Januar 2011

Vorsätze 2011
Vorsätze sind nichts für mich, da ich mich eh nie an so etwas halte. Also werde ich mich vermutlich nicht wirklich weiterentwickeln, weiter weit von der von mir angestrebten Perfektion entfernt bleiben und mit Sicherheit nicht erwachsen werden. Ich werde somit sowohl mich als auch das Leben auch dieses Jahr meistens Scheiße finden, obwohl ich an meiner Einstellung arbeiten wollte. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall. Also konzentriere ich mich auf meine Wünsche. Obwohl es schwierig wird, sie mir zu erfüllen, weil meine Wünsche sehr materiell und teuer sind.

Jahr ruiniert
Das Jahr hat kaum begonnen und ist schon ruiniert. Schuld hat meine etwa 80 jährige Nachbarin, weil sie mir schreckliche Dinge sagt. „Sie sehen schlecht aus.“ – „Ich sehe schlecht aus?“ – „Ja. Im Gesicht. Total eingefallen.“ Das ist großartig, hatte ich mir doch fest vorgenommen in diesem Jahr wenigstens gut auszusehen. Und jetzt das. Wie soll ich diesem Jahr jetzt noch etwas Gutes abgewinnen? Ich werde nachher zum Arzt gehen und ihn fragen, ob er noch etwas für mich tun kann, oder, wenn er nichts tun kann, mich wenigstens von meinem Leid erlöst und einschläfert. Bringt ja so nichts.
Am Nachmittag gehe ich zum Arzt, bin allerdings etwas zu früh dran und muss warten, bis die neue Arzthelferin die Tür aufschließt. Und als sie es tut, bin ich überwältigt. Seit weit über zehn Jahren habe ich sie nicht mehr gesehen, doch sie ist noch genauso entzückend wie damals. Ich erinnere mich noch genau, wie gut sie mir damals gefiel, bin völlig durcheinander und möchte sie fragen, wie es ihr geht und dass wir uns ja ewig nicht mehr gesehen haben, aber ich sehe ihr an, dass sie mich nicht erkennt. Wieso sollte sie auch? Wir haben uns ja auch nur ein einziges Mal, vor über zwanzig Jahren, unterhalten. So sage ich nur Hallo und grinse sie stumpf an. Die ganze Zeit. Sie nimmt es nicht wahr. Und obwohl ich wahrnehme, dass sie es nicht wahrnimmt, grinse ich weiter. Sie siezt mich, nennt mich Herr F. und scheint so gar keine Wiedersehensfreude zu verspüren. Was wie gesagt vermutlich auch daran liegt, dass wir uns auch nicht wirklich kennen. Dennoch bin ich enttäuscht.
Mein Arzt kann mir auch nicht helfen. Weder will er mich einschläfern noch kann er sonst etwas für mich tun. Er überweist mich lediglich zum Orthopäden. Als mir die Arzthelferin die Überweisung gibt, schaut sie mich nicht an. Nicht einen Moment. Ich schaue sie natürlich permanent an. In ihren Ausschnitt, auf ihre Hände, aber davon merkt sie nichts. Sie gibt mir die Überweisung und nennt mich erneut Herr F. Alles ist fast wie damals. Da hat sie mich auch nicht, außer während unseres einzigen Gesprächs, beachtet. Manche Dinge ändern sich scheinbar nie. Aber ich will mich nicht beklagen, so bleibt ihr wenigstens der Anblick meines eingefallenen Gesichts erspart. Allerdings auch meine durchaus gelungene Frisur. Und es scheint sich zu bewahrheiten, was ich heute Morgen prophezeit habe. Das Jahr ist ruiniert. So oder so.

Held des Tages
Vierzig Minuten auf dem Fahrradergometer sind ziemlich langweilig. Und so beobachte ich irgendwelche Frauen und den Parkplatz. Dort sehe ich, wie eine kleine Frau in ihren 3er BMW steigt, den Rückwärtsgang einlegt und sehr gezielt auf ein Opel Astra Cabrio zufährt. Ich bin mir sicher, dass es einen Zusammenstoß geben wird, weil die Frau in die völlig falsche Richtung guckt. Ich glaube, ich wünsche mir sogar, dass sie in den Astra fährt. Und mein gemeiner Wunsch wird wahr, sie tut es tatsächlich und wirkt direkt nach dem Aufprall etwas irritiert. Ich vermute, dass sie jetzt am liebsten abhauen würde, aber ein Mann hat den Unfall gesehen und steht nun direkt neben ihrem Wagen. So muss sie aussteigen und begutachten, was sie angerichtet hat. Sie wirft einen flüchtigen Blick auf den Astra und untersucht dann ihren BMW sehr genau. Sie untersucht die komplette Stoßstange ihres BMWs, schaut an Stellen, die unmöglich mit dem Astra in Berührung gekommen sind, steigt dann in ihr Fahrzeug und fährt davon. Der Mann kommt ins Fitnessstudio und interessiert sich auch nicht weiter für den Vorfall. Das kann ich so nicht akzeptieren, weshalb ich zu einer Trainerin, die ausgesprochen attraktiv ist und mit der ich sonst niemals reden würde, gehe, den Vorfall melde und das Kfz-Kennzeichen der Unfallflüchtigen angebe. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder überall vorfahren darf und dann abhaut? Die hübsche Trainerin notiert die Nummer und ruft die Fahrerin des Astra aus. Diese begutachtet wenig später ihr Fahrzeug, bedankt sich danach bei mir und sagt, dass es schon eine Schramme an ihrem Fahrzeug zu sehen gibt. Da hat sie echt Glück, dass ich ein so anständiger Bürger bin. Als ich genug trainiert habe und auf dem Weg zur Umkleide bin, sagt die Trainerin, dass ich der Held des Tages bin. „Cool. Das Gefällt mir.“, antworte ich und bin zufrieden. Bevor ich das Fitnessstudio verlasse, hinterlege ich noch meine Adresse und Telefonnummer für mögliche Rückfragen.
Kaum zu Hause angekommen, erhalte ich einen Anruf der Polizei. Ich darf den Unfallhergang schildern, die Flüchtige beschreiben und erfahre, dass diese schon ausfindig gemacht und vollkommen nervös und hektisch am Unfallort eingetroffen ist. Damit hat sie sicher nicht gerechnet, dass jemand sie wegen einer solchen „Lappalie“ anschwärzt. Da hat sie die Rechnung ohne den Gerechtigkeitsfanatiker in mir gemacht. Ich hoffe, dass sie in Zukunft keine Fahrerflucht mehr begeht und sich anständig verhält. Und irgendwie finde ich es geil, wenn ich als Held des Tages bezeichnet werde.

Meine erste Garderobe
Nach fast zwei Jahren habe ich es endlich geschafft eine optisch adäquate Garderobe zusammenzustellen. Ich glaube, dass sie recht gut in meine Wohnung passt und auch gut mit meinem Spiegel, der Klingel und dem Schlüsselbrett, welches ich extra für die Garderobe auf die andere Seite montiert habe, harmoniert. Allerdings nur so lange bis ich etwas an die Garderobe hänge. Dann ist der gute Gesamteindruck irgendwie gestört und ich bin unzufrieden. Vermutlich werde ich die Garderobe nur selten dazu benutzen etwas daran aufzuhängen. Aber es ist verdammt gut zu wissen, dass ich die Möglichkeit habe es bei Bedarf zu tun.

Eine Art Erkenntnis
Es ist durchaus möglich, zwei Kontaktlinsen übereinander zu tragen. Es macht nur keinen Sinn.

Gespräch in einer Arztpraxis
„Guten Morgen.“
„Morgen.“
„Sie möchten einen Termin?“
„Bitte?“
„Sie möchten einen Termin?“
„Welchen?“
„Haben Sie Ihre Versichertenkarte mit?“
„Ja.“
„Dann kommen Sie heute noch dran.“

Und ich sitze im Wartezimmer und frage mich, ob ich langsam den Verstand verliere.

Ein fast normaler Samstag im Leben eines Verlorenen
Die erste Hälfte des ersten Monats des Jahres ist vorbei und mein Vorhaben, mehr am Leben teilzunehmen, scheint schon jetzt gescheitert. Es ist fast so, als hätte ich Hausarrest, abgesehen von gelegentlichen Ausflügen ins Fitnessstudio und anderen kaum bemerkbaren kurzen Momenten, in denen ich meine Wohnung notgedrungen verlasse. Ich würde vielleicht die Wohnung öfter verlassen, wenn ich wüsste warum, aber ich weiß es nicht. Mal ist es zu kalt, dann zu verregnet, dann der falsche Augenblick. Und trotzdem mache ich mich jetzt, nachdem ich den Morgen damit verbracht habe, etwas zu lesen, auf den Weg zu meiner Garage, um den Benz zu holen. Ich hoffe, dass ich, wenn ich den Benz geholt habe, später irgendwo hinfahren werde, um nicht das ganze Wochenende in der Wohnung zu verbringen. Ich weiß aber, dass das Schwachsinn ist, weil ich so etwas schon öfter versucht habe und mein Benz dann, bis ich ihn am Abend zurück zur Garage gebracht habe, im Hof rumstand. Heute wird es vermutlich nicht viel anders sein. Abgesehen davon, dass ich den Benz waschen und die Gelegenheit nutzen werde, auf dem Rückweg kurz einzukaufen. Das kann man aber nicht als Unternehmung bezeichnen, sondern lediglich als kaum bemerkbaren kurzen Moment, in dem ich nicht in meiner Wohnung bin. Meine Garage ist im Übrigen auch nicht das, was man sich unter einer Garage vorstellt. Es ist eher ein Feuchtbiotop. Die Wände sind klatschnass, es regnet an allen möglichen Stellen rein und ich frage mich, wann die Garage wohl einstürzen wird und ob dann mein Benz in der Garage steht oder Glück hat, weil ich gerade mit ihm unterwegs bin. Aber einstürzen wird die Garage ganz sicher eines Tages, wenn da nichts renoviert wird.
Zu Mittag mache ich mir eine Tüte gebratene Nudeln mit Huhn. Natürlich klebt das Zeug in der Pfanne an und zum Geschmack kann ich auch nicht viel sagen, weil es zu scharf ist, um wirklich Geschmack zu haben. Das ist nicht wirklich eine Mahlzeit nach meinem Geschmack. Und nach dem Verzehr wird es auch nicht besser, weil ich die Pfanne sauber machen muss, was nicht so leicht von der Hand geht, weil das Mistzeug quasi eins mit der Pfanne geworden ist. Scheiße.
Bevor ich später die Wohnung verlasse, creme ich mein Gesicht mit Alverde Men Feuchtigkeitsfluid ein. Das riecht zwar merkwürdig, aber ich glaube, dass es meiner Haut sehr gut tut. Zumindest bilde ich es mir ein. Und dann mache ich etwas, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe: Ich nehme ein Eau de Toilette, Jill Sander for Men. Völlig bescheuert, wo ich doch vermutlich nur den Benz waschen werde. Aber ich muss zugeben, dass ich es geil finde, wenn ich gut rieche. So bin ich bestens gerüstet für meinen kleinen Ausflug. Im Radio läuft das neue Lied von Unheilig. Grausam. Um keinen Unfall zu bauen, schalte ich das Radio aus. Dann habe ich Glück, dass eine Waschbox für mich frei ist und ich sofort und ohne Wartezeit den Benz waschen kann. Gewaschen sieht er sowieso am besten aus. Auf der Rückfahrt ärgere ich mich allerdings sehr, dass ich den Benz nicht ausgesaugt habe. Es ist aber mehr trauriger Ärger, weil ich es einfach nicht ertragen kann, dass ich den Benz derart vernachlässige. Ich finde ihn nämlich so geil, dass ich ihn ständig waschen möchte. Autos und Frauen sind wirklich tolle Erfindungen.
Über Straßen, die eine Zumutung sind, führt mich mein Weg zu einem Netto-Markt. Dort kaufe ich drei Bananen, weil ich, falls ich tatsächlich mal wieder ausgehen sollte, gerüstet sein will für eine angenehme Heimfahrt. Außerdem kaufe ich mir Rapsöl (kalt gepresst), weil Ursula sagt, dass das noch besser für meinen Körper ist als natives Olivenöl. Zum Glück ist das Rapsöl in einer schönen Flasche, weil ich es gewohnt bin, Öl in einer schönen Flasche zu kaufen. In einer Plastikflasche hätte ich das auf keinen Fall gekauft. Und da es gerade so gut läuft, kaufe ich mir noch 100g Schinkenrotwurst und Bresso. Weil ich Spaß daran gefunden habe einzukaufen, fahre ich auch noch zu Lidl. Dort kaufe ich mir Alfredo Thunfischpizza, weil eine Thunfischpizza immer geht, 80g Metzgerfrische Salami 1A und Choco Cappuccino, weil Ursula den so gerne mag und ich ja will, dass sie sich bei mir wohlfühlt. Damit ist mein Ausflug beendet und ich fahre nach Hause. Vermutlich werde ich sonst nichts mehr unternehmen heute, weil mir einfach nichts einfällt und mein Vorrat an verfügbaren Frauen längst aufgebraucht ist und ich auf Kaltakquise derzeit keine Lust habe. Ich bin eh nicht so gut im Akquirieren von Frauen. Dabei mag ich die doch so. Aber gut, ich habe eine Playstation, einen Fernseher und zur Not zwei gesunde Hände. Doch die benutze ich wirklich nur im äußersten Notfall, um mich zu befriedigen, weil das eigentlich Frauenarbeit ist. Aber die Verfügbaren sind ja derzeit aufgebraucht und Ursula auch gerade nicht vor Ort. Ich muss nachdenken und starre eine Stunde ratlos den PC-Monitor an. Dann gehe ich ins Bad und stelle fest, dass ich nur noch fünf Päckchen Taschentücher habe. Das ist nicht gut. Weniger als fünf Päckchen Taschentücher zu haben, bereitet mir Sorgen. Wenn ich nämlich jetzt spontan einen Schnupfen bekomme, komme ich mit fünf Päckchen Taschentüchern nicht weit. Also werde ich doch nochmal zu Penny müssen. Vermutlich treffe ich da wieder auf stinkende Menschen, welche immer zeitgleich mit mir bei Penny einkaufen gehen. Schon bei dem Gedanken daran ekelt es mich.
Gegen 16.02 Uhr benutze ich zum ersten Mal mein neues Rapsöl. Es kommt in meine kleine Pfanne und soll dabei helfen, Eier zu braten. Sind die Schalen von Bio-Eiern eigentlich härter als die von normalen Eiern oder bin ich heute einfach nur zu schwach, um Eier aufzuschlagen? Zum Geschmack der Rühreier kann ich heute auch nicht viel sagen. Ich finde (diese) Rühreier haben nicht wirklich Geschmack.
16.53 Uhr. Penny. Kassenbereich. Es riecht nach Unterschicht. Die schlimmsten Kunden sind allerdings nicht da, nur der normale Schrott. Und ich mittendrin. Natürlich weigere ich mich anzuerkennen, dass ich ein Teil von dem ganzen Schrott hier bin. Ich bringe die Taschentücher in meine Wohnung und anschließend den Benz zurück ins Feuchtbiotop. Auf dem Weg von der Garage zurück zur Wohnung begegne ich niemandem, der meine Sprache spricht. Das ist mir egal, ich rede eh nicht mit Fremden.
Der Rest des Tages wird dann weniger spektakulär. Ich gucke die Sportschau, dann DSDS, esse dabei ein Stück von meinem selbstgemachten Kuchen und zum Abschluss des Abends schaue ich Knight & Day. Ein sehr banaler Film mit einer wieder mal schrecklichen Cameron Diaz. Weil ich unter Rückenproblemen leide, trage ich während des gesamten Films ein beheizbares Heizkissen für den Schulter- und Nackenbereich. Das habe ich mir vor ein paar Tagen gekauft, weil alles andere, was ich bisher zum Wärmen des empfindlichen Bereichs probiert habe, nicht überzeugen konnte. ABC-Wärmepflaster haben mir den Rücken verbrannt, die Rheumasalbe stinkt nur, Körnerkissen sind wirkungslos und eine Wärmflasche unbequem. Mit meinem neuen Heizkissen hingegen bin ich voll zufrieden. Und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich so ein Heizkissen brauche und benutze. Nachdem der belanglose Film vorbei ist, lege ich mich ins Bett und lese noch ein wenig. Wenig später ist ein weiterer Tag meines trostlosen Lebens vorbei.

Vorlieben beim Sex
Ich liebe es, wenn Frauen beim Sex zu erkennen geben, dass sie noch leben. Aktive Teilnahme übertrifft fast bewegungsloses „Einfach nur anwesend sein“ um Längen. Was ich auch sehr mag sind die Geräusche, die manche Frauen beim Sex machen. Solange es keine Furzgeräusche oder Rülpser sind. Ich mag es, wenn sie stöhnen, schreien, quietschen. Dabei ist es mir auch egal, ob es nur gespielt ist, solange es sich für mich echt anhört und mich anmacht. Auch mag ich es, wenn Frauen beim Sex Sachen wie „Nimm mich von hinten“, „Stoß mich“ oder „Fick mich“ usw. sagen. Ich bin sehr empfänglich für so etwas. Kurze Ansagen und schmutzige Bemerkungen sind immer willkommen. Und wenn ich besonders verzückt bin und es mir richtig Spaß macht, dann bin ich gerne bereit auch mal etwas zu sagen. Meistens „Oh Gott“ (Das ist lustig, weil ich ja nicht gläubig bin), „Du geiles Stück“ oder so tiefgründige Sachen wie „Oh ja, bitte“ oder auch den Namen der Frau mit der ich gerade Sex habe, wenn er mir denn spontan einfällt. Vor einiger Zeit sagte Ursula nach dem Sex zu mir, dass ich sie Baby genannt habe. Baby! Das wollte ich natürlich gar nicht glauben, denn Baby finde ich schon etwas peinlich. Das gehört vielleicht in billige Pornos, aber nicht bei mir ins Bett. Wenn die Frau so etwas sagt, dann ist es für mich noch okay, aber aus meinem Mund sollte so ein Wort nicht kommen. Also habe ich vehement abgestritten, dass ich das gesagt habe. Dass ich es wohl doch gesagt habe, wurde mir dann beim nächsten Sex mit Ursula klar. Denn da habe ich es erneut getan. „Komm schon, Baby“. Das klingt eher nach einem Dialog aus einem Billigporno. Und doch kam es aus meinem Mund. Wenn ich den Sex nicht so geil gefunden hätte, wäre ich am liebsten sofort abgehauen, um mich zu schämen. Doch ich habe zunächst die Nummer zu Ende gebracht und mich erst dann richtig geschämt, denn auch wenn wir jetzt fast drei Jahre zusammen sind und Ursula solche Aussetzer nicht wirklich problematisch findet, kann ich das nicht akzeptieren. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen? Dummerweise scheint Baby seitdem fest zu meinem Sexwortschatz zu gehören. Denn immer, wenn ich zu erregt vom Stöhnen oder Quietschen einer Frau bin, bin ich in Versuchung, dieses unsachgemäße Wort zu gebrauchen. Ich schaffe es zwar mittlerweile hin und wieder diesen Drang zu unterdrücken, mache mir aber echt Sorgen und frage mich, wie ich damit klarkommen soll. Ich werde ja nicht jünger und mit zunehmendem Alter wird es sicher schwerer, das zu kontrollieren. Und ich habe echt Angst, dass ich irgendwann mal von einer Frau aus dem Bett geworfen werde, wenn ich sie beim Sex Baby nenne. Ein wahrlich schrecklicher Gedanke. Solange ich das Problem nicht im Griff habe, werde ich mit keiner neuen Frau mehr ins Bett gehen können.

Abschied nehmen
Du bist quasi mit mir hier eingezogen. Es war ebenso Dein zu Hause, wie es meines war. Gemeinsam sorgten wir für Ordnung. Mindestens einmal in der Woche rutschten wir über den Fußboden, um ihn zu reinigen. Wir befreiten den Boden von allen möglichen Unreinheiten. Nach getaner Arbeit machte ich Dich sauber und hängte Dich zum Trocknen auf. Dann legte ich Dich zurück in Deinen Eimer. Den Eimer musstest Du mit einem Leder teilen. Immer wenn ein Leder starb, bekamst Du ein neues an Deine Seite. Doch uns war immer klar, dass auch Du eines Tages sterben wirst und durch einen neuen Aufnehmer bzw. ein neues Bodentuch ersetzt werden würdest. Aber diesen Gedanken verdrängten wir und putzten weiter. Du warst stets da, wenn ich Dich brauchte. Als ich mich übergeben musste, warst Du Dir nicht zu schade, selbst diese Schweinerei gemeinsam mit mir zu beseitigen. Nie hast Du Deine Arbeit verweigert. Doch die Zeit ist gnadenlos und der Verschleiß nicht zu stoppen. Und so waren die letzten Monate nicht mehr leicht für Dich. Du wurdest dünner und dünner. Deine Reinigungskraft ließ nach und Dein Geruch veränderte sich. Fast wie bei alten Menschen. Die fangen auch oft an zu riechen, wenn es zu Ende geht. Wir zögerten Dein Ende, solange wir konnten raus. Noch einmal wolltest Du die Sonne sehen, noch ein letztes Mal gemeinsam mit mir für eine saubere Wohnung sorgen. Und heute ist dieser Tag. Ein sonniger Tag wird zu Deinem letzten Tag. Wir wischen ein letztes Mal gemeinsam die Fliesen. Du gibst alles, reißt Dich zusammen und putzt wie zu Deinen besten Zeiten. Doch optisch bist Du längst nur noch ein alter Lappen. Nachdem es vollbracht ist, stelle ich Dir Deinen Nachfolger, ein orangenes Bodentuch vor. Dann trage ich Dich in die Küche, öffne den Mülleimer, lege Dich hinein und schließe den Deckel. Die Wohnung ist sauber. Du bist erlöst.

Erster Ausflug 2011
Nach gefühlten 24 Jahren gehe ich am Abend mal wieder mit Manni aus. Damit der Abend ein voller Erfolg wird, muss die Vorbereitung perfekt sein. Leider war ich so lange nicht mehr aus, dass ich gar nicht mehr weiß, wie eine gute Vorbereitung aussieht.
Um 18.03 Uhr dusche ich und wasche mir die Haare. Nach dem Duschen föhne ich meine Haare und creme, so wie immer, meinen Körper ein. Ich habe sehr trockene Haut und mag es nicht, wenn sie sich trocken anfühlt. Deshalb ist ein komplettes Eincremen nach jedem Duschen Pflicht. Gegen 18.21 Uhr ist dieser Teil der Vorbereitung abgeschlossen. Ich ziehe meinen Hausanzug an und setze mich aufs Sofa, um die Sportschau zu gucken.
Um 19.22 Uhr putze ich mir die Zähne und setze meine Kontaktlinsen ein. Um 19.53 Uhr ziehe ich meinen Hausanzug aus. Nur mit Unterhose und Socken bekleidet gehe ich zum Kleiderschrank und hole meine neue Jeans raus. Ich entferne die Preis- und Werbeschilder und ziehe sie an. Sie passt, als wäre sie nur für mich gemacht. Seit ich Hosen trage, die mir passen, fühle ich mich viel wohler. Meine Hosengröße ist 31/34. Ich bin sehr schlank. Ich gehe ins Bad und wasche mich nochmal unter den Armen, denn ich möchte nicht stinken, wenn ich ausgehe. Um Schweißgeruch zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern, benutze ich den Nivea for men Deoroller. Dry Impact. Danach sprühe ich meinen Körper mit Axe Anti-Hangover ein. Als nächstes ziehe ich ein schwarzes T-Shirt an. Dieses besprühe ich ausgiebig mit Axe Anti-Hangover. Zuletzt ziehe ich meinen neuen schwarzen Pulli an. Ich habe fast nur schwarze Pullis. Den Pulli besprühe ich ebenfalls mit Axe Anti-Hangover. Ich öffne den Badezimmerschrank, um mir ein Parfum auszusuchen. Ich habe immer fünf verschiedene Parfums zur Auswahl. Am besten zu Axe Anti-Hangover passt meiner Meinung nach L´eau par Kenzo. Zumindest kombiniere ich diese beiden Düfte meistens zusammen. Also sprühe ich mir das Parfum in die rechte Hand und verteile es in meinem Gesicht. Danach sprühe ich noch meinen Hals ordentlich ein. Wichtig ist auch, dass ich einmal hinter jedes Ohr sprühe. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass das gut sein soll. Ich weiß nur nicht mehr, warum es gut sein soll und wofür. Jetzt bin ich fast ausgehfertig, rieche verdammt gut und bin fast komplett angezogen. Fehlen nur noch die passenden Schuhe. Die Dunkelgrauen sind leider nicht geputzt, also nehme ich die Schwarzen, die ich seit etwa acht Monaten nicht getragen habe. Ich entferne die Schuhspanner und stelle die Schuhe vor die Tür. Ich ziehe niemals Schuhe in der Wohnung an. Auch sonst darf niemand in meiner Wohnung Schuhe tragen. Schnell noch einen Schal um, die warme Jacke an und dann vor der Tür in die Schuhe schlüpfen. Fertig.
Um 20.11 Uhr hole ich Manni ab. Ich bin sechs Minuten zu spät. Ich hasse Unpünktlichkeit und merke, dass ich aus der Übung bin. Scheiße. Auf geht’s nach Dortmund. Auf der Fahrt nach Dortmund stelle ich fest, dass ich die Banane für die Rückfahrt vergessen habe. Ich bin echt aus der Übung. Wir parken in meinem Lieblingsparkhaus. Draußen parken kommt für meinen Benz nicht in Frage. Wie immer fahre ich zu den Frauenparkplätzen. Und wie so oft habe ich Glück und der Doppelparkplatz direkt neben dem Ausgang ist frei. Wie üblich stelle ich den Benz etwas schräg, so dass der zweite Parkplatz nicht wirklich benutzt werden kann. Ich hasse es, wenn jemand neben mir parkt. Die meisten sind nämlich zu blöd ihre Türen so aufzumachen, dass diese nicht gegen ein anderes Auto schlagen. Alles unfähige Vollidioten. Als wir den Marktplatz betreten, fällt mir sofort auf, dass vor den Cafés Tische und Stühle stehen. Und obwohl wir Januar haben und die Temperatur etwa null Grad beträgt, sitzen einige Leute draußen. Die müssen definitiv bescheuert sein. Sicherlich geben die draußen angebrachten Heizstrahler eine gewisse Wärme ab, und sicherlich helfen die Decken auch ein wenig, aber normal können die Leute, die draußen sitzen, auf keinen Fall sein. Vermutlich haben die alle irreparable Hirnschäden, die ihnen suggerieren, dass es warm ist oder zumindest, dass es ganz toll ist zu dieser Jahreszeit draußen zu sitzen. Hoffnungslose Fälle. Wir betreten das Maximilian. Dort wimmelt es nur so von Frauen und ich schaue mich um. Hier gibt es große Frauen, kleine Frauen, schlanke Frauen, weniger schlanke Frauen. Rothaarige, Schwarzhaarige, Blonde und Braune. Frauen mit großen Brüsten, Frauen mit kleinen Brüsten. Schöne Frauen, noch schönere Frauen. Junge Frauen, ganz junge Frauen. Ich komme wir vor wie in einem Frauen-Supermarkt. Die Regale voller leckerer Frauen und ich weiß gar nicht, welche ich zuerst nehmen soll. Reizüberflutung. Atmen, entspannen, ruhig bleiben. Wir finden einen Sitzplatz in der Mitte, setzen uns und ich beruhige mich. Je älter ich werde, desto faszinierender finde ich Frauen. Ich möchte alle ausprobieren und kann meine Augen nicht von ihnen abwenden. Irgendein Merkmal, das mich begeistert, haben sie fast immer. Und so weiß ich gar nicht, wo ich hingucken soll. Aber ich weiß, dass ich, wenn ich cool wäre, pro Ausgehtag mindestens eine ansprechen und ausprobieren würde. Leider bin ich nicht cool und so bleibt mir nur das gucken. Ich schaue zu einem Tisch. Dort sitzen fünf Frauen. Vielleicht aber auch vier Frauen und ein Mann, der wie eine hässliche Frau aussieht. Zwei der Frauen finde ich interessant. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich sie schon einmal irgendwo beobachtet habe. Und so beobachte ich sie heute wieder. Natürlich bleibt es nicht unbemerkt, dass ich ständig zu dem Tisch schaue. Darum schauen die Frauen nun zu mir rüber. Das ist irgendwie peinlich. Und vollkommen sinnlos. Menschen sind echt bescheuert.
Nach etwa einer Stunde muss Manni zur Toilette. Ich beobachte während seiner Abwesenheit das Kommen und Gehen. Eine Gruppe Menschen betritt den Laden. Sie finden einen Tisch, haben aber nicht genügend Stühle. Ein Typ aus der Gruppe kommt zu mir und fragt, ob er einen Stuhl haben kann. Ich zeige mit der linken Hand, Handfläche nach oben, auf den Stuhl und nicke nur kurz. Was die bescheuerte Geste soll, weiß ich nicht. Er nimmt den Stuhl und fragt, ob er den zweiten Stuhl auch noch haben kann. Wieder zeige ich mit der linken Hand, Handfläche nach oben, auf den gewünschten Stuhl und nicke gönnerhaft. Er nimmt den zweiten Stuhl und bedankt sich. Ich gucke ihn nur an. Keine alberne Geste, kein Kopfnicken. Ich möchte echt wissen, was in meinem Kopf vorgeht. Manni kommt zurück, wir bestellen weitere Getränke. Nach dem Krefelder bekomme ich nun eine Fanta ohne Eis. Ich bestelle fast immer Fanta ohne Eis, weil ich Eis nicht traue. Am Tisch neben uns nehmen drei Frauen und zwei Männer Platz. Ich betrachte die Frau mit den kurzen, blonden Haaren etwas genauer. Sie ist etwa 1,75 m, schlank und hat eine süße, kleine Nase. Sie scheint kein Gramm Fett an ihrem schlanken Körper zu haben. Körbchengröße B, maximal C, vermute ich. Ihre Brüste scheinen perfekt zu ihrem Körper zu passen. Und sie hat einen unglaublich flachen Bauch. Da steh ich voll drauf und starre sie an. Ich glaube, sie merkt es nicht. Ich betrachte ihre Hände. Sie hat schöne, zarte Frauenhände. Ich liebe Frauenhände. Sofort stelle ich mir vor, wie sie mit diesen Händen in meine Hose fasst, wie es sich wohl anfühlt, wenn sie … Stopp. Falscher Zeitpunkt. Themenwechsel. Ich frage mich, wieso ich Frauenhände so toll finde. Ist es, weil sie mir optisch so gut gefallen, oder ist es die Vorstellung, wie gut es sich anfühlt, wenn sie in meine Hose fassen? Und will ich die Antwort wirklich wissen?
Wir sind mittlerweile etwa 2 Stunden 43 Minuten hier und ich muss zur Toilette. Ich hasse öffentliche Toiletten, denn ich will nicht mit anderen Männern gemeinsam auf der Toilette sein. Und ich will mit niemandem zusammen pinkeln. Pinkeln ist etwas Intimes, dass ich nicht teilen möchte. Deshalb gehe ich immer in eine der Kabinen, wenn ich eine öffentliche Toilette benutze. Nur in außerordentlichen Notfällen benutze ich diese widerlichen Pissoirs. Bevor ich zur Toilette gehe, beobachte ich diese genau und zähle wer die Toilette betritt und wer sie verlässt. Im Moment sind sechs Männer auf der Toilette. Das ist mir zu voll, da muss ich noch warten. Nummer eins, zwei und drei verlassen kurz nacheinander die Toilette. Nachdem Nummer vier raus ist, setze ich mich in Bewegung. Nummer fünf kommt mir auf der Treppe entgegen, Nummer sechs wäscht sich gerade die Hände. Mein Timing ist nahezu perfekt. Jahrelange Übung. Wie immer, wenn ich hier zur Toilette muss, benutze ich die linke Kabine. Im Hintergrund läuft so etwas wie Volksmusik. Hier auf der Toilette läuft immer etwas im Hintergrund. Oft Mario Barth. Ich finde Mario Barth scheiße. Während ich im Stehen pinkle, ich setze mich nicht auf öffentliche Toiletten, denke ich darüber nach, dass vor der Toilette ein schwarzer Mann sitzt und frage mich, was der da zu suchen hat. Ich vermute, dass es irgendein Obdachloser ist, dem es zu kalt ist, um draußen zu betteln. Von mir bekommt der keinen Cent. Als ich fertig bin verlasse ich meine Lieblingskabine und wasche mir die Hände. Ich kann nicht verstehen, dass es viele Menschen gibt, die das nicht tun. Wenn ich sehe, dass einer ohne sich die Hände zu waschen die Toilette verlässt, ekel ich mich meist vor dem und wünsche mir, dass sein Fehlverhalten irgendwo im Fernsehen oder Internet ausgestrahlt wird. Beim Händetrocknen beschließe ich, dass ich so tun werde als würde ich den schwarzen Mann vor der Toilette nicht sehen. Ich öffne die Toilettentür, übersehe ihn tatsächlich und bin stolz auf mich. Als ich zurück am Tisch bin, sage ich zu Manni: „Da sitzt ein schwarzer Obdachloser vor der Toilettentür und bettelt.“ – „Das ist kein Obdachloser. Der macht da sauber.“ – „Oh.“ Der Abend ist nicht nur optisch sehr ansprechend, er ist auch noch lustig und informativ. Wieso gehe ich eigentlich nicht öfter aus? Weil es so gemütlich ist und wir beide von der Optik angetan sind, bestellen wir noch etwas zu trinken. Ich bestelle mir ein Wasser ohne Eis. Zu viel Fanta ist bestimmt nicht gut. Die Frauen vom Nebentisch sind mittlerweile gegangen. Am Tisch dahinter sitzt eine Frau mit ihrem Freund. Sie ist etwa 1,65m, hat eine gute Figur und schwarze Haare. Südländischer Typ. Ich starre sie an. Irgendwann bemerkt sie es. Ertappt blicke ich blitzschnell woanders hin. Das ist echt peinlich.
Gegen Mitternacht ist es einigermaßen leer im Maximilian. Wir beschließen zu gehen. Manni möchte noch kurz ins Stade. Ich hasse das Stade. Wir gehen durch die Passage, sehen das Stade und die Gäste und Manni möchte da auf keinen Fall rein. Gute Entscheidung. Im Parkhaus ist ein Pärchen vor uns am Parkautomaten. Die Frau trägt einen Minirock, hautfarbene Strumpfhosen, gibt es eigentlich etwas unerotischeres als hautfarbene Strumpfhosen, und schwarze Schuhe. Sie ist sehr dünn und irgendwie passt ihr das Outfit nicht. Dazu trägt sie eine Mütze. Jetzt sehe ich ihr Gesicht. Total eingefallen. Sie sieht irgendwie krank oder schon tot aus. Ihr Begleiter muss noch siebzig Cent in den Parkautomaten werfen, hat aber kein Kleingeld mehr. Er fragt die Frau nach Kleingeld. Sie sagt, dass sie gar kein Geld mithat. Was ist denn das für eine? Geht aus und hat keinen Cent Geld dabei. Das sollte sie mal bei mir versuchen. Nun fragt der Mann, ob jemand Geld wechseln kann. 50 Euro. Da kann ihm natürlich niemand helfen. Ich beachte ihn gar nicht, sondern schaue nur seine Begleiterin an. Sie sieht irgendwie furchtbar aus. Da niemand Geld wechseln kann, stehen alle irgendwie bescheuert vor dem Automaten. Der Mann hält seinen 50 Euro Schein in der Hand, die Leute hinter uns stehen auch nur so da. Ich starre weiter auf die Frau. Plötzlich holt Manni sein Portemonnaie raus, sagt, dass er dem Pärchen das Parken ausgibt, wirft Geld in den Automaten und gut ist. Das Pärchen bedankt sich ungefähr zweihundertvierunddreißig Mal und ich kann endlich die 2 Euro Parkgebühren bezahlen. Auf dem Weg zum Benz frage ich Manni, warum er nicht zu dem Mann „Ich zahl das für Sie, denn Sie sind schon gestraft genug.“ gesagt hat. Wir müssen laut lachen und machen weitere Witze über den Mann und seine Begleitung. Wir sind echte Arschlöcher. Manni sagt, dass er dann lieber ein Leben lang Single bleibt und ich sage, dass ich lieber den ganzen Tag onanieren würde, als mit so einer Frau auszugehen. Wir sind echt arrogante Arschlöcher, aber wir haben Spaß. Und den haben wir uns verdient. Wenn ich jetzt noch eine Banane hätte, wäre der Abend perfekt.

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