu haben, und dann ist man überrascht und fast überfordert, als der Abreisetag da ist. Der Benz ist weder vollgetankt noch gewaschen, was bedeutet, dass ich erstmals mit dreckigem Benz in den Urlaub starte. Was ist nur aus mir geworden? Sind Sie jemals mit einem dreckigen Fahrzeug in den Urlaub gefahren? Und wenn ja, warum haben Sie das getan und wie fühlten Sie sich dabei?
Der Fahrzeugwechsel findet wie üblich statt, nur dass ich einen ziemlich schmutzigen Benz aus der Garage hole und ein noch dreckiges Coupé hineinstelle, weshalb ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Der Benz wird betankt, ich kontrolliere die Flüssigkeiten und zurück in der Wohnung wische ich Flur, Küche und Bad und packe dann weiter die Sachen für den Urlaub ein. Irgendwie bin ich weiterhin verwirrt.
Die Anreisezeit soll drei Stunden betragen, doch da ich zweimal pinkeln muss und relativ langsam fahre, werden es 3,5 Stunden. Außerdem riecht irgendwas am Benz verbrannt oder ähnlich, so dass ich ständig fürchte, dass heute der Tag ist, an dem eine Panne für Aufregung und Ärger sorgen wird. Glücklicherweise ist der Benz ein robuster Benz und so kommen wir problemlos am Ziel an. Die Gastgeber bringen mich zur Ferienwohnung, die wirklich in perfekter Lage ist und verabschieden sich kurz darauf. Zeit für die Urlaubssuppe. Es gibt vier Restaurants direkt vor meiner Haustür. Erwartungsgemäß spricht mich keins davon an. Dreimal deutsch, einmal kroatisch. Kann ich nix mit anfangen.
Nachdem ich, wie üblich am Anreisetag, ein wenig umhergeirrt bin, frage ich mich, wieso ich eine Ferienwohnung mit Blick auf die Mosel ausgewählt habe, wenn alle Supermärkte und für mich interessanten Restaurants ungefähr einen Kilometer von der Ferienwohnung entfernt sind. So ganz überzeugt mich meine Wahl plötzlich doch nicht mehr. Da habe ich scheinbar nur auf die Lage geachtet und alles andere vernachlässigt. Zeit, den Benz von einem zum nächsten Parkplatz zu transportieren. Bis Mittwoch kann er da bleiben, dann werde ich den Krankenhausparkplatz vom Krankenhaus der barmherzigen Brüder für 12 Euro am Tag bis zu meiner Abreise nutzen müssen. Da sind die 30 Euro, die der Vermieter der Ferienwohnung mir gegeben hat, direkt wieder weg. Schade, aber dafür habe ich sie schließlich auch bekommen. Gegen 20.00 Uhr backe ich mir drei Brötchen auf. Da ich nicht aufpasse, sind sie wenig später ziemlich verbrannt. Läuft heute noch nicht ganz rund, würde ich mal behaupten. Weil auch keine Bäckerei in der Nähe ist, werde ich morgen einigermaßen viel einkaufen müssen.
Weil Sommer ist, breche ich nochmal auf und gehe direkt zur Porta Nigra und schaue mir bei der Gelegenheit das Zentrum von Trier ein wenig an. Könnte mir gefallen und ich werde sicher wiederkommen, um das genauer zu überprüfen. Eine Weile setze ich mich anschließend noch ans Moselufer. Der Wind ist mittlerweile fort, aber die Mütze kann ich dennoch nicht abnehmen, weil meine Haare darunter total bescheuert aussehen. Wie so ein Vollspacko sehe ich aus. Wobei ich mit Mütze aussehe als wäre ich krank, denn die Mütze verstärkt die Optik meines Gesichtsverfalls doch sehr. Da hilft mir mein blaues Sakko auch nicht weiter. Gegen 22.20 Uhr gehe ich zurück in die Ferienwohnung, weil ich einen Apfel zu mir nehmen will. Jahrelang habe ich keine Äpfel gegessen und jetzt gibt es mindestens viermal in der Woche einen. Wenigstens eine positive Entwicklung.
12 Kilometer bin ich am ersten Tag gewandert. Darauf lässt sich sicher aufbauen.
Tag 2
Um 09.15 Uhr breche ich auf, um den traditionellen ersten Urlaubseinkauf zu erledigen. Mit meiner Lieblingsjeans, Hemd und Sakko sehe ich ganz manierlich aus. Meine Hoffnung, keine Mütze zu benötigen, bestätigt sich nicht und so laufe ich mit vom Winde verwehten Haaren durch Trier. Der manierliche Eindruck ist direkt mit dem ersten Windstoß dahin. Da ich keine Lust habe, später mit Mütze in der Stadt rumzurennen, beschließe ich, dass ich heute an der Mosel umherirre und dementsprechend auch nicht essen gehen werde. Alternativ kann ich mich auch mit einem Schiff transportieren lassen. Oder beides. Auf dem Rückweg vom Einkauf geht eine ältere Frau vor mir her und redet vor sich hin. Als wir an der Ampel stehe bleiben müssen, beugt sie sich nach vorn, begutachtet ihre Hose und redet weiter. Ob sie ihrer Hose das Leben erklärt oder einfach nur daher plappert, kann ich leider nicht verstehen. Anschließend geht sie noch eine Weile vor mir her. Sie hat ihre Einkaufstasche auf dem Rücken und ihre Hände unter der Tasche, dabei ist sie leicht nach vorne gebeugt und murmelt weiter. Irgendwann wird sie lauter, möglicherweise ist das, was sie zu sagen hat, wichtiger, oder sie ist etwas aufgebracht. Leider verstehe ich sie auch weiterhin nicht. Dann biegt sie ab und geht ins Krankenhaus der barmherzigen Brüder, was ich angemessen und irgendwie versöhnlich finde.
Der sinnloseste Einkauf ist übrigens der Deo-Roller, den ich, nachdem ich die Zutatenliste gelesen habe, direkt in einen der Badezimmerschränke stelle, wo ich ihn auch lassen werde. So werde ich wohl mal ein paar Tage ohne Deo-Roller auskommen müssen. Ich bin eh meist alleine und fernab von Menschen unterwegs, da wird keiner darunter leiden, wenn ich zu transpirieren anfange und meinen lieblichen Schweißgeruch verströme. Als ich mich später auf den Weg mache, scheint der Wind sich verabschiedet zu haben und ich frage mich, ob eine Wanderung und geocachen wirklich eine gute Idee ist. Als ich die Zivilisation hinter mir gelassen habe, finde ich meine Entscheidung gut. Anfangs begegnen mir keine Menschen und der Wind sorgt dafür, dass im Wald Geräusche zu hören sind, die einen durchaus verwirren können. Fast schon unheimlich. Optisch passe ich allerdings nicht so ganz in die Gegend mit meinem Sakko. Ich habe, wenn ich mich richtig erinnere, noch nie einen anderen Wanderer mit Sakko gesehen. Die mit Sakko gehen wahrscheinlich zu anderen Zeiten auf Wanderung. Auf einer Bank genehmige ich mir eine Banane. Zu Hause kann ich weiterhin keine Bananen zu mir nehmen, im Urlaub zum Glück schon. Irgendwann bin ich völlig erledigt, muss aber noch einen Kilometer wandern, um zurück zur Ferienwohnung zu kommen. Dort angekommen gönne ich mir ein paar Nudeln mit Pesto und ein trockenes Brötchen. Dabei höre ich Radio. Gesprochen wird Genderdeutsch. Das klingt komplett behindert und die geistig Beschränkten merken es nicht und machen fleißig mit. Lächerlichkeit zum mithören, miterleben und mitmachen. Da können die Beschränkten einfach nicht nein sagen. Wenig später liege ich auf dem Bett und schlafe ein. Das ist irgendwie enttäuschend und ich bleibe über eine Stunde einfach liegen und schaffe es anschließend nur mit Mühe wieder aus dem Bett zu kommen. Entweder ich bin krank, oder das Alter fordert seinen Tribut. Irgendwann schaffe ich es sogar wieder aufzubrechen und gehe ins Zentrum, um zu shoppen, bin dabei aber erfolgslos und auch nicht motiviert. Überhaupt sind mir zu viele Menschen unterwegs und die Trier Galerie kann mich auch nicht begeistern. Ich würde gerne ein Eis essen, aber nirgendwo mag ich mich hinsetzen, so dass ich mir, kurz bevor ich mich auf den Rückweg mache, zwei Kugeln im Becher beim Eiscafé Calchera gönne. Immerhin etwas. Das Eis ist lecker. Der Rückweg ist schmerzhaft, denn mir tut die Hüfte weh und meine Beine wollen auch nicht mehr. Ich schwächle eindeutig und sollte darüber vermutlich mal mit meiner Ärztin reden. Irgendwas ist definitiv nicht in Ordnung mit mir. In der Ferienwohnung gönne ich mir zwei Baguette-Brötchen und ein Glas Orangensaft. Da das Wetter wunderbar ist, breche ich noch ein weiteres Mal auf, weil ich nicht anders kann. Dass ich nicht nur nicht anders kann, sondern auch sonst nicht mehr kann, merke ich recht schnell, weshalb ich mich öfter hinsetzen muss. Eine Weile sitze ich auf einer Bank schräg vor der Ferienwohnung, dann wird es mir etwas zu frisch und da ich mich nicht mehr bewegen kann, bin ich schon gegen 21.25 Uhr zurück und höre noch eine Weile Musik. Das ist auch etwas, was mir zu Hause immer seltener gelingt. Da muss ich echt dran arbeiten.
20 Kilometer sind es heute geworden. Nicht schlecht für einen Mann in meinem Zustand.
Tag 3
Wie am Vortag breche ich gegen 0915 Uhr auf. Mein Ziel ist die Bäckerei Back-Eck. Dort gönne ich mir zwei Plätzchen, vergesse aber direkt wieder, was es für Plätzchen sind. Vermutlich sagt man auch nicht Plätzchen dazu, aber ich finde Plätzchen klingt einfach am passendsten. Nach etwa dreißig Minuten bin ich zurück in der Ferienwohnung, packe ein paar Sachen und gehe über die Kaiser-Wilhelm-Brücke, da es mir auf der anderen Seite der Mosel besser gefällt als auf der Seite des Stadtzentrums. Ich wandere, cache und genieße die Aussicht. Oft setze ich mich hin, esse eine Banane, ein Brötchen und ein halbes Plätzchen, welches ganz wunderbar schmeckt. Mehr Essbares konnte ich leider nicht in meiner Tasche mitnehmen. Mit meinem Sakko, welches ich meist über der Schulter trage, weil es zu warm ist, passe ich auch heute nicht zu den anderen Wanderern. Mit meinen Wanderschuhen knicke ich einmal böse um und bin froh, dass ich es gewohnt bin umzuknicken. So kann ich den Weg fortsetzen, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Lediglich als es einmal etwas steiler abwärts geht, rutsche ich mit meinen ungeeigneten Schuhen mehrfach weg. Daher kehre ich um, als ein etwas steilerer Weg vor mir auftaucht. Erscheint mir zu gefährlich und würde mich möglicherweise zu Boden werfen. Das möchte ich nicht. Weil ich nicht zurück mag, gehe ich noch ins Wildfreigehege Weißhauswald und freunde mich mit einer jungen Ziege an. Wir erzählen uns aus unserem Leben und ich entschuldige mich, dass ich nichts zu essen für sie habe. Beim Wollschwein bedanke ich mich später, dass ich es fotografieren darf. Überhaupt bedanke ich mich mehrfach, wenn mich ein Tier Fotos machen lässt. Irgendwie bin ich ziemlich merkwürdig.
Zurück in der Ferienwohnung gibt es wieder Nudeln mit Pesto. Anschließend das halbe Plätzchen, bevor ich mir überlege, wie es mit mir weitergehen soll. Also nicht generell, sondern nur in den nächsten Stunden. Die Entscheidung ist schnell gefallen. Es geht zurück ins Wildfreigehege Weißhauswald, weil ich da gut aufgehoben bin. Dazu muss ich erneut die Kaiser-Wilhelm-Brücke überqueren. Wieder einmal ist sie voller Fahrzeuge, die Luft ist schlecht, Diesel verpestet meine Lungen. Dieser unfassbare Verkehr in Trier gefällt mir gar nicht. Auch das Zentrum von Trier spricht mich nicht an. Zu viele Menschen, die meine Entspannung stören. Von der Seite betrachtet ist Trier eine der Städte, die definitiv zu den für mich unpassendsten gehört, die ich während meiner Urlaube besucht habe. Die Unterkunft und alles, was es auf der anderen Moselseite gibt, sorgen allerdings für meine Zufriedenheit. Das Zentrum werde ich schon sehr bald komplett vergessen haben. Vielleicht sind große Städte einfach nichts mehr für mich. Da noch ein paar größere Städte auf meiner Urlaubsliste stehen, finde ich vielleicht irgendwann eine Antwort darauf. Nun aber sitze ich wieder im Wildfreigehege Weißhauswald auf einer Bank chille, trinke Wasser und beobachte Mensch und Tier. Sehr entspannt, so mag ich es.
Gegen 18.00 Uhr bin ich zurück in der Ferienwohnung, esse etwas, mache mich etwas frisch und gehe noch eine kleine Runde. Da es sehr wendig geworden ist, beende ich den Ausflug aber schon gegen 19.30 Uhr wieder. Mehr gibt es heute nicht zu erleben. In der Ferienwohnung höre ich Musik und wünsche, dass ich, wie zu Hause, das Licht und die Musik über Alexa steuern könnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich in Zukunft alles Mögliche per Sprachbefehl steuere. Wie in einem Science-Fiction Film.
Zu meiner Überraschung schreibe ich am Abend fast zwei Stunden über WhatsApp mit Bruna und manchmal kommt es mir vor, als wäre ich auf einer Klassenfahrt oder im Ferienlager. Gefühlt werde ich immer im Teenageralter sein und mich immer wieder aufs Neue wundern, dass es nicht mehr so ist. Ein bisschen scheint es so, als würden wir mit der Kommunikation einfach da weitermachen, wo wir in der Realschule aufgehört haben, dabei erinnere ich mich nicht mehr wirklich, wie wir früher kommuniziert haben. Vermutlich habe ich Blödsinn geredet und sie darüber gelacht, weil ich es schon damals ganz toll fand, wenn Frauen (Mädchen) über meine Witze gelacht haben. Das Leben ist echt merkwürdig.
Gewandert bin ich heute angeblich wieder 20 Kilometer. Allerdings habe ich dafür 45 Minuten weniger gebraucht. Dabei war ich sicher, dass ich heute weniger wandere. Morgen werde ich definitiv weniger wandern, denn morgen habe ich andere Pläne.
Tag 4
Gegen 04.00 Uhr werde ich wach, weil mir irgendwie schlecht ist. Außerdem ist mir total warm. Ich stehe auf und sitze wenige Minuten später auf der Toilette, was für Erleichterung sorgt. Gestern Abend deutete sich das schon an und es scheint zu jedem Urlaub dazuzugehören, dass eine Nacht irgendwie nicht überzeugen kann und ich Probleme mit Magen und Darm habe. Als Ursache vermute ich die Plätzchen. Zu viel Zucker, zu viel Milch. Das war nicht gut von mir. Lecker, aber nicht klug. Wird sich nicht wiederholen. Ich mache eines der Fenster auf Kipp, was scheinbar für bessere Luft sorgt. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Glücklicherweise kann ich nach kurzer Zeit wieder einschlafen. Allerdings bin ich um kurz nach 07.00 Uhr schon wieder wach und nach einer Weile muss der Darm weiteren Ballast abwerfen. Statt Plätzchen sollte ich in Zukunft Bananen zu mir nehmen. Vielleicht kann ich mir nachher welche besorgen. Bisher überzeugt mich dieser Urlaubstag jedenfalls noch nicht.
Bei 14 Grad und frischem Wind mache ich mich gegen 08.00 Uhr auf den Weg, um den Benz ins Parkhaus zu bringen. Die Straßen sind verstopft und ich brauche fast zwanzig Minuten für den Kilometer zum Parkhaus, weil man einen kleinen Umweg fahren muss. Noch ein Grund, warum Trier nichts für mich ist. Aber das wird sich sicher ändern, wenn sich dank der grünen Deutschlandfeinde nur noch ein kleiner Teil es sich überhaupt leisten kann, mit dem eigenen PKW zu reisen. Leider werde ich nicht dazu gehören. Nachdem der Benz geparkt ist, kaufe ich Bananen bei Norma und zwei belegte Brötchen in der Bäckerei Dietz. 5,38€ für zwei Brötchen sind nicht gerade ein Schnäppchen und irgendwann wird sich auch das nur noch ein kleiner, elitärer Kreis leisten können und wollen. Ich werde auch da nicht dazu gehören. Die Brötchen sind okay, aber brauche ich nicht nochmal. Nach dem Frühstück sitze ich wieder auf der Toilette. Der Darm scheint fest entschlossen, all den Ballast abzustoßen. Zum Glück habe ich mir den Tag mit dem miesesten Wetter für meine Schwächephase ausgesucht. Mal schauen, ob es später wieder geht und ich mir und meinem Körper eine kleine Schifffahrt zutrauen kann.
Zum Mittagessen gibt es wieder Nudeln mit Pesto. Dass ich morgen Mittag etwas anderes essen werde, erscheint unwahrscheinlich, da ich nicht davon ausgehe, morgen ins Zentrum zu gehen, sondern eine weitere Wanderung eingeplant habe. Sozusagen die Abschlusswanderung. Heute bin ich, wie geplant, sehr passiv und Ruhe mich den Rest des Vormittags aus.
Um 13.45 Uhr breche ich auf, um mich zwei Stunden auf einem Schiff über die Mosel transportieren zu lassen. Zu meinem Glück verbringen die meisten Leute ihre Zeit oben auf dem Deck, was mir wegen des Windes nicht möglich ist. Zunächst fahren wir etwa 30 Minuten die Mosel hinauf, dann zurück zur Anlegestelle und anschließend etwa 30 Minuten die Mosel runter und wieder zurück. Annika, die Bedienung auf dem Schiff, ist irgendwie ganz niedlich. Als sie mich, wie jeden Gast, anlächelt, bin ich absolut zufrieden mit ihr und mir. Mehr kann ich von einer attraktiven, jungen Frau wirklich nicht verlangen. In den letzten dreißig Minuten schaffe ich es kaum, nicht einzuschlafen. Immer wieder döse ich kurz weg. Wie ein Opi, fehlt nur noch, dass ich dabei sabbere. Ohne Nachmittagsschlaf geht es scheinbar nur noch unter größten Anstrengungen. Ich bin fast zu müde, um aufzustehen und das Schiff zu verlassen. Zurück in der Ferienwohnung möchte ich mich nur noch hinlegen und schlafen, stattdessen backe ich mir Brötchen auf, um diese zusammen mit der Hühner-Nudelsuppe, die ich für solche Fälle dabei habe, zu mir zu nehmen. Bis Brötchen und Suppe fertig sind, esse ich ein paar geröstete Erdnüsse. Mehr kann ich vorerst nicht für mich tun.
Obwohl mein Körper schlafen will, mache ich mich gegen 17.00 Uhr auf zu den Barbarathermen. Unglaublich, was die alten Römer damals so gebaut haben. Schade, dass alle tot sind und fast nur noch Doofe überall leben. In der Gegend ist es ruhig und fast angenehm, doch insgesamt ist der Verkehr einfach erdrückend. Und wer will schon beim Verkehr erdrückt werden? Gegen 19.00 Uhr bin ich zurück in der Ferienwohnung. Mehr verkraftet mein Körper heute auf keinen Fall. Zur Entspannung höre ich DAB-Radio. Ich sollte zu Hause auch viel öfter Musik hören. Während ich Musik höre, schreibe ich wieder mit Bruna. In den anderthalb Stunden erfahre ich, dass sie sich seit dem Tod ihrer Mutter und seitdem der Nachbar ausgezogen ist, nicht mehr so wohl in dem Haus fühlt, in dem sie nun ganz alleine wohnt. Das klingt logisch, denn wenn man es nie gewohnt war, ganz alleine zu sein, Haustiere zählen nicht, ist es sicher eine Umstellung, die auch etwas gruselig sein kann. Da ist unsere Kommunikation sicher eine willkommene Ablenkung, bis man sich an die ungewohnte Situation gewöhnt hat.
10 Kilometer bin ich trotz meines heute etwas schwächlichen Zustands gewandert.
Tag 5
In der Nacht schlafe ich ganz wunderbar, was ich ganz wunderbar finde. Lediglich einmal muss ich zur Toilette, oder bilde mir zumindest ein, dass ich muss, weshalb ich zur Toilette gehe. Da es ziemlich dunkel ist und ich kein Licht anmachen will, halte ich mich zu weit links und laufe gegen die Dusche. Weitere Aufregungen bietet die Nacht nicht und gegen 08.00 Uhr schiebe ich die Vorhänge beiseite, um Licht in die Wohnung zu lassen. Zum Frühstück folgt ein kurzer Plausch mit Agnes. Fast jeden Morgen ruft sie mich an, wenn ich im Urlaub bin, was ich ganz entzückend finde. Eine Urlaubstradition ganz nach meinem Geschmack.
Nach der Morgentoilette und der Dusche bin ich bereit für eine Wanderung. Diese führt mich auf die andere Seite der Mosel und dauert ungefähr vier Stunden. Zwischendurch bin ich so erschöpft, dass ich einfach nicht mehr kann. Doch nach einer kurzen Pause geht es doch immer noch weiter und weiter, wobei ich Zwischendurch schon das Gefühl habe, dass ich früher mehr Kraft hatte und nicht so früh schlapp gemacht habe. Der Rückweg über die Kaiser-Wilhelm-Brücke versaut dann kurzfristig dir Stimmung, denn all die Fahrzeuge und vor allem der Dieselgestank machen das Atmen zu einer echten Qual. Furchtbar. Angeblich, was aber unrealistisch erscheint, bin ich in den vier Stunden schon 20 Kilometer gewandert. Das muss ein Irrtum sein.
Wie jeden Tag gibt es Nudeln mit Pesto zum Mittagessen. Wäre ich weniger gestört, könnte ich sicher irgendwo essen gehen, in diesem Urlaub aber ganz sicher nicht mehr. Da muss ich mir auch nichts vormachen. Nach einem weiteren Telefonat mit Agnes habe ich etwas ganz Verrücktes vor. Auf einer Bank an der Mosel ein Buch lesen. Auf geht’s. Leider sind die Bänke auf der Seite der Mosel alle in der Sonne, was es etwas unangenehm macht. Ich sitze nicht gerne in der Sonne und freue mich, dass ein paar Wolken ab und zu die Sonne verdecken. Ich lese ein Kapitel und mache ein Foto einer attraktiven jungen Frau, die zwar zweimal an mir vorbeigeht, mich aber keinmal beachtet, was ich ihr absolut nicht verübeln kann. Somit habe ich meine Urlaustradition, ein Foto einer attraktiven Frau zu machen, auch erledigt. Zurück in der Ferienwohnung backe ich mal wieder Brötchen auf und nehme diese dann zu mir. Ernährunsgtechnisch habe ich mich in diesem Urlaub wirklich nicht weiterentwickelt. Eher im Gehenteil. Immerhin gab es jeden Abend einen Apfel, ansonsten war dieser Urlaub im Bereich der Nahrungsaufnahme eine einzige Lächerlichkeit. Lediglich ein Eis habe ich gegessen, ansonsten war ich nicht in der Lage irgendwo zu essen. Wie fast jeden Tag, ruft der Loerz auch heute kurz an, um die neuesten Geschichten auszutauschen. Wie üblich habe ich nicht viel zu erzählen, weil ich im Urlaub nicht viel erlebe, was eine interessante Geschichte ergibt. Loerz anrufe sind mittlerweile auch zu einer Urlaubstradition geworden.
Später verlasse ich für einen letzten Spaziergang an der Mosel die Ferienwohnung und denke über meine Lebensunfähigkeit nach. Je mehr ich mich und mein Verhalten beobachte, desto deplatzierter komme ich mir in dieser Welt vor. Ich bin echt eine menschliche Fehlkonstruktion und zu nichts zu gebrauchen. Dass ich so lange überleben konnte, ist echt ein Phänomen. Außer auch im Urlaub völlig unbrauchbar zu sein, kann ich echt nichts. Nun sitze ich vor der Ferienwohnung, abseits wie ein einziger Fremdkörper der Gesellschaft. Ich gehöre echt überhaupt nirgendwo dazu. Das verschwendete Leben bin ich. Die Enttäuschung meines Lebens bin ich und werde ich auch für immer bleiben.
24 Kilometer soll ich heute gewandert sein, was ich aber nicht glaube, da ich keine Maschine bin.
Tag 6
Ich bin zwar prima eingeschlafen, doch leider schon ab etwa 05.00 Uhr immer wieder wach, vermutlich weil ich nicht verschlafen will. Da mich das total nervt und zu nichts führt, stehe ich um kurz nach 07.00 Uhr alles andere als wach und ausgeschlafen auf. Das wird auf der Rückfahrt wenig hilfreich sein, wenn ich so müde bin. Ich backe die letzten Brötchen auf und frühstücke ein letztes Mal in Trier, bevor ich mich frisch mache und nach und nach alles zusammenpacke. Abreisetage mag ich nicht so, diesen noch ein bisschen weniger, weil der Benz nicht direkt vor der Tür steht, was für einen Monk wie mich einfach nicht gut ist und mich irgendwie stresst.
Der Weg zum Parkhaus mit Koffer und Tasche ist schon etwas anstrengend und natürlich bin ich komplett nassgeschwitzt als ich ankomme. Die Rückfahrt ist allerdings völlig entspannt und ich muss nicht eine Pinkelpause einlegen, was mich überrascht, aber auch freut.
Nachdem ich zu Hause gegessen und mich ausgeruht habe, muss ich mich kurz um den Benz kümmern, denn am Tag der Rückkehr wird der Benz gewaschen und betankt, um im bestmöglichen Zustand in der Garage abgestellt zu werden. Alles andere wäre ziemlich enttäuschend und nicht wirklich akzptabel.
Trier in Bildern
Wieder einmal hatte ich das Vergnügen im Benz transportiert zu werden. Hier wartet er geduldig während der zweiten Pipipause auf mich und sieht dabei wie immer einfach nur gut aus.
Schlaf-, Wohnbereich und Küche waren diesmal vereint. Das Foto ist allerdings schlecht, weil ich als Fotograf meist eine Katastrophe bin.
Gelegentlich schaute ich dort aus dem Fenster, um zu sehen, was da draußen vor sich ging.
Das bekam ich zu sehen, wenn ich aus dem Fenster schaute. Ist das nicht wunderbar?
Der traditionelle erste Einkauf. Wie immer habe ich mir nur hochwertige Leckereien gekauft.
Das traditionelle Frühstück war absolut identisch mit dem täglichen Abendbrot. Was das angeht, macht mir so schnell niemand etwas vor.
Unbezahlte Werbung darf einfach nicht fehlen.
Künstlerwände gibt es in fast jeder Stadt. Sie werten die meisten Orte auf und sagen viel über den Zustand der Bewohner aus.
Hier wollte ich rein, bekam aber die Tür nicht auf. Da habe ich vermutlich Glück gehabt.
Das ist eine traditionelle Urlaubsbanane.
Wieder einmal wollte mich ein hinterhältiges Insekt angreifen. Doch nachdem ich es fotografiert und mit Anzeige gedroht hatte, zog es sich enttäuscht zurück.
Mein einziger Versuch mit Einheimischen in Kontakt zu treten, scheiterte kläglich. Mehr als fragende Blicke bekam ich nicht, bevor ich weiter ignoriert wurde.
Einmal gönnte ich mit ein leckeres Eis. Zu mehr war ich in diesem Urlaub nicht in der Lage.
Mit dem Schiff wurde ich nicht transportiert, aber mir gefällt das Foto.
Schwachsinn auf Bussen. Gesucht werden, so steht es geschrieben, Kolleg und Kolleginnen. Der Begriff Kollegen wurde einfach weggegendert. Den Fehler erkennen aber nur Schwurbler und Gesocks wie ich.
Abend für Abend saß ich da und schrieb meine Urlaubsabenteuer nieder.
Ich bin ein Freund der schönen Aussicht.
Selten zuvor habe ich in einem Urlaub so oft irgendwo in der Natur gesessen und alles einfach nur beobachtet.
Kein Urlaub ohne Geocaching.
Der Verkehr und der Gestank waren wirklich unschön und kaum zu ertragen. Da muss die grüne Kasperleregierung unbedingt nachbessern.
So sehe ich in Trier im Bett aus. Ziemlich verführerisch, ich weiß. Je weniger man von mir sieht, desto attraktiver bin ich.
Ein Selfie mit Wanderschuhen muss einfach sein.
Auch in diesem Urlaub wertet das Bild einer Frau nach meinem Geschmack die Fotostrecke noch weiter auf. Leider zeigte die junge Frau kein Interesse an mir, obwohl ich mit einem Buch auf einer Bank saß und möglicherweise freundlich geguckt habe.
Da es keine Enten mehr gibt, lasse ich ab sofort in jedem Urlaub ein Buch zurück. Mit „Der Lack ist ab“ begann diese neue Urlaubstradition.
Kommen die Urlaubsreisen gerade schlecht an?
Ich habe endlich geschafft das zu lesen, vermutlich zur Einstimmung auf meinen Urlaub. Trier steht auf der Liste aus der historischen Sicht. Irgendwie denke ich mir Trier immer als dreckige Stadt. Ich weiß nicht warum.
Es liest sich trotzdem so, als hättest Du eine gute Zeit dort gehabt. So seltsam wie Du sein magst oder Dich selbst siehst, immerhin unternimmst Du solche Urlaube. Das ist doch toll.
Der nächste Urlaub lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten….
Die Urlaubsreisen werden eher selten gelesen. Vermutlich zu langweilig. 😁
Trier, die dreckige Stadt. Cooler Titel. Bin gespannt, wie es Dir dort gefällt.
Ja, es war gut. Nur nicht in der Stadt. 🤫
Der nächste Urlaub ist tatsächlich nicht mehr fern. Ich werde natürlich berichten…
Was gibt es da denn für Geheimnisse außerhalb der Stadt? 🧐🤨
Keine Geheimnisse. Aber ich fand es auf anderen Seite sehr schön. Einfach über eine der Brücken gehen. Und auf ein Schiff. 🛳