Neulich entdeckte ich auf einer alten und leicht defekten Festplatte die Dokumentationen meiner unglaublichen Frauengeschichten. Es dürften die ungekürzten Originalversionen sein. Die Geschichten haben durchaus einen Unterhaltungswert und ich hatte tatsächlich vieles davon vergessen. Ich finde, manche dieser Geschichten haben es verdient, dass hier nochmal an sie erinnert wird. Anfangen werde ich mit dem ersten Erlebnis dieser Art über das ich geschrieben habe. Es ist die Geschichte meines völligen Versagens zum Fremdschämen. Eine fast tragische Geschichte, die aber doch ein glückliches Ende fand.
Die Zivildienstzeit neigt sich dem Ende entgegen und ich bin noch immer ungeküsst. Seit längerer Zeit beobachte ich eine Schwesternschülerin, die mir gut gefällt. Sie ist etwa 1,78m groß, hat lange, braune Haare und eine sexy Figur. Die will ich haben. Aber wie stelle ich das an? Lächeln und grüßen klappt ganz gut, aber um einen Kuss zu bekommen, werde ich wohl mit ihr reden müssen. Die Tage vergehen und ich komme nicht einen Schritt weiter. So wird das nichts. Wieder einmal schlendere ich alles andere als zufällig über die Station, auf der sie arbeitet und beobachte sie. Sie trägt ein unfassbar enges Oberteil, welches ihre Brüste sehr betont. Sie hat große Brüste. Zumindest kommt es mir so vor. Sie geht zum Fahrstuhl und ich spreche sie auf ihr enges Oberteil und ihre Brüste an. Ich frage sie tatsächlich, ob sie damit die Aufmerksamkeit der Patienten auf sich ziehen will. Ein ziemlich bescheuerter Einstieg, aber sie unterhält sich trotzdem mit mir. Sie ist genau mein Typ. Ich will sie haben, aber mehr als ein netter Plausch läuft heute nicht. Ich weiß absolut nicht, wie man bei Frauen weiterkommt. Wenig überraschend läuft bis zum Ende des Zivildienstes nichts mehr, wir reden nicht einmal mehr miteinander. Immerhin grüßen wir uns, wenn wir uns über den Weg laufen. Mein größter Erfolg, eine beachtliche Leistung. Folgerichtig bin ich maßlos enttäuscht von mir, denn ich habe wieder einmal kläglich versagt. Dummerweise kriege ich Michaela aber einfach nicht aus meinem Kopf und da ich ihren Nachnamen kenne, schlage ich irgendwann das Telefonbuch auf und suche nach ihr. Ihr Nachname ist selten und es gibt nur wenige Einträge. Ich fange von oben an. Der erste Anruf ist gleich ein Teilerfolg. Ich habe ihre Oma am Telefon und komme so an ihre Nummer. Ich rufe direkt bei ihr an und habe sie wenige Sekunden später am Telefon. Sie kann sich sogar an mich erinnern und ich bin sicher, dass sie es toll findet, dass ich mir die Mühe gemacht habe, ihre Nummer rauszufinden und nun mit ihr rede. Wir verabreden uns und ich habe die erste Verabredung meines Lebens. Michaela ist 17 Jahre und natürlich hat sie schon sexuelle Erfahrungen. Das ist nicht gut, weil ich noch keine Erfahrungen habe und fast sieben Jahre älter bin als sie. Unser erstes Treffen gefällt uns dennoch so gut, dass wir uns danach regelmäßig treffen. Fast alles läuft normal. Nur die Tatsache, dass ich nicht in der Lage bin, sie zu küssen oder ihr zu vermitteln, dass ich sie toll finde, ist etwas bedenklich. Ich bin einfach zu dämlich für eine Frau. Nachdem wir mal wieder einen gemeinsamen Abend auf einer Veranstaltung verbracht haben, und ich ihr beim tanzen zugeguckt habe, jeden ihrer auch für mich deutlichen Annäherungsversuche im Keim erstickt habe, sitzen wir bei mir im Auto und sie fragt mich, ob sie mir peinlich ist. Das ist mir peinlich. Doch anstatt sie nun zu küssen, rede ich irgendeinen Müll und bringe sie nach Hause. Ich bin echt zu blöd.
An meinem 24. Geburtstag hole ich sie ab. Sie gratuliert mir und umarmt mich. Da mich noch nie eine Frau umarmt hat, stelle ich mich äußerst hölzern an. Ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie alles andere als angetan von meiner abweisenden Umarmung ist. Ich bin schon ein echter Hampelmann. Und wieder habe ich eine Chance vertan. So wird das nix.
Weitere Tage vergehen und sie scheint sichtbar enttäuscht von meinem Desinteresse. Dabei bin ich nicht desinteressiert, sondern schlicht und ergreifend zu blöd. Wir fahren mit meinem Auto durch die Gegend. Das Kassettenradio spielt „Think about the way“ von Ice MC. Sie singt mit und hat viel Spaß. Sie lächelt, bewegt sich im Takt der Musik und ich bin fasziniert von ihr. Dann lächelt sie mich an. Dieses Lächeln werde ich wohl nie wieder vergessen. Es ist das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe und es ist nur für mich. Ich betrachte sie, ihr schönes Haar, ich liebe ihr Haar, und dann mache ich etwas Unglaubliches. Ich fasse in ihr Haar, weil ich es unbedingt berühren muss. Sie schaut mich überrascht an, ich bin unverzüglich überfordert, ziehe die Hand zurück und habe den schönsten Moment, den es bis zu diesem Zeitpunkt zwischen uns gab, zerstört. Nach diesem deprimierenden Erlebnis versuche ich gar nichts mehr und irgendwann erzählt sie mir von einem Schulkollegen, der sie seit Tagen anbaggert und fragt mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie sich mit ihm trifft. Natürlich habe ich etwas dagegen, sie soll mir gehören. Doch da ich nicht nur nicht weiß, wie ich es schaffe sie zu küssen, sondern obendrein einen an der Mütze habe, sage ich ihr, dass es mir nichts ausmacht. Ich bin ganz cool, zumindest versuche ich so zu wirken. Sie deutet es sicher als Desinteresse meinerseits und trifft sich mit dem Typen, den ich hasse, obwohl ich ihn gar nicht kenne.
Bei unserem nächsten Treffen erzählt sie mir, dass die beiden sich geküsst haben und dass es nicht dabei geblieben ist. Ich tue desinteressiert und breche innerlich zusammen. Zu meiner Freude zeigt sie mir nun ein Foto von dem Arschloch. Der hat tatsächlich einen Oberlippenbart. Das ist doch krank. Und sieht Scheiße aus. Ich verliere meine Lieblingsfrau an einen Typen mit Schnauzbart. Was bin ich nur für ein Versager? Verständlicherweise reduziere ich den Kontakt zu ihr danach immer mehr. Vielleicht ist sie es auch, die den Kontakt reduziert. Nach einer gewissen Zeit haben wir gar keinen Kontakt mehr. Dass mit den Frauen ist scheinbar nichts für mich. Ich sollte mich auf Dinge konzentrieren, von denen ich Ahnung habe. Dummerweise gibt es solche Dinge nicht. Scheiß Leben.
Falls sich jetzt jemand beschweren will. Ich hatte nicht geschrieben, dass die Geschichte für mich ein glückliches Ende nimmt. Meine Zeit war damals noch nicht gekommen. Da Michaela mein erstes Date war, interessiert es mich durchaus, was wohl aus ihr geworden ist.
Normal. Bis zum 30ten Lebensjahr hat man meist eh nicht viel praktischen Verstand, oftmals später auch nicht. Man verbringt dann halt allein die Nacht, von Schnauzbartträgern ausgelacht.
Und die übernehmen letztlich die Welt.
Das kann man aber nicht als Referenz nehmen. Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss seh`n, was übrig bleibt.
Vielleicht sollte ich mir doch nochmal einen Schnauzbart ankleben… 🤔
Ist denn bekannt, was aus ihr geworden ist?
Hat sie den Schnauzbartträger geehelicht und lauter schnauzbärtige Kinder gekriegt?
Ist sie vielleicht noch unter ihrer Telefonnummer erreichbar?
Jung gefreit, nie bereut, heißt es.
Wenn Du schon keine Lust auf den Ansatz »in der Not frisst der Teufel Fliegen« hast, dann ist die Kontaktaufnahme zur früheren Traumfrau evtl. eine weitere Option. Heute bist Du ein anderer als damals. Du kannst, Du willst, Du wirst!
Ich habe keine Ahnung, was aus den beiden geworden ist und welchen Namen sie nun trägt. Mir gefällt aber die Vorstellung, dass die beiden drei Jungs mit Schnauzbart bekommen haben. 🥸
Mein Nachbar hat immer gesagt, alte Kartoffeln wärmt man nicht mehr auf. Wozu soll man das machen? Das klingt nach Verzweiflung hier und aus Frauensicht echt haarsträubend. Außerdem ist es klar, worauf es hinaus laufen soll, wenn der Kasper aus seiner verstaubten Kiste kommt. Das kann man doch nicht ernsthaft erwarten?
Kasper aus der verstaubten Kiste, das gefällt mir gut.👺