E-Commerce Spezialist

Von April 2001 bis Februar 2002 habe ich die Ehre, eine Fortbildung zum E-Commerce Spezialisten zu machen.

Wieder einmal verschwende ich Zeit mit einer Maßnahme, die alles andere als sinnvoll ist und mich keinen Schritt weiter bringt. Das Ganze ist nämlich nur eine Geldbeschaffungsmaßnahme der TAROX Projects & Qualifying GmbH. Die Typen dort versuchen einen permanent davon zu überzeugen, an einer guten Maßnahme teilzunehmen. Ständig wird man gefragt, ob man mit irgendwas nicht zufrieden sei und was verbessert werden kann. Aber egal, was man auch sagt, es passiert nichts, denn es interessiert niemanden wirklich. Selbst Teilnehmer, die ständig fehlen, werden nicht entlassen. Würde ja auch Geldverlust bedeuten.
Nach einiger Zeit gehen die Mitarbeiter der Firma dazu über, uns zu erzählen, dass wir natürlich nach dem Kurs keine Spezialisten sind, sondern nur mal so in den IT-Bereich reingeschnuppert haben. Und wir können uns ja dann zu Hause richtig spezialisieren. Klingt logisch, denn gelernt haben wir bisher so gut wie nix. Und dass diese Firma mit einer „70%“ Vermittlungsquote im letzten Kurs wirbt, ist auch nichts, als ein weiteres Märchen. Denn wenn man nachfragt, wie viele Leute des letzten Kurses einen Job bekommen haben, heißt es immer nur ‚Die Unterlagen liegen gerade nicht vor‘. Wer soll denn den Schwachsinn glauben?

Der größte Märchenerzähler ist der Hauptdozent Herr S. Irgendwann empfiehlt er uns, dass wir nach der Maßnahme einen weiteren Kurs belegen sollen, um uns richtig zu spezialisieren. Am nächsten Tag erzählt er, wir wären schon richtige Profis und verfügen über so viel Wissen wie nur wenige. Heute so, morgen so. Was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern? Hauptsache er hat was zu erzählen. Und zu erzählen hat er reichlich. Er liebt es uns vollzuquatschen mit irgendwelchen Erlebnissen aus seinem Leben. Dann fühlt er sich scheinbar immer wie ein Held. Und er scheint unglaublich in sich verliebt zu sein. Besonders ausgeprägt ist auch seine Kritikfähigkeit. Er reagiert mit Einschüchterungen und ähnlichen nicht nachvollziehbaren Äußerungen. Z.B. will er sich weigern, seine Kritiker weiter zu unterrichten. Eine wirklich jämmerliche Gestalt, mit der man fast Mitleid haben kann. Aber nur fast.

Adressen für Praktikumsplätze gibt es entgegen der großen Versprechungen auch nur wenige. Wenn überhaupt, dann gibt es fast nur Angebote aus Orten weit außerhalb Dortmunds. Diese Firma ist also eine ganz große Hilfe bei der Praktikumssuche. Der Ball der Lügenbarone geht immer weiter und findet einen weiteren Höhepunkt in meiner Kündigung.

Kündigung des Schulungsvertrages „Fortbildung zum E-Commerce-Spezialisten“

Sehr geehrter DrSchwein,

hiermit kündigen wir Ihnen den Schulungsvertrag mit sofortiger Wirkung.

Begründung:

    1. trotz mehrfacher Ermahnung seitens verschiedener Dozenten setzen Sie Ihr nicht zu akzeptierendes Verhalten, das den geordneten Ablauf der Ausbildung stört, fort.
    2. Mit Ihrem unentschuldigten Fernbleiben vom Besuch der „Exponet“ in Düsseldorf am 22. November 2001 liegt ein weiterer nicht hinnehmbarer Verstoß gegen Ihre Teilnehmerpflichten vor.
    3. Völlig unakzeptabel und in hohem Maße geschäftsschädigend sind Form und Inhalt Ihrer Kommunikation mit und über Geschäftspartner der TAROX Projects & Qualifying GmbH (siehe Anhang).

Sie sind ab sofort vom Unterricht ausgeschlossen. Wir fordern Sie auf, die Räumlichkeiten und das Gelände der TAROX Projects & Qualifying GmbH nicht mehr zu betreten.

Eine so lächerliche Kündigung hat man selten gesehen, doch zu dieser Firma passt das perfekt.
Punkt 1 war eine glatte Lüge, denn nie zuvor wurde ich von irgendwelchen Dozenten ermahnt(ausgenommen von Herrn S., doch der zählt nicht), was jeder Kursteilnehmer und jeder Dozent jederzeit bestätigen kann.
Punkt 2 ist ebenfalls eine Frechheit. Ich hatte gar keine Gelegenheit meinen Krankenschein einzureichen.
Punkt 3 rechtfertigt auch keine fristlose Kündigung. Aber was verstehen diese Leute schon von solchen Dingen? Wahrscheinlich gar nix…

Da ich mit der Kündigung nicht einverstanden bin nehme ich mir, nachdem mein schriftlicher Widerspruch gegen die Kündigung nicht akzeptiert wird, einen Anwalt. Am 10.12.2001 findet vor dem Arbeitsgericht Dortmund eine Anhörung wegen der von mir geforderten „Einstweiligen Verfügung“ statt. Der Geschäftsführer der TAROX Projects & Qualifying GmbH kann leider nicht an der Verhandlung teilnehmen, da meine Kündigung eine seiner letzten Aktionen für diese Firma war.

öffentliche Sitzung des
Arbeitsgerichts Dortmund

Dortmund, den 10.12.2001

Anwesend:

Vorsitzende: Richterin am Arbeitsgericht S.

Ehrenamtlicher Richter: A.
Ehrenamtliche Richterin: F.

Von der Zuziehung eines Protokollführers wurde gemäß § 159 Absatz 1 Satz 2 ZPO abgesehen.

In dem Verfahren auf Erlass einer einstweiligen Verfügung

DrSchwein

-Antragsteller-
Prozessbevollmächtigte:
Rechtsanwälte S. pp.

gegen

die Firma TAROX Projects & Qualifying GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer F. J.,

-Antragsgegnerin-
erschienen nach Aufruf der Sache

  1. Der Verfügungskläger und Rechtsanwalt B.,
  2. für die Verfügungsbeklagte: Geschäftsführer Z. und Herr S. mit Vollmacht.

Es fand eine Verhandlung vor der Kammer statt.

Die Vertreter der Verfügungsbeklagten überreichten Schriftsatz vom 07.12.2001, von dem der Verfügungskläger Durchschriften erhielt.

Nach Erörterung der Sach- und Rechtslage schlossen die Parteien folgenden

Vergleich:

  1. Der Kläger verpflichtet sich, sich per E-Mail bei der Firma Hygro unverzüglich für seine E-Mail vom 21.11.2001 zu entschuldigen und zu erklären, dass diese E-Mail ohne jegliches Wissen der Verfügungsbeklagten versandt worden ist.
  2. Die Verfügungsbeklagte verpflichtet sich, den Verfügungskläger ab dem 11.12.2001 an der Fortbildungsmaßnahme zum E-Commerce Spezialisten weiter teilnehmen zu lassen.
  3. Damit ist der Rechtsstreit erledigt.

vorgespielt und genehmigt

Der Vertreter des Verfügungsklägers beantragte,

die Festsetzung des Streitwertes für das Verfahren im Allgemeinen und für den gerichtlichen Vergleich.

Es wurde ein Streitwert in Höhe von

2.000,–DM für das Verfahren im Allgemeinen und für den gerichtlichen Vergleich erörtert.

Es wurden keine Einwände behoben.

Beschlossen und verkündet:

Der Streitwert für das Verfahren im Allgemeinen wird auf

2.000,–DM

und für den gerichtlichen Vergleich auf

2.000,–DM

festgesetzt.
-gez. S.-

gem. § 160 a ZPO auf Tonträger vorläufig aufgezeichnet zugleich für die Richtigkeit der Übertragung vom Tonträger
– gez. N. –

Damit habe ich zwar erreicht, was ich wollte, aber zufrieden sein kann ich damit nicht. Denn dadurch, dass das Ganze vor dem Arbeitsgericht verhandelt wurde, habe ich natürlich die Anwaltskosten in Höhe von ca. 700 DM zu tragen. Und dass nur, weil diese so genannten Geschäftsleute machen können was sie wollen. Besonders angenehm sind auch die widerlichen Schulterklopfer aus meiner Klasse, die mich nun vollschleimen, nachdem ich wieder am Unterricht teilnehme. Ich könnte denen direkt in ihre dummen Fressen kotzen. Nur gut, dass ich diese abartigen, schleimigen Feiglinge nach dem Lehrgang nie wiedersehen muss.

Gegen Ende des Kurses hat „Märchenerzähler“ Herr S. noch einen Auftritt. Er erzählt, dass durch meine Mail an die Firma HS fünf Firmen in Lünen keine Praktikumsplätze mehr bereitstellen, weil der Chef der Firma HS sie über meine Mail informiert hat. Den Beweis seiner Aussage bleibt Herr S., wie von ihm nicht anders zu erwarten, schuldig. Hauptsache er hat wieder was zu erzählen und kann sich wichtigmachen. Solche Deppen braucht das Land.

Als ich später mein Praktikum beginnen soll, „vergessen“ die Mitarbeiter der TAROX Projects & Qualifying GmbH, den Praktikumsvertrag zu übergeben. Auf Nachfrage meines Praktikumsbetriebes, wo denn der Vertrag sei, sagt Herr N., dass er gehört hat, dass ich mein Praktikum doch irgendwo in Neuss machen werde und tut völlig überrascht, dass dem doch nicht so ist. Keine Ahnung, wie er auf den Schwachsinn mit Neuss kommt und wie viele seiner Gehirnzellen bereits abgestorben sind. Ihn sollte man jedenfalls als nächstes wegen Unfähigkeit entlassen. Der hat sie doch nicht alle. Nach mehrmaligem Auffordern schafft der Kasper es dann doch noch meinen Praktikumsvertrag an meinen Praktikumsbetrieb zu schicken. Zur Belohnung gibt es auch nach diesem Kurs ein wunderschönes Zertifikat für die Zertifikate Sammlung.

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