Auch diese Geschichte hat einen gewissen Unterhaltungswert und fand nur zwei Jahre nach meinem kleinen Debakel mit Michaela statt. Auch wenn es anfangs nicht so scheint, endete diese Geschichte versöhnlich.
Zwei Jahre nach meinem letzten Treffen mit Michaela, treffe ich tatsächlich wieder eine Frau. Ich bin mittlerweile 26 Jahre, ziehe mich immer noch furchtbar an, habe eine grausige Frisur und noch nie im Leben eine Frau geküsst. Dementsprechend verunsichert warte ich am vereinbarten Treffpunkt auf Nele. Ich weiß nicht wirklich, wie sie aussieht und schaue mich um. Nele ist blond und soll gut aussehen. Deshalb achte ich nur auf die blonden Frauen, die hier sind. Ich schaue zur Treppe hoch und entdecke eine Frau, die blond genug ist, um meine Verabredung zu sein. Ich möchte aber nicht, dass sie es ist. Ich hoffe, dass sie es nicht ist, bin aber sicher, dass sie es ist. Mein Herz schlägt schneller, mein Kreislauf spielt verrückt. Ich will hier weg. Sie scheint mich erkannt zu haben. Liegt wohl an der Schallplatte, die ich in den Händen halte. Sie kommt auf mich zu, lächelt und begrüßt mich. Ich bin überfordert. Sie ist zu attraktiv und mir schon jetzt vollkommen überlegen. Außerdem ist sie gar nicht mein Typ. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Wir gehen in ein Café und unterhalten uns. Erstaunlicherweise finde ich sie mit jeder Minute interessanter. Ist sie vielleicht doch mein Typ? Aber selbst wenn sie mein Typ ist, bringt mich das nicht weiter, denn ich habe keine Ahnung von Frauen und sie ist erst die zweite Frau, mit der ich mich treffe. Das alles ist nicht gut. Doch jetzt muss ich mich zusammenreißen und versuchen, mich möglichst normal zu verhalten. Der Abend ist unterhaltsam und wir verstehen uns sogar so gut, dass wir Telefonnummern austauschen. Die Zeit vergeht schnell und irgendwann kommt der Punkt, an dem wir aufbrechen müssen. Weil ich verwirrt bin, biete ich ihr an, sie nach Hause zu bringen. Irgendwer hat mir mal erzählt, dass man, wenn die Frau einverstanden ist, nach Hause gebracht zu werden, auf jeden Fall Chancen bei ihr hat. Ich glaube so etwas natürlich nicht. Nele möchte tatsächlich von mir nach Hause gebracht werden. Das hat sicher nichts zu bedeuten. Als wir bei ihr ankommen, reden wir noch ein wenig miteinander und ich überlege krampfhaft, wie ich sie dazu bringen kann mich zu küssen. Ich würde sie nämlich sehr gerne küssen. Natürlich bleibe ich so cool wie möglich, so dass der Eindruck entstehen muss, dass ich kein Interesse habe oder ein verblödeter Trottel bin. Also beschließe ich, dass sie zu attraktiv ist und ich zu blöd bin. Sie beschließt irgendwas anderes, bedankt sich für den netten Abend, verabschiedet sich und steigt aus. Das habe ich wieder gut hinbekommen. Frustriert und wütend auf mich selbst, starte ich den Motor und fahre nach Hause. Frauen und ich, das passt einfach nicht. In meinem Zustand haben Dates keinen Sinn und ich werde in Zukunft darauf verzichten. Besser ist das.
Weil ich ein Mann bin, der nicht aufgibt, wenn er ein Ziel verfolgt, endete die Geschichte noch nicht. Stattdessen ging es weiter und wurde immer besser.
Viele Wochen später, ich bin gerade mal wieder total unzufrieden mit mir und meinem Erfolg bei Frauen, erinnere ich mich daran, dass ich Neles Telefonnummer habe. Obwohl ich die Idee, mich nach so vielen Wochen wieder bei ihr zu melden, ziemlich bescheuert finde, muss ich sie anrufen. Und weil ich mich nicht zurückhalten kann, mache ich es tatsächlich. Sie geht ans Telefon, ich bin verkrampft, stammle etwas rum und frage sie, ob sie Lust hat, sich nochmal mit mir zu treffen. Sie erklärt mir, dass mein Anruf doch reichlich spät kommt und sie mittlerweile einen Freund hat. Was fällt ihr eigentlich ein, dass sie nicht einmal ein paar Wochen auf meinen Anruf warten kann? Wir reden noch ein wenig miteinander, doch das Gespräch ist holprig und völlig überflüssig und ich bin froh, als es vorbei ist. Nachdem ich aufgelegt habe, schäme ich mich erstmal ausgiebig für mein Verhalten. Danach beschließe ich erneut, dass Frauen nichts für mich sind.
Ein paar Tage später bin ich mit Sam im Village. Dort treffen wir Nele. Sie unterhält sich mit Sam und ich tue so, als würde ich sie nicht kennen. Das ist so peinlich, dass es fast weh tut. Spätestens jetzt muss sie mich für einen kompletten Spinner halten. Sollte sie zumindest, denn ich halte mich für einen Spinner und bin mir gerade wieder einmal total peinlich. Außerdem will ich Nele nie wieder sehen, obwohl sie schon ein schöner Anblick ist. Scheiß Leben.
Auch diese Geschichte hatte letztlich, wie angekündigt, ein gutes Ende für die Frau, denn sie hat nie wieder etwas von mir gehört.
Du bist / warst echt ein Pechvogel (und ein bisschen selber schuld). Wangenkuss zum Abschied wäre die richtige Wahl gewesen.
Pech darf man es nicht nennen. Eher deppert. 🙊
Ich glaube, so etwas wie Wangenkuss gab es noch gar nicht in meinem Leben. Das ist nichts für mich. Entweder richtig oder gar nicht. Damals grundsätzlich gar nicht. 😆
😭
Du musst doch nicht weinen. Warum weinst Du denn?
Ich Weine doch nicht
Was tut der Smiley denn? Smileys sind mir auch ein Rätsel. Fast wie Frauen.
😂 jetzt lache ich. Laut
Großartig. Den hätte ich auch so interpretiert.
Aber was bedeutet der andere Smiley wohl?
Es ist echt schwer, wenn man sich bei größtem Interesse so uninteressiert wie möglich benimmt. Ich kenne das, vor allem wenn man die Signale des Gegenüber einfach nicht schnallt.
Wangenkuss habe ich als wirklich guten Einstieg erlebt. Aber heutzutage weiß man ja nicht, ob das Gegenüber es nicht als übergriffig oder als Belästigung auffasst. Anfassen oder näher kommen als gewünscht, empfinde ich sehr schwierig.
Mit dem Mann habe ich mich beim ersten Treffen vorab geeinigt, dass ich ihm höchstens die Hand geben würde.
Wangenkuss als Einstieg. Davon habe ich echt noch nie gehört.
Ich muss wohl immer noch viel lernen. 🤔
Hand geben mag ich auch nicht. 😆
So haben wir uns verabschiedet. Ich selbst bin dafür zu schüchtern. Aber das musste ja was bedeuten.
Hand geben fand ich auch nicht so prickelnd früher, aber man gewöhnt sich dran.
Ansonsten stimme ich Dir zu, ganz oder gar nicht, aber wenn richtig, dann das volle Programm.
Ich möchte mich nicht ans Hand geben gewöhnen und versuche es mir grundsätzlich abzugewöhnen. Aber manchmal scheitere ich an meinem Plan und gebe Menschen die Hand. Aber nicht bei Dates.
Das volle Programm?
Küssen und alles was dazu gehört. Küssen verstehe ich als Einladung. Da hat man doch keine Zeit zu verlieren. Wer küsst hat Interesse und man kann sich direkt ins Abenteuer stürzen. Oder nicht?
So sehe ich das auch. Ich dachte schon, dass volle Programm bedeutet, dass man zusammenzieht und so weiter…
Nein, das auf gar keinen Fall. Man muss immer auch gehen können. 🤭🙃
Auf jeden Fall. 🙂