August 2007

Sonja
Seit der Loerz in mehreren Chats und Communities angemeldet ist, wird er mit Nachrichten interessierter Frauen überschüttet und täglich kommen neue dazu. Und weil er, im Gegensatz zu mir, strenge Anforderungen an die Frauen, mit denen er kommuniziert, stellt, sortiert er knallhart aus. Dicke, hässliche, unförmige, alte und blöde Frauen werden eiskalt ignoriert. Bei Sonja, 40, aus der Nähe von Gummersbach, geht er allerdings anders vor. Er reicht sie einfach an mich weiter, gibt mir ihre MSN-Adresse und weil ich gerade keinen Lauf habe, schreibe ich sie an. Da Sonja dermaßen notgeil und untervögelt ist, lässt sie sich problemlos weiter reichen. Ich bin übrigens auch notgeil und untervögelt, beste Voraussetzungen also für eine sexuelle Vereinigung. Wir schreiben auch gar nicht lange, da läuft schon alles auf ein Sexdate hinaus. Dass ich nur ein vierzehn Jahre altes Hochzeitsfoto von ihr habe, auf dem sie nicht gerade köstlich aussieht, ist mir einfach mal egal. Wenn sie gevögelt werden will, dann soll es so sein. Sie hat es sehr eilig mit dem Date. Ich nicht. Es ist Mittwoch und wir einigen uns darauf, dass sie am Montag von ihrem Leid erlöst und endlich mal wieder gevögelt wird. Wenn ich helfen kann, dann mache ich das. Da ich dafür bis nach Meinerzhagen fahren muss, erkläre ich ihr, dass ich auf keinen Fall umsonst so weit fahren werde, Sex ist quasi Pflicht. Zur Absicherung zeige ich ihr ein Foto von mir, nicht, dass sie am Ende einen Schock bekommt und abhaut. Mit meinem Foto ist sie, was bei Frauen sehr selten vorkommt, zufrieden und ich denke, ich hätte ihr auch ein Zombiefoto schicken können, sie wäre sicherlich auch damit zufrieden gewesen. Somit gibt es keine Bedenken. Sie ist willig und ich ebenso. Auto fahre ich auch gerne, der Montag kann kommen. Ich bin bereit. Leider kann ich von dem Moment an nicht einmal mehr ungestört den MSN Messenger starten, denn sobald ich das tue, ist sie da und textet mich zu. Was sie alles mit mir anstellen will und was ich alles mit ihr anstellen kann. Sehr interessant, mir aber zu theoretisch. Gut, dass sie am Wochenende nicht so viel Zeit am PC verbringen kann, da ihr Mann zu Hause ist. Ein Glück für mich.


Erster Samstag im August
Um kurz nach 08.00 Uhr werde ich wach. Aber nicht, weil ich ausgeschlafen bin, sondern weil meine Nase vollkommen zu ist und ich kaum atmen kann. Mein Nasenspray ist im Auto. Der Tag fängt ja gut an. Da ich mit verstopfter Nase nicht schlafen kann, stehe ich auf, ziehe mich an und mache mich auf den Weg zur Garage. Es regnet. Kaum bin ich an der frischen Luft ist meine Nase frei. Alles passt perfekt. Das Nasenspray hole ich trotzdem, denn ich trau meiner Nase einfach nicht. Und weil ich schon unterwegs bin, besorge ich mir auch noch eine BILD-Zeitung. Der Tag widert mich jetzt schon an und geschlafen wird jetzt auch nicht mehr. Gegen Mittag fahre ich zum Supermarkt und kaufe Tiefkühlpizza. Brauche ich zwar nicht, aber mir ist so langweilig, dass ich es tun muss. Meine miese Laune wird davon allerdings nicht besser. Gegen 13.00 Uhr mache ich mir ein Fertiggericht aus der Tüte. Während ich speise kommen meine Ernährer von ihrer Reise zurück und die Zeit nackt in der Wohnung abzuhängen ist vorbei. Wirklich genutzt habe ich die Möglichkeit auch nicht. Vielleicht ist Nacktsein nur in der eigenen Wohnung schön. Nach dem Essen fahre ich zum Kiosk meines Vertrauens und kaufe mir das kicker Sonderheft. Nach kurzem durchblättern interessiert mich das ganze Heft schon nicht mehr und ich lege es weg. Die 5,40€ hätte ich mir auch sparen können. Zeit auf dem Sofa zu liegen und deprimierende Musik zu hören. Stundenlang bleibe ich liegen bis es Zeit für ein weiteres Süppchen wird. Danach schalte ich den Fernseher an, es läuft Fußball, Bayern gegen Schalke. Völlig uninteressant. Fernseher wieder aus. Zurück aufs Sofa und weiter geht es mit deprimierender Musik. Elvis singt Are you lonesome tonight. Natürlich bin ich das. Arschloch. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und bleibe bis zum Abend einfach so liegen.

Um 22.45 Uhr hole ich Sam ab und wir fahren nach Dortmund zur Rigoletto Sommerparty. Dabei wollte ich gar nicht mehr ins Rigoletto, auch nicht zur Sommerparty. Und überhaupt, wo bitteschön ist der Sommer? Größtenteils scheint es als wären wir auf einer Ü40 Party. Bemitleidenswerte Gestalten wirbeln scheinbar fröhlich über die Tanzfläche. Wie schön. Ich setze mich auf einen Stuhl. Sam meint, dass das so nicht geht und ich nicht einfach abseits des Geschehens auf einem Stuhl sitzen und ein solches Gesicht machen darf, weshalb ich wieder aufstehe, was auch irgendwie unsinnig ist. Ein anderes Gesicht kann ich allerdings nicht anbieten, weshalb ich weiter so drein schaue, wie ich eben dreinschaue. Dennoch vergeht die Zeit und plötzlich befinden wir uns auf dem Weg nach Hause. Nachdem ich Sam und Sams Schwester, die wir auf der Party getroffen haben, zu Hause abgesetzt habe, höre ich noch ein wenig Elvis. Es ist fast 03.00 Uhr als ich endlich schlafen kann. Wirklich schön ist das alles nicht. Möglicherweise bin ich irgendwie depressiv. Oder irgendetwas in der Art.


Einkaufen mit Heiko
Weil es in der letzten Woche bereits so gut geklappt hat, fahren Heiko und ich um kurz vor 10.00 Uhr mal wieder in eine Stadt. Diesmal nach Dortmund und schon nach kurzer Zeit kaufe ich mein erstes Shirt, schwarz, langärmelig und über 30% reduziert. Bei einem solchen Preisnachlass kann ich mich nicht zurückhalten und kaufe gleich noch ein, ebenfalls um 30% reduziertes, schwarzes T-Shirt dazu. Heiko entwickelt sich mehr und mehr zu meinem Einkaufsglücksbringer. Nach diesen Schnäppchen brauchen wir eine Stärkung und da wir noch nie bei Subway waren, probieren wir es einfach mal aus und sind sehr zufrieden mit unseren Hähnchensandwiches. Subway ist eine gute Alternative zu Burger King. Wir kommen bestimmt wieder. Frisch gestärkt geht es weiter. Als nächstes kaufe ich mir bei C&A vier Unterhosen. Fast die gleichen wie die, die ich mir letzte Woche gekauft habe. Zwei blaue, eine schwarze mit Aufdruck und eine in einer undefinierbaren Farbe. Ich würde die Farbe als gelblich, beige, getarnt bezeichnen. Sehr interessantes Teil. Wenn eine Frau in den Genuss kommen würde diese Unterhose mal zu sehen, wäre sie bestimmt sehr angetan davon. Und diese Unterhose sieht nicht nur gut aus, sie fühlt sich auch noch gut an. Da uns der Regen nervt und ich eigentlich nach Dortmund gefahren bin, um mir eine Jeans zu kaufen, versuchen wir es zuletzt bei S. Oliver, in der Hoffnung, dass wir dort mehr Erfolg haben werden als in den Läden, in denen wir es vorher versucht haben. Und tatsächlich passiert das Unglaubliche. Gleich die erste Jeans passt. Nun sind wir bereits zum dritten Mal hier und ich habe mindestens siebenundzwanzig Hosen, von denen nicht eine einzige gepasst hat, anprobiert und jetzt klappt es auf Anhieb. Das muss ein Zeichen sein. Von jetzt an ist alles möglich. Sofort gehe ich zur Kasse und bezahle. So liebe ich das Leben. Zur Belohnung setzen wir uns ins Cottons und gönnen uns einen Latte Macchiato. Da ich scheinbar einen Lauf habe und mein Geld noch nicht komplett ausgegeben ist, beschließe ich, mir einen DVD-Spieler zu kaufen. Auch das klappt problemlos. Die letzten 50€ sind weg und wir verlassen Dortmund glücklich und zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht.


Bewertung eines Arbeitslosen und ein Comeback
Endlich liegt die Bewertung des PROFIL-Seminars mir vor. Vier Seiten lang. Angeblich, zumindest steht es so geschrieben, verfüge ich über gut durchschnittliche verbale Fähigkeiten, dafür sind meine Leistungen beim sprachlich-logischen Abstrahieren weit unter dem Durchschnitt. Da ich nicht weiß, was sprachlich-logisches Abstrahieren überhaupt ist, trifft mich diese Unfähigkeit meinerseits nicht wirklich. Wie ich weiter lesen muss, habe ich vom Angebot der Kenntnissauffrischung und -erweiterung mit Hilfe zur Verfügung gestellter Selbstlernprogramme nur in geringem Umfang Gebrauch gemacht. Ich kann das nur damit erklären, dass ich Thomas Bernhards Der Untergeher lesen musste und somit keine Zeit für derartige Angebote hatte. Des Weiteren wird mir eine flinke Vorgehensweise in allen Bereichen und bei jedweder Anforderung bescheinigt. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich allerdings nicht. Mir war es lediglich wichtig bei jeder Aufgabe und bei jedem Test als erster fertig zu sein, was mir meist ziemlich problemlos gelang. Meine Meisterleistung war die soziale Arbeitsprobe, welche ich mit überdurchschnittlichem Gesamtergebnis gelöst habe. Trotzdem gibt es keine Empfehlung für meine berufliche Zukunft. So ein Pech. Dabei ist doch nach der Beurteilung meiner sozialen Arbeitsprobe alles klar. Meine Zukunft liegt im sozialen Bereich. Ich muss es nur noch meiner Sachbearbeiterin von der Arbeitsagentur klar machen. Da trifft es sich gut, dass ich am 09. August einen Termin bei ihr habe. Ich war schon immer ein vollkommen sozialer Typ und deshalb steht meine berufliche Zukunft seit heute fest. Ein wundervoller Tag.

Am Ende eines guten Tages mit einer guten Bewertung, beschließe ich, dass es Zeit für ein Comeback auf dem Fußballplatz ist. Da mein Arzt mir gesagt hat, dass ich nie wieder ohne Sprunggelenktapeverband spielen darf, ich aber selbstverständlich noch keinen solchen Verband organisiert habe, entscheide ich mich dafür, mein Gelenk mit Paketklebeband zu stabilisieren. Es fühlt sich anfangs zwar so an, als hätte ich es etwas zu fest um das Gelenk gewickelt, doch nach ein paar Schritten fühle ich eine unglaubliche Stabilität. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Zum ersten Mal seit Monaten spiele ich daraufhin einen wenigstens annähernd ansehnlichen Fußball, habe nicht permanent Angst um meinen Fuß und knicke nicht ein einziges Mal um. Es ist mittlerweile fast beängstigend wie gut alles heute läuft. Ich genieße es. Paketband ist toll.

Nachdem ich zu Hause ausgiebig geduscht habe, sehe ich mich zufällig im Spiegel. Ich betrachte meinen Bauch, er ist flach und fast vollkommen Fettfrei, er fühlt sich hart und trainiert an. Der Bauch und die neue Unterhose, ich wette da werden die Frauen reihenweise schwach. Ich schätze Frauentechnisch wird in nächster Zeit einiges abgehen. Man bin ich heiß. Vielleicht ist es auch nur die Unterhose, die heiß ist. Egal, ich fühl mich gut. Nun wird es Zeit, den ersten Film, Lonely Hearts Killers, auf meinem neuen DVD-Spieler zu gucken. Ein recht interessanter Beginn der Beziehung zwischen mir und meinem neuen Freund. Wir werden sicher noch viele DVDs zusammen gucken. Nach dem, wie es heute gelaufen ist, bin ich mir sicher, dass ich spätestens in der nächsten Woche Sex haben werde und in der darauf folgenden Woche einen fantastischen Job im sozialen Bereich bekomme. Und nichts und niemand wird mich aufhalten können. Die Zukunft hat heute begonnen.


Zeig mir eine
Um 22.30 Uhr hole ich den Loerz ab und wir fahren nach Dortmund in die City, wie es umgangssprachlich heißt. Als erstes Treffen wir auf eine Truppe von Frauen, von denen eine bald heiratet, weshalb sie irgendwie Geld für ein Hochzeitskleid verdienen wollen und ständig Männer ansprechen. Loerz ist so begeistert, dass er, um den Damen zu beweisen, dass er keine Unterwäsche trägt, seine Jeans öffnet, um seinen nackten Hintern zu präsentieren. Dafür lieben sie ihn sofort. Für zwei Euro lässt er sich abschließend noch etwas Alkoholisches in den Mund spritzen. Wir sind also kaum in Dortmund angekommen, schon hat er Spaß ohne Ende. Weiter geht’s ins Las Salinas. Dort muss ich zwei Jägermeister trinken und während ich das Zeug runter würge taucht Sams Schwester aus dem Nichts auf. Da wir Sams Schwester nett finden, beschließen wir, dass wir sie mitnehmen, vielleicht ist es auch umgekehrt und sie beschließt, uns mitzunehmen. Als nächstes schauen wir im Bierhaus Stade vorbei. Loerz ist zufrieden, Sams Schwester und ich eher weniger, weshalb wir den Laden recht schnell wieder verlassen und zur Live Station wandern. Dort ist allerdings nichts los, weshalb wir uns entscheiden wieder zurück zu wandern. Da es dem Loerz ausgesprochen gut geht, beschließt er, dass Sams Schwester nun in den Genuss kommen soll, seinen nackten Hintern zu sehen, weshalb er zum zweiten Mal an diesem Abend seine Jeans öffnet, um seinen Prachtarsch zu präsentieren. Nachdem der Arsch ausgiebig vorgeführt wurde, gehen wir ins Rigoletto. Ständig sage ich mir, dass ich hier nie wieder hier hin will, doch scheinbar zieht mich dieser Ort magisch an. Es ist wie immer viel zu warm hier, doch ausnahmsweise sind heute die Türen geöffnet, so dass man zwischendurch immer wieder zum Atmen nach draußen kann. Es ist auch nicht ganz so voll wie sonst, die Optik besser als zuletzt und Loerz in absoluter Bestform. Was also kann heute noch schief gehen? Sofort spricht Loerz die ersten Frauen an. Er will sich gerade einer Blonden vorstellen, da teilt diese ihm mit, dass sie ihn bereits kennt. Er kann sich nicht an sie erinnern. Das kommt davon, wenn man unter Alkoholeinfluss wahllos alle Frauen anspricht. Irgendwann spricht man halt auch solche an, die man schon einmal angesprochen hat. Loerz findet alles super. Seine Begeisterung kennt heute scheinbar keine Grenzen. Es ist einer dieser Tage an dem er ständig alles geil findet und mich ständig mit den Worten ZEIG MIR EINE dazu bringen will, ihm eine Frau zu zeigen, die mir gefällt und die er dann für mich ansprechen kann. Wie immer verzichte ich darauf, ihm eine Frau zu zeigen. Während der Loerz fröhlich und vergnügt vor sich hin grinst, alles prima findet und eine Zigarette nach der anderen raucht, fällt mir eine Frau auf, die ich etwas besser finde als den Rest. Da ihr nicht schlecht wird, als sie bemerkt, dass ich sie ständig anglotze, beschließe ich, dass ich sie haben will. Es ist etwa 00.30 Uhr als ich einen Angriffsplan kreiere, um sie zu erobern. Dummerweise brauche ich für Angriffspläne immer etwas länger, weshalb es nie zu Angriffen kommt. So auch heute. Als ich nur einen kurzen Moment unkonzentriert bin verschwindet die Auserwählte spurlos. Das kann doch alles nicht wahr sein. Da zieh ich extra meine neue Jeans, mein neues T-Shirt und meine schwarze Unterhose mit Aufdruck an und dann verschwindet ausgerechnet die Frau, der ich meine neue Unterhose mit Aufdruck präsentieren will, spurlos. Verdammte Scheiße. Ich hätte Loerz zu ihr schicken sollen, dann wäre sie längst meine neue Freundin.
Mittlerweile sind auch Sam und Tobias eingetroffen und das Team ist komplett. Loerz flippert weiter wild umher und redet ständig mit irgendwelchen Frauen oder nimmt sie direkt in den Arm. Alle lassen ihn gewähren. Sehr interessant. Alkohol scheint unverzichtbar, wenn man derartigen Spaß haben will. Ich trinke noch zwei Jägermeister. An meinem Zustand ändert sich nichts. Da Sam im Gegensatz zu mir voll auf ZEIG MIR EINE abfährt, fordert er den Loerz ständig auf Frauen anzusprechen. Kaum zeigt er ihm eine, ist Loerz schon unterwegs und greift an. Danach stellt er die Frau meist noch dem Sam vor, bevor es weiter zur nächsten geht. Als Loerz Annette anspricht sagt auch sie ihm, dass sie ihn längst kennt. Wie immer kann er sich an nichts erinnern. Macht aber auch nichts, weiter geht’s zur nächsten. Irgendwann später landen wir erneut bei Annette und ihrer bebrillten Freundin mit dem maskulinen Gesicht. Wir unterhalten uns ein wenig mit den beiden bevor wir weiterziehen müssen. Als es langsam leer wird im Rigoletto, der Loerz aber noch nicht genug hat, ziehen wir weiter ins Bierhaus Stade. Kaum dort angekommen setzt sich Loerz zu zwei Siebzehnjährigen an den Tisch. Ich verzichte darauf, mich dazu zu setzen. Stattdessen setze ich mich zu Annette und ihrer bebrillten Freundin mit dem maskulinen Gesicht, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Kaum habe ich neben der bebrillten Freundin Platz genommen, nimmt sie mich in den Arm und fasst mir an die Arme und die Beine. Nicht, dass ich es nicht lieben würde, wenn Frauen sowas tun, aber warum muss es bei mir ausgerechnet diese Frau sein? Als sie mich wenig später fragt, ob ich tanzen möchte, lehne ich selbstverständlich ab. Ich bin für einen kurzen Moment zuversichtlich, dass der Spuk nun vorüber ist, doch ich liege falsch. Statt zur Tanzfläche zu entschwinden teilt Annette mit, dass sie, weil ich nicht tanze, nun auch nicht tanzen möchte und stattdessen bei mir sitzen bleibt. Langsam bekomme ich Angst und beschließe, dass wir alle Richtung Tanzfläche gehen. Irgendwie muss ich Zeit gewinnen und mir etwas einfallen lassen, wie ich mich aus den Fängen der maskulinen Frau befreien kann. An der Tanzfläche angekommen stelle ich mich ein bisschen weiter weg von ihr. Nicht, dass sie mich noch einmal anfasst. Während ich sie konsequent ignoriere kommen Sam und Tobias in Begleitung zweier blonder Frauen ins Stade. Von denen hat keine ein maskulines Gesicht. Bevor ich darüber nachdenken kann, warum die beiden zwei normale Frauen bei sich haben, während bei Loerz und mir eine Frau mit maskulinem Gesicht dabei sein muss, kommt es durch unglückliche Umstände dazu, dass die bebrillte Freundin mit eben diesem maskulinen Gesicht plötzlich direkt vor mir steht. Ich versuche nach hinten auszuweichen, habe aber keine Chance, weil direkt hinter mir die Wand ist. Keine Fluchtmöglichkeit. Nun fühle ich mich gefangen, fast schon ausgeliefert. Kurz danach spüre ich ihren Arsch an meinem Körper. Es scheint irgendeine Art Paarungsritual zu sein, was sie da durchführt. Langsam bekomme ich Panik, denn ich will mich nicht mit ihr paaren. Ich will nach Hause. Dummerweise ist Loerz so beschäftigt mit Annette, dass ich ihn nicht sofort davon überzeugen kann zu fliehen. Kurz bevor das Paarungsritual seinen Höhepunkt erreicht kann ich Loerz dann doch noch überzeugen, dass es keinen besseren Zeitpunkt zur Flucht gibt als diesen. Vermutlich in letzter Sekunde entkomme ich so der paarungswilligen, bebrillten Frau mit dem maskulinen Gesicht.
Es ist fast 05.00 Uhr als ich endlich in meinem Bettchen liege. Als ich gegen 10.00 Uhr aufwache bin ich noch immer völlig platt und geschockt. Ich bin einfach zu alt für derartige Ausflüge und habe Angst vor Paarungsritualen von bebrillten Frauen mit maskulinem Gesicht.


Mitleidssex und die Tage danach
Am Montag, den 06.08.2007, mache ich mich pünktlich auf den Weg nach Meinerzhagen. Die A45 ist ziemlich frei und ich kann richtig Gas geben. Ich glaube, die A45 ist meine neue Lieblingsautobahn. Ich bin als erster am vereinbarten Treffpunkt. Minuten später erscheint Sonja. Sie sieht vollkommen anders aus als auf dem vierzehn Jahre alten Foto. Und natürlich sieht sie nicht besser aus als auf dem alten Foto. Ihr nicht ganz so kleiner Hintern stört mich dabei weniger als ihre Zähne. Ihre Kronen müssten dringend mal erneuert werden. Obwohl ich das Gesamtbild nicht gerade anziehend finde, entscheide ich mich, die Sache durchzuziehen. Jetzt bin ich so weit gefahren, da will ich auch befriedigt werden. So sage ich ihr, nachdem sie gefragt hat, dass es okay für mich ist, wenn wir nun zu ihr fahren. Noch bevor wir losfahren beschwert sie sich über meinen Drei Tage Bart. Der würde Spuren hinterlassen, welche sie hinterher ihrem Mann erklären müsse. Ich sage ihr, dass sie sich nicht so anstellen und ihrem Mann etwas von einer Sonnenallergie erzählen soll. Das scheint sie zwar nicht wirklich zu überzeugen, dennoch fahren wir los. Doch schon nach wenigen Kilometern steuert sie einen Parkplatz an und ich fürchte, sie hat es sich anders überlegt. Ganz falsch liege ich mit meiner Vermutung nicht, denn sie sagt mir, dass da irgendwas fehlt, ein Grund mich mit nach Hause zu nehmen. Ich sage ihr, sie soll mich küssen, dann hat sie ihren Grund. Sie kommt meiner Aufforderung nach und ist wenig später vollkommen überzeugt davon, dass sie mich mit zu sich nach Hause nehmen muss. Alles andere hätte mich auch gewundert.
Als wir bei ihr ankommen, wünscht ihr eine Nachbarin, die auf der Treppe steht und scheinbar eingeweiht ist, viel Spaß. Das finde ich witzig. In Sonjas Wohnung leben neben ihrem Mann noch vier Katzen. Der alte Kater scheint mich nicht zu mögen, er sieht mich an als hätte er mich durchschaut. Ich kann es ihm nicht verübeln, dass er mich die ganze Zeit streng anguckt. Katzen sind echt schlaue Biester. Nach einer kurzen Knutscherei landen wir im Schlafzimmer. Es scheint alles nach Plan zu laufen. Doch das tut es nicht, denn gerade als es richtig zur Sache gehen soll, will sie nicht weiter machen. Sie erklärt mir, dass ich nicht ihr Typ bin und es einfach nicht passt. Sie hat sich das schon auf dem Parkplatz gedacht, aber das Küssen hat sie wohl etwas verwirrt. Außerdem seien Männer unter 30 besser im Bett. Und so langweilig wie ich ist ihr Mann auch im Bett. Da hätte sie auch mit ihm vögeln können, worauf ich ihr sage, dass sie das doch einfach tun soll. Sie schweigt. Ich liege auf dem Bett und finde die Situation irgendwie lustig. Kurz vorm Ziel werde ich gestoppt, das hat schon was. Während ich mir überlege, ob ich mir noch ein wenig die Gegend anschaue, bevor ich nach Hause fahre, erzählt sie mir, dass es ihr total Leid tut, dass ich jetzt völlig umsonst so weit gefahren bin. Ich antworte, dass so etwas halt passiert. Mehr kann ich nicht sagen, da sie mich plötzlich küsst und so vom Weiterreden abhält. Noch bevor ich den Sinn ihrer Aktion nachvollziehen kann, sitzt sie auf mir, führt meinen Schwanz ein und wir haben Sex. Verstehe ich zwar nicht, ist mir aber recht. Wenige Augenblicke später ist die Aktion auch schon beendet. Da hat sie mich scheinbar aus Mitleid gevögelt, weshalb ich irgendwie gerührt bin und ihr mitteile, dass ich noch nie aus Mitleid gevögelt wurde, es aber lustig finde, dass es so gekommen ist. Sie sagt nur ‚Spinner‘.
Später zeigt sie mir noch Familienfotos und küsst mich ständig. Da ich nichts dagegen einzuwenden habe, lasse ich sie gewähren. Irgendwie scheint sie davon geil zu werden und meint plötzlich, dass wir nochmal von vorne anfangen sollen. Kurze Antwort meinerseits: „Ich habe keine Lust. Das bringt doch nix.“ Enttäuscht nimmt sie die Ablehnung hin und kurz danach beschließe ich zu gehen. Doch noch bevor ich die Tür erreiche, werde ich wieder abgeknutscht und sie sagt, dass sie einfach nicht genug davon kriegt. Das verstehe ich natürlich, kann ihr aber nicht helfen, verabschiede mich und mache mich auf den Weg. Fazit meines kleinen Sexabenteuers: In die Gegend muss ich unbedingt noch mal fahren, Sonja werde ich allerdings nie wieder besuchen.

Einen Tag nach ihrem sexuellen Fiasko beschwert sich Sonja beim Loerz darüber, dass er sie an so eine Pfeife wie mich weitergereicht hat. Kurz danach textet sie mich wieder zu. Obwohl ich im Bett nichts bringe, hat sie ihrer Freundin angeblich mitgeteilt, dass ich ein Typ zum Verlieben bin. Außerdem findet sie mich süß. Sie hält mich also für einen süßen Typen, in den man sich verlieben kann, der aber im Bett nichts bringt. Wen interessiert denn das? Unsere weitere Kommunikation ist vollkommen sinnlos: „Bist Du noch da?“- „Na klar.“ – „Und jetzt?“ – „Keine Ahnung. Schlag was vor.“ – „Wieso immer ich?“ – „Weil ich von nichts eine Ahnung habe.“ – „Nun reite doch nicht immer darauf rum!“ – „Doch.“ Danach folgt meist irgendein belangloser Small Talk, bis sich die Kommunikationsschleife wiederholt. Irgendwann wird mir das zu doof und ich teile ihr mit, dass ich keine Zeit mehr habe. „Sehen wir uns nachher hier wieder?“ – „Na klar.“ – „Also bis gleich, ich freu mich.“ – „Ja, genau.“ Für den Rest des Tages ignoriere ich sie. Nutzt aber nicht wirklich etwas, denn sie ruft mich einfach an. Dummerweise erkenne ich ihre Nummer nicht und gehe ran. „Sprichst Du nicht mehr mit mir?“ – „Na klar.“ – „Du wolltest doch mit mir chatten. Wo warst Du?“ – „Ich habe geschlafen.“ – „Wieso denn das?“ – „Ich hatte gestern einen anstrengenden Tag und muss mich davon erholen. Hattest Du keinen anstrengenden Tag?“ – „Nein.“ – „Ach!?“ – „Kommst Du noch mal rein?“ – „Nein, ich muss weg.“ – „Und morgen?“ – „Na klar.“ Was will die nur von mir? Die ist doch vollkommen verwirrt. Kann die sich nicht jemanden suchen, der sie mal richtig durchnudelt und mich in Ruhe lassen?

Ein neuer Tag, die alte Leier. Miss Notgeil sabbelt mich voll. Ich muss weg und habe bis zum Abend Ruhe. Dann erwischt sie mich ein letztes Mal im Internet und erzählt mir, dass sie am Nachmittag Cybersex hatte. Mein Gott, wie deprimierend. Ich sage ihr, dass Cybersex voll bescheuert ist. Sie widerspricht und ich beschließe das Gespräch zu beenden, alle Kontaktmöglichkeiten zu blocken und sie in ihrer Cyberwelt zurück zu lassen. Leb wohl, Sonja.


Ein weiterer Abend im FZW
Der Mittwoch ist der traditionelle FZW Tag. Und so sind Sam und ich zur üblichen Zeit am üblichen Ort und sofort erkenne ich, dass die Frauen heute wieder ganz begeistert vom Sam sind. Ständig wird er angeguckt und angegrinst. Der Abend kann nur gut werden. Für ihn. Er scheint auch bester Laune, denn er beschließt, dass er mal wieder eine Frau für mich organisieren muss. So wie er mir damals Birte organisiert hat. Ich habe zwar keine Lust auf ein ähnliches Debakel wie mit Birte, kann ihm jedoch nicht verbieten, dass er seine Mission erfüllt. Dummerweise hat er schon eine Frau für mich ausgesucht, die ich so gar nicht kennenlernen möchte. Und zwar die Blondine, die er mir vor ein paar Wochen in der Live Station bereits andrehen wollte. Ich erkläre ihm, dass ich die nicht kennenlernen will. Aber ich weiß, dass ich mir derartige Erklärungen sparen kann, wenn er sich so etwas einmal in den Kopf gesetzt hat. Als er wenig später verdächtig lange braucht, um sich ein Bier zu holen, ahne ich bereits, was gleich passieren wird. Und genau so ist es, denn er kommt nicht alleine zurück, sondern hat die Blondine dabei. Er stellt uns vor, ich vergesse unverzüglich ihren Namen und spreche natürlich nicht mit ihr. Nach ein paar Minuten meint er, dass es jetzt an der Zeit wäre, dass ich mit ihr rede. Ich will aber nicht und schweige beharrlich weiter. Ein paar Minuten später fordert er mich erneut auf mit ihr zu reden. Doch ich will noch immer nicht. Er sagt, dass ich an ihr ein wenig Kommunikation üben kann. Ich sehe da zwar absolut keinen Sinn drin, doch da es ihn scheinbar glücklich macht, plaudere ich ein wenig mit ihr. Das Gespräch klappt ganz gut, was mich aber nicht wirklich weiter bringt, weil ich definitiv kein Interesse an ihr habe. Ihre Figur ist zwar ganz gut, doch oberhalb der Schultern gefällt sie mir einfach nicht. Natürlich sieht sie besser aus als Sonja, trotzdem bin ich nicht interessiert, denn das Gespräch langweilt mich außerordentlich, bricht irgendwann ab und kommt auch nicht mehr in Gang. Mir macht das wenig aus, weil die blonde Frau mich während des Gesprächs leider gar nicht von sich überzeugen konnte. Da stehe ich lieber mit verschränkten Armen herum und erfreue mich an der Musik.
Ein paar Meter vor mir entdecke ich eine ziemlich kleine Frau und verliebe mich direkt in sie. Für etwa zwei Minuten. Dann taucht aus dem Nichts ihr Freund auf und macht alles kaputt. Was für ein Arschloch. Als er sie küsst interessiert sie mich nicht mehr. Besetzte Ware ist nichts für mich. Sam ist in der Zwischenzeit bei Inge gelandet. Inge heißt natürlich nicht Inge, will ihren richtigen Namen aber nicht sagen. Inge hat der Sam bei unserem letzten Auftritt in der Live Station kennen gelernt. Ich erinnere mich noch daran, dass ich damals keine Lust darauf hatte mit ihr zu reden. Nach einiger Zeit stellt Sam uns vor. Inge redet während der nächsten Minuten immer wieder mal mit mir. Sie ist nett, witzig und attraktiv. Als Sam mal für kleine Jungs ist, erzählt sie mir, dass jemand, der schlecht tanzt auch schlecht im Bett ist. Ich erzähle ihr, dass ich ein miserabler Tänzer bin und ihre Theorie stimmt. Sie lacht und will, dass ich tanze, was ich natürlich nicht mache. Stattdessen erzähle ich ihr, was für ein geiler Typ der Sam ist. Wenn sie je daran gezweifelt hat, sind ihre Zweifel nach meinen Ausführungen nicht mehr vorhanden. Kaum ist Sam wieder da, schmeißt sie sich an ihn ran. Sie will ihn, das ist offensichtlich und ich finde das sehr amüsant. Sams Wirkung auf Frauen ist einfach phänomenal. Ich denke, da geht was mit den beiden.
Um 00.00 Uhr ist die Party vorbei. Zeit für die Heimreise. Ich esse eine Banane und fahre Richtung Heimat.


Jenny
Als ich MSN öffne, sehe ich, dass irgendeine Frau mich zu den Kontakten hinzugefügt hat. Da ich neugierig bin, texte ich sie unverzüglich an. Sie heißt Jenny, ist 20 Jahre und kommt aus Hamm. Meine MSN Adresse hat sie bei Spin entdeckt und da mein Foto ihr wohl zugesagt hat, wollte sie mich halt kennen lernen. Kein Problem. Dem Foto nach ist sie nicht mein Typ, aber Fotos soll man eh nicht so wichtig nehmen. Als sie mir allerdings mitteilt, dass sie am liebsten Schlager hört, habe ich keine Lust mehr mit ihr zu texten. Irgendwie törnt mich das voll ab. Dabei höre ich manchmal heimlich selber Schlager.


Das wenig verlockende Angebot meiner Arbeitsvermittlerin
Am Donnerstag um 9.30 Uhr betrete ich das Büro meiner Arbeitsvermittlerin. Wie schon beim letzten Mal gefällt sie mir. Sie ist zwar nicht wirklich schlank, hat aber ein nettes Gesicht und eine tolle Stimme. Was sie sagt, gefällt mir allerdings nicht wirklich. Sie sagt nämlich, dass bei dem PROFIL Seminar festgestellt wurde, dass für mich Berufe mit hohen theoretischen Anforderungen in Frage kommen und sie das ganz toll findet. Ich finde das nicht toll, höre ihr aber gerne zu. Ob sie mal mit mir ausgeht? Nur einmal? Da ich mich nicht traue sie zu fragen, höre ich mir ihre weiteren Vorschläge für meine Zukunft an. Sie schlägt eine Umschulung vor. Einzelhandel. Da wäre ich gut aufgehoben, da liegt die Zukunft. Ich bin skeptisch, sage aber, dass ich es mir überlegen werde. Jeder normale Mensch wäre vermutlich glücklich, wenn ihm eine Umschulung angeboten würde, ich allerdings habe meine Zweifel, denn schließlich weiß ich, was ich für eine faule Socke bin und dass ich während der zwei Jahre nur rumalbern würde. Und wenn ich am Ende die Prüfung schaffe, weil eine Umschulung nur dann Sinn macht, wenn man die Abschlussprüfung besteht, werde ich vermutlich feststellen, dass ich zwar eine weitere Ausbildung abgeschlossen habe, aber weiter derselbe nutzlose Arbeitslose bin, der ich immer war. Außerdem sind zwei Jahre verdammt lang und ich kann mich nicht so lange motivieren, mich nicht über einen so langen Zeitraum zusammenreißen. Ich bin zu alt. Kann sie mich nicht in Ruhe sterben lassen? Oder mal mit mir ausgehen? Während ich gedanklich abschweife sagt sie zu mir, dass ich nicht hier hin gehöre, sie meint zu den Arbeitslosen, und dass ein 1-Euro-Job auch nichts für mich wäre. Ehrlich gesagt bin ich ganz anderer Meinung. Ich gehöre genau hier her und ein 1-Euro-Job wäre das einzig Richtige für mich. Doch das behalte ich für mich. Das Gespräch ist längst vorbei, doch ich mag nicht aufstehen und ihr Büro verlassen. Ich würde mich gerne weiter mit ihr unterhalten. Ganz privat. Keine Ahnung, wieso ich manchmal so merkwürdige Ideen habe. Weil ich ihr Büro nicht verlassen will, steht sie auf, um mich zur Tür zu begleiten. Wie kann sie nur so kaltherzig sein? Aber ich komme wieder, so viel ist schon mal sicher.


Dinge, die getan werden müssen
Wie mittlerweile jeden Morgen, frage ich mich direkt nach dem Aufwachen, nach einem Grund aufzustehen. Und wie jeden Morgen gibt es nur eine Antwort. Es gibt keinen Grund, es gibt nicht einmal einen Grund zu atmen. Trotzdem tue ich beides. Paradox. Heute habe ich zwei Aufgaben zu erledigen. Ich muss mich um eine Umschulung kümmern, weil die Arbeitsvermittlerin mir das als Aufgabe gegeben hat bei meinem letzten Besuch, und mich mit der Rentenversicherung auseinandersetzen. Dort scheint nämlich das Chaos zu regieren. Wieso sonst würden sie mir schreiben, dass ich Selbstständig bin und ab November meine Beiträge zur Rentenversicherung selber zahlen muss. Ich hasse es, wenn ich mich mit so einem Schwachsinn auseinandersetzen muss.
Bevor ich total durchdrehe fahre ich gegen 09.00 Uhr zum Training. Dass ich selbst dazu nicht die geringste Lust habe, wundert mich nicht. Nach nicht einmal fünf Minuten mag ich nicht mehr trainieren, quäle mich letztlich doch sechzig Minuten lang, bevor ich aufgebe.

Dem Mann von der Rentenversicherung erkläre ich später am Telefon, dass da wohl irgendwas falsch gelaufen sein muss. Glücklicherweise sieht er das auch so. Die Sache ist somit schnell geklärt. Als nächstes versuche ich Informationen vom DZK, bezüglich meiner Umschulung zu bekommen. Leider scheint die Dame mit dem Dialekt, welche ich dort ans Telefon bekomme, nicht wirklich zu wissen, was ich von ihr will. Ob es nur sprachliche Probleme sind, die ihr das Leben so erschweren, kann ich nicht beurteilen, vermute allerdings, dass sie nicht die Hellste ist. Als sie ein zweites Mal im Büro nachfragen muss, ob bestimmte Kurse, die mich interessieren, angeboten werden, scheint sie überfordert mit der Telefonanlage oder mit mir. Jedenfalls legt sie auf. Ich verzichte darauf erneut anzurufen. Inkompetent bin ich selber, da muss ich nicht auch noch mit inkompetenten Personen telefonieren. Die Sache mit der Umschulung hat sich damit wohl erledigt. Der 1-Euro-Job kann kommen.


Loerz Rekordversuch
Gegen 22.30 Uhr treffe ich Sam, Sams Schwester und Waldemar bei Dortmund à la carte. Es ist ziemlich voll und ausnahmsweise regnet es mal nicht. Die Optik ist okay und wir verbleiben einige Zeit dort. Später wollen Waldemar und Sam unbedingt ins Bierhaus Stade. Es scheint unmöglich nach Dortmund zu fahren, ohne wenigstens einmal dort rein zu gehen.
Im Bierhaus Stade ist es wie immer. Waldemar hat erwartungsgemäß seinen Spaß, ich eher weniger. Dennoch, oder gerade deshalb, trinke zwei Jägermeister bevor es weitergeht in die Live Station. Dort ist die Herz beißt Haifisch Party. Darauf hat allerdings Sams Schwester absolut keine Lust, weshalb sie unsere kleine Runde spontan verlässt. In der Live Station ist nicht viel los und es sind eindeutig zu viele Männer dort. Sam und Waldemar sehen nicht glücklich aus und wollen wieder zurück ins Stade. Dorthin zurück will ich auf keinen Fall. Glücklicherweise taucht um kurz nach 01.00 Uhr der Loerz auf. Sein glückliches Grinsen ist schon von weitem zu erkennen. Kaum ist er da, quatscht er schon die ersten Frauen an. Sein Plan scheint es zu sein, möglichst viele Frauen in möglichst kurzer Zeit anzuquatschen. Vermutlich kämpft er um einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde. Recht bald verliere ich den Überblick, wen er mir schon alles vorgestellt hat. Waldemar ist in der Zwischenzeit mal wieder ohne ein Wort zu sagen verschwunden, Sam sieht weiterhin nicht sehr motiviert aus und Loerz steht schon bei der nächsten Gruppe von Frauen. Ich folge ihm und unterhalte mich mit einer Achtzehnjährigen, der ich natürlich zu alt bin, doch da sie die anderen Typen, die sie und ihre Schwestern gerade vollquatschen, spießig findet, zieht sie meine Gesellschaft vor. Obwohl ich ihr Vater sein könnte, finde ich sie äußerst anziehend. Schade, dass sie nicht auf alte Männer steht. Als Loerz weiter zur nächsten zieht folge ich ihm. Wir haben es gerade mit zwei netten Blondinen zur Bar geschafft als ein kleiner Typ mich anquatscht. Er sagt, dass wir uns nicht kennen. Als ob ich das nicht selber wüsste. Er erzählt, dass er mit seiner Arbeitskollegin Gisa, 28, da sei und dass sie gerne wüsste, ob ich in Begleitung wäre oder eine Freundin habe. Nicht, dass ich wüsste. Ich will Gisa sehen und er zeigt sie mir. Sie ist weder unattraktiv noch hässlich, ganz im Gegenteil. Sie ist etwa 1,75m groß, schlank, hat glatte Haare, auffällige Augen und volle Lippen. Wieso hat eine so attraktive Frau Interesse an mir? Da muss irgendwas nicht stimmen. Ich sage ihm, dass ich gleich mal zu ihr rüber gehe, weiß allerdings nicht, ob ich meine was ich sage. Irgendwie ist mir die Situation zu kompliziert. Ich will doch nur gucken und Loerz bei seinem Rekordversuch begleiten. Sam hat mittlerweile keine Lust mehr und verabschiedet sich von uns. Im Gegensatz zu Waldemar weiß er, was sich gehört. Noch bevor ich mir weitere Gedanken über Gisa machen kann, ist Loerz schon bei ihr, textet sie zu und fordert mich auf zu ihnen rüber zu kommen. Nun denn. Wir begrüßen uns kurz und der total vergnügte Loerz meint, dass er uns nun alleine lässt. Sie sagt mir, dass sie keine Zeit hat und gleich gehen muss. Was soll ich dann hier? Wir wechseln noch ein paar Sätze, aber ein richtiges Gespräch geht anders. Es passt wohl einfach nicht. Finde ich aber nicht schlimm, denn ich hab schon gewaltig einen an der Waffel und konnte noch nie gut mit Fremden kommunizieren. Gisa sagt erneut, dass sie jetzt gehen muss. Ich verabschiede mich und will gerade gehen, als sie mich nach meiner Telefonnummer fragt. Verstehe ich zwar nicht, gebe ihr aber dennoch meine Nummer, weil nur komplette Idioten einer attraktiven Frau ihre Nummer nicht geben. Ich vermute, sie hat mit jemandem gewettet, dass es ganz leicht ist eine Telefonnummer zu bekommen und hat durch mich ihre Wette gewonnen. War aber auch einfach, denn ich würde fast jeder Frau, die so aussieht und mich fragt, meine Telefonnummer geben.
Die beiden Blondinen haben inzwischen übrigens kein Interesse mehr, da sie der Meinung sind, dass Loerz ein Aufreißer ist, der alle anquatscht. Da tun sie ihm unrecht, er kämpft doch nur für einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde. Sollte es allerdings nicht um einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde gehen ist seine Flipperaktion mehr als sinnlos. Daher beschließe ich, dass es an der Zeit ist die Live Station zu verlassen. Draußen geht es unverändert weiter. Kaum sieht der Loerz Frauen werden sie angelabert. Außerdem will er unbedingt noch in die Liquid Lounge. Auf dem Weg dorthin quatscht er drei Typen an, die wir in die Liquid Lounge mitnehmen. Prickelnd. In der Liquid Lounge geht es weiter wie gehabt. Nach knapp zehn Minuten habe ich genug und wir verlassen meinen Lieblingsladen. Weiter geht es ins Bierhaus Stade. Loerz ist heute unersättlich und vollkommen außer Kontrolle. Wir bleiben dennoch nur wenige Augenblicke im Bierhaus Stade, bevor ich ihn davon überzeugen kann, dass es besser ist den Abend zu beenden. Zum Abschluss teilen wir uns eine Banane.
Es ist bereits halb vier, als ich endlich zurück zu Hause bin. Todmüde falle ich ins Bett. Keine Ahnung, ob Loerz es ins Guiness Buch der Rekorde geschafft hat.


Von Dortmund à la carte ins Anton´s
Gegen 13.00 Uhr wecke ich den Loerz per Telefon und kaum ist er wach, macht er im Internet ein Date für den Abend klar. Der Kerl ist phänomenal. Er bestellt gleich zwei Frauen, damit ich auch was davon habe. Ein echter Samariter, der Loerz. Trotzdem glaube ich nicht wirklich daran, dass das Date stattfindet. Dates aus dem Internet sollte man einfach nicht ernst nehmen. Damit am Abend auch alles gut wird, fahre ich durch die Waschstraße, nicht dass am Ende mein schmutziges Auto den Abend versaut. Man weiß schließlich nie, was so passiert, wenn man unterwegs ist. Den Rest des Nachmittags ruhe ich mich aus, um abends fit zu sein für die Dinge, die da kommen.
Gegen 19.40 Uhr bin ich beim Loerz. Das Date mit den Frauen hat sich zwischenzeitlich erledigt. So fahren wir in die Stadt, um zu sehen, was geht. Bei Dortmund à la carte treffen wir Sam und Waldemar und beschließen den Rest des Abends zusammen zu verbringen. Dummerweise ist Sam davon überzeugt, dass man bei Dortmund à la carte gute Frauen kennenlernen kann und es dauert eine halbe Ewigkeit ihn davon zu überzeugen, dass man hier nur alte Menschen, Pärchen und Frauen, die wir nicht haben wollen, trifft. Als sein Widerstand gebrochen ist gehen wir in die CU Bar. Dort verweilen wir einige Zeit. Es sind ein paar akzeptable Frauen dort. Passieren tut dennoch nichts und so ziehen wir weiter. Loerz und ich schauen kurz ins Domizil. Dort ist nicht so viel los. Zu viele Männer, keine willigen Frauen und wir verlassen den Laden nach wenigen Augenblicken wieder. Zu viert geht es weiter zu Anton´s Bierkönig. Ich erinnere mich gut daran, dass ich es immer völlig ausgeschlossen hatte, hier mal rein zu gehen. Aber da der Loerz mir erzählt, dass die Frauen in dem Laden die Männer ansprechen, bin ich zu neugierig, um es nicht wenigstens mal zu versuchen. Sam möchte eigentlich nicht ins Anton´s, da es dort, wie er sagt, nur Frauen mit dicken Bäuchen gibt. Wir nehmen ihn trotzdem mit. Da muss er jetzt durch. Gleiches Leid für alle. Tatsächlich ist die Zahl der übergewichtigen Frauen im Anton´s recht hoch. Doch irgendwie passt das alles gut zusammen. Loerz findet den Abend mittlerweile geil. Auf der schwach gefüllten Tanzfläche befinden sich ausschließlich Frauen, die meisten davon sind tatsächlich übergewichtig und haben dennoch richtig Spaß. Irgendwie ein lustiger Laden. Loerz beschließt nach wenigen Minuten, dass wir nun jedes Wochenende hier verbringen. Wenn er meint.
Langsam füllt sich der Laden und es ist unschwer zu erkennen, dass viele Frauen sehr vom Loerz angetan sind. Eine klebt mit den Augen den ganzen Abend an ihm. Himmlisch. Mich beachtet lediglich eine bebrillte Übergewichtige. Genauso habe ich mir das vorgestellt. Sam unterhält sich mit einer Frau mit Rattengesicht. Keine Ahnung, warum er das tut. Wenn ich mir die Rattenfrau so angucke, bekomme ich irgendwie Angst. Zumindest ist sie nicht dick. Trotzdem würde ich mich lieber mit einer dicklichen Frau unterhalten als mit Miss Rattenkopf. Na ja, jeder so, wie er es mag. Da der Loerz Frauengruppen, die sich verkleiden, weil sie den Abschied einer ihrer Freundinnen ins Eheleben feiern, mag, geht er zu einer solchen Gruppe und lässt sich zusammen mit einer Frau fotografieren. Wenig später holt er mich dazu, um ein Foto von mir und der Frau zu machen. Er hat seinen Spaß, das ist unverkennbar. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit den Frauen, bevor wir beschließen, den Abend zu beenden. Beim nächsten Mal, sagt der Loerz, geht es dann richtig ab und wir machen zwei Frauen für uns klar. Wenn er meint. Nachdem ich ihn zu Hause abgeliefert habe esse ich meine Banane und frage mich, ob es mir gefällt ständig unterwegs zu sein. Ich weiß es nicht, es ist auch egal. Nächste Woche geht’s weiter.


Haarige Sache
Etwa eine Woche nachdem ich mit Jenny über MSN geschrieben habe, ist sie wieder online und ich denke mir, dass ich sie noch mal antexte, bevor ich den Kontakt lösche. Sie antwortet sofort und wir texten eine Weile. Sie hat Langeweile und niemanden, der in der Woche mit ihr etwas unternimmt. Ich teile ihr mit, dass ich heute schon ausgebucht bin, aber morgen Zeit hätte etwas mit ihr zu unternehmen. Sie findet es gut und schlägt vor, dass wir nach Lünen zum See fahren. Den Vorschlag finde ich doof, außerdem habe ich das Gefühl, dass sie mich verarschen will. Als ob eine 20jährige sich sofort mit einem fast doppelt so alten Mann treffen würde, mit dem sie genau zweimal kommuniziert hat. Trotzdem frage ich sie, wann und wo wir uns treffen sollen. Sie schlägt 14.00 Uhr vor. In Hamm. Ich überlege mir gerade noch eine Antwort als sie mich nach meiner Telefonnummer fragt, weil man am Telefon besser einen Treffpunkt vereinbaren kann. Sehr professionell, die Kleine. Ich gebe ihr meine Nummer und wenige Augenblicke später klingelt mein Telefon. Interessant. Ihre Stimme ist mir etwas zu schrill und ihr Lachen schmerzt in meinen Ohren. Ich stelle mir vor, dass ich irgendwo mit ihr sitze und sie ständig so laut und schrill lacht, dass alle Leute sich die Ohren zuhalten müssen. Das sollte mich eigentlich abschrecken, tut es aber nicht. Scheinbar bin ich nicht ganz bei Trost, denn wir vereinbaren, dass wir uns tatsächlich am nächsten Tag treffen wollen. Gespräch beendet.
Etwa eine Stunde später unterhalten wir uns erneut bei MSN. Ich will noch mal ein Foto von ihr sehen. Sie zeigt eins, auf dem sie Bauchfrei mit knallengem, gelben Top zu sehen ist. Sieht gar nicht schlecht aus. Fast sexy. Ich schreibe ihr das. Schon klingelt mein Telefon. Sie ist quitschvergnügt und schnell tut mein Ohr mir wieder weh. Wir telefonieren dennoch über zwanzig Minuten. Sie hat scheinbar tierischen Spaß. Teilweise verstehe ich allerdings nicht, was sie sagt, da ihre Stimme einfach nicht zum Telefonieren taugt. Zu laut, zu schrill, zu undeutlich. Als sie mir erzählt, dass sie vor drei Wochen umgezogen ist, gefällt sie mir gleich noch besser. Sie hat nämlich eine eigene Wohnung, eine gute Figur und lacht über den Blödsinn, den ich von mir gebe. Da muss doch was gehen. Und im Bett redet sie bestimmt nicht, weshalb ich in eine Art freudige Erwartung gerate. Vielleicht kann ich sie ja vernaschen. Später schreibt sie mir, dass ich süß bin und sie mich schon in ihr Herz geschlossen hat. Oh, Mann, was soll denn so was? Die soll mich nicht in ihr Herz schließen. Das ist doch voll albern. Irgendwie ist die Erotik nun dahin.

Am nächsten Tag habe ich mich gerade entschieden mit Loerz nach Dortmund zu fahren, als Jenny sich doch meldet, um sich mit mir zu verabreden. Weil es praktisch ist, lädt sie mich direkt zu sich nach Hause ein. Ich bin gespannt. Als ich bei ihr ankomme und sie die Haustür öffnet, trifft mich fast der Schlag. Vor mir steht eine zwanzigjährige Oma mit Überbiss, der dazu noch ein Zahn im Oberkiefer abhandengekommen ist. Ähnlichkeit mit der Frau von dem Foto kann ich keine entdecken und kann kaum glauben, was hier gerade abgeht. Normalerweise müsste ich sofort ins Auto steigen und flüchten, doch weil sie mir irgendwie Leid tut, mache ich das Naheliegende nicht. Ich meine, was hat man vom Leben zu erwarten, wenn man so aussieht? Nicht viel. So beschließe ich, dass wir eine Runde mit ihrem Hund Gassi gehen und ich mich danach verabschiede. Während wir Gassi gehen, plaudern wir ein wenig belanglos daher. Was in ihrem Leben wohl alles schief gelaufen ist? Fast alles, würde ich mal behaupten. Als wir zurück an ihrer Wohnung sind, teile ich ihr mit, dass ich mich nun auf den Weg mache. Sie scheint nichts anderes erwartet zu haben. Kurz bevor ich in mein Auto steige entdecke ich noch etwas Abscheuliches. Sie hat unter den Armen mehr und vor allem längere Haare als ich unter meinen Armen. Mir bleibt aber auch nichts erspart. Ich steige in mein Auto und bin weg. Mir reicht es für heute. Meine Dates werden auch immer gruseliger. In Zukunft sollte ich vielleicht einfach mit dem Blödsinn aufhören. Andererseits will ich ja an meiner miesen und zu negativen Einstellung arbeiten und jetzt und in Zukunft nicht mehr alles so düster sehen. Und so darf das positive an diesem Date nicht unerwähnt bleiben. Ich war an der frischen Luft.


Diazepam entspannt
Nach dem Schock mit der haarigen Zahnfee bin ich zunächst nicht an weiteren Dates interessiert und klemme mir stattdessen einen Nerv ein. Um die Schmerzen zu ertragen nehme ich 400mg Ibuprofen, 10mg Diazepam, ein heißes Bad, klebe mir anschließend ein Wärmepflaster auf und lasse mir später von meinem Arzt eine Spritze geben. Den größten Teil des Tages bin ich daraufhin bewusstlos und völlig entspannt. Als ich am späten Nachmittag wieder zu mir komme, gucke ich ein paar Filme. Noch immer bin ich sehr entspannt. Ich glaube, ich sollte mir täglich mindestens 10mg Diazepam einwerfen, denn ich mag den entspannten Zustand und so besteht keine Gefahr, dass ich mich mit irgendwelchen merkwürdigen Frauen verabrede.


Alleine in der Live Station
Am Freitag mache ich da weiter, wo ich am Donnerstag aufgehört habe, allerdings ohne Medikamente. Ich liege den ganzen Tag auf dem Sofa und starre entweder die Decke an oder gucke Filme. Weil sich niemand findet, der mit mir am Abend etwas unternehmen möchte, mache ich etwas, was ich mir schon seit mindestens zehn Jahren vorgenommen habe. Ich gehe alleine aus und bin einer der ersten Gäste in der Live Station. Es ist so leer, dass ich die Gäste durchzähle. Vierundzwanzig. Somit bin ich Gast Fünfundzwanzig. Ich bestelle mir ein Krefelder und setze mich an einen Ecktisch von dem aus ich alles gut beobachten kann. Langsam füllt sich der Laden, die ersten Gäste betreten die Tanzfläche und es ist fast wie Fernsehen, nur dass ich halt nicht zu Hause bin. Nach etwa einer Stunde, ich sitze noch immer am selben Platz, kommt Sams Schwester vorbei. Wir plaudern ein wenig, als irgendein Typ an uns vorbei geht. Als Sams Schwester ihn sieht sagt sie zu mir, ‚Das ist genau so eine arme Sau wie Du. Der kriegt auch nie eine Frau ab.‘ Das hat sie wirklich schön gesagt, besser hätte auch ich es nicht formulieren können. Dies wäre nun der richtige Zeitpunkt weinend nach Hause zu gehen oder mich vor einen Zug zu werfen, aber ich verzichte auf derartige Aktionen und bleibe zunächst auf meinem Loserplatz sitzen. Einige Zeit später stelle ich mich an einen anderen Platz, trinke ein Frankenheim Blue und stelle fest, dass mich irgendwie nichts interessiert. Keine wirklich überraschende Erkenntnis. Es ist mittlerweile fast 02.00 Uhr. Zeit zu gehen. Alleine auszugehen kann ich mir in Zukunft echt sparen und so beschließe ich, als ich wenig später in meinem Auto sitze und eine Banane esse, derartige Ausflüge in Zukunft nicht mehr zu machen.


Anton´s Bierkönig
Am frühen Abend mache mich auf den Weg nach Werne zu Tommy und Gaby. Die alljährliche Geburtstagsfeier steht auf dem Programm und wie es aussieht bin ich der einzige Single dort. Ich habe fast nichts anderes erwartet, habe meinen eigenen Tisch und irgendwie ist es fast so wie gestern Abend in der Live Station, außer das hier hin und wieder mal jemand kurz mit mir spricht. Erst als der Kegelclub eintrifft bin ich nicht mehr allein, denn Karsten stellt sich zu mir. Alles ist nun fast genauso wie im letzten Jahr. Später spielen wir im Garten ein Spiel bei dem man irgendwelche Holzteile mit anderen Holzteilen umwerfen muss. Ich mache mich die ganze Zeit über die gegnerische Mannschaft lustig. Ich bin echt ein Arsch, doch am Ende gewinnen wir ganz klar. Als die anderen eine Revanche wollen, sage ich ihnen, dass sie zu schlecht sind und keine Revanche verdient haben, es aber gerne im nächsten Jahr noch mal versuchen können. Ich glaube, ich bin nicht nur ein Arsch, sondern auch noch ein Unsympath.
Gegen 22.00 Uhr ruft Loerz an und will wasunternehmen. Weil ich keine Lust mehr auf die Geburtstagsfeier habe und auch nicht nach Hause will, sage ich ihm, dass ich ihn gegen 23.00 Uhr abholen werde und verabschiede mich unverzüglich von der Geburtstagsrunde, fahre kurz nach Hause, um mich umzuziehen und bin fast exakt um 23.00 Uhr bei ihm. Er ist bereits gut angeheitert, völlig glücklich, in bester Stimmung und felsenfest davon überzeugt, dass wir im Anton´s Bierkönig heute zwei Frauen klarmachen werden. Ich kann seine Euphorie nicht teilen. Kaum sind wir im Bierkönig, spricht er die ersten Frauen an, hat Spaß und findet alles geil. Alle paar Minuten sagt er mir, wie geil alles ist. Es freut mich, dass er sich freut. Dummerweise hat er mindestens ein Glas zu viel getrunken, denn als er mir eine Frau vorstellt, die er mir kurz zuvor schon einmal vorgestellt hat, kann er sich daran nicht erinnern. Sie sagt mir, dass ich auf ihn aufpassen und ihm nicht so viel Alkohol geben soll. Ich sage ihr, dass er vollkommen außer Kontrolle und unkontrollierbar ist. Er spricht zwischenzeitlich schon die Nächste an. Es ist nun fast so, wie bei seinem Rekordversuch. Wenig später kippt seine Stimmung. Plötzlich findet er es voll Scheiße im Bierkönig und er will nie wieder kommen. Er regt sich über die Frauen auf, was die sich überhaupt einbilden. Liegt vermutlich daran, dass sie zwar mit ihm reden, aber nicht mit ihm in die Kiste wollen. Seine Stimmung wird von Minute zu Minute schlechter. Einigen Frauen sagt er, dass sie hässlich sind. Mir erzählt er, dass er nicht den geringsten Respekt vor Frauen hat und dass sie nichts sind als ein Loch. Er ist fassungslos, dass es scheinbar nicht einmal im Bierkönig möglich ist Frauen klar zu machen. Deshalb will er nie mehr weggehen. Die nächsten Monate muss ich auf ihn verzichten, sagt er. Er spricht noch ein paar Frauen an, aber es kommt nichts dabei herum. Alles andere hätte mich jetzt auch überrascht. Bevor es noch peinlicher wird beschließe ich, dass es an der Zeit ist zu gehen. Auf dem Weg zum Auto schimpft er wie ein Rohrspatz. “Scheiß Fotzen. Scheiß Muschis. Was bilden die sich eigentlich ein? Die sind nichts weiter als ein Loch. Scheiß Fotzen. Fotzen. Huren.“ Zwischendurch wirft er noch eine Bank und ein paar Pflanzen um. Und schimpft weiter. „Scheiß Fotzen. Eingebildete Muschis. Ich bin der Loerz, was denken die sich überhaupt? Huren.“ Dann beschimpft er noch zwei Mädels, die vor uns hergehen. Er schreit ihnen nach, dass sie fette Ärsche haben und total eingebildet sind. Er kann gar nicht mehr aufhören mit seinen Beschimpfungen. Er ist, so bin ich mir nun sicher, ein völlig frustrierter Mann auf der Suche nach einer Frau fürs Leben. Oder zumindest für eine Nacht. Im Auto geht es weiter. „Fotzen. Drecksfotzen. Im nächsten Leben will ich auch ne Muschi sein, dann halt ich mein Loch hin und alle wollen mich. Das ist doch Scheiße. Wieso bilden die Frauen im Bierkönig sich ein, dass sie mehr als nur ein Loch sind? Ich habe keinen Respekt vor Frauen, die sind Dreck. Huren. Ich geh nicht mehr aus. Schnauze voll. Schade, um das schöne Geld.“ So geht es ununterbrochen weiter bis er aus meinem Wagen steigt. Irgendwie scheint er durch und durch frustriert zu sein. Nachdem es im Auto ruhig ist, esse ich meine Banane und überlege mir, ob ich demnächst auch zu Hause bleibe und verrotte, falls er seinen Plan wahr macht und nicht mehr ausgeht, oder ob ich in Zukunft alleine weggehe. Ich entscheide mich fürs verrotten, weil das mit dem alleine Ausgehen auch keine Lösung ist. Herrliche Aussichten.


Der Sonntag danach
Ich bin noch nicht lange bei Bewusstsein als das Telefon klingelt. Es ist der Loerz. Scheinbar geht es ihm etwas besser, denn er schimpft gar nicht über die schrecklichen Frauen.
Irgendwann, nach dem Mittagessen bei meinem Onkel, mache ich es mir auf dem Sofa bequem, liege einfach so da und starre die Decke an. Nach etwas mehr als zwei Stunden habe ich das Gefühl, dass da irgendwas an der Decke rumkrabbelt. Ich denke, es ist eine kleine Spinne. Als ich mich auf mein Sofa stelle, um mir die Spinne genauer anzuschauen, stelle ich fest, dass dort nichts ist. Wenige Minuten später krabbelt wieder etwas an der Decke. Ich bin mir sicher, dass es ein kleiner Käfer ist. Als ich mich auf mein Sofa stelle, um mir den Käfer aus der Nähe anzuschauen, stelle ich erneut fest, dass gar nichts an der Decke rumkrabbelt. Wahrscheinlich werde ich langsam verrückt. Bevor es schlimmer wird, schalte ich den Fernseher ein. Es ist 16.41 Uhr. Das Fernsehprogramm sagt mir nicht zu, weshalb ich wenige Minuten später eine DVD einlege und mir einen Film anschaue. Während des Films ruft erneut Loerz an. Er ist verkatert und kann nicht verstehen, dass wir es nicht auf die Reihe kriegen Frauen klar zu machen. Vielleicht liegt es bei ihm daran, dass er zu hohe Erwartungen bzw. Ansprüche hat. Bei mir liegt es höchstwahrscheinlich daran, dass ich langweilig und doof bin. Außerdem weiß ich gar nicht, warum er sich beschwert. Er hat eine Freundin, hatte in der Woche ein Date und für Montag ein weiteres in Aussicht. Warum ist er nur so unzufrieden? Er ist ja fast schlimmer als ich mit seinem Gejammer. Versteh ich nicht. Nach dem Film schaue ich Hattrick. Um 20.47 Uhr lege ich die nächste DVD ein. Direkt danach eine weitere. Die Filme sind allesamt okay. Um 23.43 Uhr nehme ich das Buch Neue Vahr Süd und lese ein wenig. Es ist 00.16 Uhr als ich das Licht ausschalte und kurz darauf das Bewusstsein verliere.


Profile löschen
Um 07.41 Uhr klettere ich aus meinem Bett, schalte den Computer ein und lösche mein Profil bei bildkontakte.de. Dort habe ich in den sechs Wochen, die ich angemeldet war eh so gut wie nie reingeschaut. Ich habe exakt vier Frauen angeschrieben, bekam keine Antwort und wurde exakt null Mal von irgendwelchen Frauen angeschrieben. Das macht keinen Sinn, deshalb musste ich das Profil löschen. Als nächstes kontrolliere ich meine Mails. Hundertdreiundvierzig Spammails. Nicht schlecht.
Um 09.21 Uhr bin ich im Fitnessstudio. Wie immer bin ich der einzige dort, der keine Muskeln hat. Ist mir egal. Nach dem Training verzichte ich darauf zu Duschen. Ich habe heute nichts mehr vor, wozu also Wasser verschwenden?
Um 12.52 Uhr lösche ich mein Profil bei der Freenet Community. Es bringt mir nämlich nichts, dort angemeldet zu sein. In knapp zwei Monaten habe ich etwa 150 Frauen angeschrieben. Nur eine einzige hat geantwortet. Daraus entstand ein Date, was recht nett war, bei dem ich aber nicht in der Lage War die Frau zu küssen. Insgesamt ist mir der Aufwand einfach zu hoch, weshalb ich in Zukunft auf Freenet verzichten kann. Ich muss es einfach akzeptieren, dass Frauen mich nicht wollen. Nicht einmal im Internet.
Um 13.27 Uhr rufe ich bei meiner Arbeitsvermittlerin an. Ich möchte einen Termin mit ihr vereinbaren, um ihr mitzuteilen, dass eine Umschulung für mich keinen Sinn macht und sie mir einen 1 Euro Job vermitteln soll. Ich würde gerne in Parkanlagen Hundescheiße aufsammeln. Die Maßnahme könnte man Scheiße sammelt Scheiße auf nennen. Ich denke, dass sie meine Idee sehr begrüßen wird. Am Telefon möchte ich ihr meine tolle Idee allerdings noch nicht verraten, es soll eine Überraschung sein. Während des Telefonats verliebe ich mich sofort wieder in ihre Stimme und wir vereinbaren einen Termin am kommenden Mittwoch. Ich freu mich fast so als hätte ich ein Date mit ihr. Und irgendwie kann man es ja auch so bezeichnen. Ich höre mir Take it von Tom Novy an. Ich liebe dieses Lied. Heute ist ein echt geiler Tag.
Um 14.14 Uhr fahre ich zum tanken. Der Liter Normalbenzin kostet nur 1,279 €. Bei einem derartigen Schnäppchenpreis macht das Tanken richtig Spaß. Schade, dass mein Tank nicht richtig leer ist und ich deshalb nur 27 Liter tanken kann. Dass ich nach dem Tanken irgendwie pleite bin ist zwar ärgerlich, aber nicht wirklich tragisch, denn bald habe ich ja einen 1 Euro Job und kann tanken und ausgehen so oft ich will. Jetzt muss ich nur noch eine Frau finden, die mit mir ausgeht, um mein Glück perfekt zu machen. Es wäre sogar okay, wenn die Frau nur aus Mitleid mit mir ausgeht. Sie sollte nur nicht unter Zahnausfall leiden, dann ist mir fast alles egal.
Um 14.55 Uhr lösche ich mein Profil bei poppen.de. Ich habe dort etwa 60 Frauen angeschrieben, davon hat eine geantwortet, welche mich zu ihrem Sklaven machen wollte, worauf ich keine Lust hatte. Weitere Zeit möchte ich nicht bei poppen.de verschwenden. Da gucke ich lieber an die Decke.
Um 15.18 Uhr betrete ich einen Chatraum, in dem man sich nicht registrieren muss. Auch hier will niemand mit mir kommunizieren. So sitze ich fast vierzig Minuten vor dem Bildschirm und schreibe ab und zu „Hallo“ oder „Nur Fakes hier“. Meistens allerdings sitze ich wie paralysiert vor dem Bildschirm und mache nichts. Als ich eine angeblich 16jährige aus Gelsenkirchen entdecke, versuche ich ein letztes Mal im Chat zu kommunizieren. Sie antwortet sogar. Da muss was faul sein. Ich will ein Foto von ihr sehen. Sie schreibt: Per MSN. Ich bin einverstanden. Sie sieht aus wie ein Mensch. Ich sage ihr, dass ich 30 Jahre bin. Findet sie natürlich toll. Als nächstes schickt sie mir ein Nacktfoto und schreibt, dass wir uns morgen um 16.00 Uhr in Dortmund treffen können. War klar, dass machen Fakes immer so. Da sie nicht mehr viel Zeit hat, gibt sie mir noch eine Mobilnummer. Die spinnt doch. Als ob ich da anrufen würde. Kranke Welt. Ist mir aber heute egal, denn heute ist ein guter Tag.
Um 16.48 Uhr lösche ich mein Profil bei spin.de. Was soll ich in einem Chat, in dem niemand mit mir spricht? Bringt ja nix. Außerdem hat die Frau mit dem Zahnproblem hier meine MSN Adresse aufgeschnappt und mich so überwältigt. Es wäre viel zu gefährlich bei spin.de registriert zu bleiben. Nun bin ich überall abgemeldet. Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen. Selbst die Sonne scheint jetzt für mich. Wahnsinn.
Um 18.17 Uhr nehme ich ein Vollbad, welches deshalb nötig geworden ist, weil Loerz und ich festgestellt haben, dass heute der einzige Tag ist an dem wir beide Zeit haben Billard zu spielen. Und da ich gerne sauber bin, wenn ich das Haus verlasse gibt es keine andere Möglichkeit als ein Vollbad.
Billard mit Loerz endet meist damit, dass ich verliere. Das liegt unter anderem daran, dass ich mich immer nur wenige Sekunden konzentrieren kann, bevor ich wieder spiele wie ein Vollidiot. Loerz hingegen kann sich fast immer beim Billard konzentrieren. Heute ist er allerdings nicht in Form. Vielleicht hat er aber auch Mitleid mit mir, denn er lässt mich gewinnen. Ich sag ja, heute ist ein geiler Tag.
Um 20.41 Uhr fahren wir zum Loerz, um einen Film zu gucken. Der Film ist zwar nicht wirklich toll, doch das ist egal.
Um 23. 34 Uhr liege ich in meinem Bett, esse eine Banane und lese noch ein wenig, bevor ich um 00.18 Uhr das Licht lösche. Das war ein geiler Tag. Gute Nacht.


Das könnte eine Erkältung sein
In der Nacht kann ich vor Halsschmerzen kaum schlafen und nach dem Aufstehen wird es auch nicht besser. Scheint so als wäre es wieder Zeit für eine Erkältung. Hatte ich auch schon lange nicht mehr.
Um 11.00 Uhr gehe ich zu meinem Onkel, der allerdings nicht da ist. So kann ich direkt wieder zurück nach Hause gehen. Zu den Halsschmerzen hat sich nun ein leichter Schnupfen gesellt. Das finde ich so deprimierend, dass ich beschließe, mindestens eine Woche mein Sofa nicht mehr zu verlassen. Macht alles eh keinen Spaß, wenn man erkältet ist.
Glücklicherweise ist mein Termin bei der Arbeitsagentur nicht am kommenden Mittwoch, sondern erst am 04. September, wie ich gerade erfahre. Bis dahin sollte ich wieder fit sein.
Direkt nach dem Mittagessen gucke ich mir The Guardian an. Ein Film, der von Minute alberner und kitschiger wird. Schrecklich. Es liegt vermutlich am Film, dass meine Halsschmerzen schlimmer werden. Vermutlich liegt es ebenso an dem Film, dass ich unmittelbar nach Ende des Films nichts weiter mache als zu atmen. Ich sitze auf meinem Schreibtischstuhl, starre ins Nichts, atme ein und atme aus. Das geht etwa eine Stunde so, bis ich merke, dass mich das nicht weiter bringt. Also stehe ich auf, gehe in den Keller und hole mir von dort eine Gulaschsuppe, welche ich, zurück in der Wohnung, unverzüglich erwärme und verspeise. Als ich satt bin, spüle ich das Geschirr ab und gucke mir anschließend Running with Scissors an, ein Film in dem fast alle verrückt sind, was meiner Meinung nach genau der richtige Film zum richtigen Zeitpunkt ist. Kaum ist der Film vorbei nehme ich ein Erkältungsbad. So ein Erkältungsbad kann nicht schaden, wenn man Halsschmerzen hat und fest davon überzeugt ist eine richtige Erkältung zu bekommen. Natürlich besteht bei einem Hypochonder immer die Möglichkeit, dass er sich die Erkältung nur einbildet, aber man weiß ja nie, weshalb ich noch ein paar Bronchipret Thymian Pastillen lutsche und einige Chamomilla Streukügelchen einwerfe. Besser ist das.
Um 19.45 Uhr kommt Heiko mich besuchen. Wir hören Musik und reden über verpasste Chancen und darüber, dass wir noch fast genauso blöd sind, wie vor zehn Jahren. Ich mag solche Gespräch und könnte stundenlang so rumdiskutieren. Nachdem Heiko gegangen ist gucke ich mir Monk an. Der ist auch total gestört, aber wenigstens erfolgreich bei dem was er tut. Nachdem er seinen Fall gelöst hat schalte ich den Fernseher aus und lese noch ein wenig. Bevor ich das Licht ausschalte nehme ich noch ein paar Chamomilla Streukügelchen und ein wenig Ferrum phosphoricum. Irgendwas muss doch helfen. Weil ich nicht einschlafen kann, denke ich nach, vielleicht kann ich aber auch nicht einschlafen, weil ich nachdenke. Ist auch egal, denn das Ergebnis ist dasselbe. Je später es wird, desto wütender werde ich, weil ich nicht schlafen kann. Je wütender ich darüber werde nicht schlafen zu können, desto unwahrscheinlicher wird es natürlich einzuschlafen. Ich wälze mich im Bett hin und her. Meine Halsschmerzen sind lästig und meine Nase ist verstopft. Ich nehme Nasenspray. Mittlerweile ist es 02.40 Uhr. Ich schwitze wie ein Schwein, habe eine verstopfte Nase und Kopfschmerzen, weshalb ich eine Kopfschmerztablette und mein geliebtes Nasenspray nehme. Wenig später schlafe ich endlich ein.


Ein weiterer belangloser Tag
Ein Problem, wenn man den ganzen Tag nur rumsitzt oder rumliegt, ist, dass man nachts nicht wirklich müde ist. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ich um 05.00 Uhr plötzlich hellwach bin. Ich bin allerdings nicht nur wach, ich bin auch völlig verspannt, was ebenfalls damit zusammen hängt, dass ich seit Sonntag fast permanent in der Wohnung hocke. Eine unangenehme Situation, zumal ich keine Lust habe so früh aufzustehen. Also schaue ich kurz aus dem Fenster, nehme mein Nasenspray und versuche einigermaßen entspannt liegen zu bleiben.
Da meine Verspannungen äußerst unangenehm sind beschließe ich, dass ich um 09.00 Uhr zum Training fahre, weil ich gestern das Training bereits nach vierzig Minuten, wegen meiner Rotznase, abgebrochen habe. Ich schaffe es tatsächlich, noch einmal einzuschlafen. Allerdings beschert mir dieser Schlaf einen üblen Traum, in welchem ich bei einem Paketdienst als Fahrer eingestellt werde. Ich träume, wie ich den Vertrag unterschreibe, obwohl ich beim Probearbeiten einen Wagen zu Schrott gefahren habe, was aber keinen in der Firma wirklich stört. Auf dem Hof der Firma stehen massig Wagen, die zu Schrott gefahren wurden. Scheinbar sind die gut versichert. Im Büro ist auch jemand, den ich kenne. Es ist mein Augenoptiker. Er ist allerdings nicht nur einmal vertreten, sondern gleich dreimal. Ich finde das sehr merkwürdig, grüße ihn trotzdem freundlich und gehe dann mit dem Chef zu einem Schreibtisch, wo mein Vertrag bereit liegt. Obwohl mir nicht mitgeteilt wird, wie viel ich verdiene und wie meine Arbeitszeiten sind unterschreibe ich den Vertrag. Die anderen Leute, die sich ebenfalls im Büro aufhalten, grinsen irgendwie hämisch und ich habe das Gefühl, dass sie alle Teufel sind. Glücklicherweise klingelt kurz nachdem ich den Vertrag unterschrieben habe mein Wecker. Es ist 07.40 Uhr und ich bin froh, dass der Alptraum vorbei ist. Pünktlich um 09.00 Uhr fahre ich zum Training. Dort schwitze ich so stark, dass ich zu Hause duschen muss, obwohl ich den Rest des Tages nichts mehr vorhabe. Eigentlich hatte ich mir das Duschen nach dem Training abgewöhnt. Egal.
Nach dem Mittagessen beschäftige ich mich mit der Frage, ob ich meinen 3-Tage-Bart abrasieren soll. Als ich nach einer Stunde noch immer nicht weiß, was ich machen soll, entscheide ich spontan einen 2-Tage-Bart daraus zu machen. Ein guter Kompromiss, wie ich finde.
Am frühen Nachmittag scheint tatsächlich mal die Sonne. Sofort überlege ich mir eine sinnvolle Aufgabe. Ich fahre nach Lünen, um meine Tintenpatrone auffüllen zu lassen. Weil ich keine Lust habe alleine durch Lünen zu latschen, fahre ich sofort nachdem die Tintenpatrone aufgefüllt ist wieder zurück. Durch die vielen Autos, die durch Lünen fahren, dauert die ganze Aktion etwa eine Stunde, was bedeutet, dass der Tag noch lang ist. Noch immer scheint die Sonne. Das ist jetzt irgendwie doof, denn bei Sonnenschein zu Hause zu hocken ist unvertretbar. Dummerweise fällt mir nicht ein, was ich machen kann, weshalb ich völlig resigniert auf meinem Schreibtischstuhl sitze und mir wünsche, dass es zu regnen beginnt. Absurd.
Später fällt mir ein, dass am Wochenende in Waltrop Parkfest ist. Da kann man aber nur in weiblicher Begleitung hin, sonst bringt das nichts. Ich gucke kurz, ob sich in meinem Zimmer eine weibliche Person befindet. Fehlanzeige. Vorsichtshalber überprüfe ich noch meinen Kleiderschrank. Auch hier keine mögliche weibliche Begleitung. Also werde ich, wie schon im letzten Jahr, auf das traditionelle Parkfest verzichten müssen. Es sieht ganz danach aus, als würde ich das kommende Wochenende zu Hause bleiben. Gut, dass ich 110 DVDs mit tollen Filmen im Schrank stehen habe. Leicht frustriert schnappe ich mir ein Buch und setze mich auf den Balkon. So bin ich wenigstens an der frischen Luft. Minuten später fängt es an zu Regnen. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Um mich auf das Wochenende einzustimmen gucke ich am Abend Road to Perdition und Ein Ticket für zwei. Klappt ganz gut, das Wochenende kann kommen.


Die verhinderte Muffinbäckerin
Gelegentlich kommentiere ich Einträge in Blogs oder Onlinetagebüchern. So habe ich vor einigen Tagen den Eintrag einer Frau die schrieb, dass sie Muffins backt, kommentiert, weil mich der Eintrag an Groupie, die mir für unser erstes Date Muffins backen wollte, es aber nicht tat, erinnert hat. Die Reaktion der Autorin dieser Geschichte lies nicht lange auf sich warten, weshalb ich ihr vorschlug, dass sie mir Muffins backt und wir diese dann gemeinsam verspeisen. Interessanterweise stimmte die Muffinbäckerin meinem Vorschlag zu.
Nun mailt sie mir, dass sie ein Foto von mir will, was mich ein wenig überrascht, vielleicht sogar mehr als nur ein wenig, dennoch finde ich es noch immer witzig und verschicke das gewünschte Foto, worauf ich auch eins von der Muffinbäckerin, wie ich sie von nun an nenne, bekomme. Auf den ersten Blick passt sie so gar nicht zu den Frauen, die ich in letzter Zeit übers Internet kennen gelernt habe. Sie ist weder fett noch über vierzig, sie sieht nicht einmal hässlich aus und es hat den Anschein als hat sie sogar alle Zähne. Zumindest gehe ich davon aus, denn sie macht absolut nicht den Eindruck einer Oma mit Zahnausfall. Sie ist 30 Jahre alt. Ein gutes Alter, wie ich finde. Und nicht nur dass, sie hat scheinbar tatsächlich vor mir Muffins zu backen und sich mit mir zu treffen. Wirklich daran glauben kann ich allerdings nicht, jedoch hält mich das nicht davon ab, von nun an fast täglich mit ihr zu mailen. Wir vereinbaren sogar einen Tag und einen Treffpunkt für die Muffinsübergabe. Sie soll an einem Donnerstag in Marl stattfinden. Marl wurde deshalb ausgewählt, weil es ungefähr in der Mitte der Wohnorte von uns liegt. Eine neue Stadt, eine unbekannte Frau und dazu extra für mich hergestellte Muffins. Der Gedanke gefällt mir sichtlich gut, allerdings frage ich mich, wieso eine Frau so etwas für mich tun sollte. Erwartet sie dafür eine Gegenleistung? Und wenn ja, welche? Oder war alles nur ein Scherz?
Je näher der Tag rückt, desto gespannter bin ich, welcher Grund zur Absage des Treffens führen wird. Und ich rechne fest mit einer solchen Absage. Werde ich Recht behalten?

Am Tag des geplanten Treffens entdecke ich in meinem Postfach eine Mail von ihr. Ich bin mir selbstverständlich vollkommen sicher, dass es ihre Absage ist und vermute, dass der Sohn Grund der Absage ist, doch ich irre. Zumindest was den Grund der Absage betrifft. Als ich ihre Mail lese, muss ich laut lachen, eine solche Mail am frühen Morgen ist wirklich der Hammer. Die Muffinbäckerin hat sich doch tatsächlich am Vortag die Treppen runter gestürzt und will nun zunächst mal einen Arzt aufsuchen und weist darauf hin, dass das Treffen vermutlich verschoben werden muss. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die erste Frau ist, die vor einem Date mit mir die Treppe runter gefallen ist. Als ich einige Zeit darüber nachdenke, erinnere ich mich daran, dass sie tatsächlich nicht die erste ist, die meinetwegen die Treppen hinabgestürzt ist. Etwa ein Jahr zuvor gab es einen fast identischen Vorfall. Auch da wurde mir von einer Frau am Tag des geplanten Treffens wegen eines Treppensturzes abgesagt. Es scheint sehr gefährlich zu sein, sich mit mir zu verabreden und ich frage mich, wann sich die erste Frau meinetwegen aus dem Fenster einer Erdgeschoßwohnung stürzen wird. Oder wann es die erste Leiche zu beklagen gibt.
Später erfahre ich, dass die Muffinbäckerin sich bei ihrem Sturz einen Bänderriss zugezogen hat. Das Leben ist manchmal echt kurios. Und gefährlich. Zur eigenen Sicherheit fahre ich ab sofort, wann immer es möglich ist, mit dem Fahrstuhl.

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