Juni 2008

Zwischenprüfung
Montag. Noch zwei Tage bis zur Zwischenprüfung. Zeit ein wenig zu lernen. Ich nehme mir den Fachkundeordner und schaue mir einige Aufgaben an, die eventuell in der Prüfung vorkommen. Nach etwa zwanzig Minuten stelle ich fest, dass es eine Menge zu lernen gibt, was mich irgendwie deprimiert und müde macht. Gut, dass gerade jetzt das Telefon klingelt. Telefonieren ist besser als lernen. Morgen lerne ich weiter.

Dienstag. Heute will ich ausgiebig lernen, nehme erneut den Fachkundeordner und schaue, was es zu lernen gibt. Nach etwa fünfzehn Minuten geht mir Fachkunde auf die Nerven. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich zu Hause hinsetzt und lernt. Bisher ging es doch auch immer ohne derartige Lernattacken. Ich tausche den Fachkundeordner gegen den BWL-Ordner und blättere lustlos durch die Seiten. Nach etwa zweieinhalb Minuten beschließe ich, dass ich mich nun um VWL kümmere. Ganze drei Minuten starre ich auf ein Diagramm und entscheide mich dann spontan dazu, mir Miller´s Crossing anzugucken. Filme gucken macht eindeutig mehr Spaß als lernen.

Mittwoch. Die Zwischenprüfung beginnt mit Fachkunde. Wir haben neunzig Minuten Zeit. Ich bin sehr erfreut, dass von den wenigen Dingen, die ich gelernt habe, so gut wie gar nichts vorkommt. Die Zeit hätte ich mir sparen können. Nach fünfzig Minuten bin ich fertig mit dem Kram. Herrlich, wie entspannt so eine Zwischenprüfung sein kann. Es folgt Rechnungswesen. Ein paar Rechnungen, ein paar Kreuze. Ich habe das Gefühl, ich gehöre zu einer Tippgemeinschaft. Obwohl ich nicht wirklich weiß, was ich tue, bin ich weiterhin entspannt. Zum Abschluss folgen BWL und VWL. Die Aufsichtsperson ist unaufmerksam und so können der Gigant und ich perfekt zusammen arbeiten. Ein paar Kreuze hier, ein paar Zahlen dort. Fertig ist auch der Kram.

Sollte ich die Zwischenprüfung bestanden haben, kann ich in Zukunft auf unkontrollierte Lernattacken verzichten. Ich bin sehr zufrieden mit mir.


Erste Praktikumswoche
Es ist herrlich warm in meinem Büro, so etwa 1000°C, und natürlich gibt es keine Klimaanlage, welche meinen Aufenthalt ein wenig angenehmer machen könnte. Ich sitze vor dem PC und bin vollkommen verspannt. Die Arbeitszeit von 09.00 Uhr bis 18.30 Uhr ist absolut nicht nach meinem Geschmack. Wie bin ich bloß auf die Idee gekommen Verkäufer zu werden? Obwohl, darf man sich Verkäufer nennen, wenn man gar nichts verkauft, sondern einfach nur so dasitzt und schwitzt? Ich kann mir nicht vorstellen mit diesen Arbeitszeiten alt zu werden. Obwohl man bei diesen Arbeitszeiten vermutlich schnell altert. Kunden, die mich aufheitern können, sind weit und breit nicht in Sicht. So kann es auf keinen Fall weiter gehen.

Am Dienstag habe ich neue Aufgaben. Doch bevor ich damit beginnen darf, werde ich darauf hingewiesen, dass ich gestern das Nummernschild am Subaru des Chefs verkehrt herum angebracht habe. Warum gibt er mir auch solch anspruchsvolle Aufgaben? Um zu testen, wie doof ich wirklich bin, darf ich heute neu angekommene Fahrzeuge in Position bringen und fotografieren. Klappt scheinbar ganz gut. Ich fahre einen PT Cruiser in die richtige Position und fotografiere ihn. Danach einen Mitsubishi Colt, einen Kia Sorento und einen Chrysler Voyager. Vielleicht ist das etwas, was ich später nach der Umschulung beruflich machen sollte, denn diese Aufgabe meistere ich fast wie ein Meister.

Am nächsten Tag, es ist Mittwoch, werde ich gefragt, ob ich jemand bin, den man ständig kontrollieren muss, da ich am Dienstag das Licht im Büro anließ. Ich entschuldige mich damit, dass ich nicht wusste wo der Lichtschalter ist. Kaum zwei Tage im Praktikum, schon zeige ich meine Qualitäten. Den Rest des Tages verbringe ich damit Daten in die Datenbank einzugeben. Ich weiß nicht, ob eine solch anspruchsvolle Aufgabe nicht etwas zu früh für mich kommt. Seit heute bin ich übrigens auch für die Post zuständig. Das heißt, dass ich jeden Morgen in einen Subaru Legacy steigen und damit zur Post fahren darf. Und für Fahrzeuganmeldungen bin ich ebenfalls zuständig. Wobei mir beides recht gut gefällt, bedeutet es doch, dass ich nicht im Büro sein muss.

Am Donnerstag stellt sich heraus, dass die Aufgabe mit den Daten für die Datenbank eine Nummer zu groß für mich war, denn meine Preisauszeichnungen und die von mir eingegebenen Serienausstattungsmerkmale weichen leicht von den Fakten ab. Trotzdem geht der Chef noch recht freundlich mit mir um. Er weist mich lediglich darauf hin, dass es keinen Sinn macht, wenn er ständig kontrollieren muss, ob ich meine Arbeit auch richtig gemacht habe. Ich stimme zu und verzieh mich in mein Büro. Wenn Kunden auftauchen tauche ich ab und richte bis zum Arbeitsende keinen weiteren Schaden an.

Am Freitag bekommt erstmal einer der Werkstattmitarbeiter sein Fett weg. „Wie alt bist Du eigentlich? Weißt Du eigentlich, wie man arbeitet?“ Mehr will ich nicht hören und verziehe mich in mein Büro. Es ist kurz vor 18.00 Uhr als ich zum ersten Mal mit einem Kunden kommunizieren muss. Doch ich kann ihm nicht helfen, denn seine Fragen kann ich nicht beantworten. Trotzdem verabschiedet er sich freundlich von mir. Mein Chef ist dennoch unzufrieden, da ich die Adresse des Kunden nicht bekommen habe. Was soll ich nur mit der Adresse von einem Mann? Manchmal verstehe ich meinen Chef nicht.
Ich will mich gerade auf den Feierabend vorbereiten als ein Pärchen den Laden betritt und der Chef mich unverzüglich hinterher schickt. Obwohl ich keine Ahnung habe, verkaufe ich fast einen Dodge Nitro. Aber nur fast. Unglückliche Umstände, das Ozonloch, die Umweltverschmutzung oder etwas völlig anderes verhindern meinen ersten Verkauf. Und zu allem Unglück ist meine Arbeitszeit schon um zwanzig Minuten überzogen. Bevor ich mich verabschiede, gibt es noch eine Zusatzaufgabe für den Samstag. Ich darf die Hose des Chefs aus der Reinigung holen. Es ist so herrlich ein Praktikant zu sein.

Samstag. Direkt nach dem Aufstehen habe ich ganz üble Laune. Verdammt, es ist Samstag und ich muss ins Autohaus. Ich bin dermaßen deprimiert, dass ich mir um 07.55 Uhr ein Bad einlaufen lasse und mich anschließend für zwanzig Minuten in die Badewanne lege. Während der zwanzig Minuten bleibe ich vollkommen regungslos, lediglich das Atmen stelle ich nicht ein. Nach den zwanzig Minuten klettere ich aus der Badewanne, bin aber so frustriert, dass ich auf mein traditionelles Eincremen nach dem Baden verzichte.

Weil Willi, mein siebzigjähriger Arbeitskollege, heute nicht da ist und den Subaru Legacy immer mit nach Hause nimmt, darf ich mit meinem Benz zur Post fahren. Es wird immer besser. Nachdem ich die Post abgeholt habe und in der Reinigung war, fahre ich wieder zurück und werde bereits vom Chef erwartet. Anstatt sich dafür zu bedanken, dass ich seine Hose abgeholt habe und mein Privatauto dafür eingesetzt habe, drückt er mir die Kaffeekanne und dreckiges Geschirr in die Hand. Ich darf jetzt also auch Kaffee kochen und spülen. Es ist nicht verwunderlich, dass sich weitere Aggressionen in mir aufstauen. Ich glaube, ich hasse mein Leben. Außerdem bin ich heute der einzige Verkäufer neben dem Chef und es kommen immer dann Kunden, wenn ich in mein Brötchen beiße. Also Brötchen weg, TicTac in den Mund und ab zur Beratung. Nachdem die ersten Kunden weg sind, fragt mich der Chef, ob ich irgendwelche Adresse oder Telefonnummern habe. Natürlich nicht. Ich kann mit Telefonnummern nichts anfangen. „Da machen sie wohl was falsch.“ – „Scheint so. Mit Telefonnummern habe ich es nicht so.“ Das hätte ich besser nicht gesagt. Es folgt die millionste Belehrung, wie wichtig Telefonnummern sind. Ich will das nicht hören. Ist mein Chef der Telefonmann? Um weiteren Vorträgen über die Wichtigkeit von Telefonnummern aus dem Weg zu gehen, bringe ich drei Kunden dazu mir ihre Daten zu überlassen. Und keiner weiß warum. Später werde ich vom Chef darauf hingewiesen, dass die Arbeit neu eingeteilt werden muss. Ich kriege zu meiner Etage den kompletten Außenbereich und eventuell noch den Computerkram. Vermutlich wird meine Arbeitszeit dann nicht mehr ausreichen. Nun, ich habe in dieser Woche ja auch nur 52 Stunden und 48 Minuten gearbeitet. Das lässt sich sicher steigern. So ein bekloppter Praktikant ist schon eine praktische Sache. Und so ein Job hat auch seine Vorteile, wenn man abnehmen will. Allein in dieser Woche habe ich 3 Kilo verloren. Dumm nur, dass ich gar nicht abnehmen will.


Die Mitarbeiter des Autohauses – meine Kollegen in den nächsten Monaten
In dem Autohaus gibt es einen echten Verkäufer. Willi. 70 Jahre, eigentlich schon lange Rentner, aber einfach zu rüstig um zu Hause auf den Tod zu warten. Seine 70 Jahre merkt man ihm nicht an. Er kennt sich gut aus und verkauft gerne Autos.

Dann gibt es noch den Georg. Georg ist im dritten Ausbildungsjahr und hat im November seine Abschlussprüfung. Er kennt sich ebenfalls gut aus und ist für fast alles zuständig. Ein fleißiger und kompetenter Mitarbeiter. Er hat mir während des Probearbeitens viel erklärt und er wird mir auch während des Praktikums viel erklären müssen.

Der Chef. Ein Chef wie er im Buche steht. Ein Chef wie geschaffen für diese Verkaufswelt. Vielleicht wurde er sogar erfunden, um Chef zu sein. Er hat viele Macken, die man als Chef wohl einfach haben muss. Das Handbuch für Chefs scheint er auswendig zu kennen, da er fast alle Facetten eines Chefs abdeckt. Manchmal sogar an nur einem einzigen Tag.

Der Lagermann, die Spinne. Er sitzt auf seinem Platz und beobachtet alles, was sich um ich herum bewegt und was man mit nur einem funktionieren Auge sehen kann. Ich kann ihn nicht einschätzen, aber die meisten halten ihn für ein Arschloch. Zumindest sagen sie das.

Dazu gibt es noch einen Meister, eine Empfangsdame, einen weiteren Meister, zwei Azubis in der Werkstatt und einige Praktikanten. Praktikanten werden in den nächsten Monaten kommen und gehen. Praktikanten sind günstig.


Hupende Vollidioten
Was bringt Menschen dazu sich in ihr Auto zu setzen und dann hupend durch die Gegend zu fahren? Sind diese Menschen einfach nur Vollidioten, leiden sie an einem Hirntumor oder stehen sie unter Drogen? Ein halbwegs normaler Mensch tut so etwas nicht. Und wieso schnappt sich die Polizei diese Schwachmaten nicht und verteilt ordentlich Bußgelder? Was stimmt hier nicht?

Wie läuft so eine Hupaktion ab? Entscheiden diese Deppen spontan oder ist alles geplant? Sitzen sie vor ihren Fernsehern und springen, sobald ihre Fußballmannschaft gewonnen hat, auf, rennen zu ihren Autos, steigen ein, starten den Motor, rasen los und betätigen die Hupe? Oder sitzen sie bereits in ihren Autos, warten auf den Abpfiff und fahren direkt nach Spielschluss los? Was geht in so einem Huphirn vor? Viel kann es jedenfalls nicht sein. Haben diese Menschen ein Aufmerksamkeitsdefizit? Oder ist in ihren Köpfen der gleiche Inhalt wie in einem Fußball? Erregt es sie am Ende gar, dass sie hupend durch die Gegend fahren oder sind sie einfach nur doof? Glauben sie vielleicht, dass ihre Mannschaft nur dann gewinnt, wenn sie die meisten hupenden Fans hat. Glauben sie an Woodoo?

Haben sie die gleichen Probleme in ihrem Kopf, wie die Leute, die zu Hochzeiten hupen? Oder handelt es sich hier um völlig andere Hupkrankheiten, die nur dieselben unverständlichen Hupaktionen zur Folge haben? Wann kommt endlich jemand und bereitet diesem Schwachsinn ein Ende?


Versuch
Als ich den Benz aus der Garage fahre überlege ich kurz, ob ich sofort mit dem hupen beginne, entscheide mich dann aber zu warten bis ich auf der Hauptstraße bin. Erst hupe ich zögerlich, dann richtig. Es gibt mir nix. Einige Leute gucken verständnislos. Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Hupaktion. Da mir das Hupen weder Spaß macht, noch Freude bereitet, erweitere ich den Versuch und gröle leise, also mehr in mich hinein als nach außen „Deutschland! Deutschland! —- Deutschland! Deutschland!“ Ich komme mir doof vor. Was soll daran Spaß machen? Das ist lächerlich. Oder funktioniert das nur im Autokorso? Ich denke, auf den Versuch werde ich verzichten. Hupen ist albern. Und im Autokorso würde ich sicher nicht anders darüber denken.


Zweite Praktikumswoche
Die zweite Praktikumswoche geht recht schnell rum. Ich darf Kaffee kochen, die Halle fegen, Autos entstauben, Kundengespräche führen und einen PT Cruiser aus Hamm abholen. Ich verkaufe nicht ein einziges Auto und habe ernsthafte Zweifel, dass ich hier richtig bin. Von mir aus kann das Praktikum jetzt zu Ende sein. Ich arbeite nur 46 Stunden und 30 Minuten, denn am Samstag nehme ich mir frei, da alle anderen auch jeden zweiten Samstag frei haben.


Agnes und Susen
Freitagabend treffe ich mich gegen 22.27 Uhr mit dem Loerz im Maximilian. Er ist höchst vergnügt und zeigt mir sofort irgendwelche Frauen, die ihm gefallen und ihn haben wollen. Ein herrlicher Einstieg in den Abend. Dass nebenher Fußball läuft, interessiert nur am Rande, obwohl Loerz ständig davon erzählt, dass er gewettet hat, dass Kroatien gewinnt und er so 425 Euro gewinnen kann. Nach Spielschluss wissen wir, dass es nichts wird mit dem vielen Geld.

Eine blonde Frau scheint besonders fasziniert von ihm. Er findet sie und ihre Freundin allerdings schrecklich, nennt sie Nasenbären und will nicht, dass sie ihn angucken. Dennoch geht er nach einiger Zeit zu den beiden rüber. Liegt wohl am Alkohol. Da er sowieso gerade gut drauf ist lässt er die beiden seine Tattoos bewundern und anfassen. Der Loerz weiß halt, was Frauen wollen. Wenig später teilt er mir mit, dass die beiden mit uns in die Live Station kommen und ich mir aussuchen soll, welche der beiden ich haben will. Nun, da die Blonde total auf ihn abfährt werde ich mich wohl um die andere kümmern müssen. Schade, denn die Blonde gefällt mir optisch besser. Nachdem er mich beiden vorgestellt hat und ich ein wenig mit ihnen geredet habe, will ich weder die blonde Susen, noch die brünette Agnes. Das kann ja heiter werden. Auf geht’s in die Live Station. Dort spricht der Loerz zwischendurch immer wieder irgendwelche Frauen an. Dennoch weichen unsere Begleiterinnen nicht von unserer Seite. Mittlerweile finde ich Agnes ganz okay und nett ist sie auch. Alles ist gut. Als sich zwei Frauen neben uns stellen, fragt der Loerz, wer die beiden sind und will, dass ich ihm sage, wie sie heißen. So frage ich die eine nach ihrem Namen. Sie heißt Katja und ich stelle sie dem Loerz vor. Nach wenigen Sekunden hat der Loerz keine Lust mehr und lässt Katja stehen. Ich denke, dass es damit vorbei ist, da spricht mich Katja an. Ich will das nicht. Katja hat schlechte Zähne und ganz üblen Mundgeruch. Sie stinkt nach Kotze. Das ist abstoßend. Glücklicherweise platzt Loerz nach wenigen Augenblicken in unser Gespräch an dem ich mich eh kaum beteilige. Ich verziehe mich zu Agnes und sage ihr, dass sie mich vor der stinkenden Katja beschützen soll. Das gefällt ihr, denn nun umarmt sie mich. Da ich nichts von Agnes will, bin ich sehr charmant zu ihr und mache Witze über ihr Alter, sie ist 36, über ihre Größe, sie ist nicht wirklich groß, und über ihr Gewicht. Nicht, dass sie dick wäre, aber sie findet ihren Bauch zu schwabbelig und nachdem sie meinen Bauch angefasst hat, wünscht sie sich, dass ihr Bauch auch so wäre. Da kann ich ihr nicht helfen.

Irgendwann meint der Loerz, dass wir die beiden mit zu ihm nehmen, um sie dort zu poppen. Das wir sie mit zu ihm nehmen erscheint mir möglich, dass mit dem poppen nicht. Ich will auch gar nicht mit Agnes poppen. Oder doch? Ich weiß es nicht. Um zu sehen, was passiert gehe ich mit. Man weiß ja nie.

Wir setzen uns auf sein Sofa und er macht eine Flasche Sekt auf. Vermutlich will er die beiden so gefügig machen. Ich bin gespannt. Nach einiger Zeit scheint der Sekt zu wirken. Agnes wird zutraulich. Sie rückt immer näher, lässt tief blicken, sagt mir, dass sie schüchtern ist und dass der Mann den ersten Schritt machen muss. Da kann sie lange warten. Sie erzählt mir viel Privates und von irgendwelchen Männergeschichten. Vielleicht sollte ich ihr nicht so oft in die Augen gucken. Hinterher denkt sie noch, dass ich etwas von ihr will. Andererseits macht mir das aber Spaß und so mache ich weiter. Zwischendurch fasse ich sie immer mal an. Ich glaube, das gefällt ihr. Da ich gerne Ärsche anfasse, sage ich ihr, dass sie mal aufstehen soll, damit ich ihren Arsch begutachten kann. Sie steht tatsächlich auf. Da kann ich auch gleich testen, wie sich ihr Arsch anfühlt. Natürlich hat sie nichts dagegen und so darf ich ihren Arsch anfassen. So mag ich das. Sie mag es scheinbar auch. Denn nachdem ich ihr gesagt habe, dass mir ihr Arsch gefällt nimmt sie meine Hand und lässt sie nicht mehr los. Ich weiß zwar nicht, was da soll, aber es gefällt mir. Loerz und Susen machen währenddessen den Sextest einer Zeitschrift. Ein lustiger Abend. Ich sage Agnes, dass ich nichts von Beziehungen halte, weil das alles Quatsch ist. Wirklich abschrecken lässt sie das nicht und wenig später ist ihre Hand auf meinem Bauch und ihr Kopf liegt an meiner Schulter. Vermutlich ist es nur ein kleiner Schritt sie zu küssen und mit ihr im Bett zu landen. Aber ich will nicht. Hinterher werde ich sie nicht mehr los.

»Sehen wir uns irgendwann mal wieder?« – »Schon möglich. Wer weiß das schon?« Nun wird es mir zu intim. Sich berühren ist eine Sache, sich zu verabreden eine völlig andere. Da hört der Spaß auf. Weshalb ich ihr sage, dass ich Frauen nie anrufe, wenn sie mir ihre Nummer geben. Außerdem ist es fast 05.00 Uhr, draußen wird es hell und ich will nach Hause. Also beende ich das gemütliche Beisammensein. Da die beiden Damen kein Auto haben, soll ich sie nach Hause fahren. Weil ich eine nette Zeit hatte, finde ich, dass ich das machen kann. Auf dem Weg zum Auto hakt sich Agnes bei mir ein. Sie soll das jetzt lassen, was ich aber nicht sagen kann, weil es mir tief in meinem Inneren auch irgendwie gefällt. Als wir an einem Taxi vorbei kommen, will Susen plötzlich lieber Taxi fahren. Eine hervorragende Idee. Die Idee, alleine mit dem Taxi zu fahren und mich Agnes wegbringen zu lassen, missfällt mir allerdings. Zum Glück will Agnes das nicht. Die beiden fragen, ob ich nicht am Abend ins Maximilian kommen möchte. »Nein. Ich werde nicht kommen« Ihre Versuche mich umzustimmen ersticke ich im Keim. Es war ein schöner Abend. Belassen wir es dabei bevor es noch unschön oder peinlich wird.

Im Parkhaus kann ich zunächst mein Auto nicht finden. Passiert mir öfter in diesem Parkhaus. Als ich es endlich gefunden habe gönne ich mir eine Banane und fahre nach Hause. Es war schön, aber das ich ungeküsst nach Hause fahre hätte nicht sein müssen. Andererseits muss man auch nicht übertreiben und so muss ich keine Konsequenzen fürchten.


Dritte Praktikumswoche
Die dritte Praktikumswoche verstärkt meinen Eindruck hier genauso falsch zu sein, wie überall, wo ich bisher berufstechnisch unterwegs war. Ich kann mit Kunden nichts anfangen. Und ich habe kein Glück. Zu meinen Kollegen kommen wenigstens gelegentlich Kunden, die wirklich etwas kaufen wollen und es dann auch tun. Jene, welche zu mir kommen wollen nur gucken oder stellen mir Fragen, die sonst niemand stellt und auf die ich keine Antworten habe.

Ein Pärchen kommt gerade frisch aus Amerika und findet das Chrysler Sebring Cabrio ganz toll und würde es gerne mal sehen. Leider steht hier keins, da sich nur alle 2000 Jahre mal jemand für ein solches Cabrio interessiert. Also drücke ich den beiden einen Prospekt in die Hand und verabschiede mich. Was für Deppen. Ansonsten versuche ich den Kunden aus dem Weg zu gehen und mache, was ich am besten kann. Verstecke mich hinter dem PC, hole die Post, koche Kaffee, frage mich, was ich hier überhaupt mache, fege, kopiere, parke Autos um und träume davon, dass eine reiche, unglaublich attraktive Frau zur Tür herein kommt und mir eine Million anbietet, wenn ich mit ihr schlafe. Kaum fängt der Traum mir zu gefallen an, kommt ein Mann mit seinem Mops herein, um sich ein Leasingangebot erstellen zu lassen. Der Mops ist allerdings kein süßer Hund, sondern seine hässliche und überfettete Tochter. Während mein Kollege mehrere Angebote erstellt, betrachte ich den Mops. Wie kann man nur so jung sein und schon einen so fetten Bauch haben? Und wieso steht sie jetzt auf, dreht sich um, und lässt mich dabei auf ihre vollkommen verbeulten Körpermassen gucken? Ich will das nicht sehen. Das habe ich nicht verdient. Warum trägt sie keine Hosen, die einen solchen Anblick verhindern? Die Realität kann so grausam sein.

Meine erste Fahrzeugübergabe habe ich am Samstag. Ein Hyundai Santa Fe wird abgeholt. Dummerweise entdeckt der Kunde einen Fehler auf dem Beifahrersitz. Mit diesen Dingen bringt man den Chef in Rage. Übellaunig geht er zu den Kunden. Er zwingt sich förmlich freundlich zu bleiben. Ich denke, er mag seine Kunden nur, wenn alles vollkommen problemlos abläuft. Sein Tag ist jedenfalls versaut. Ich finde die Dinge, die ich hier beobachten darf, sehr interessant. Natürlich wird mir indirekt vorgeworfen, dass ich den Wagen vor der Übergabe nicht nochmal genauestens auf Fehler untersucht habe. Ich halte mich allerdings nicht für zuständig und nehme die Kritik lediglich zur Kenntnis.
Wenig später möchte ein Kunde ein Auto mit Gasanlage kaufen. Dummerweise hat man ihm am Telefon die falschen Informationen übermittelt und eine Preisdifferenz von 1000 € ist nicht unbedingt das, was der Kunde erwartet hat. Meine Aufgabe ist es den Kunden zu besänftigen, was mir recht gut gelingt. Bevor er sich verabschiedet möchte er dem Chef sein Leid vortragen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei. Der Chef wird sich freuen. Was für ein herrlich unproduktiver Arbeitstag zum Wochenende.

Meine Arbeitszeit in dieser Woche: Schlappe 48 Stunden und 20 Minuten.


Ursula und ich
Mittlerweile hat es sich so eingependelt, dass Ursula und ich uns jedes zweite Wochenende treffen. Zurzeit kommt sie meist zu mir, da wir die leer stehende Wohnung meines Onkels nutzen, um dort ungestört Sex zu haben. Wenn wir weiter so zur Sache gehen, wird mein Kondomvorrat doch noch vor 2011 aufgebraucht sein.

Die Tatsache, dass Ursula noch jemandem hat, mit dem sie eine ähnliche Beziehung wie mit mir führt, stört mich erstaunlicherweise nicht. Selbst die Tatsache, dass sie manchmal direkt von ihm zu mir kommt, bereitet mir keine Probleme. Ich denke, dass es so, wie es derzeit läuft, absolut perfekt für mich ist. Wir sind in vielen Bereichen kompatibel und unser Sex ist einfach nur geil. Wir tun es, wenn wir ins Bett gehen und nach dem Aufwachen tun wir es erneut. Und Zwischendurch werden wir es vermutlich irgendwann auch noch tun. Außerdem fummeln wir ständig aneinander rum. Ein herrlicher Zustand.

Täglich schreiben wir uns SMS und ein bis zweimal in der Woche telefonieren wir. Außerdem sind wir dazu übergegangen uns hin und wieder Briefe zu schreiben. Alles in allem eine runde Sache. So etwas habe ich mir schon lange gewünscht. Mal schauen, wie lange uns diese Art der Beziehung gefällt.


Vierte Praktikumswoche
Der erste Tag der vierten Praktikumswoche ist unglaublich langweilig. Ich sitze meistens nur da und starre vor mich hin. Fast wie zu Hause. Der Mann, der am Samstag die 1000€ Preisdifferenz noch zum kotzen fand, kauft den Wagen heute bei meinem Kollegen Willi.
Ich habe nur einmal Kundenbesuch. Ein Pärchen, welches unbedingt einen Hyundai i30 anfassen möchte, landet bei mir. Gleich drei Hyundai i30 stehen hier rum, doch die Arschlöcher wollen eine andere Ausstattung ausprobieren. Und überhaupt will die Frau nur kaufen, was sie vorher angefasst hat. Ich schicke sie zu einem Hyundai Händler. Da können sie vielleicht das richtige Model anfassen und vielleicht sogar kaufen. Scheiß Kunden! Ich würde jetzt gerne einen Frauenarsch anfassen. Doch das kann ich wohl vergessen.

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