Mai 1994

Michaela
Ich bin sehr aufgeregt als ich Michaela zu unserer ersten Verabredung abhole. Ich klingle an der Haustür und werde von ihrer Mutter empfangen, auf die ich bestimmt etwas behämmert wirke. Vermutlich findet sie mich obendrein zu alt für Ihre Tochter, denn ich bin 23, Michaela erst 17. Dennoch ist die Mutter sehr freundlich und bittet mich herein. Ich bin überfordert und Michaela sieht einfach Klasse aus. Sie hat wunderschönes Haar und ihr Lächeln raubt mir den wenigen Verstand, den ich mitgebracht habe. Ich bin am Ziel meiner Träume und unser erstes Treffen ist wirklich toll.

Wir treffen uns anschließend regelmäßig und es hat ganz den Anschein, dass sie mich mag. Ich mag sie auch, aber irgendwas stört mich an ihr. Zumindest bilde ich mir ein, dass mich etwas stört. Vermutlich bin ich gestört und suche schon nach einem Fluchtgrund, da ich offensichtlich gar nichts auf die Reihe kriege. Ich erkenne ihre Annäherungsversuche zwar, reagiere aber nicht darauf, weil ich ein wenig verklemmt, unterentwickelt und überfordert bin. Außerdem komme ich mir blöd vor, weil sie im Gegensatz zu mir schon sexuelle Erfahrungen gemacht hat. Das ist nicht gut, weil ich ja fast sieben Jahre älter bin als sie.

Mit jedem Treffen wird es schwerer, mich ihr zu nähern und wer zu lange wartet, den bestraft irgendwann das Leben. Natürlich ist die Tatsache, dass ich nicht in der Lage bin, sie zu küssen oder ihr zu vermitteln, dass ich sie toll finde, etwas bedenklich und äußerst unbefriedigend für mich. Ich bin einfach zu dämlich für eine Frau.

Nachdem wir mal wieder einen gemeinsamen Abend auf einer Veranstaltung verbracht haben, ich ihr beim Tanzen zugeguckt habe, jeden ihrer noch so deutlichen Annäherungsversuche im Keim erstickt habe, sitzen wir bei mir im Auto und sie fragt mich, ob sie mir peinlich ist. Das ist mir peinlich. Doch anstatt sie nun zu küssen, rede ich irgendeinen Müll und bringe sie nach Hause. Ich bin echt zu blöd. Da helfen vermutlich nicht einmal irgendwelche Pillen, denn ich bin ein hoffnungsloser Fall und werde vermutlich niemals einer Frau näher kommen.

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