Am Dienstag ruft Oma Sheriff an, weil sie ein Anliegen hat. Da wir aber direkt drauflos plappern, vergisst sie ihr Anliegen zunächst. Der Grund für ihren Anruf wird erst Minuten später wieder aus dem Gedächtnis gekramt. Sie fragt, ob es möglich ist, dass sie morgen um 12.00 Uhr rüber zum Mittagessen zum Griechen gehen kann und ich dann ihre einzige Teilnehmerin bespaßen kann, weil sie möglicherweise nicht ganz pünktlich zurück sein wird. Sie bringt mir dann auch einen Salat mit. Wenn sie mit ihrem Freund essen gehen möchte, dann will ich ihr das auf keinen Fall verderben und eine gute Tat einmal pro Woche kann nur gut fürs Karma sein. Wir reden noch eine Weile launigen Unsinn, dann ist alles geklärt.
Am nächsten Tag trägt sie schwarz und dazu einen schwarzroten Schal. Ihre figurbetonte Kunstlederhose gefällt mir gut, kann und sollte aber nicht von jeder Frau getragen werden. Sie kann allerdings eine solche Hose tragen. Störend ist nur der lange Mantel, den sie trägt und nicht ausziehen will. Abgesehen davon finde ich jedenfalls, dass sie sich ganz wunderbar angezogen hat und so für eine angenehme Optik sorgt. Wenn eine Frau gute Gene hat und dann auch noch etwas daraus macht, dann gefällt mir das, weil ich attraktive Frauen mag. Manche sollten allerdings nicht reden, weil das die Optik total zerstört, aber das ist eine andere Geschichte. Nächste Woche werde ich den Anblick zum letzten Mal serviert bekommen, danach habe ich Urlaub und anschließend muss sie an einem anderen Standort arbeiten. Auch heute ist es wieder sehr unterhaltsam mit ihr und da sie im Gegensatz zu mir in alle Maßnahmen involviert ist, kann sie schauen, wie die Zahlen bei Miss Erfolg sind. So erfahre ich, dass die Chefin gar nicht mehr so zufrieden ist, weil die Quote so stark gefallen ist und nur noch bei 41% liegt. Sie nähert sich also unserer Quote, die mittlerweile allerdings auf 33,33% gefallen ist, langsam an, bleibt zwar für mich weiter das Maß aller Dinge, ist aber irgendwie auch eine Enttäuschung. Dieser Stern am Vermittlungshimmel verglüht auch in Kürze, wenn es so weitergeht. Es ist wirklich traurig, wenn Vorbilder so abstürzen. Oma Sheriff weist noch darauf hin, dass Miss Erfolg nicht so gut schreiben kann und nicht unbedingt viel mit ihren Teilnehmern redet. All das hat sich längst herumgesprochen, tut ihrer Vorbildfunktion aber keinen Abbruch. Vielleicht sollte ich auch weniger reden, um mehr Erfolg zu haben. Ich denke darüber nach, wenn es soweit ist.
Der Rest des Arbeitstages ist vergnüglich, unterhaltsam und später gibt mir Oma Sheriff irgendwelche Unterlagen, die sie für mich erledigt und ausgedruckt hat. Ich nehme die Unterlagen an mich und beschwere mich, dass sie gar nicht nach ihr riechen. Unverzüglich nimmt sie die Unterlagen zurück und sprüht ihr Parfum drauf. Gleich viel besser. Wir reden aber nicht durchgehend nur Unsinn, manchmal sind unsere Gespräche privater Natur und auch auf der Ebene ist es interessant. Ich muss sagen, dass ich solche Gespräche mit Frauen mag und solche Gespräche durchaus nur noch selten führe. Manchmal ist eine weibliche Kollegin durchaus zu empfehlen.
Am nächsten Tag schreiben wir uns zunächst dienstliche Mails, anschließend weise ich sie darauf hin, dass ich ihre Telefonnummer gespeichert habe und sie in der kommenden Nacht belästigen werde, allerdings anonym, damit ich nicht entdeckt werde. Ob sie mir das glaubt, weiß ich nicht, ihre Nummer habe ich aber tatsächlich gespeichert, für den Fall, dass ich nachts nicht schlafen kann und sie belästigen möchte. Am frühen Nachmittag ruft sie mich im Büro an und nachdem dienstliche Kleinigkeiten geklärt sind, entsteht ein weiteres herrlich sinnloses, aber unterhaltsames Gespräch. Wer uns dabei zuhört, kann uns nur für leicht bis mittelschwer gestört halten. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ich mit Jörg auch so lustige Gespräche führe. Ich weise sie darauf hin, dass ich mit allen Leuten solche Gespräche führe. Keine Ahnung, ob sie mir das glaubt oder gar beeindruckt ist. Später schreiben wir noch, was wir tun, wenn die Heizung, die heute ausgefallen ist, auch nächste Woche nicht funktioniert. Isomatten, Wärmflasche und Tee will sie mitbringen, was ich für eine großartige Idee halte.
Am letzten Arbeitstag der Woche lese ich noch eine Mail von ihr, die sie gestern geschrieben hat, damit ich heute etwas zum Schmunzeln habe. Das finde ich hochanständig von ihr. Unser letzter gemeinsamer Arbeitstag in der nächsten Woche wird sicher unterhaltsam.
Das ist richtig schön zu lesen. Solche Kollegen sind toll. 😊 Alles Gute für die Quote und hoffentlich wieder mehr Maßnahmen bald. 🍀
Danke sehr.
Das Vergnügen ist aber nur noch von kurzer Dauer. 🤷♂️