Andernach

04.07.21 – 09.07.21

Tag 1
Längst habe ich festgelegt, dass der Benz mein Urlaubsfahrzeug ist und mich das Coupé nur in Ausnahme- quasi Notfällen in den Urlaub begleiten muss. Denn ehrlich gesagt ist das Coupé nicht wirklich ein Reisefahrzeug und der Benz würde sonst fast nie aus der Garage kommen. Sollte der Benz mal nicht können, dann erwarte ich vom Coupé allerdings, dass es ohne Probleme einspringt. Das Coupé allerdings sieht das anders und kündigte schon Tage vor der Abreise an, dass es eventuell Probleme machen könnte, wenn es einspringen muss. Willkürlich geht die Motorlüftung immer wieder an, brüllt kurz auf und geht wieder aus. Manchmal geht sie auch nicht mehr aus und lärmt durchgehend. Auch bei Temperaturen unter 15 Grad. Irgendwie ist das Coupé ein merkwürdiges Fahrzeug und ein Problem ist, dass ich dem Coupé nicht mehr traue. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob ich das Coupé gegen ein anderes Fahrzeug tauschen sollte. Zum Glück fehlt mir das Geld, um mich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen zu müssen.

Gegen 10.00 Uhr stelle ich das Coupé in die Garage und nehme den Benz mit. Ein weiteres Fahrzeug dieser Kategorie würde mir gut stehen. Zurück zu Hause wird erstmal die Wohnung geputzt, damit es hier ordentlich aussieht, wenn ich zurück aus dem Urlaub bin. Und sollte ich nicht wiederkehren, dann habe ich für meine Erben eine Wohnung im angemessenen Zustand hinterlassen.

Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage viel Regen voraus. Obwohl Wetterberichte oft daneben liegen, gehe ich davon aus, dass der Benz nass wird. Allerdings dachte ich dabei, dass es irgendwann regnet, wenn ich angekommen bin oder ein paar Tropfen mich auf dem Weg begleiten werden. Dass der Benz noch vor unserer Abreise einen ersten Schauer abbekommt, war so nicht vorgesehen. Vielleicht sollte ich doch das Coupé benutzen, weil der Benz mir jetzt schon Leid tut.

Als es endlich losgeht regnet es für eine Weile nicht, doch kaum sind wir auf der Autobahn geht es los. Regen, Regen, Regen. Mehr als 90 km/h sind kaum möglich, denn man sieht fast nichts. Nach etwa einer Stunde hört der Regen auf, ich beginne mich zu freuen, weil wir dem Regen davongefahren sind, aber nur wenige Minuten später geht es wieder los. Die Sicht ist katastrophal, ich bleibe stur rechts und oft sind selbst 80 km/h utopisch. Das ist definitiv die mieseste Anreise aller Zeiten. Zu meiner Überraschung esse ich spontan eine Banane und bin wenig begeistert. Bananen esse ich nur noch auf Urlaubsreisen und selbst das finde ich alles andre als angenehm. Dabei habe ich früher fast täglich eine Banane gegessen. Und jetzt ertrage ich Bananen seit Monaten nur noch schwer und bekomme sie kaum runter. Sehr merkwürdig.

Als ich die Ferienwohnung Heinen erreiche, muss ich einige Meter weiter weg parken und blamiere mich dann, weil ich zunächst das Gartentor nicht aufbekomme. Peinlicher kann man kaum agieren. Als es doch klappt, schelle ich an, werde freundlich von der Dame des Hauses empfangen und sie zeigt mir meinen Wohnbereich. Ich bin quasi ihr Untermieter und der Mann hat extra einen Parkplatz vor dem Haus freigehalten, damit ich den Benz gleich dort abstellen kann. Das ist alles sehr angenehm. Im Gegensatz zum Wetter, denn es regnet einfach weiter. Erst nach 18.00 Uhr mache ich mich auf den Weg, allerdings mit Schirm, denn es regnet noch immer. Ich irre, wie üblich am Anreisetag, völlig orientierungslos umher und treffe auf einen Mann, der ein wichtiges Telefonat führt. Er hat geträumt, heute Nacht in dem Traum ist seine Mutter gestorben, aber das ist noch nicht alles, aber das seine Mutter gestorben ist, das ist schon unglaublich. Keine Ahnung wen er da mit seiner Geschichte langweilt, aber es wäre schön, er täte es weniger laut. Er ist nicht gerade groß, trägt kurze Hosen und wirkt auf mich etwas merkwürdig. Etwa eine halbe Stunde später begegnen wir uns erneut. Er telefoniert noch immer und so erfahre ich, dass eine Frau mal in Spanien mit ihm Schluss gemacht hat, aber das größte Ärgernis war wohl ihre verfickte Mutter, wie er sie mehrfach nennt. Gott, hat der einen an der Waffel.

Ich bekomme Hunger, es sind einige Restaurants geöffnet, aber irgendwie entspricht keins meinen Bedürfnissen nach einem unauffälligen Sitzplatz. Egal, wo ich einkehren würde, ich bekäme zu viel Aufmerksamkeit und würde mich nicht wohlfühlen. Also gehe ich zurück zur Wohnung, die ich auf Anhieb finde. Mein linkes Knie hat während des kleinen Ausflugs das ein oder andere Mal lautstark protestiert, was mir durchaus zu denken gibt. Ich mache ein paar Aufbackbrötchen, die ich trocken essen muss, da ich erst morgen einkaufen will, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Nach dem Essen schaue ich mir die Toilette genauer an. Es ist ein echter Klassiker, denn es ist diese Art Toilette, bei der die Utensilien, die man hinten rausfallen lässt, nicht direkt im Wasser versenkt werden, sondern zur weiteren Begutachtung in der Schüssel verbleiben. Ich hatte ganz vergessen, wie wunderbar sich Gerüche auf diese Weise verbreiten können, wenn man nicht unverzüglich die Spülung betätigt.

Weil das Wetter später angemessen ist, breche ich für einen zweiten Spaziergang auf. Dieses Mal in eine andere Richtung, um morgen früh zu wissen, wie ich am schnellsten zu einem Supermarkt komme. Nachdem das geklärt ist, gehe ich Richtung Hafen. Da ist es nicht schön. In einiger Entfernung sehe ich einen Mann mit kurzen Hosen, der in sein Telefon brüllt und vermutlich eine irre Geschichte zu erzählen hat. Es ist der Mann, dessen Mutter in seinem Traum gestorben ist und dessen Ex-Freundin eine verfickte Mutter hat. Dieses Mal ist er zu weit weg, um zu verstehen, was er zu erzählen hat.

Später sitze ich auf einer Bank am Rhein als eine attraktive Frau sich auf die Bank neben mir setzen will, um ihre Pizza zu essen. Sie will gerade Platz nehmen, sieht dann zu mir rüber und entscheidet sofort, dass sie doch lieber nicht Platz nehmen will. Stattdessen macht sie ein paar Fotos vom Rhein und entfernt sich dann von mir. Ich finde ihr Verhalten skandalös, denn es hätte mir gut gefallen in ihrer Nähe zu sitzen. Da habe ich extra, wie vom Loerz gefordert, eine ordentliche Portion Dior Homme Intense aufgetragen und sogar mein blaues Sakko an und dann möchte eine attraktive Frau nicht einmal Platz auf einer Bank nehmen, die nur wenige Meter neben der Bank steht auf der ich sitze. Überhaupt hat mich während meines Spaziergangs keine der vielen Frauen beachtet, obwohl ich sicherlich vorzüglich rieche und auch ganz passabel angezogen bin. Es muss etwas mit meiner Ausstrahlung zu tun haben, dass Frauen mich dermaßen ignorieren. Abgesehen davon finde ich den Abend am Rhein sehr schön. Morgen komme ich sicher wieder, wenn das Wetter es denn zulässt.

Es ist kurz nach 22.00 Uhr als ich zurück in der Wohnung bin. 10,5 Kilometer habe ich zurückgelegt und hoffe, dass meine Knie auch morgen halten werden.

Tag 2
In der Nacht wache ich mehrfach auf. Manchmal, weil ich mich erschrecke als der Kühlschrank Geräusche macht, manchmal, weil die harte Matratze mich stört. Glücklicherweise bin ich zu müde und K.O., um wachzubleiben. Als ich gegen 08.00 Uhr endgültig wach bin, ist es grau und es regnet. Irgendwie ist mir mein Timing für gutes Urlaubswetter abhandengekommen. Meinen geplanten Lebensmitteleinkauf muss ich erstmal verschieben. Abermals esse ich eine Banane, die mich nicht begeistert, und anschließend Kekse. Der Regen hört auf und ich gehe zum Netto, um ein paar Lebensmittel zu kaufen, weil ich fürchte, dass ich nicht oft essen gehen werde. Nachdem ich zurück bin und die Sachen in der Wohnung verstaut sind, packe ich meinen Minirucksack, der gar kein Rucksack ist und auf den Namen Junletu Jingpinbag hört, und breche auf. Es ist wärmer als gedacht und ich schwitze direkt los. Mein Weg führt mich ins Industriegebiet, was für einen Urlaub durchaus merkwürdig sein mag. Aber dort kann ich einen Cache sammeln und bin dann mit dem täglichen Geocaching durch. Das ist vermutlich etwas gestört, aber passt prima zu mir. Ich werde das Industriegebiet sicher nicht erneut aufsuchen, weil es halt nur ein Industriegebiet ist. Auf dem Rückweg werde ich magisch von einer Deichmann Filiale angezogen. Minuten später verlasse ich die Filiale völlig durchgeschwitzt mit nur einem neuen paar Schuhe. Ich hätte auch mehrere Paar kaufen können, mich aber entschieden, keine Sneaker mehr zu kaufen, weil ich glaube, dass Sneaker nicht gut für mich sind und ich früher auch keine getragen habe. Vielleicht wird das eine neue Tradition. Schuhe kaufen im Urlaub. Als ich zurück bei der Wohnung bin, unterhält sich der Herr des Hauses mit einem Nachbarn und so kommt es zum zweiten Smalltalk zwischen uns am heutigen Tage. Das sind wirklich nette Leute. Zeit zu duschen und ein paar Nudeln zu kochen bevor ich, frisch geduscht, wieder los muss, um neue Abenteuer zu erleben.

Am Nachmittag laufe ich unkoordiniert herum bis ich vor Schmerzen kaum noch gehen kann. So kommt es, dass ich nach 11,9 Kilometern, die ich bis zum Nachmittag zurückgelegt habe, zurück muss, um meinen Körper aufs Bett zu legen. Nach einer Weile muss ich aber wieder los, weil ich etwas zu essen brauche. Ich mache mich frisch, wechsle das Shirt, trage ordentlich Parfum auf und die klassische Suche nach Nahrung beginnt. Obwohl ich im Laufe des Tages einige Restaurants entdeckt habe, die ich gestern nicht gefunden habe, kann mich keins davon begeistern. Als ich fast schon aufgeben will, entdecke ich eine Metzgerei und kaufe spontan ein Frikadellen-Brötchen, obwohl ich oft Schwierigkeiten habe, dass Zeug zu verdauen. Da ich glaube, dass eine Cola mir beim verdauen hilft, gehe ich anschließend zurück zur Wohnung und gönne mir die Coca-Cola, die ich heute Morgen gekauft habe. Dazu esse ich Tuc Kekse, weil ich noch Hunger habe.

Durch unglückliche Umstände erfahre ich am Abend noch, dass mein Kollege am Freitag, wenn er mich vertritt, einen Bericht schreiben soll. Es ist der Bericht, den ich vor Wochen der Chefin zur Kontrolle geschickt habe, weil ich alle meine Berichte kontrollieren lassen muss. Da ist er wohl ebenso verloren gegangen wie der von mir verschickte Abschlussbericht der alten Maßnahme. Außerdem benötigt man noch Angaben zu einigen der neuen Teilnehmer. Als wir letzte Woche telefoniert hatten, war davon keine Rede. Aber ich erinnere mich, dass ich in den letzten zwei Wochen einige Fragen gestellt habe und man mir sagte, man ruft mich zurück. Hat man aber nie. Der ganze Rotz geht immer nur in eine Richtung und ich bin schon gespannt, was am Freitag passieren wird. Ich muss da weg, die gehen mir alle nur noch auf die Nerven.

Der abendliche Spaziergang führt mich natürlich an den Rhein, aber dort sitze ich nur eine Weile, weil es mir rasch zu frisch wird. Ziellos laufe ich anschließend umher, kaufe mir ein Eis, gucke hier und gucke da und verliere die Orientierung, was nichts anderes bedeutet als das ich mich verlaufe und ohne Google Maps würde ich vermutlich ewig in die falsche Richtung laufen. Zu meiner Enttäuschung bin ich schon um 20.45 Uhr zurück in der Wohnung. Ich möchte zwar noch nicht, aber mein Körper meint, dass 18 Kilometer genug für einen Tag sind. Dabei hatte ich mir vorgenommen heute weniger durch die Gegend zu irren. Mit viel Glück könnte der morgige Tag weniger Regen bringen und es mir dann möglich sein am Rhein zu sitzen und ein Buch zu lesen. Aber vermutlich kommt am Ende wieder alles ganz anders.

Natürlich wollte auch heute keine Frau an mir schnuppern. Dem Loerz seine Ratschläge scheinen nur beim Loerz zu funktionieren. Aber das kann jetzt wirklich keinen überraschen, denn es sind nicht die Dinge, die der Loerz tut oder die Parfums, die er aufträgt. Er kommt so gut an, weil er der Loerz ist und weil ich kein Loerz bin, spielt es auch keine Rolle, ob ich Parfum von Dior auftrage oder mir einen WC-Stein um den Hals hänge. Endlich habe ich es verstanden. Hoffentlich vergesse ich das nur nicht in Kürze schon wieder.

Tag 3
Als ich gegen 08.00 Uhr endlich so weit bin, dass ich aufstehen und das Fenster öffnen kann, ist es dunkel und natürlich regnet es. Ich kann mich nur schlecht bewegen, denn meine Beine tun mir einfach nur weh. Vielleicht waren es gestern ein paar Kilometer zu viel. Allerdings, und das finde ich sehr gut, habe ich keine Knieprobleme. Laut Wettervorhersage erwartet mich heute der Tag mit dem miesesten Wetter, was meine Beine sicher freut, weil sie unter den Umständen weniger wandern müssen.

Irgendwann hört es doch auf zu regnen und ich mache mich auf den Weg. Zum Mittag gönne ich mir eine Pizza von Tonis Steinofen Pizza und eine Cola. Beides nehme ich auf einer Bank zu mir. Dabei sehe ich meine blauen Socken und mag sie nicht, weshalb ich direkt nach dem Essen zu C&A gehe, um mir neue Socken zu kaufen. C&A in Andernach ist aber eher klein und hat keine Socken, die mir zusagen, im Angebot. Der Weg hat sich also nicht gelohnt. Später sitze ich Rhein und lese, danach gönne ich mir ein Eis im Eiscafé Mona Lisa, weil das Eis, welches ich mir dort gestern Abend geholt habe, durchaus lecker war. Allerdings will ich dort zunächst nicht sitzen, weil die Leute, die draußen sitzen mir merkwürdig vorkommen. Aber da ein Platz ganz außen frei ist nehme ich doch Platz und bestelle einen Eisbecher mit dem Namen Mocca Monica. Zwei Tische weiter sitzt ein Mann, der sich mit einer Frau, die noch einen Tisch weiter sitze, unterhält. Er unterhält allerdings nicht nur die Frau, sondern die ganze Straße, weshalb der Besitzer des Eiscafés ihn bittet etwas ruhiger zu sein, weil er so die Gäste fernhält. Das sehe ich auch so. Der Mann wird ruhiger, aber ich kann dem Gespräch dennoch folgen. Die Frau sagt, dass man sich nur küssen soll, wenn man verliebt ist, Er sagt, dass er gerne küsst und besonders Zungenküsse mag. Sie lacht, vermutlich wird ihr schon ganz warm bei dem Gedanken an seine Zunge. Außerdem braucht er eine Freundin, sagt er ihr, und dass er das Lied Mona Lisa fehlerfrei singen kann. Ganz in Weiß ebenfalls. Nun erzählt sie, dass sich die Frau von Thomas Anders damals getrennt hat, weil er immer unterwegs und Nora eifersüchtig war. Hat sie gelesen, darum weiß sie das. Er, so sagt er, kennt die Schlagersängerin Michelle persönlich und die beiden verstehen sich ganz prima. Ich wette, dass sie beeindruckt ist, deshalb erzählt sie ihm nun von ihren beiden alten Matratzen. Die sind voller Tierchen, weshalb es bei ihr am Körper überall juckt. Das nutzt er, um ihr zu beschreiben, wie seine Wohnung aussieht, was er für seinen Fernseher bezahlt hat und dass er als Frührentner monatlich 920 € bekommt. Sie erwidert, dass sie wöchentlich 100 € bekommt. Er trägt eine rote Adidas-Trainingsjacke, sie raucht und hat ihre Schuhe ausgezogen kann, was meiner Meinung nach nicht nötig gewesen wäre. Während er versucht ihr zu erklären, wo er mal gewohnt hat, weiß sie lediglich, wo in ihrer Nähe ein Männerfriseur ist. Vielleicht ist sie zu blond, um klug zu sein. Er ist Kaufmann und hat lange im Kiosk gearbeitet. Sie hat einen Führerschein, aber kein Auto, was er super findet. Er erklärt ihr, dass er 1700 Euro gespart hat und bietet ihr indirekt an, ihr ein Auto davon zu kaufen. Ich wirke an meinem Platz sicher leicht gestört, weil ich die ganze Zeit grinse und mich amüsiere. Er zeigt ihr Fotos seiner Familie, dann folgt der Abschlussdialog, bevor ich gehen muss. “Ich habe einen Enkelsohn.” – “Von Deinem Bruder oder Deiner Schwester?” – “Von meiner Tochter.” Schöner kann ein Besuch in einem Eiscafé wirklich nicht enden.

Später kaufe ich mir einen Salat bei Tonis Steinofen Pizza, den ich in der Wohnung verspeise. Guter Salat. Anschließend sitze ich am Rhein und lese. Das Wetter wird immer besser, aber dennoch bin ich bereits um kurz nach 21.00 Uhr zurück in der Wohnung, weil ich erledigt bin.

Obwohl ich es nicht erwartet hatte, bin ich heute 13,9 km gewandert. Irgendwie habe ich wohl keine Kontrolle über meinen Wanderkörper.

Tag 4
Als ich gegen 03.00 Uhr aufwache, ahne ich noch nicht, was mir bevorsteht. Doch keine zwei Minuten später schwitze ich total und mir ist schlecht. Auf diese Art sagt mein Körper mir, dass er unzufrieden mit mir und meiner Nahrungsaufnahme ist. Sowohl die Essenszeiten als auch die Nahrungsmittel, die ich mir zugeführt habe, entsprachen nicht den nötigen Gepflogenheiten, um meinen Darm zufrieden zu stellen. Besonders der Salat am Abend wurde zu hektisch verspeist und die nötige Ruhe fehlte fortan bei allem, was ich mir noch zu führte. Müsliriegel, Weingummi, Tuc-Kekse. Dazu gab es zu wenig Wasser im Laufe des Tages. Kann man alles machen, aber nur, wenn man nicht ich ist. Für mich hat es zur Folge, dass ich mitten in der Nacht durch die Wohnung wandere, Nuxal nehme und Wasser trinke, in der Hoffnung, meinen Magen- und Darmtrakt besänftigen zu können. Schön doof. Gegen 03.35 Uhr geht es mir irgendwie noch nicht gut, aber dafür friere ich total. Das kommt davon, wenn man ein Idiot ist. Irgendwann bin ich zu kaputt, um weiter durch die Wohnung zu wandern. Daher setze ich mich ins Bett und spiele Wordzee. Gegen. 04.45 Uhr, draußen wird es schon hell, lässt der Darm mich in Ruhe und ich darf einschlafen.

Gegen 08.00 Uhr klettere ich völlig gerädert aus dem Bett. Das Wetter ist Urlaubswürdig, die Sonne scheint und neue Abenteuer wollen gelebt werden. Nach dem Frühstück mache ich mich allerdings zunächst auf den Weg, um ein paar Vorräte für den Rest des Urlaubs zu kaufen. Anschließend breche ich zu einer Wanderung auf. Obwohl ich gestern Abend entschieden hatte, dass ich den mühseligen Weg zum Aussichtspunkt nicht mehr auf mich nehmen will, kann ich scheinbar nicht anders. Bei diesem Wanderwetter muss ich da hoch, obwohl mich der Anstieg fast verzweifeln lässt. Oben angekommen wird es immer entspannter und ich genieße die Wanderung. Das Wetter ist perfekt und mein Plan, um 12.00 Uhr Mittag zu essen verschiebt sich um gut zwei Stunden.

Am Nachmittag stelle ich fest, dass es wohl doch Schiffsrundfahrten gibt, aber leider weiß ich nicht, wie man an Karten kommt. Also frage ich das letzte Pärchen, welches das Schiff verlässt, wo man die Karten bekommt. Das wissen sie nicht, sagen sie mir, was ich nicht glauben mag, denn die beide kommen gerade von dem Schiff. Dann eben nicht, fahre ich halt wieder nicht auf einem Schiff. Später finde ich heraus, dass man vor der Schifffahrt erst 90 Minuten im Museum unterhalten wird. Zum Geysir geht die Fahrt aber nicht, weil der Anleger kaputt ist. Die 90 Minuten vor der Schifffahrt finde ich so unprickelnd, dass ich auf das Erlebnis bewusst verzichte. Ich möchte einfach nicht so viel Zeit mit anderen Menschen zusammen sein.

Den größten Teil des Nachmittags verbringe ich lesend am Rhein. Dann hole ich mir spontan eine Pizza und nehme sie auf einer Bank zu mir. Zurück am Rhein beobachte ich eine junge Frau, wie sie sich auf den Boden setzt, um Fotos zu machen. Eine ganze Serie schießt sie, wechselt den Platz, ist fast direkt vor mir und nachdem ich sie eine Weile beobachtet habe, beschließe ich, dass ich sie ansprechen muss. Nicht um sie anzumachen, sondern weil ich denke, es könnte ein interessantes Gespräch werden. Ich spüre schon, wie es immer wahrscheinlicher wird, dass ich sie anspreche, da klingelt mein Telefon, was mich etwas verwirrt. Noch verwirrter bin ich als ich sehe, wer da anruft. Kirsten. Zunächst erzählt sie von verrückten Erlebnissen im Büro, dann über ihren gebuchten Urlaub und dass sie gerne mehr unternehmen würde, aber niemanden hat, der mitmacht. Dann fragt sie, wann wir das nächste Mal mit den Arbeitskollegen essen gehen. Ich schlage einen Samstag in einem Biergarten vor und sage, sie soll mal schauen, wo wir hingehen und es dann den anderen aus der Gruppe mitteilen. Weil ich in vergnügter Stimmung bin, biete ich ihr an, dass ich ein Schiff für sie fotografiere. Außerdem sage ich ihr, dass ich langsam zur Toilette muss, aber keine Toilette in der Nähe ist. Ich weiß halt, was Frauen hören wollen, so viel steht schon mal fest. Obendrein teile ich ihr mit, dass ich es sie wissen lasse, wenn ich das Problem mit der Toilette gelöst habe. Anschließend frage ich erneut, ob sie denn nun das Foto will. Ich meine das Schiff, sie lehnt entsetzt ab, weil sie denkt, dass ich ihr ein Foto schicken will, wie ich das Problem mit der Toilette gelöst habe. Ich frage sie, wie sie auf so einen Gedanken kommen kann und ich frage mich, was sie von mir denkt, dass sie so etwas denkt. Natürlich nehmen wir das mit Humor, denn sonst wäre das echt zu schräg. Nach dem Gespräch finde ich eine Toilette in der Nähe. Für 50 Cent darf ich sie nutzen, was ich ganz wunderbar finde. Dummerweise ist es auf der Toilette dunkel, was etwas störend ist. Zum Glück habe ich ein Feuerzeug dabei und so halte ich in der einen Hand das Feuerzeug, um zu sehen wohin ich zielen muss und die andere Hand hilft beim Zielen. Das ist eine durchaus skurrile Situation. Möglicherweise aber auch ein klein wenig romantisch.

Als ich erleichtert wieder auf einer Bank am Rhein sitze, fotografieren zwei junge, attraktive Frauen sich und die Umgebung und die eine erwähnt, dass sie der anderen die Fotos sofort schicken würde, aber da diese kein WhatsApp hat, es nicht geht. Dabei achten sie darauf, dass ich auch alles mitbekomme und lächeln mich beide an. Das überfordert mich und mehr als ein verkrampftes Lächeln bringe ich nicht zu Stande. Gut, da hätte man jetzt sicher eine kurze Konversation folgen lassen können, aber unvorbereitet bin ich meist erstmal gelähmt und dann ist die Situation auch schon vorbei. Dennoch was das ein richtiger Urlaubstag bei perfektem Wetter. Allerdings habe ich meinen Plan, weniger durch die Gegend zu laufen, nicht ganz einhalten können und so bin ich am Ende des Tages 16,6 Kilometer gewandert und habe mir obendrein auch noch einen leichten Sonnenbrand gegönnt.

Tag 5
Der Tag beginnt sonnig, weshalb ich mich direkt nach dem Frühstück auf den Weg zum Rhein mache, um dort zu sitzen und das leider mittlerweile furchtbare Buch „Da muss man durch“ zu Ende zu lesen. Auf der Bank neben mir sitzt eine Frau und redet fast permanent auf ihren Hund ein und ich bin froh, dass ich nicht ihr Hund bin. Weil in der Nähe Grünpflege stattfindet, was viel Lärm verursacht, gehe ich an eine andere Stelle und setze mich dort auf eine Bank. Auf die Bank neben mir hat jemand geschissen, was ich erst bemerke als der Geruch zu mir rüber weht. Ich mache ein Foto von dem Haufen und kehre zu der Bank mit Blick auf den Rhein zurück, weil die Grünpflege mittlerweile erledigt ist.

Nach dem Mittagessen fängt es an zu regnen, weshalb ich Stunden in der Wohnung gefangen bin. Der letzte Urlaubstag ist wettertechnisch ein ziemlicher Reinfall, aber ich denke, dass mein Körper das zu schätzen weiß. Die Vermieterin hat mir heimlich ein Stück Kuchen in den Flur gestellt, was ich sehr entzückend finde. Und ein Mini Pick Up. Seit Jahren habe ich kein Pick Up mehr zu mir genommen, doch heute gönne ich es mir als Nachtisch und weiß wieder, wieso ich das früher so gerne gegessen habe.

Als es irgendwann aufhört zu regnen, kaufe ich mir bei Tedi ein paar Magnete. Das hatte ich schon so lange vor. Somit habe ich mir kurz vor Ende des Urlaubs einen weiteren Wunsch erfüllt. Es folge eine letzte Wanderung durch den Ort. An manchen Stellen erinnert mich Andernach an Oberwesel, aber es kann auch sein, dass ich mir das nur einbilde. Am Rhein verweile ich nicht mehr zu lange, weil es irgendwie frisch ist und die Bänke nass sind. So werfe ich einen letzten Blick auf den Rhein und freue mich auf ein mögliches Wiedersehen im nächsten Jahr. Der nächste Urlaub führt mich an die Mosel, aber bis dahin fließt noch sehr viel Wasser den Rhein runter.

Die Zeit ist natürlich irgendwie verflogen, obwohl ich bis gestern immer noch dachte, dass genug Zeit ist. Jetzt packe ich schon die ersten Sachen, weil ich bis morgen spätestens um 10.00 Uhr abreisen werde. Irre. An meinem letzten Tag bin ich lediglich 8 Kilometer umher gewandert. Meine Beine tun mir weh, aber den Knien geht es gut.

Tag 6
Leb wohl, Andernach. Es war schön, aber irgendwas fehlte. Vielleicht lag es einfach am Wetter oder daran, dass ich wieder an keiner Schifffahrt teilgenommen habe. Urlaube ohne Schifffahrt müssen aufhören, denn ohne Schifffahrt fehlt einfach was. Eine Chance habe ich dieses Jahr noch. Wenn das auch wieder nichts wird, dann weiß ich echt nicht mehr weiter. Vielleicht bleiben mir dann wirklich nur noch Kaffeefahrten. Oder wurden die mittlerweile auch abgeschafft?

Nachdem ich meine Sachen im Benz verstaut und mich von den netten Vermietern verabschiedet habe, starte ich den Benz und sehe, dass eine Kontrollleuchte leuchtet. Irgendwas scheint mit dem Kühlwasser nicht in Ordnung. Ich öffne die Motorhaube und muss erkennen, dass der Kühlwasserbehälter komplett leer ist. Als ich Sonntag losgefahren bin war er noch voll. Ich schaue unter dem Benz nach und sehe, dass unter der Motorabdeckung Tropfen sind, was mir nicht gefällt. Weil ich sonst nichts weiß, frage ich, ob die Vermieter mit etwas Wasser und einer Gießkanne helfen können. Wenig später ist der Behälter voll und ich bin gespannt, wie weit ich wohl mit dem Benz komme.

Nach ein paar Kilometern muss ich tanken. Bei der Gelegenheit kontrolliere ich, ob der Behälter noch voll ist. Sieht so aus. Unter der Abdeckung kann ich weitere Tropfen bewundern. Alles irgendwie bedenklich. Dafür hat der Benz wieder nur 8,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, was ich großartig finde. Weil es stark bewölkt und dunkel ist, schalte ich das Licht ein. Kurz danach signalisiert mir eine Kontrollleuchte, dass irgendein Leuchtmittel defekt sein muss. Finde ich nervig, aber nicht weiter schlimm. Da ich es für klug halte, fahre ich nie mehr als 130 km/h und komme nach etwas mehr als zwei Stunden zuhause an. Der Kühlwasserbehälter ist zu meiner Überraschung voll und unten sind keine Tropfen mehr zu sehen. Verstehe ich zwar nicht, aber ist mir recht.

Nachdem ich mich gestärkt habe, kontrolliere ich die Beleuchtung und kann keine defekte Lampe finden. Ich starte den Motor, die Kontrollleuchte bleibt aus. Was wollte der Benz mir mit den Aktionen sagen? Werden wir je wieder unbeschwert zusammen in den Urlaub fahren? Weil der Benz seine Ruhe braucht, wird er gewaschen und anschließend in der Garage abgestellt. Mehr kann ich im Moment absolut nicht für ihn tun.

Andernach in Bildern
Weil es Tradition ist, gibt es abschließend die möglicherweise bisher denkwürdigsten Fotos einer Urlaubsreise.

 

Im Bad und WC war alles okay.

 

In dem Bett hätte man sicher auch zu zweit Spaß haben können. Spaß zu zweit habe ich mir allerdings schon lange abgewöhnt.

 

Schöne Särge bekommt man in Andernach. Ich hoffe, dass der Sarg von Innen auch so schön bemalt ist, weil man die meiste Zeit ja in so einem Sarg verbringt. Da hat man von der Fassade wenig. Sieht der Sarg von Innen allerdings auch so aus, dann sollte man auf jedem Fall in so einem Sarg beerdigt werden.

Die junge Frau wollte leider nicht in meiner Nähe sitzen. Schade, denn ich war von dem Anblick ganz angetan und wäre sicher nett zu ihr gewesen.

 

Erster Urlaubseinkauf. Fast ausschließlich gesunde Sachen für eine ausgewogene Ernährung.

 

Traditionelles Urlaubsmenü. Da bekommt man direkt Hunger auf etwas anderes.

 

Schade, dass ich Dessous nicht mag, sonst hätte ich Lustvoll eingekauft.

 

Urlaubszeit ist Schuhkaufzeit.

 

Kaum hatte ich die Schuhe das erste Mal während einer Wanderung getragen, gab es erste Hürden zu überwinden, was uns Meisterhaft gelungen ist.

 

Wer bei so einem Anblick nicht in romantische Stimmung kommt, dem ist nicht zu helfen.

 

Mittagessen auf einer Bank. Könnte ein Klassiker werden.

 

Kunst darf im Urlaub nicht fehlen. Irgendwas irritierte mich an dem Bild und ich habe lange darüber nachgedacht, warum der Frau eine „blaue“ Nase gemalt wurde. Möglicherweise, weil es das Porträt einer stadtbekannten Alkoholikerin ist. Alkoholiker, so sagt man, tragen oft blaue Nasen.

 

Entspannen am Rhein mit Küken, einem Schiff und blauen Socken. Ich mag keine blauen Socken.

 

Da oben war ich und habe runtergeschaut.

 

Da unten saß ich auf einer Bank und habe hochgeschaut.

 

Mein Urlaubsoutfit. Selfies vor dem Spiegel, eine neue Schwäche von mir.

 

Chillen auf einer Anhöhe. Von der Aussichtsplattform konnte ich runter zu dem Ort sehen, an dem ich immer gesessen habe. Da wo der gelbe Pfeil hinzeigt auf einem der vorigen Bilder. Das war toll.

 

Bedauerlich, wenn eine der Attraktionen nicht besuchbar ist.

 

Auf einer Bank neben dem Hinweis saß ich eine Weile und genoss einfach alles, was man so auf einer Bank genießen kann. Die Aussicht, stilles Wasser und einen Müsliriegel.

 

Den leckeren Eisbecher, der auf den Namen Mokka Monika (oder Mocca Monica) hört, habe ich mir direkt an zwei Tagen gegönnt.

 

Andernach

Scheiße auf einer Bank neben einem Mülleimer.

 

Dieses Foto bietet alles, was ein Urlauber so braucht. Ein Schiff, Wasser, „Berge“, fliegende Vögel und ein Hinweisschild. Besser geht es kaum.

 

Romantik pur. In dieser Stimmung hätte ich mich von einer Frau küssen lassen. War aber keine da.

 

Kurz nach der Ankunft hatte die Ente ihren Platz eingenommen und sich entschieden, dass sie da bleiben wird. Nie zuvor hat sich eine Ente so früh festgelegt, wo sie in Zukunft Leben will. Ich bin sicher, sie wird es dort gut haben.

 

Ein wenig Proviant für die Rückreise von den netten Vermietern der Ferienwohnung Heinen. Sollten Sie in Andernach übernachten, dann sind Sie bei den beiden gut aufgehoben.

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