April 2008

Ursula. Teil 3.
Nachdem unsere ersten beiden Treffen so nett und platonisch abgelaufen sind, finden Ursula und ich, dass ein drittes Treffen nicht schaden kann. So verabreden wir uns in einer Bar in Senden. Warum wir uns in Senden treffen, weiß ich nicht.

Fast pünktlich erscheine ich am vereinbarten Treffpunkt. Ursula ist schon da. Sie trägt Stiefel und einen Rock. Gefährlich. Sie nimmt meine Hand und wir gehen ins FEZ, der vermutlich einzigen Bar in Senden. Ob es wirklich eine Bar ist, oder nur eine ganz normale Kneipe, die sich Bar nennt, will ich jetzt nicht entscheiden. Ist auch nicht wirklich von Bedeutung. Wir setzen uns in eine gemütliche Ecke und unterhalten uns sofort prächtig. Was wir uns allerdings fragen ist, ob Inzucht in Senden üblich ist oder ob einige der Gäste einfach nur Pech hatten. Wir einigen uns aufs Pech. Mein Problem zu diesem Zeitpunkt ist, dass ich Ursula unbedingt küssen will, was aber nicht angebracht ist, weil wir uns ja auf eine platonische Freundschaft geeinigt haben. So halte ich mich selbstverständlich zurück.

Der Wunsch sie zu küssen verschwindet leider nicht und so lasse ich mir etwas ganz Besonderes einfallen. Nasenbluten. Vielleicht küsst sie mich ja aus Mitleid, wenn ich hier einfach so blute. Wie ich meine Nase dazu bekommen habe, einfach so zu bluten weiß ich nicht, aber geküsst werde ich trotzdem nicht. Mein Nasenbluten dient lediglich der Unterhaltung, da ich mir, um die Blutung zu stoppen, etwas von einem Taschentuch abreiße und in die Nase stecke. So hat meine Aktion mich zwar nicht weiter gebracht, aber immerhin für etwas Unterhaltung gesorgt.

Die Zeit vergeht auch heute wie im Fluge. Mit der Zeit rücken wir immer näher zusammen und ich bin entzückt über unsere mehr oder weniger zufälligen Berührungen, die sich mit der Zeit auffällig häufen. Vielleicht bilde ich mir aber auch nur ein, dass es so ist. Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir hier mächtig miteinander flirten. Allerdings kenne ich mich mit Flirten nicht wirklich aus, weshalb auch dieses Gefühl reine Einbildung oder Wunschdenken sein kann.

Irgendwann hält sie meine Hand oder ich ihre und wir liegen mehr oder weniger auf unserem Tisch. Das bilde ich mir definitiv nicht ein. Geht da heute was? Zumindest ist es eine harte Probe für unsere platonische Freundschaft. Sie lächelt mich an, sie lächelt viel zu oft. Ich liebe ihr lächeln und finde, dass das alles hier zu viel für eine platonische Beziehung ist und beschließe, dass ich nicht ungeküsst nach Hause fahren kann. Auf keinen Fall. Und so teile ich ihr mit, dass ich sie küssen möchte. Nach einer kurzen Diskussion ist es endlich so weit. Es ist sehr angenehm und interessant sie zu küssen. Das schmeckt nach mehr. Zeit den Abend zu beenden. Besser kann es nicht werden und man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist.

Als wir uns draußen verabschieden, fasse ich ihr unter den Rock an ihren Arsch. Das muss ich einfach tun und es fühlt sich gut an. Falls sie das nicht abgeschreckt hat würde ich es gerne irgendwann wiederholen. Warum lassen sich nicht alle Frauen von mir unter den Rock fassen? Das macht Spaß.


Nasenhaarkampf
Ihre Haare wehen drollig im Wind, wachsen rasend schnell nach und fallen sofort auf. Passend zu ihrer hellen Haut sind die Nasenhaare schön dunkel, so dass man sie einfach nicht ignorieren kann. Und so blickt man während eines Gesprächs mit Miss Nasenhaar zwangsläufig auf ihre Nasenhaarpracht.
Lange Zeit war Miss Nasenhaar die absolute Nummer 1, was die Nasenhaare anging. Doch nun hat sie ernsthafte Konkurrenz bekommen. Der Tänzer hat die Herausforderung angenommen und seine Nasenhaare dermaßen wachsen lassen, dass Miss Nasenhaar alt aussieht. Seine Nasenhaare sind um einiges länger und man hat fast das Gefühl, dass sie nach einem schnappen, wenn man mit dem Tänzer spricht. Da er diese Pracht nun schon länger mit sich herum trägt, kann man davon ausgehen, dass es kein Versehen ist und er sie mit voller Absicht hat wachsen lassen. Er will die Nummer Eins unter den Nasenhaarträgern sein. Und er ist die Nummer Eins. Miss Nasenhaar ist entthront. Besonders beängstigend sind die Nasenhaare der beiden bei diesen Windverhältnissen. Es ist furchterregend, wie die Haare so fröhlich aus der Nase wehen und scheinbar nach allem greifen, was sich in der Nähe befindet. Ein unglaubliches, aber keineswegs ungefährliches Schauspiel, was sich einem täglich bietet. Ich bin gespannt, wie Miss Nasenhaar ihre Niederlage verkraftet und ob sich noch jemand findet, der den Kampf um den Nasenhaarmeistertitel aufnimmt. Es bleibt spannend und ich bleibe Hautnah, nein, Nasenhaarnah dran.


Schade
Nach wochenlanger Abstinenz besuche ich wieder einen Chatraum und schreibe zwölf Frauen an, um zu sehen was passiert. Es passiert nicht viel. Sieben von denen Antworten zwar, aber es ist irgendwie langweilig. Und so beende ich die Kommunikation mit den Damen schnell wieder. Eine 32 jährige aus Bochum will, dass wir in Kontakt bleiben. Ihre Entscheidung. Da sie angeblich selten im Internet ist gibt sie mir ihre Handynummer. Nett von ihr, nur kann ich mit Handynummern leider nichts anfangen. Chatten ist doof.

Abends bin ich mit Loerz im FZW. Es ist nicht viel los. Als wir in den unteren Bereich gehen entdecke ich vier Frauen, die an einem Tisch stehen. Ich habe das Gefühl, dass die Blonde mich anlächelt. Ich lächle zurück, was die Frauen scheinbar sehr amüsiert, denn sie fangen unverzüglich alle gleichzeitig an zu lachen. Das hat man davon, wenn man mal freundlich sein will. Um mir weitere Peinlichkeiten zu sparen wende ich den vieren den Rücken zu. Kurze Zeit später steht die Blonde neben uns und spricht uns an. Leider verstehe ich nicht so viel, da sie sich dem Loerz zuwendet. Sie sagt wohl, dass sie vier Frauen sind, die ihren Spaß haben wollen und fragt, ob wir rüber an ihren Tisch kommen möchten. Loerz lehnt sofort ab. Er sagt, dass wir oben noch verabredet sind. Als die blonde Frau nicht sofort geht, verabschiedet er sich von ihr und deutet ihr an, dass sie gehen möge. Mir teilt er mit, dass die Frauen ihm nicht gefallen und wir gehen nach oben.

Oben ist auch nicht viel los also beschließen wir, wieder nach unten zu gehen. Unten treffen wir auf zwei Bekannte mit denen wir uns unterhalten. Als die beiden tanzen gehen schaue ich kurz zu dem Tisch mit den vier Frauen herüber. Die Blonde gibt mir ein Zeichen, dass ich rüber kommen soll. Ich gehe rüber, Loerz bleibt zurück. Schnell ist klar, dass es etwas zu laut für ein Gespräch ist und dass die blonde Frau nichts mit meinem Humor anfangen kann. Das kann ja heiter werden. Wir plaudern ein wenig, allerdings weiß ich nicht so wirklich worüber. Es ist definitiv zu laut, was das Gespräch nicht unbedingt einfacher macht. Ich weiß auch nicht, warum sie mich anfasst. Ich fasse sie nicht an. Wir kennen uns doch kaum.
«Wenn Du zu Deinem Freund gehen möchtest, um darüber nachzudenken, ob du überhaupt hier sein willst, dann ist das okay.» – «Warum sollte ich darüber nachdenken wollen?» – «Manchmal geht man irgendwo hin und fragt sich dann, ob man überhaupt da sein will. » – «Ach so. Ich möchte jetzt nicht rüber gehen und nachdenken möchte ich auch nicht.» Ich glaube, die Frau ist etwas schräg drauf. Kann am Wein liegen, kann aber auch ihr Allgemeinzustand sein. Ich weiß es nicht. Nach ein paar weiteren Sätzen geht sie tanzen und ich zurück zu Loerz und den beiden Bekannten. Die Blonde lächelt immer wieder zu mir rüber und ich lächle zurück. Bin ja schließlich ein netter Mensch, aber auch völlig verwirrt. Wenig später kommt sie zu mir. «Wenn man nett ist, dann bekommt man alles, was man haben möchte.» – «Ist das so? Dann sollte ich vielleicht auch mal nett sein.» – «Man muss aber auch wissen, was man haben will.» – «Aha.» – «Ich weiß genau was ich will.» – «Das ist gut.» – «Und weißt Du, was Du willst?» – «Manchmal.» «Also ich will meinen Spaß haben. Deshalb habe ich Dich angesprochen. Aber wenn Du weiter mit der anderen Frau sprechen willst, dann habe ich halt Pech gehabt.» Dazu fällt mir nichts ein. So gucke ich sie nur an und warte was sie als nächstes von sich gibt. Bevor sie etwas sagen kann taucht ihre Schwester auf. Die Schwester gefällt mir irgendwie besser, doch das behalte ich für mich. «Also wir stehen da drüben und wenn Du Lust hast, dann komm doch einfach rüber.» – «Okay.» Ich glaube nicht, dass ich rüber gehen werde, weil ich ziemlich bescheuert bin und nicht weiß, was ich tun soll, aber man weiß ja nie was passiert. Ich merke ja nicht einmal, wenn ich angemacht werde. Oder ich will es nicht merken.

Als sich unsere Bekannten von uns verabschiedet haben, gehen wir in die Nähe der Frauengruppe. Loerz meint, dass es Zeit wird an Frauenhaaren zu riechen. Da die blonde Frau zufällig vor ihm steht, will er an ihren Haaren riechen. Dummerweise dreht sie sich genau in dem Moment um, als er losschnuppern will. Er sagt ihr, dass er traditionell an Haaren riechen muss und er an ihren Haaren riechen will. Sie guckt ziemlich überrascht. Vermutlich hält sie ihn für einen Spinner. Das hält ihn allerdings nicht davon ab an ihren Haaren zu riechen. Nun sagt er ihr auch noch, dass er manchmal nicht nur an Haaren riecht, sondern auch ein paar Haare abschneidet und diese in einem Einmachglas sammelt. Sie lacht, aber normal findet sie das mit Sicherheit nicht. Zeit zu gehen. Nachdem Loerz sich verabschiedet hat bin ich an der Reihe mich zu verabschieden. «Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.» Mehr fällt mir nicht ein. Sie guckt mich an, fasst mir an den Bauch und sagt nur «Schade.» Ich umarme sie kurz, gebe ihr einen Kuss auf die Wange und bin weg. So leicht bin ich scheinbar doch nicht zu haben.

Auf dem Weg nach Hause gönne ich mir eine Banane und ein interessanter Ausflug neigt sich dem Ende entgegen.


Emma
Für gewöhnlich ist es sinnlos mir eine Telefonnummer zu geben, da ich nicht weiß, was ich damit soll. Bei Emma, das ist die Frau aus Bochum, die mir kürzlich im Chat ihre Nummer gegeben hat, mache ich eine Ausnahme und schreibe ihr eine SMS. Wir texten ein paar Mal hin und her, dann langweilt mich der Quatsch und ich beschließe, dass ich mir eine andere Frau im Chat suche, die mir ihre Handynummer gibt.

Dummerweise langweilen mich alle Profile, die ich mir anschaue und so schreibe ich keine Frau an. Ich will gerade gehen, als ich sehe, dass Emma auch im Chat ist. Ich schreibe sie an und wir kommunizieren eine Weile. Da mich der Quatsch nach wenigen Minuten langweilt frage ich sie, wann sie mir Bochum zeigt. «Wann hast Du Zeit?» – «Am Mittwoch.» – «Okay. Dann gehen wir am Mittwoch zusammen etwas trinken.» – «Echt?» – «Natürlich.» Damit habe ich nicht gerechnet und frage sie, wie wir uns erkennen wollen. Da sie ein Foto von mir gesehen hat, schreibt sie, dass sie mich erkennen wird. Toll. Meine Frage, ob ich ein Foto von ihr zu sehen bekomme, wird erwartungsgemäß verneint. Sie beschreibt sich so: 1,63m, schlank, dunkelblondes Haar. Diese Beschreibung bringt mich auch nicht wirklich weiter. Als ich mich gerade verabschieden will fragt sie mich nach meiner Festnetznummer, weil sie mich nachher anrufen möchte. Von mir aus. Soll sie haben. Bin gespannt ob sie tatsächlich anruft.

Etwa eine Stunde später ruft sie tatsächlich an. Ihre Stimme schreckt mich irgendwie ab und sie redet dermaßen laut, dass ich den Hörer vom Ohr weghalten muss, um keinen Gehörschaden davon zu tragen. Ob es wirklich eine gute Idee war ihr meine Nummer zu geben? Zumindest spricht sie in ganzen Sätzen und scheint nicht vollkommen verblödet zu sein. Sie mag keine Männer die nur nett sind und sucht keinen besten Kumpel. Freunde hat sie auch genug. Sie ist keine Stalkerin, hat ihr Germanistik-Studium abgebrochen und eine Umschulung zur Buchhändlerin abgeschlossen. Derzeit arbeitet sie als Kellnerin. Sehr viele Informationen prasseln auf mich nieder und mein Ohr tut langsam weh. Sie findet chatten genauso blöd wie ich und dennoch haben wir uns im Chat kennengelernt. Das sollte uns zu denken geben. Nach etwas mehr als einer Stunde habe ich mich einigermaßen an ihre Stimme gewöhnt und sage ihr, dass ich es etwas unfair finde, dass ich kein Foto von ihr bekomme. Sie sagt mir, dass ich bestimmt keinen Schock bekomme, wenn ich sie sehe und dass die Leute sagen, dass sie sehr schöne Augen, einen tollen Arsch und schöne Beine hat. Kann ja jede behaupten. Falls wir uns am Mittwoch wirklich treffen, werde ich wissen, ob sie gelogen hat oder nicht.

Nach über zwei Stunden beschwert sie sich darüber, dass ich sie nicht ernst nehme und veralbere. Ich sage ihr, dass das daher kommt, dass sie nette Typen langweilig findet und ich deshalb nicht permanent nett zu ihr sein kann. Danach gebe ich mir allerdings Mühe sie anständig zu unterhalten. Sie lacht viel und hat ihren Spaß. Mit mir zu telefonieren ist eine feine Sache. Wir einigen uns darauf, dass sie die Getränke für mich bezahlt, wenn ich am Mittwoch extra für sie nach Bochum fahre, damit sie mich kennenlernen kann. Ich finde das ist das Mindeste, was sie für mich tun kann. Nach drei Stunden finde ich, dass ich ihr genug Freude bereitet habe und wir beschließen, das Gespräch langsam zu beenden. Ich glaube, sie freut sich wirklich darauf, mich kennenzulernen. Am Telefon bin ich einfach unwiderstehlich. Zum Abschied sagt sie mir, dass ich eine schöne Stimme habe. Da ich das nicht zum ersten Mal höre, wird es wohl stimmen. Mal sehen, welche Show ich ihr am Mittwoch biete und ob sie danach immer noch so angetan ist.


Neues von der Umschulung
Der Toilettenmann wird von vielen nur noch Der Türke genannt. Außerdem ist sein Beliebtheitsgrad bei den Frauen arg zurückgegangen. Viele der Frauen finden ihn zu selbstverliebt und mögen sein, wie sie es nennen, überhebliches Verhalten nicht. Was sie ihm ganz übel nehmen ist die Tatsache, dass er angeblich mit einer Mitschülerin ins Bett wollte, obwohl er verheiratet ist und ein Kind hat. Da ist man ganz schnell durch bei den Damen. Mir kann das nur Recht sein, ein Konkurrent weniger. Die Bauchtänzerin nennt mich mittlerweile Herzensbrecher und zwickt mir in der Mittagspause in den Bauch. Langsam mache ich mir Sorgen. Irgendwie unheimlich.

Da wir nur drei Automobilkaufmänner sind haben wir oftmals nur zu dritt Unterricht. Das hat manchen Vorteil, aber auch Nachteile. Blöd ist es meist, wenn man ganz alleine Unterricht hat, weil die anderen nicht da sind. Heute habe ich erneut dieses Vergnügen. Um exakt 11.12 Uhr verlassen meine beiden Kollegenden den Unterricht, weil sie angeblich wichtige Termine haben. Ich will gerade anfangen zu weinen, als mir der Dozent mitteilt, dass wir die Zeit nutzen werden, um I am Legend zu gucken. Das gefällt mir. Und so habe ich das Vergnügen einen Film zu gucken, anstatt irgendwelche Fachfragen beantworten zu müssen. Manchmal ist es doch nicht so schlimm, wenn man Einzelunterricht hat.


Ein neuer Lebensabschnitt beginnt
Da ein sechsmonatiges Praktikum zu meiner Umschulung gehört und dieses Praktikum am 09. Juni 2008 beginnen soll, habe ich mich kurzerhand dazu entscheiden elf Bewerbungen zu schreiben. Neben einigen Absagen erhalte ich einen Anruf von einem Autohausbesitzer, der mich kennen lernen möchte, um festzustellen, ob ich in sein Autohaus passe.

Nun befinde ich mich auf dem Weg zu dem Autohaus und zu meinem Entsetzen trage ich ein weißes Hemd und eine Krawatte. Ich hasse Krawatten. Mehr als pünktlich erreiche ich das Autohaus und spaziere ins Büro des Chefs. Glücklicherweise läuft das Gespräch sofort ganz gut. Man weiß ja vorher nie, ob man mit seinem Gegenüber klar kommt. Hier scheint es der Fall zu sein. Als ich die Frage zu meinen Stärken beantworte, sagt er direkt, dass alle sagen, dass sie zuverlässig und pünktlich sind. Ich sage, dass ich da nichts zu kann, dass alle so etwas sagen und dass es mir Leid tut dass es so ist. Als ich ihm meine Schwächen sage, fragt er ob es meine Antworten sind, die ich ihm da gebe. Wessen Antworten denn sonst? Er sagt, dass man die Antworten, die er von mir bekommen hat überall genauso nachlesen kann. Ich beschließe keine weiteren Schwächen zu haben. Was kann ich denn dafür, dass alle so sein wollen wie ich und deshalb meine Antworten als Musterantworten benutzen? Er blättert leicht ungläubig durch meinen Lebenslauf. „Ihr Lebenslauf ist nichts. Das ist gar nichts. Es wird langsam Zeit für Sie.“ Er schüttelt den Kopf, blättert erneut durch den Lebenslauf und guckt mich an.“ „Gucken wir einfach mal, wie es sich entwickelt. Den Lebenslauf können sie vergessen. Das wissen sie ja selbst, dass der Lebenslauf beschissen ist.“ – „Ja, ich weiß, den kann man vergessen.“ – „Bei mir lernen sie Leasing und Finanzierung und vieles, was sie woanders nie lernen würden. Hier können sie richtig was lernen, wenn sie denn wollen.“ – „Das klingt gut.“ – „Ich zeige Ihnen nun die Räumlichkeiten.“ Wir gehen in die obere Etage. Er zeigt mir ein recht großes Büro mit Blick nach draußen, einem Computer und einem schönen Bürostuhl. Es sieht unbenutzt aus. „Das ist ihr Büro.“ Ein Büro ganz für mich alleine. Eine ganze Etage ganz für mich alleine. Jetzt bloß nicht euphorisch werden. Da muss irgendwo ein Haken sein.

Zurück in seinem Büro erklärt er mir, dass ein Praktikant kein Risiko für ihn darstellt, so lange ich keinen Schaden anrichte und dass er mich als Praktikant haben möchte, um zu testen ob es passt. Dann kommt er auch endlich zu dem Haken. Ich muss am nächsten Freitag nach der Schule Probearbeiten und danach jeden Samstag von 09.00 Uhr bis 14.00 Uhr. Damit sind meine Wochenenden bereits vor Beginn des Praktikums gestrichen. Die Arbeitszeiten während des Praktikums sind samstags identisch und in der Woche darf ich von 09.00 Uhr bis 18.30 Uhr arbeiten. Klingt locker nach einer 50 Stunden Woche. Sieht so als wäre nun Schluss mit lustig. Nächste Woche unterschreibe ich den Praktikumsvertrag. Willkommen in der Arbeitswelt.


Date mit Emma
Als ich am vereinbarten Treffpunkt ankomme entdecke ich zwei Frauen, die scheinbar auf jemanden warten. Eine davon ist mit Sicherheit für mich. Aber welche? An der ersten gehe ich einfach mal vorbei. Sie könnte nett sein, aber auch langweilig. Die zweite Frau geht gar nicht. Wenn sie meine Verabredung ist, dann wird es bitter. Ich gehe auch an ihr vorbei, stelle mich etwas hinter die beiden und schreibe eine SMS, um zu sehen, welche für mich ist. Ich habe Glück, Emma ist die erste Frau. Leider ist sie wenig kommunikativ. Ich glaube, das wird ein zäher Abend. Nach kurzer Zeit sagt sie, dass ich etwas erzählen muss, da sie gerade nichts sagen kann und ein paar Minuten braucht. Entweder ist sie entsetzt oder fasziniert von mir. Ich denke, ich werde mich erst an sie gewöhnen müssen. Sie sieht ganz anders aus als erwartet und ich kann auch nicht wirklich beschreiben, wen oder was ich erwartet habe. Aber so ist es ja meistens.

Wir setzen uns in ein Café und ich fordere sie auf ihre kommunikative Seite zu präsentieren, denn schließlich bin ich nicht zu ihrer Unterhaltung hier. Sie soll mich unterhalten. Nach einiger Zeit habe ich mich an sie und ihre Stimme gewöhnt. Wir reden hauptsächlich belangloses Zeug. Ich mache Witze, drehe ihr die Worte im Mund um und amüsiere mich recht gut. Dennoch frage ich mich gelegentlich, was ich hier eigentlich mache. Die Zeit vergeht recht schnell und ich habe das Gefühl, dass ich ihr gefalle. Warum sonst sollte sie so nervös sein? Das gefällt mir. Und weil ich gerade etwas überheblich bin, flirte ich ein wenig mit ihr. Ich liebe es, wenn Frauen verlegen werden. Es läuft. Ich betrachte sie und frage mich, ob ich Lust habe mit ihr ins Bett zu gehen. Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube aber, dass ich keine Lust habe, denn es ist schon fast 23.00 Uhr und ich muss morgen früh raus. Zeit den Abend zu beenden. Ich fordere sie auf die Getränke zu bezahlen, was sie anstaltslos macht und wir verlassen das Café.

Als wir an meinem Auto ankommen frage ich sie, ob sie von mir nach Hause gebracht werden möchte. Sie will. Also packe ich sie in den Benz und wir fahren zu ihr. Es ist etwa 23.27 Uhr als wir bei ihr ankommen und es hat fast den Anschein als hätte sie keine Lust auszusteigen, denn sie erzählt mir nun eine Menge Dinge, nach denen ich nicht gefragt habe. Warum tut sie das? Nach etwas fünfzehn Minuten mache ich den Motor aus. Scheinbar dauert das hier noch eine Weile. Es ist bereits 0.00 Uhr als ich sie frage, wie ihr der Abend gefallen hat. Sie fand den Abend gut und mich auch. Sie würde sich freuen, wenn ich mich bei ihr melden würde. Ich sage ihr, dass ich das mache und deute ihr an, dass es Zeit wird den Wagen zu verlassen. Sie steigt aus. Ich fahre los und gönne mir eine Banane.

Wenige Minuten später bekomme ich eine SMS von ihr. Sie bedankt sich für den schönen Abend. Gern geschehen. Dafür bin ich doch da.


LEIBNIZ Erdnuss Spaß
Seit einiger Zeit sage ich Frau Klein, dass sie mir LEIBNIZ Kekse mitbringen soll. Natürlich macht sie das nicht.
Seit letzter Woche verlange ich von Bröckelchen ebenfalls, dass sie mir Kekse mitbringt. Heute kommt sie mit einer Tüte zu mir, stell diese auf meinen Tisch und sagt „Hier für Dich.“ In der Tüte befindet sich eine Packung LEIBNIZ Erdnuss Spaß. Auf die Frage womit ich das verdient habe sagt sie, dass ich seit längerem von Frau Klein Kekse verlange, diese aber keine mitbringt, weshalb sie mir nun welche mitgebracht hat. Ich bin entzückt, was Frauen alles für mich tun. Es scheint so als wäre ich ein beliebter Typ. Mal schauen, was ich noch alles verlangen kann.


Schnuppertage
Pünktlich um 16.00 Uhr beginnt mein Praktikumsbeschnuppern. Da der Chef noch telefoniert, wandere ich etwas durchs Autohaus und schaue mir die Fahrzeuge an. Ich muss feststellen, dass ich nicht gerade auf dem neuesten Stand bin. Von den meisten Autos habe ich noch nie gehört. Das kann ja heiter werden.

Als der Chef Zeit für mich hat unterschreiben wir direkt den Praktikumsvertrag. Er stellt mir die anderen Verkäufer vor und bringt mich in mein Büro. Ich soll es mir einrichten, wie ich es mag. Dann brauche ich dringend einen Plasmafernseher, denn Plasmafernseher mag ich. Aber wo stelle ich den hin? Er erklärt mir kurz die Telefonanlage, denn ab sofort gehört das Telefonieren auch zu meinen Aufgaben. Danach lässt er mich allein und ich bin verwirrt. Ich sitze in meinem Büro, gucke mir irgendwelche Papiere an und frage mich, was ich wegwerfen kann und was nicht. Außerdem frage ich mich, wo die ganzen Autos sind, die ich verkaufen soll und woher sie kommen. Ich bin kaum eine halbe Stunde hier und fühle mich schon maßlos überfordert und vollkommen deplatziert. Auf was habe ich mich hier nur eingelassen? Ich will nach Hause. Stattdessen sitze ich den größten Teil des ersten Schnuppertages einfach nur in meinem Büro und bin verwirrt.

An meinem zweiten Schnuppertag ist der Chef nicht da. Einer der Verkäufer erklärt mir das Programm zu Finanzierung und Leasing und lässt mich dann allein, damit ich ein wenig üben kann. Ich tippe Zahlen ein, gucke was für Autos ich verkaufen kann, wandere durchs Autohaus, fasse Autos an, denn ein persönlicher Kontakt zu den Fahrzeugen kann nicht schaden, schicke zwei Kunden weg, da ich keine Ahnung habe wie ich ihnen helfen kann und schiebe meinen Schreibtisch etwas durch die Gegend.
Wenig später kommt der Chef kurz vorbei. Er scheint gutgelaunt und sagt mir, dass er gleich schon wieder weg muss. Ich habe nichts dagegen. Dummerweise sagt er mir nicht, wann ich wieder kommen soll und der andere Verkäufer meint, dass weitere Einweisungen erst Sinn machen, wenn ich täglich da bin, weil ich sonst wieder alles vergesse. Woher weiß er, dass ich immer alles so schnell vergesse?

Den Rest des Arbeitstages sitze ich in meinem Büro, von dem alle sagen, dass es das schönste Büro von allen ist, was ich nur bestätigen kann, und lese zunächst eine Fachzeitschrift und später die FHM. Es kommen noch zwei Kunden, die ich freundlich grüße, von denen ich mich aber nicht ansprechen lasse. Einmal wandere ich noch durchs Autohaus. Als ich dabei eine Kundin entdecke und auf sie zu gehe, macht sie sich sofort aus dem Staub. Komisch, dabei habe ich mir extra meinen Sonntagsanzug angezogen. Zeit nach Hause zu gehen. Hier werde ich heute nicht gebraucht.

An den nächsten Wochenenden werde ich dem Autohaus fernbleiben. Nicht, dass die sich da noch an mich gewöhnen.


Zweites Date mit Emma
Am Freitag beschließe ich, dass ich Emma nochmal sehen will, um zu testen was mit ihr möglich ist. Ich frage sie, wann sie Zeit hat. Schon morgen. Perfekt. Ich nehme mir, weil ich spontan unter Überheblichkeit und Selbstüberschätzung leide, vor, am Ende des Abends bei ihr im Bett zu landen. Alles andere wäre albern.

Nachdem sie nur dreißig Minuten zu spät zu unserem Treffen erscheint, wandern wir ins Bermudadreieck, setzen uns in ein Café und ich beschließe, dass mein Plan bei ihr im Bett zu landen Scheiße ist. Und dass nicht nur, weil ich es eh nicht hinkriegen würde, sondern auch, weil ich nicht will. Geschickt sorge ich dafür, dass unser Gespräch schön oberflächlich bleibt. Außerdem finde ich, dass es nicht gut, ist, wenn sie mich für einen coolen Typen hält. Nach einer Weile, wir haben inzwischen die Lokalität gewechselt und sitzen auf einem gemütlichen Ledersofa, sagt sie, dass ich eiskalt und irgendwie kompliziert bin. Gut möglich, dass sie Recht hat.

Mir wird plötzlich alles zu privat und als sie mich fragt, warum ich mich ein zweites Mal mit ihr treffe, sage ich ihr, dass es besser ist mich mit ihr zu treffen als alleine vor dem Fernseher zu sitzen. Schlagartig habe ich verschissen und sie hat keine Lust mehr mit mir zu reden. Jetzt tut sie mir Leid. Das hat sie nicht verdient. Nach einiger Zeit und vielen Versuchen, die Stimmung wieder zu kippen, bringe ich sie dazu wieder mit mir zu reden. Zwei Stunden erträgt sie mich noch, dann bringe ich sie nach Hause. Zum Abschied schenke ich ihr eine CD, die ich nicht mehr brauche. Ich gehe davon aus, dass sich das Thema Emma damit erledigt hat, esse meine Banane und fahre nach Hause. Wo kriege ich jetzt möglichst schnell eine Ersatzfrau her?

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