Frauengeschichten – Anna

Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass es tatsächlich noch eine ältere und noch harmlose Frauengeschichte gibt. Sie müsste aber wirklich die erste Frauengeschichte sein, über die ich jemals geschrieben habe und sie zeigt schon deutlich, in welche Richtung das mit mir und den Frauen oft gehen sollte.


Anna ist Schwesternschülerin, hat kurzes blondes Haar, ist etwa 1,65m groß, hat eine traumhafte Figur und wunderschöne, blaue Augen. Ein bisschen wie Meg Ryan, nur viel süßer. Ihr Anblick versetzt mich immer in totale Verzückung. Wie gerne würde ich ihr Freund sein. Sie ist meistens mit ihrer ebenfalls attraktiven Freundin im Krankenhaus unterwegs. Da mir zwei Frauen zu viel sind, nehme ich immer einen anderen Zivi mit, wenn ich auf ihre Station gehe. Wir unterhalten uns häufig und verstehen uns prima, sitzen mittlerweile sogar gemeinsam beim Mittagessen und je öfter wir das tun, desto dringender mein Wunsch, dass wir uns näher kommen. Anna ahnt davon mit Sicherheit nichts. Da wir uns so gut verstehen, beschließen wir, demnächst gemeinsam etwas zu unternehmen. Billard spielen erscheint uns eine geeignete Tätigkeit für einen ersten gemeinsamen Abend zu sein. Und da ich alleine nichts auf die Reihe kriege, soll uns an besagtem Tag mein Freund Nasenschlorz, der ebenfalls im Krankenhaus seinen Zivildienst ableistet, begleiten. Besagter Nasenschlorz arbeitet übrigens im Archiv, wo ich mich, dass muss ich zugeben, ziemlich häufig verstecke, denn ein Zivildienstleistender, der eine Frau für sich gewinnen will, der muss sich gelegentlich vor der Arbeit drücken, weil er sonst seine eigentlichen Ziele aus den Augen verlieren könnte. Weil es scheinbar gerade so gut läuft, wähne ich mich am Ziel, ohne zu wissen, was genau ich nun tun will, tun muss und tatsächlich tun werde.

Der gemeinsame Billardabend bringt mich, wie vermutlich zu erwarten, gar nicht weiter. Ich versuche witzig zu sein, grinse Anna öfter blöd an und freue mich wie ein kleiner Junge, wenn sie mich anlächelt oder über einen meiner Sparwitze lacht. Ach, wäre ich doch nur ein Mann, dann könnte ich dieses süße Wesen schon bald in meinen Armen halten und küssen. Doch da ich weder ein Mann bin noch einen Plan habe, endet der Billardabend ohne einen einzigen Annäherungsversuch. Deprimiert und ratlos sitze ich später in meinem Zimmer und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wie komme ich nur näher ran an dieses süße Lebewesen? Was kann ich tun, damit sie mich will?

Nachdem mich der Billardabend nicht weiter gebracht hat, bin ich mir irgendwie peinlich und halte bereits Ausschau nach einem angemessenen Ersatz für Anna. Mein Objekt der Begierde ist eine andere Schwesternschülerin, Michaela, die genau mein Typ ist. Zumindest optisch. Mit ihr geredet habe ich bisher allerdings noch nie. Aufgefallen dürfte ich ihr dennoch längst sein, da ich ständig auf ihrer Station bin und sie wie ein kleiner Hundewelpe voller Begeisterung anstarre. Nur gut, dass ich nicht wie ein Hundewelpe mit meinem Schwanz wedle, während ich sie ganz fasziniert anstarre. Mir ist echt nicht mehr zu helfen. Da ich aber ebenfalls noch total von Anna fasziniert bin, kann ich sie nicht, nicht mehr beachten. Und dann passiert etwas, womit ich gar nicht mehr gerechnet hatte. Anna lädt mich zu sich nach Hause ein. Ihre Freundin wird auch da sein und ich kann gerne auch noch jemanden mitbringen. Anna will etwas kochen und es soll ein gemütlicher Abend werden. Ich bin zunächst sehr erfreut, doch nachdem weder Nasenschlorz, noch ein anderer Zivi mich begleiten will, wird aus Freude Panik. Zwei Frauen, essen, fremde Wohnung. Das kann ich nicht. Vor Aufregung wird mir schlecht. Diese Übelkeit bleibt mir bis zum Tag des Treffens erhalten. Und weil mir schlecht ist und ich ein Blödmann bin, sage ich das Treffen kurzfristig ab. Anna ist mehr als enttäuscht und ich habe mir selbst bewiesen, dass ich noch nicht so weit bin, mich alleine mit Frauen zu treffen. Vielleicht werde ich es niemals sein. Diese Absage war erwartungsgemäß alles andere als gut für das Verhältnis zwischen Anna und mir. Wir grüßen uns zwar noch, aber die Kommunikation ist irgendwie beendet. Ich hatte meine Chance und habe es versaut. Leb wohl, Anna, es hätte schön mit uns werden können.


Einen Hauch Romantik kann man der Geschichte aber nicht absprechen. Oder?

8 Kommentare

  1. Es stimmt, einen Hauch von Romantik besitzt diese Geschichte… aber noch viel mehr Tragik.

    Diese Geschichte könnte beinahe 1:1 der Sohn meiner Mutter geschrieben haben, welcher ebenfalls in einem Krankenhaus in den Neunziger Jahren Zivildienst leistete- mit dem einzigen Unterschied, daß er, statt Annäherungsversuche zu unterlassen, ungeheuer peinliche Annäherungsversuche unternommen und sich dadurch in epischem Ausmaß blamiert hat.
    Der schämt sich heute noch dafür.

    Großer Respekt dafür, daß Sie das aufgeschrieben, bis heute aufbewahrt und veröffentlicht haben. Mir wäre so etwas nicht möglich.

    • Junge Männer blamieren sich gelegentlich, gehört zu ihren Talenten. 😄
      Wer nicht wagt, der nie gewinnt; sagt man doch so.

      Warum wäre Ihnen so etwas nicht möglich?

      • Versuche, so gut es geht, meine Vergangenheit zu verdrängen- möchte mich selbst nicht erinnern, und auf gar keinen Fall darf irgendjemand, der mich kennt, etwas darüber wissen.
        Schriebe ich das auf, bestünde immer die Gefahr, daß es mir wieder begegnet, und die Erinnerung hervorholt… aber irgendwie hilft das auch nicht.
        Es gibt immer wieder mal Erlebnisse, welche mich an irgendetwas von früher erinnern, das ist wohl nicht zu verhindern.
        Hätte ich früher gewußt, daß ich niemals gewinne, hätte ich mir und anderen jede Menge Ärger ersparen können, indem ich auf auf das wagen verzichte.

        Verglichen mit mir, sind Sie ein echter Frauenheld, und reich an amourösen Erfahrungen. Ehrlich.

        • Es gibt auch Erinnerungen, die lässt man besser wo sie sind.

          Frauenheld. Das sehe ich natürlich anders. Wahrscheinlich kommt es darauf an, wie man es betrachtet.

  2. Tja doc, ich finde es ganz schön mutig so tief in die eigenen Vergangenheiten einzutauchen. Mir fielen beim Lesen meine eigenen unbeholfenen Annäherungen an das heftig ersehnte andere Geschlecht ein. Ganz ähnlich wirr und unprofessionell. Ich habe sehr sehr lange gebraucht um all diese Erlebnisse im Nachhinein zu begreifen. Danke für diesen Anstoss…..

    • Warum mutig? Das ist alles so weit weg und irgendwie auch witzig. Unbeholfen witzig. Und ich glaube, so manche Merkwürdigkeiten können heute noch passieren. Nur anders.
      Weitere Anstöße folgen…😎

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