Ich habe mein Mittagsbrot noch nicht ganz zu mir genommen, da schellt es. Es ist die Brasilianerin, die ich etwas später erwartet habe. Sie möchte weiterhin den Ausbildungsbetrieb wechseln und benötigt Hilfe. Sie will sich ganz normal für eine Ausbildung im derzeitigen Ausbildungsberuf bewerbe und hofft natürlich darauf, dass man sie im zweiten Lehrjahr beginnen lässt. Alles ist sehr theoretisch, doch sie beginnt mit der Stellensuche. Plan B oder Plan C ist noch immer die Rückkehr nach Brasilien, wofür sie ebenfalls eine Bewerbung vorbereitet. Nach einer Weile kommt der erste Teilnehmer, der Globetrotter, zu uns. Wenig später erscheint auch, wie immer leicht verspätet, der letzte Teilnehmer, der Verspäter. Es entsteht eine lockere Plaudereien in angenehmer Atmosphäre. Der Verspäter war vor ein paar Jahren schon mal bei uns und konnte schon damals nicht fassen, dass ich schon so alt bin, weil ich ja nicht so alt aussehe. Auch heute macht er das zum Thema und fragt in die Runde, ob man weiß, wie alt ich bin und sich vorstellen kann, dass ich schon 50 bin. Wenn ich doch nur 50 wäre. Er sagt, dass ich aussehe wie 39, der Globetrotter korrigiert die Zahl auf 35 und die Brasilianerin, neben der ich zufällig sitze, schaut mich an und sagt 32. Das ist alles vollkommener Unsinn, aber durchaus schmeichelhaft. Ich sage den dreien, dass ich ihren Plan dahinter gut verstehe, weil sie sich so irgendwelche Vorteile erhoffen, aber weil sie so arg übertreiben, keine Vergünstigungen zu erwarten haben. Später sagt die Brasilianerin mir, dass sie vor drei Tagen Geburtstag hatte. Ich entschuldige mich, dass ich das vergessen habe und gratuliere nachträglich. Sie darf sich nachher ein Werbegeschenk aussuchen. Als ich ein wenig an meinem Laptop arbeiten muss und mich darum an meinen Platz zurückziehe, entwickelt sich eine lebhafte Kommunikation. Die drei geraten ins Plaudern, lernen sich kennen und der Verspäter findet hörbar gefallen an der Brasilianerin. Etwas umständlich versucht er, sich mit ihr zu treffen. Der Globetrotter findet das auch zu umständlich und sagt, dass der Verspäter die Brasilianerin doch einfach direkt fragen soll, ob sie sich mit ihm treffen will. Herrlich, wie bei manchen die Hormone in Wallung geraten, wenn eine attraktive Frau ins Spiel kommt. So rege Unterhaltungen sind hier sehr selten geworden. Es ist schwer, in so einer gemütlichen Atmosphäre beim Siezen zu bleiben. Es kommt mir vor, als wären wir im Ferienlager, obwohl ich noch nie in so einem Lager war. Launig geht es weiter. Der Verspäter muss gehen, weil er Zahnschmerzen hat. Die Brasilianerin will Pizza. Weil ich ihr versprochen hatte, dass wir mal zusammen mit Jörg Pizza essen, erkläre ich mich einverstanden, als sie Pizza bestellen will. Die Situation ist eh nicht mehr zu retten, mit Coaching hat das alles nichts zu tun. Der Globetrotter möchte keine Pizza. Die Brasilianerin zeigt mir einen Zettel. Darauf hat der Verspäter ihr seine Telefonnummer geschrieben. Begeistert sieht sie nicht aus, vermutlich passiert ihr das sowieso öfter. Als die Pizza geliefert wird, übernimmt die Brasilianerin die Rechnung, was ich natürlich ganz großartig finde. Spontan entscheide ich, dass ich die Pizza fotografiere und in den WhatsApp-Status stelle, damit irgendwer neidisch wird. Sofort möchte die Brasilianerin, dass ich sie auch fotografiere. Da sage ich natürlich nicht nein. Die Pizza schmeckt anfangs ganz nett, aber nachdem sie etwas abgekühlt ist, lässt das nach. Viel zu viel Käse und Öl. Diese Pizza Margherita will ich kein zweites Mal. Mittlerweile ist die Brasilianerin über drei Stunden bei uns und fühlt sich sichtlich wohl hier. Nächste Woche will sie sich krankschreiben lassen und wieder herkommen. Ich teile ihr mit, dass ich nächste Woche Urlaub habe, woraufhin sie ankündigt, eine Woche später zum Arzt zu gehen und dann zu uns zu kommen, wenn ich wieder da bin. Das kann ich ihr auch nicht ausreden und die Gesellschaft attraktiver Frauen ist obendrein gut fürs Gemüt.
Die Brasilianerin präsentiert ihre Pizza und ist glücklich.