Dezember 2014

Der dritte Weisheitszahn
Nachdem das Entfernen meines ersten Weisheitszahns im Unterkiefer vor vielen Jahren eine einzige Quälerei war, ich anschließend etwa zwei Wochen meinen Mund nicht mehr wirklich öffnen konnte und unfassbare Schmerzen hatte, gestaltete sich die Entfernung des Weisheitszahnes im Oberkiefer als Kinderspiel. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, dass die heute anstehende Entfernung des Weisheitszahnes aus dem Unterkiefer eine recht einfache Angelegenheit wird. Und so erscheine ich, nach einer recht schlaflosen Nacht, welche ich meiner Zahnarztangst zu verdanken habe, pünktlich zu meinem Termin. Nach einer kurzen Wartezeit sitze ich auf dem Behandlungsstuhl, sehe die Spritze und andere Instrumente und möchte eher gehen als bleiben. Der Zahnarzt kommt herein, gibt mir zwei Spritzen und die letzte Stunde meines Zahnes hat geschlagen. Sobald die Spritze wirkt, ist er Geschichte. Doch dann nehmen die Dinge eine unerwartete Wendung. Weil ich auch nach Minuten nicht das Gefühl habe, dass alles wirklich betäubt ist, kommen mir erste Zweifel, ob alles so ist, wie es sein soll. Der Zahnarzt kommt zurück, betrachtet die Röntgenaufnahme, sagt, dass die Zahnwurzel mächtig ist, und beginnt mit seiner Arbeit. Sein Plan ist es, den Zahn in zwei Teilen zu entfernen. Kaum beginnt er mit dem Durchtrennen, trifft er den Zahnnerv und ein köstlicher Schmerz durchfährt meinen Körper. Er fragt, ob es geht, ich gebe ihm zu verstehen, dass er weitermachen soll, frage mich aber sofort, wieso ich das getan habe. Wenige Augenblicke später trifft er erneut den Nerv. Ich zucke zusammen und der Zahnarzt beendet sein Vorhaben, gibt mir die dritte Spritze und ich darf warten. Dummerweise habe ich nicht das Gefühl, dass die Spritze irgendwas bewirkt. Und kaum beginnt die Behandlung erneut, bestätigt sich mein Verdacht. Der Zahnarzt trifft den Nerv und stellt fest, dass wir so nicht weiter kommen. Und so kommen wir zu Plan B. Zahn lockern und entfernen. Auch das klappt wegen starker Schmerzen nicht. Ich sinke tiefer und tiefer in den Behandlungsstuhl. Schon folgt Plan C. Irgendwelche Hebel und ein Skalpell kommen zum Einsatz. In mir ist längst alles auf Flucht eingestellt. Nur weil ich weiß, dass mir das nicht wirklich helfen würde und ich mich irgendwie zusammenreißen muss, weil eine Flucht auch ziemlich peinlich wäre, laufe ich nicht schreiend davon. Mit dem Skalpell soll vermutlich das Zahnfleisch von der Wurzel entfernt werden. Jedenfalls stelle ich mir das so vor. Der Eingriff fühlt sich gruselig an, tut aber nicht zu sehr weh. Im Vergleich zu den vorherigen Schmerzen jedenfalls nicht. Nach dem Skalpell kommen wieder andere Geräte zum Einsatz. Erst was zum lockern des Zahnes, dann wird erneut gebohrt. Der Bohrer bereitet wieder üble Schmerzen. Ich will sofort nach Hause, raus aus diesem Stuhl. Aber das geht noch immer nicht, weil der Zahn noch da ist. Nun kommt die Zange zum Einsatz. Ich weiß nicht, was genau der Zahnarzt da macht, aber es tut höllisch weh, so dass ich noch weiter nach unten rutsche und eine weitere Pause gemacht werden muss, weil ich die Schmerzen nicht mehr ertrage. Kurz Atmen. Ich schwitze, bin völlig verkrampft und der Weisheitszahn ist noch immer in meinem Kiefer. Die ganzen Geräusche, welche die Behandlung bisher verursacht hat, bekomme ich sicher nie mehr aus meinem Kopf. Der Zahnarzt fragt, ob ich bereit bin noch einmal Schmerzen zu ertragen. Ich bin es nicht, gebe aber zu verstehen, dass es weitergehen kann. Und dann tut es nochmal richtig weh, bevor es endlich vorbei ist. Ich bin völlig verwirrt und will schon durchatmen, als ich bemerke, dass das Loch nun noch zugenäht werden muss.
Das Nähen ist unangenehm und ich denke schon jetzt daran, dass die Fäden irgendwann gezogen werden müssen. Das regt mich irgendwie sehr auf. Ich will das nicht, will nie wieder herkommen. Als auch der Schritt endlich geschafft ist, sagt der Zahnarzt, dass ich nun durchatmen kann und noch eine Weile sitzen bleiben soll. Ich bin derweil wütend auf alle und alles. Die sollen mich in Ruhe lassen und abhauen. Sofort. Ich verschränke die Arme und sitze auf dem Behandlungsstuhl und warte. Worauf ich wirklich wütend bin, weiß ich allerdings nicht genau. Es muss so etwas wie eine Trotzreaktion sein. Ich dachte immer, so etwas kommt nur bei Kindern vor. Eine Helferin sagt, dass noch Blut in meinem Gesicht ist und wischt es ab. Normalerweise würde ich das selber machen. Aber weil ich sauer bin, sitze ich einfach nur da und lasse sie machen. Ich will auch mit keinem mehr reden. Die sind alle böse und gemein. Als ich wenige Minuten später aus der Praxis bin, bin ich zwar erleichtert, habe aber Schmerzen und ärgere mich, dass ich mir den Zahn habe ziehen lassen. Denn schließlich war er nur von Karies befallen, aber tat nur ganz selten mal weh. Drei Jahre habe ich den Eingriff immer wieder verschoben. Und jetzt weiß ich wieder, warum ich es getan habe.

Als ich endlich zu Hause bin, schaue ich, nachdem ich die Mullbinde, oder wie auch immer man es nennt, was der Zahnarzt mir auf die Wunde gelegt hat, entfernt habe, in meinen Mund. Blutet noch. Neue Binde drauf und abwarten. Binde raus, blutet noch. Egal. Da die Schmerzen sich steigern, nehme ich eine Ibuprofen. Vielleicht hilft das ja.

Der Nachmittag und Abend verlaufen weniger schmerzhaft als befürchtet. Mein größtes Problem ist, dass ich meinen Mund kaum öffnen kann. Da macht Essen gleich doppelt Spaß. Bis 23.00 Uhr halte ich es ohne weitere Schmerztablette aus. Dann nehme ich die zweite Tablette des Tages und gehe ins Bett.

Am nächsten Tag muss ich zur Kontrolle, was mir nicht gefällt, weil es draußen viel zu kalt ist und mein Mund sich noch weniger öffnen lässt. Da kann der Zahnarzt eh nichts sehen. Das macht doch keinen Sinn. Und erst recht keinen Spaß. Irgendwie sieht der Zahnarzt dann aber doch genug und sagt, dass die Schwellung den Umständen entsprechend ist. Dafür, dass er was am Knochen weggefräst hat, ist mein jetziger Zustand absolut okay. Irgendwie tröstet mich das wenig und die Tatsache, dass nächsten Montag die Fäden gezogen werden sollen, verdirbt meine Laune nur noch mehr. Wie soll man so seine Zahnarztphobie loswerden?

Winterpause
Weil ich glaube, dass es ihm gut tut, melde ich meinen Benz ab sofort in den Wintermonaten ab. So erhöhe ich seine und meine Chance, dass er ein Oldtimer werden kann. Außerdem spare ich so natürlich auch Geld für Versicherung, Steuern und Benzin. Und es gibt noch einen weiteren Grund, der mich dazu bewogen haben könnte, den Benz abzumelden. Denn wenn ich kein Auto habe, habe ich noch mehr Ausreden, warum ich nicht mehr so oft etwas unternehmen kann. Ohne Auto bin ich nämlich auch nicht mehr in der Lage, ins Fitnessstudio zu kommen. So unterstütze ich meine Faulheit und kann es immer damit begründen, kein Fahrzeug zu haben. Ich liefere mir und allen, die es nicht hören wollen, auf diese Weise quasi eine Erklärung für mein Verharren in der Wohnung. Das ist so billig und leicht zu durchschauen, aber dennoch völlig effektiv und absolut glaubwürdig. Irgendwie ist es auch schon fast tragisch traurig, dass ich solche Aktionen nutze, um mich und meine Trägheit zu fördern und gleichzeitig zu entschuldigen. Und so machen mein Benz und ich ab 2015 jedes Jahr vier Monate Winterpause, obwohl der Winter nur drei Monate dauert.

Die letzte Fahrt des Jahres
Weil es trocken ist, das Jahr sich dem Ende entgegen neigt und ich einen sauberen Benz in der Garage überwintern lassen möchte, beschließe ich spontan und für mich selbst überraschend, dass heute der Tag ist, an dem er für den Winterschlaf präpariert wird. Mit der Versicherung ist längst alles geklärt, so dass der Winterschlaf jederzeit beginnen kann. Der Benz wird gewaschen, ausgesaugt und vollgetankt. Anschließend wird der Reifendruck auf 3,5 bar erhöht und ab geht es in die frisch gefegte Garage. Hier wird er nun bis März stehen und ebenso wie ich darauf warten, dass es wärmer wird und er wieder raus darf. Ich indes werde meine ersten Erfahrungen als Mensch, der kein eigenes Fahrzeug zur Verfügung hat, machen. Und so beginnt am Ende eines recht ereignislosen Jahres ein völlig neues Abenteuer und es stellt sich die Frage, ob mein Leben von nun an noch ereignisloser wird oder aber völlig aus den Fugen gerät. Dies zu erfahren, kann ich kaum erwarten.

Heiligabend
Wie schon im letzten Jahr beschlossen, findet der Heiligabend bei Manni statt. Gegen 20.10 Uhr besuchen Petra und ich ihn und lassen uns Tee servieren. Der Gastgeber bekommt zwei Flaschen Wein, eine Packung Früchtetee und eine schwimmende Sanduhr geschenkt und dann sitzen wir so souverän und abgeklärt da, als würden wir es schon seit Jahren so machen. Wenn wir etwas können, dann Traditionen leben. Dabei ist es erst unser zweites traditionelles Beisammensein am Heiligabend. Während wir unseren selbst mitgebrachten Tee trinken, schaltet sich Manni durchs TV Programm und liest im Videotext, wie das TV Programm am weiteren Abend ist. Tee haben wir übrigens nur deshalb mitgebracht, weil Manni Früchtetee bevorzugt und ausschließlich im Angebot hat, wir aber Früchtetee nicht wirklich mögen. Wir plaudern, wie nicht anders zu erwarten, über Filme und andere wichtige Dinge des Lebens und die Zeit vergeht ganz fix. Die Müdigkeit ergreift mehr und mehr Besitz von uns, wir gähnen ein paar Mal ausgiebig und beenden kurz vor Mitternacht unser traditionelles Zusammensein. Traditionen sind wirklich etwas ganz besonderes.

Ist das Leben nicht schön
Kaum hat das Jahr begonnen, neigt es sich auch schon dem Ende entgegen und es ist Weihnachten. Weihnachten ist die Zeit für Weihnachtsfilme und die Auswahl an Weihnachtsfilmen ist enorm. Doch es gibt nur den einen Weihnachtsfilm, der mich seit vielen Jahren begleitet und der eigentlich in keinem Jahr fehlen sollte. Aufgrund diverser unerklärlicher Ereignisse, musste ich im letzten Jahr auf diesen besonderen Weihnachtsfilm verzichten. Als Ersatzweihnachtsfilm sah ich deshalb „Ein kurzer Film über das Töten“ und muss gestehen, dass das nicht wirklich ein geeigneter Ersatzweihnachtsfilm ist. Deshalb bin ich mehr als erfreut, dass heute der Weihnachtsfilm schlechthin gezeigt wird. Ist das Leben nicht schön. Der Film ist einfach der perfekteste Weihnachtsfilm den es gibt und ich will nie wieder ein Weihnachtsfest ohne diesen Film verbringen müssen. Und weil ich ein hoffnungsloser Optimist bin, wird es auch nie wieder so sein. Ist das Leben nicht schön und Weihnachten gehören einfach zusammen und nichts wird daran je wieder etwas ändern.

Gehabt zu haben
Nichtsahnend, dass ich mich gleich furchtbar erschrecken werde, mache ich einen Spaziergang durch den Ort. Plötzlich, wie aus dem Nichts, schreit der Mann von der gegenüberliegenden Straßenseite zu der Frau, die wenige Meter hinter mir geht, etwas zu. „Wünsche Frohe Weihnachten gehabt zu haben!“ Erschrocken und angewidert zugleich, höre ich, wie die Frau bestätigt, frohe Weihnachten gehabt zu haben. Wieso um Himmels Willen reden die so? Frohe Weihnachten gehabt zu haben. Gehabt zu haben. So reden doch nur Schwachköpfe. Weihnachten ist vorbei. Da kann man fragen, wie es war. Ob es schön war. Aber wünschen, Frohe Weihnachten gehabt zu haben, geht gar nicht. Außerdem ist es doch verlogen. Ein dummer Satz, den man irgendwann aufgeschnappt hat und dann von sich gibt, weil man glaubt, dass man es so sagen muss. Nein, ihr Blödis, das muss man nicht. Wo kommen wir denn da hin? Das ist fast so bescheuert wie „Wünsche eine schöne Geburt gehabt zu haben“. Wer sagt denn so etwas? Oder „Wünsche tollen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben“. So reden doch nur Vollpfosten. Gehabt zu haben ist unschön und nichts weiter als ein dahin geklatschter Satz, den man sich besser sparen sollte. Wenn man so etwas sagt, wirkt man weder gebildet noch weltoffen. Mit solchen Sätzen kann man mir jedenfalls den Moment vermiesen. Und manchmal noch viel mehr. Wünsche Spaß beim Lesen gehabt zu haben. Lächerlich.

Vierter Kinobesuch 2014
Das Kinojahr begann mit dem Hobbit und es endet mit ihm. Petra, Christoph und Manni sind auch heute meine Begleiter. Um etwa 18.00 Uhr nehmen wir auf unseren Stühlen im überraschend gut gefüllten Kinosaal Platz. Wenige Augenblicke später sind wir auch schon mitten im Geschehen und ich weiß erstmal gar nicht, was da los ist. Zu lange liegt der zweite Teil dieser Trilogie zurück. Und obwohl gleich viel los ist, bin ich nur mäßig begeistert. Und je länger der Film andauert, desto mehr frage ich mich, ob ich die Herr der Ringe Filme vielleicht doch nicht gut finde oder ob der Hobbit so viel schlechter ist. Vielleicht hätte ich auch nicht davon ausgehen sollen, dass dieser Teil besser als Teil zwei sein wird. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es eigentlich nichts zu erzählen gibt, dennoch alles künstlich in die Länge gezogen wird. Als Legolas in den Kampf eingreift, wird es dann doch etwas zu übertrieben. Er rennt auf herabstürzenden Steinen nach oben und ich muss an den Film Priest denken. Da rennt der Held auch auf herabfallenden Sachen nach oben. Das ist mir dann doch etwas zu viel des Guten. Und als Manni glaubt, dass nach der Schlacht der Film zu Ende ist, sage ich ihm, dass er sich irrt und behalte Recht. Weitere Dialoge, die mich langweilen, werden präsentiert. Ich fühle mich genervt und will nur noch, dass es endlich vorbei ist. Das Ende ist tatsächlich eine Erlösung und ich frage mich, was das sollte. Anschließend gehen wir noch ins Opera, haben Spaß und der Abend wird doch noch schön. Zwischendurch beobachte ich eine Frau mit Brille und rede mir ein, dass sie auch oft zu mir rüber sieht. Es ist fast wie damals, nur ganz anders. Gegen 22.17 Uhr verlassen wir das Opera und machen uns auf den Heimweg. Das Jahr ist fast um und ich frage mich, wie oft ich im nächsten Jahr wohl ins Kino gehen werde.

Leb wohl 2014
Wieder ein Jahr geschafft. So kann man es wohl sagen. Denn mehr habe ich dieses Jahr auch nicht wirklich geschafft. Wie ich viele Dinge in meinem Leben aussitze, um mich nicht damit auseinanderzusetzen, sitze ich längst ganze Jahre aus. Vielleicht sitze ich sie auch ab. Von meinen Plänen für 2014 ist nicht viel geblieben. Mehr Sport wollte ich machen, weniger habe ich gemacht. Ich wollte mehr rausgehen, mehr unternehmen, weniger unternommen habe ich stattdessen und viel mehr Zeit in der Wohnung verbracht. Zweimal wollte ich Urlaub machen dieses Jahr, mal hier raus, weg von hier. Nicht einmal habe ich es geschafft. Mehr und mehr gebe ich mich meiner Passivität hin, gebe ihr mehr und mehr Raum. Wozu noch Pläne fürs nächste Jahr machen, wenn ich sie doch nicht umsetze? Immer mehr lasse ich das Leben passieren und erlebe immer weniger. Nur in meiner Wohnung mache ich immer wieder was. Ich baue um, kaufe neue Sachen, versuche zu optimieren. Tote Gegenstände optimieren kann ich. Und dennoch befriedigt es nur kurz, dann überlege ich, was ich als nächstes verändern und verbessern kann. Wohnungsoptimierung statt Lebensoptimierung. Eindeutig der falsche Weg. Mein Leben in einer Scheinwelt. Die selbst erschaffene Parallelwelt ist längst zu einer Art Wartezimmer geworden. In mir brennt nichts. Kein Ehrgeiz, keine Ziele. Und wenn doch, dann werden sie auf die Warteliste gesetzt. Warum jetzt Leben? Das kann ich doch noch später machen. Aber wann später? Später bin ich dann alt, blicke auf mein Leben zurück und sage mir, dass ich dieses und jenes doch schon früher hätte tun sollen. Das ist dann die neue Ausrede, dann bin ich plötzlich zu alt. Als wäre es eine Überraschung alt zu werden. Passiert ja nur wenigen. Wieso ausgerechnet mir? Das ist erbärmlich. Mir fehlt einfach der Ehrgeiz für die wichtigen, oder wenigstens sinnvollen, Dinge. Es fehlt jegliches Feuer. Da ist nichts. Reduzieren, bis es sich nicht mehr reduzieren lässt. Gelegentlich mal ein Ausbruch, dann ab zurück in Sicherheit. Nein, Spaß macht das nicht. Es lullt nur ein, nimmt den Antrieb und endet in totaler Monotonie. Selbst Schuld. Und so blicke ich auf ein Jahr zurück, welches nur wenige Höhepunkte, aber viel Gleichförmigkeit zu bieten hatte. Gelegentliche Ausbrüche ins wahre Leben bringen kurzzeitig Freude, doch kaum zurück ist alles wieder wie bisher. Es ist so, als hätte ich es nicht verstanden. Schon alleine dieser Wohnort ist eine Zumutung, doch anstatt ihn zu verlassen, ergebe ich mich meiner Trägheit. Tausend Pläne, wenn ich vor der Tür bin. Tausend gute Gründe, warum das alles nicht geht, wenn ich zurück bin. Fehler erkannt, Behebung auf unbestimmte Zeit verschoben. Leben in der Scheinwelt. Herrlich. Aber auch herrlich sinnlos. Ach, hätte ich doch nur mehr Geld, dann würde ich mein Leben sofort ändern. Ja, genau. Die neue Universalausrede ist geboren. Auf ein Neues im nächsten Jahr. Leb wohl, 2014.

Silvester
Weil es seit letztem Jahr Tradition ist, mache ich mich, gemeinsam mit Manni, auf den Weg zu Petra. Es ist etwa 19.47 Uhr, als wir bei ihr ankommen. Der Tisch ist reichlich gedeckt und sieht aus, als würden noch viele weitere Gäste kommen, was aber nicht so ist. All diese Leckereien sind zunächst nur für uns drei. Im späteren Verlauf des Abends wird Markel sich noch zu uns gesellen. Aber auch dann wird noch genug Essen für weitere Gäste da sein.
Petra hat extra für den heutigen Abend einen Raclette-Grill gekauft und so stellen wir uns köstliche kleine Mahlzeiten zusammen und hören dabei Musik von Eins Plus. Die Vorräte scheinen unendlich, obwohl wir längst satt sind. Petra und ich spielen irgendwelche Sportspiele mit der Play Station Move. Das ist verdammt anstrengend. Wenn ich eine größere Wohnung hätte, würde ich das bei mir auch öfter tun. Ist sicher sehr gesund. Weil ich meist verliere, macht mir das aber nur bedingt Spaß. Verlieren ist einfach nix für mich. Mittlerweile ist Markel auch eingetroffen, bedient sich an den Speisen und ich stelle fest, dass wir kein zusätzliches Knabberzeug gebraucht hätten. Wenig später ist es soweit. Wir stoßen aufs Neue Jahr an und gehen nach unten, um das Feuerwerk, welches Manni organisiert hat, abzufeuern. Auf meinen Wunsch hin hat er auch Wunderkerzen mitgebracht, welche dafür sorgen, dass ich sehr zufrieden bin. Ich möchte Silvester nie wieder ohne Wunderkerzen feiern. Wunderkerzen sind ganz toll. Die anderen Menschen, die ebenfalls auf den Straßen sind, um ihr Feuerwerk zu zünden, beachte ich nicht weiter und die Leute, die direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite stehen und ihr Feuerwerk zünden, könnten meiner Meinung nach woanders sein. Ich mag diese Nähe einfach nicht.

Es ist fast 02.00 Uhr, als ich wieder zu Hause bin. Weil ich furchtbar nach Zigarettenqualm rieche, wasche ich meine Haare und entledige mich der stinkenden Kleidung. Die muss dringend gewaschen werden, weil der Geruch sicher nicht von alleine verschwindet. Raucher sind echt komisch. Zeit zu schlafen, um das neue Jahr morgen ausgeschlafen in Augenschein nehmen zu können.

Jahresrückblick 2014
mir nur 1 Frau gegönnt – 3x im Kino gewesen – 227 Filme geguckt – 2 Erkältungen gehabt – 3x Joggen gewesen – zu häufig Nasenspray genommen – Achselhaare nur noch selten rasiert – 80€ für eine Zahnreinigung bezahlt – 190€ an einen Heilpraktiker bezahlt – 42,29€ € für einen Atemtest bezahlt – 36,49 € für eine Blutuntersuchung bezahlt – in Sommernächten wegen nervender Mitmenschen mit Ohrenstöpseln geschlafen – ein Stubenhocker geblieben – beim Sex meistens alleine gewesen – Brillenträger geblieben – ehrenamtlich gearbeitet – nur 45 Mal im Fitnessstudio gewesen

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