Fünf Tage im Herbst
Vielleicht bin ich derzeit etwas Depressiv. Jedenfalls bin ich mit jedem Tag unmotivierter und würde mich gerne entsorgen lassen, doch stattdessen lebe ich einfach weiter vor mich hin.
Obwohl ich derzeit kein unterhaltsamer Mensch bin, besuche ich am Montag Gisa. Zwei Jahre lang war ich schon nicht mehr in ihrer Wohnung. Ungalublich.
Am Dienstag kaufe ich mir einen Wohnzimmertisch. Nachdem ich ihn aufgebaut habe, mache ich ihn kaputt. Danach repariere ich ihn. Komischer Tag.
Am Mittwochnachmittag treffe ich mich mit Leonetta in Dortmund. Sie ist sofort wieder begeistert von mir. „Du riechst so gut, ich könnte so über Dich herfallen.“ Ich gucke sie an. „War ein Scherz.“, sagt sie und guckt zur Seite. „Blödsinn. Das war kein Scherz. Natürlich willst Du über mich herfallen.“ Sie ist ertappt, aber ich denke, wir können beide gut damit leben. Später esse ich eine Garnele. Danach kauft mir Leonetta gebratene Nudeln und eine Fanta. Ich liebe es, wenn sie für mich bezahlt. Wir treffen den Loerz. Leonetta findet ihn ganz toll. Ich sage ihr, dass ich mir das gedacht habe, sie aber keine Chance bei ihm hat. Kann sie gar nicht glauben, denkt sie doch, dass jeder Mann sie attraktiv findet. Ich werde den Loerz demnächst mal fragen, wie attraktiv er sie findet. Weil ich nicht unverschämt sein will, gebe ich später im Cottons einen Kaffee aus. „Frauen zahlen mehr für Dich als Du für sie.“ – „Du zahlst mehr für mich als ich für Dich.“ – „Nein. Alle Frauen zahlen mehr als Du für sie.“ Wo sie recht hat, hat sie recht. Beim anschließenden Spaziergang beschwert sie sich darüber, dass ich früher viel mehr Zeit mit ihr verbracht habe und wir uns jetzt nur noch selten und in ihren Augen viel zu kurz sehen. Zeit den Abend zu beenden. Abschiedskuss. „Das ist kein richtiger Kuss“, sage ich zu ihr. Also machen wir es beim zweiten Abschiedskuss besser. Ich will gehen, sie will noch einen Kuss. Kurz danach ist Schluss mit dem Genuss.
Am Donnerstag gehe ich spontan zu einem Vorstellungsgespräch in einer Reinigung. Dort suchen sie nach einem Fahrer. Klingt machbar. Das Vorstellungsgespräch ist eine Art Abfertigung zwischen Tür und Theke. Der Typ neben mir hat üblen Mundgeruch. Kurze Erklärung zu dem Job. 400 Euro Job. Eine Woche arbeiten, eine Woche frei. Arbeitszeit von 07.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Stundenlohn: 5,50 Euro. Normalerweise müsste ich jetzt gehen. Stattdessen hinterlasse ich meine Telefonnummer. Sie wird auf einen karierten Zettel, auf dem schon viele Leute vor mir ihre Namen schreiben ließen, notiert und ich kann gehen. Am Montag will der mögliche, zukünftige Chef sich melden und ich frage mich, ob ich jetzt endlich ganz unten bin oder ob es noch weiter abwärts geht. Am frühen Abend fahre ich zu Ursula und bleibe über Nacht. Alles andere wäre albern.
Freitagmittag. Zeit für die Heimreise. Auf der Autobahn ist es voll. Ich entscheide mich für die linke Spur. Hinter mir ein gestörter Mann in einem Peugeot. Es geht im nicht schnell genug. Er fährt dicht auf, mal ganz links, dann ganz rechts. Davon wird die Autobahn auch nicht leerer und es bringt ihm nichts. Er ist vermutlich ein unausgeglichener Holzkopf, der nicht nur auf der Autobahn überfordert ist. Als nächstes versucht er rechts zu überholen. Dummerweise ist die rechte Spur auch voll, also reiht er sich wieder hinter mir ein. Dann versucht er es wieder rechts und landet wieder hinter mir. So ein Idiot. Nach einer Weile wird er noch alberner und glaubt, dass es schneller geht, wenn er das Fernlicht anschaltet und mir so auf die Nerven geht. Jetzt bin ich so weit, dass ich ihm am liebsten einen auf die Nase geben würde. Aber das geht nicht, weshalb ich die Nebelschlussleuchte für ihn einschalte. Scheinbar gefällt ihm das nicht so gut. Er schaltet seine Scheinwerfer aus. Er hat ein ziemlich dummes Gesicht. Nun wird die Bahn vor mir frei. Holzschädel sieht seine Chance und fährt besonders dicht auf. Ich habe jetzt keine Zeit für solche Spielchen und gebe Gas. Ab Tempo 160 hat er keine Lust mehr dicht aufzufahren und wird immer kleiner im Rückspiegel. Doch kaum wird es wieder voll auf der linken Spur, ich muss das Tempo drosseln, ist der Doofmann wieder hinter mir. Ich kann sein dummes Gesicht im Rückspiegel nicht mehr ertragen und fahre kurz auf die rechte Spur, um das dumme Kind vorbei zu lassen. Da mir das genug Aufregung für heute ist, verlasse ich nach meiner Rückkehr die Wohnung nicht mehr.
Berta besucht mich erneut
Samstag, 16.22 Uhr. Bei ALDI kaufe ich mir Schoko Milch Riegel und eine Flasche Rum. Die Verkäuferin fragt: „Dürfen Sie das denn schon trinken?“ – „Ja. Das darf ich.“ – „Das ist erst ab 18.“ Ich zeige auf die Frau, die vor mir an der Kasse steht und sage „Die Dame vor mir hat mir das erlaubt.“ Das ist ein Argument, ich darf den Rum kaufen.
Abends hole ich Berta vom Bahnhof ab und die Dinge nehmen den befürchteten Lauf. Wir sitzen auf dem Sofa und kommen uns irgendwie näher. Irgendwann stellen wir fest, dass wir nackt sind und es an der Zeit wäre zum sexuellen Teil zu wechseln. Was bedeutet, dass nun ein Kondom zum Einsatz kommen soll. Und genau an dieser Stelle endet, was so vielversprechend begann. Ein Teil von mir will einfach nicht mehr funktionieren und so liege ich mit einer willigen Frau auf dem Sofa und kann alles Mögliche mit ihr anstellen, nur nicht das, was jetzt angebracht wäre. Großartig. So stelle ich mir mein Leben als Casanova vor. Da ich kaputt und unbrauchbar bin, bleibt uns nix anderes übrig als ins Bett zu gehen. Zur Krönung der bereits laufenden Geisterstunde erzählt mir sie nun, dass sie es bereuen wird, dass sie heute hergekommen ist. Glücklicherweise sagt sie auch, dass sie es ebenso bereut hätte, nicht zu kommen. Da habe ich ihr wohl nicht nur das sexuelle Erlebnis vermasselt. Eine mehr als unbefriedigende Situation. Vor allem für sie. Da ich es nicht gut finde, wenn ich eine Nacht neben einer paarungswilligen Frau verbringe, ohne Sex mit ihr zu haben, versuchen wir es nochmal. Diesmal klappt es und ich habe meinen Spaß. Wenige Sekunden später ist der Spaß allerdings auch schon vorbei, denn ich bin fertig, befürchte allerdings, dass sie nicht wirklich begeistert ist. Doch darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Schließlich geht es hier um mich. Um einer möglichen Diskussion oder weiteren sexuellen Handlungen aus dem Weg zu gehen, drehe ich mich um und stelle mich schlafend. Ich bin definitiv ein Arschloch und hätte nichts mit ihr anfangen sollen, denn ich bin nicht nur ein Arschloch, sondern mit der Situation auch überfordert, was ich mir aber nicht durchgehen lasse und spätestens morgen wieder ignoriere, um mit dem Unsinn weitermachen zu können
Jobangebot(e)
Um 09.00 Uhr weckt mich der Mann von der Reinigungsfirma und fragt, ob ich morgen den ganzen Tag mitfahren möchte, um mir den Job anzugucken. Der Typ, der heute zum Probearbeiten eingeladen war, hat schon nach nicht einmal zwei Stunden das Handtuch geworfen, weil der Job ihm zu anstrengend war. Das klingt so vielversprechend, dass ich zusage, morgen um 07.00 Uhr da zu sein. Allerdings vergesse ich zu erwähnen, dass ich um 11.00 Uhr zur Schweinegrippe-Impfung muss, obwohl ich gar kein Schwein bin. Ich gehe einfach mal davon aus, dass ich nach drei Stunden genug gesehen habe und es eine Möglichkeit geben wird, mich rechtzeitig impfen zu lassen.
Wenige Minuten später rufe ich in einer Spielhalle an. Dort wird eine Aufsicht gesucht. Der Mann am Telefon sagt, dass er nur Frauen einstellt und die Stelle schon vergeben sein. Wenn demnächst wieder eine Stelle frei wird, dürfen sich auch Männer bewerben, da sich viele Männer auf die Anzeige gemeldet haben. Schön das zu wissen, vor allem, weil es mich nicht weiterbringt.
Gespräch mit Berta
Ein paar Tage nach dem eher frustrierenden Sexerlebnis unterhalte ich mich mit Berta über unsere Situation. Berta ist unzufrieden, weil sie, wie sie sagt, nur eine Frau unter vielen ist und ich für sie der einzige Mann. Wieso geht das mit Frauen eigentlich nie etwas unkomplizierter? Wieso wollen die mich immer ganz und können sich nie mit dem zufrieden geben, was ich ihnen anbiete? Und wieso merken sie das erst, wenn sie sich eigentlich schon drauf eingelassen haben? Nun ist es an der Zeit sie darauf hinzuweisen, dass sie, wenn es ihr nicht gut tut, damit aufhören muss, da sie von mir nie mehr kriegen wird. Weil sie daraufhin das Gespräch sofort beendet, gehe ich davon aus, dass sie nicht weiter zur Verfügung steht. Gibt es denn nirgendwo eine Frau, mit der Mann sich ab und zu mal treffen kann, hin und wieder Sex hat, die einen nicht besitzen will und die nicht Impotent macht? Schrecklich, da hat man alle Freiheiten und dann findet man keine passende Gespielin dazu. Dabei dauert Sex mit mir doch nie lange. Wenigstens für solche Augenblicke müsste sich doch eine passende Frau finden lassen.
Probearbeiten und Schweinegrippe-Impfung
Nachdem ich bereits seit 05.00 Uhr nicht mehr schlafen konnte bin ich pünktlich um 07.00 Uhr vor der Wäscherei. Ich sehe den Wagen mit dem ich die Wäsche ausfahren soll und gehe an der Wäscherei vorbei. Ich kann so große Autos nicht fahren und will nicht für 5,50€ in der Stunde diesen Job haben. Ich glaube sogar, dass ich gar keinen Job will. Ich will nur zurück in mein Bett und in Ruhe gelassen werden. Ich habe nicht einmal den Anstand abzusagen und so gehe ich nach Hause, lege mich ins Bett und schlafe weiter. Genau so, wie es sich für einen richtigen Arbeitslosen gehört.
Um 11.00 Uhr bin ich bei meinem Hausarzt, um mich gegen die berühmte Schweinegrippe impfen zu lassen. Vielleicht habe ich ja Glück und sterbe an den Nebenwirkungen. Dann muss ich nie mehr arbeiten und komme sogar in die Zeitung. Beim Gedanken daran wird mir warm ums Herz. Gegen 13.00 Uhr mache ich ein Nickerchen. Dummerweise liege ich auf dem geimpften Arm. Als ich nach einer Stunde aufwache, schmerzt dieser. Blöder Arm.
12 Stunden nach der Impfung wird mir schlecht. Eine halbe Stunde später wird mir kalt, der Arm schmerzt furchtbar und ist kaum noch zu gebrauchen. Ich gehe ins Bett, nehme mir zwei Decken und genieße den Schüttelfrost. Ich schlafe etwa eine Stunde, dann muss ich zur Toilette. Kann mich nicht daran erinnern so viel getrunken zu haben. Eine Stunde später wiederholt sich der Vorgang. Nur, dass der Schüttelfrost noch schlimmer ist. Gegen 03.30 Uhr muss ich erneut zur Toilette. Glücklicherweise ist mir jetzt nicht mehr so kalt. Was ich mich immer noch frage ist, wann ich so viel getrunken habe, dass ich ständig zur Toilette muss. Als ich um 08.00 Uhr aufstehe, scheint es mir besser zu gehen. Zumindest friere ich nicht mehr und die Schmerzen im Arm haben nachgelassen. Ich esse eine Kleinigkeit und fange plötzlich an zu schwitzen, was ich als ebenso unangenehm empfinde, wie das Frieren in der Nacht. Mein Fazit nach noch nicht einmal 24 Stunden fällt somit eher negativ aus. Die blöde Impfung hat mir die Nacht versaut und heute kann ich ganz sicher nicht zum Sport. Deprimierend. Da hätte ich mich besser einschläfern lassen. Gegen Mittag hören die Nebenwirkungen auf. Ab sofort kann ich auf die Spätfolgen der Impfung warten.
Einladung zu einer Auszeichnung
Am Donnerstag ruft mich ein Mann von dem Bildungsträger, bei dem ich meine Umschulung gemacht habe, an. Ich kann seinen Ausführungen zunächst nicht folgen. Er erzählt etwas von der Innung und dass ich für meine gute Abschlussprüfung am 23. November in Lünen ausgezeichnet werden soll. Ich glaube, der will mich verarschen. Als er mir auch noch erzählt, dass das für mich eine Chance sein kann einen Job zu bekommen und fragt, ob ich das nicht toll finde, fühle ich mich endgültig verarscht. Ich will keine Autos verkaufen und ich will so einen Mist am Telefon nicht hören. Spinnt der? Da ich nicht unfreundlich sein will, erzähle ich ihm, dass es derzeit in der Branche schwer ist einen Job zu bekommen und dass ich natürlich komme, um mich auszeichnen zu lassen und mir eine Urkunde, oder was auch immer, für meine Sammlung abzuholen. Er sagt, dass er mir die Einladung schicken wird und wir beenden das Gespräch. Also werden meine beiden Kollegen, die ebenfalls ausgezeichnet werden, allerdings im Gegensatz zu mir nicht mehr arbeitslos sind, und ich am 23. November unseren großen Auftritt haben. Es scheint so als würde ich mit zunehmendem Alter immer besser. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch ins Fernsehen. Sofort starte ich die Vorbereitungen für meinen großen Tag und gehe zum Friseur. Nichts wäre schlimmer als eine unpassende Frisur. Danach muss ich darüber nachdenken, was ich an dem Ehrentag anziehen kann. Falsche Kleidung kann ein derart großes Ereignis nämlich komplett versauen.
Sinnloser Test zum Zeitvertreib
Um herauszufinden, ob ich eine Gefahr für Lokführer darstelle, mache ich am Freitag ein paar Tests. Die Ergebnisse sind eindeutig. Ich stelle eine große Gefahr für Lokführer dar und sollte dringend Hilfe in Anspruch nehmen. Mache ich doch längst. Seit Jahren vertraue ich auf Diazepam. Sollte das eines Tages nicht mehr helfen, kann ich immer noch über Alternativen nachdenken.
Flohmarkt
Am Samstag mache ich etwas sehr ungewöhnliches. Auf einem Flohmarkt arbeite ich ehrenamtlich, ohne dabei eine Amt zu bekleiden oder gar Ehre zu erteilen, für einen guten Zweck. Es ist ein sehr entspanntes arbeiten mit unkomplizierten Menschen. Kein einziger Mensch will mit mir verhandeln. Ich nenne einen Preis und der Mensch kauft. Entweder sind die von mir genannten Preise zu niedrig oder die Leute erkennen sofort, dass man mit mir nicht verhandeln kann. Ist auch nicht wichtig. Hauptsache, die Leute kaufen und ich habe einen ruhigen Tag. Wenn ich dafür bezahlt werden würde, wäre das vielleicht sogar ein Job für mich. Vielleicht gründe ich eines Tages meinen eigenen Flohmarkt. Vielleicht kriege ich auch einfach nur Flöhe.
Mein komischer Humor
Den Sonntag Abend verbringe ich bei Markus auf dem Geburtstag. Die Gäste testen Markus neuen Fernseher. Es läuft ein Bericht über den Zoo in Gelsenkirchen. Eine Frau stellt Affen vor und ich sage: „Die Frau kenne ich. Die habe ich bei meinem letzten Zoobesuch gefüttert. Das ist der einzige Affe in dem Zoo, der sprechen kann.“ Meine Sitznachbarin, von der ich dachte, dass sie auf mich steht, dreht sich zu mir um und guckt mich irgendwie komisch an. Es hat den Anschein als fände sie meinen Kommentar vollkommen daneben. Da ich nicht möchte, dass sie mich schlägt, schweige ich den Rest des Abends.
Tapetenläuse
Woher kommen eigentlich diese kleinen, braunen Tapetenläuse oder wie auch immer man diese Viecher nennt? Ständig krabbeln sie hier irgendwo an den Wänden rum und werden von mir getötet. Wo entstehen die? Was wollen die bei mir? Bin ich unsauber oder besuchen die jeden? Gibt es eine Möglichkeit diese krabbelnden Arschlöcher dauerhaft zu vernichten?
Leonetta und Blacky
Am Donnerstag besuche ich Leonetta. Sie hat sich einen schwarzen Labrador gekauft, der jetzt 10 Wochen alt ist und den ich unbedingt kennenlernen will. Da Leonetta erkältet ist, darf sie mich weder küssen noch anfassen. Ich will mich nämlich nicht anstecken, sondern lediglich ihren Hund, dem sie den Namen Blacky gegeben hat, begrüßen. Blacky ist sehr niedlich. Was mich allerdings erstaunt ist die Tatsache, dass er ständig pinkeln muss. Er pinkelt auf die Wiese, ins Wohnzimmer und auf den Schlafzimmerteppich. In meinen Benz pinkelt er zum Glück nicht. Scheinbar weiß er, welch besondere Ehre ihm zuteil wird, dass er bei mir mitfahren darf. Und so schläft er während der Fahrt friedlich auf dem Fußboden. Beim anschließenden Spaziergang läuft er lustig hinter mir her. Die Idylle wird nur durch seine Besitzerin, deren Namen ich jetzt sogar vergessen habe, gestört. Irgendwer hat ihr gesagt, dass sie ihn ständig loben muss, wenn er irgendwo draußen pinkelt und so höre ich ständig „Fein, ganz feeeiiiiin. Das hast Du fein gemacht“. Und natürlich sagt sie es nicht im normalen Ton, sondern betont es so, wie die Menschen es auch oft bei ihren Babys machen. Da wird man doch vollkommen bekloppt bei. Kann die uns nicht in Ruhe spazieren gehen lassen? Während des kleinen Ausflugs beachte ich die Hundebesitzerin danach gar nicht mehr. Ich bin hier mit einem Hund unterwegs, da kann sie nicht mit meiner Aufmerksamkeit rechnen. Am Ende des Spaziergangs warten zwei Frauen mit einem weißen Zwergenhund auf uns. Der weiße Hund freut sich sehr und entpuppt sich rasch als schwule Töle. Sofort ist er an Blackys Schwanz und leckt daran rum. Was für ein blöder Köter. Ich sage zu ihm: „Jetzt kommst Du Dir noch toll vor, aber in ein paar Wochen ist der Kleine doppelt so groß wie Du und dann hast Du Angst.“ Die Besitzerin bestätigt, dass es so sein wird und sagt, dass der kleine, schwule Hund Angst vor großen Hunden hat. Da ich solche perversen Hunde alles andere als akzeptabel finde, sage ich zu Leonetta, dass der weiße Hund eine Schwuchtel ist und seine Besitzerinnen aussehen wie Lesben. Lesben mit einem schwulen Hund. Unglaublich. Bevor der kleine Schwanzlutscher nochmal lutschen kann, setzen wir Blacky, in mein Auto und hauen ab. Ich bin sicher, dass mir Blacky dafür ewig dankbar sein wird.
Nachdem wir Blacky zu Hause abgesetzt und noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft haben, muss ich mich von Leonetta verabschieden. Da sie sich schon mehrfach beschwert hat, dass sie mich nicht anfassen darf und hin und wieder dennoch nicht ihre Finger bei sich behalten konnte, biete ich ihr an, dass wir uns zum Abschied ganz kurz mit den Fingerspitzen des Zeigefingers der rechten Hand berühren. Ich denke mit dieser Verabschiedung kann sie mehr als zufrieden sein. Vielleicht machen wir das jetzt immer so.
Lächelnde Frauen im FZW
Am Freitag gehe ich mit Sam und Waldemar ins FZW. Dort steht eine Frau mit ihren Bekannten. Ich schaue sie an, sie schaut mich an. Ich gehe weiter, drehe mich zu ihr um, sie sieht mich ebenfalls an. Ich bin ganz angetan von ihr. Das fängt ja gut an. Wir stellen uns an einen Tisch. Kurze Zeit später stellt sich die Frau mit ihren Begleitern nur wenige Meter neben uns. Ich betrachte sie. Sie ist etwa 1,60m, hat dunkles Haar und eine gute Figur. Sie trägt Stiefel, eine schwarze Strumpfhose, einen Rock, der bis zu den Knien reicht und ein schwarzes Oberteil. Ich bin fasziniert. Selbst die Art wie sie ihr Bier hält gefällt mir. Sie ist der Typ Frau, der mir vollkommen den Verstand rauben kann. Sie sieht rüber zu mir, ich zu ihr. Sie lächelt mich an, ich lächle zurück. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen aus der Nummer auszusteigen. An Frauen, die mir gefährlich werden können, bin ich derzeit nicht interessiert.
Ich schaue mich ein wenig um. Es sind unglaublich viele Frauen hier, die mir gefallen. Ich weiß gar nicht, warum ich so lange nicht mehr hier war. So viele attraktive Frauen und dazu gute Musik. Ich sollte wieder öfter ausgehen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich bemerke, dass ich von einer großen Frau, die schräg hinter mir steht, beobachtet werde. Ich drehe mich um, sie lächelt mich an, ich gucke weg. Das geht jetzt gar nicht. Es ist nach 01.00 Uhr und somit zu spät für jegliche Art der Kontaktaufnahme. An unserem Tisch steht eine kleine Blonde Frau. Sie ist vollkommen betrunken und lächelt mich an. Sie lächelt jeden an. Ich lächle zurück. Kann ja nicht zu allen unfreundlich sein.
Neben unserem Tisch stehen zwei Frauen. Beide etwa 1,75m groß. Eine blond und eine dunkelhaarig. Ich gucke ab und zu zu ihnen rüber. Die Dunkelhaarige bemerkt es und guckt nun regelmäßig zu mir rüber. Was ist denn heute hier los? Wenig später gehen die beiden tanzen und ganzen genau in meinem Sichtfeld. Vielleicht sollte ich aufhören sie anzugucken. Mach ich aber nicht. Stattdessen lächle ich zu ihr rüber, gucke aber, bevor sie zurücklächeln kann weg. Ich will das jetzt nicht. Es ist fast 02.00 Uhr. Zu spät für derartige Aktionen. Als ich einen Moment unkonzentriert bin, gucke ich sie lange genug an, dass sie mich anlächeln kann. Das muss doch jetzt nicht sein. Ist doch gut jetzt. Noch ein paar Mal treffen sich unsere Blicke, dann sage ich zu meinen Begleitern, dass ich nach Hause will. Man soll gehen, bevor es zu schön oder zu gefährlich wird.
Drittes Treffen mit Berta
Nach ein paar Tagen scheint Berta sich mit ihrer Rolle als eine von vielen abgefunden zu haben und wir verabreden unser drittes Treffen.
An einem Samstag hole ich sie gegen 21.00 Uhr am Bahnhof in Dortmund ab. Sie will ausprobieren, ob das mit dem Sex mit uns heute besser klappt. Tut es natürlich nicht. Schlimmer noch, mein für den Sex zuständiges Körperteil verweigert seinen Dienst komplett und ist vollkommen funktionsunfähig. Sie ist frustriert und ich bin entsetzt. Das Lieblingsspielzeug der Frauen ist kaputt. Ab jetzt bin ich vollkommen wertlos. Sie versucht noch ein paar Mal, das kaputte Teil zum funktionieren zu bringen, doch es bleibt kaputt. Frustriert drehe ich mich um und schlafe ein. Sie kann leider nicht schlafen. Ihre Enttäuschung und mein Schnarchen verhindern es. So muss sie die ganze Nacht wach neben einem schnarchenden, funktionsunfähigen Mann liegen. Logisch, dass sie am nächsten Morgen vollkommen frustriert ist. Dennoch macht sie, direkt nachdem ich aufgewacht bin, einen weiteren Funktionstest. Klappt nicht. Das Teil bleibt kaputt. Bevor sie weitere Versuche startet, bringe ich die enttäuschte und vollkommen unbefriedigte Frau zum Bahnhof.
Da mich sexuelle Erlebnisse ohne Sex nicht wirklich begeistern, teile ich ihr mit, dass wir keinen Sex mehr miteinander haben werden, weil es mit uns einfach nicht passt. Dabei bin ich ziemlich kalt und unfreundlich, weshalb sie mir, völlig zu Recht mitteilt, dass sie keinen Kontakt mehr zu mir haben will. Ich denke, es hat nicht mit dem Sex geklappt, weil ich es vom Kopf her für falsch hielt, mich mit ihr einzulassen, aber nicht in der Lage war, das zu akzeptieren, weil ich in meinem Wahn unbedingt mit ihr ins Bett wollte. Und weil ich frustriert bin, war ich zu ihr auch unfreundlicher als angemessen. Ich bin ziemlich unreif für mein Alter. Endet mit dem Kapitel Berta auch meine Karriere als Mann für den kleinen Hunger zwischendurch? Gut möglich, dass ich in Zukunft nur noch mit Ursula Sex haben werde. Denn bei ihr funktioniere ich wenigstens und sie hat sich mittlerweile an meine Kurzauftritte gewöhnt.
Der Abend der Auszeichnung
Pünktlich treffen DG, der Türke, Ursula und ich im Ringhotel ein. Ursula ist extra den weiten Weg gefahren, um mich zu begleiten. Sie misst dem Ereignis mehr Bedeutung bei als ich. Ich finde es dennoch sehr schön, dass sie das für mich tut.
Als wir im Hotel warten, dass es endlich losgeht, kommt Herr Kalkeimer, der Mann vom Bildungsträger, zu uns. Er begrüßt uns und hat einen großartigen Tipp für mich. Da ich arbeitslos bin, soll ich die Chance ergreifen und mich heute anbiedern, da hier unglaublich viele Leute hier sind, die etwas zu sagen und möglicherweise einen Job für mich haben. Es ist mir sowas von egal, wer heute hier ist. Herr Kalkeimer rät mir, mich mit Herrn Dinkel zu unterhalten, da dieser bestimmt etwas für mich tun kann. Ich weiß nicht, warum ich nicht sage, dass mich das alles nicht interessiert, ich nicht um einen Job winseln werde, und mir stattdessen seine ganzen guten Ratschläge anhöre. Ich muss mir angewöhnen in Zukunft sofort zu sagen, dass ich kein Interesse an solchen Vorschlägen oder Ratschlägen habe. Ich bin kein Autoverkäufer und gut ist.
Zeit fürs Foto. Wir stellen uns mit anderen Prüfungshelden auf eine Treppe und werden fotografiert. Warum sich Herr Kalkeimer dazu stellt und auch fotografieren lässt, kann ich nur mit Wichtigtuerei erklären, denn er hat nun wirklich gar nichts dazu beigetragen, dass wir jetzt hier stehen. Er hat damals noch nicht einmal für den Bildungsträger gearbeitet. Und er trägt einen orangenen Pulli. Zum Glück werden in der Zeitung nur Schwarz-Weiß Fotos abgedruckt. Nachdem wir fotografiert wurden, werden wir namentlich aufgerufen, bekommen einen Händedruck und ein wertloses Buch mit dem Titel Cars, welches sich nicht einmal bei ebay verkaufen lässt, geschenkt. Die Bücher wurden bestimmt vor vielen Jahren mal angeschafft und müssen nun weg, weil sie so viel Platz einnehmen. Großartige Aktion. Mir geht der ganze Unsinn vollkommen am Arsch vorbei. Was mache ich hier eigentlich? Von der Bühne, auf der sich jetzt alle Ausgezeichneten befinden, sehe ich runter ins Publikum. Ich sehe lauter Menschen, von denen ich mich in einem wichtigen Punkt unterscheide. Ich gehöre hier nämlich nicht hin, bin hier vollkommen falsch und gehöre nicht zu den Menschen, die berufliche Ziele haben oder die man zum arbeiten gebrauchen kann. Ich gehöre in die Warteschlange bei der ARGE, aber ganz sicher nicht auf eine Bühne mit den besten Auszubildenden. Das ist lächerlich. Und diese Auszeichnung ist die Krönung der Lächerlichkeit. Zeit hier zu verschwinden. Zum Abschied ist Herr Kalkeimer nochmal witzig als er zu mir sagt „Karriere gemacht. Viel Glück für die Zukunft“. Was für eine Zukunft er wohl meint? Die berufliche wohl kaum. Er ist bestimmt enttäuscht, dass ich mir meine Karriere versaut habe, weil ich nicht mit Herrn Dinkel gesprochen haben. Das tut mir Leid für ihn. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.
DG, der Türke, Ursula und ich gehen danach noch ins Café del Sol. Definitiv der Höhepunkt des Tages bis zu diesem Zeitpunkt. Gegen 21.00 Uhr beenden wir das gemütliche Zusammensein. Ursula kommt noch auf einen weiteren Höhepunkt zu mir, dann muss sie zurück nach Hause fahren. Ich bleibe zurück und ziehe folgendes Fazit: Ich hatte einen netten Abend, abgesehen von der blöden und bedeutungslosen Auszeichnung. Ich bin ein netter Kerl und habe eine tolle Freundin. Beruflich bin ich zu nichts zu gebrauchen. Daraus schließe ich, dass ich finanziell schon bald in große Schwierigkeiten kommen werde, was mich sehr frustrieren wird, da ich ein sehr materialistischer Mensch bin. Ich bin, was Geld und Beruf angeht, ein Mann ohne Zukunft. Aber wusste ich das nicht schon immer? Mit dieser absolut nicht neuen Erkenntnis, scheiße ich erstmal auf alles und bleibe angepisst von mir und dem Leben die nächsten Tage zu Hause. Langsam werde ich wieder der Alte.
Leonetta und Blacky 2
Am Mittwoch ruft Leonetta an. Sie möchte mich sehen. Ich sage ihr, dass ich keine Zeit habe. Während wir telefonieren wird ihr Hund unruhig. Es scheint so als müsse er raus. Sie sagt, dass sie doch vorhin erst raus war. „Dann musst Du halt nochmal mit ihm raus.“ Sie sagt ja, öffnet die Balkontür und lässt Blacky auf den Balkon. Dort erledigt er sein großes Geschäft. Sie freut sich, dass er nicht in die Wohnung gekackt hat und lobt ihn mit dieser Stimme, die mich wahnsinnig macht. „Feeeeiiiiin. Gaanz feeeeeiiiiiin.“ Ich glaub das nicht. Da scheißt er ihr den Balkon voll und sie freut sich. Warum darf sich eigentlich jeder einen Hund kaufen? Ich fass es nicht. Aber gut, er darf sie beißen, warum nicht auch auf den Balkon scheißen? Ich verabschiede mich von ihr. Das sind genug Informationen für heute. Ich muss zurück vor den Fernseher. Da gibt es auch nur Bekloppte zu sehen. Herrliches Leben.
Mein Bild in der Zeitung
Ich bin tatsächlich in einer Zeitung zu sehen. Zumindest steht mein Name unter einem Artikel und auf dem Foto kann man einen Teil von meinem Gesicht erkennen. Berühmter werde ich wohl nicht, obwohl ich angeblich, zumindest steht es so in der Zeitung, zu den besten Auszubildenden des Jahres gehöre. Damit dürfte das Thema Automobilverkäufer nun aber auch endgültig durch sein für mich. Auf dem Höhepunkt einer Karriere diese direkt beendet. Wer kann das schon von sich behaupten? Ich jetzt schon.
Drei Tage Sex
Am Freitag kommt Ursula zu mir und bleibt bis Sonntagnachmittag. Während ihres Besuches verlassen wir nicht einmal die Wohnung. Wir hören Musik, gucken Filme und zwischendurch lasse ich mich von ihr befriedigen. Als Belohnung für ihre gute Arbeit, darf sie sich zwei Sexstellungen aussuchen. Sie entscheidet sich für Orientexpress und Flipflop. So lässt es sich leben.
Eine weitere Abfuhr für Leonetta
Am Sonntagabend ruft Leonetta an. „Wann kommst Du mich mal wieder besuchen?“ – „Im Februar.“ –„Was? Warum denn das?“ – „Weil ich vorher kein Geld habe zu tanken.“ – „Das hängt doch nicht alles vom Geld ab. Komm doch mit der Straßenbahn.“ Das es ebenfalls Geld kostet mit der Straßenbahn zu fahren, scheint ihr entfallen zu sein. „Ich fahre nicht mit der Straßenbahn. Da sind ja Menschen drin.“ – „Na und?“ – „Die sind alle verseucht und übertragen Krankheiten. Ich fahre nicht zusammen mit all den Krankheitsüberträgern in einer Straßenbahn.“ – „Dann komme ich Dich halt besuchen.“ – „Hmm …“ – „Ich bring aber meinen Hund mit.“ – „Das geht nicht. Kleine Hunde und Kinder kommen nicht in meine Wohnung. Die versauen nur alles.“ – „Du spinnst! Mein Hund ist Stubenrein.“ – „Blödsinn. Der pinkelt überall hin.“ – „Macht er nicht!“ – „Hab ich doch gesehen. Der pinkelt überall. Außerdem stinken Hunde.“ – „Mein Hund stinkt nicht.“ – „Alle Hunde stinken. Deshalb kommen die hier nicht rein.“ – „Ich setz ihn in einen Korb. Da bleibt er drin.“ – „Blödsinn. Der klettert raus und pinkelt alles voll. Vielleicht darf er mich besuchen, wenn er größer und stubenrein ist.“ – „Dann besuch ich Dich eben nie mehr.“ – „Okay.“ Wir plaudern noch ein wenig weiter, dann folgt der nächste vollkommen unsinnige Versuch. „Lass uns Dienstag ins Kino gehen.“ – „Das kostet auch Geld.“ – „Dann sag doch einfach, dass Du mich nicht mehr sehen willst!“ – „Ach … . Ich muss mir jetzt was zu essen machen.“ – „Dann leg ich jetzt auf.“ – „Okay. Mach das. Bis dann mal.“ Nach dem anstrengen Gespräch gucke ich Fletch 2. Herrlicher Humor.