Positiver Jahresbeginn

Ich hatte ja angekündigt, dass es ein gutes Jahr wird und es scheint, als würde ich recht behalten, denn schon am zweiten Arbeitstag der ersten Woche bekomme ich einen dezenten Hinweis, dass wir hier zu wenig Leute vermitteln. Miss Erfolg wird als Maßstab genannt, weil 3 bis 4 Vermittlungen pro Monat schon von uns erwartet werden. Sie schafft es schließlich auch, da sehen wir mit 2 Vermittlungen pro Monat ganz meis aus. Unsere erbärmliche Quote von derzeit 41,18% erwähne ich besser nicht und freue mich stattdessen über die konstruktive Kritik, die uns anspornt und im besten Fall auch besser macht.

Am ersten Arbeitstag der zweiten Woche bekomme ich eine deutliche Ansage, dass ich wohl etwas falsch gemacht habe, weil eine Kundin abgesagt hat, die erst letzte Woche mit mir einen Termin vereinbart hat. Stattdessen hat sie bei einem anderen Träger unterschrieben. Durch meine Unfähigkeit hat das Unternehmen 4.000€ verloren. Zunächst widerspreche ich, doch später, als ich nochmal darüber nachdenke, bin ich dankbar, dass man mich auf meine Unfähigkeit hingewiesen hat und ich den Auftrag bekomme, die Kundin nochmal anzurufen, um sie zu überreden, doch zu uns zu kommen. Dass ich das tun darf, ist ein Zeichen von Barmherzigkeit. Man meint es gut mit mir. Man glaubt an mich und hat noch Hoffnung, dass ich alles zum Guten wenden kann. So wie damals, als ich Versicherungen und Autos verkauft habe. Damals konnte ich meine Chancen aber nicht nutzen und die Kunden nicht mehr umstimmen. Da hatte ich aber auch die falsche Einstellung und war sicher, dass Kunden, die sich einmal anders entschieden haben, bei ihrer Meinung bleiben. Das haben die natürlich gespürt und sind sogar dann bei ihrer Meinung geblieben, wenn meine Chefs dort anriefen, um mir zu beweisen, dass man solche Kunden überreden kann, alles nochmal zu überdenken. Aber das ging natürlich nicht wegen meiner negativen Einstellung. Jetzt, wo ich weiß, dass alles gut wird, wird die Kundin sicher ihre Meinung ändern. Doch dann passiert etwas, womit ich nicht rechnen konnte, was aber zeigt, dass ich einen schweren Fehler gemacht haben muss. Die Kundin geht nicht ans Telefon, obwohl ich einmal pro Stunde bei ihr anrufe. So kann ich meine Unfähigkeit nicht in Fähigkeit umwandeln. Ich weiß, dass ich an meinen Misserfolgen wachsen werde und sich am Ende alles zum Guten wendet. Ich muss nur dieses kleine Tal durchschreiten. Vielleicht kann ich mir irgendwo 4.000€ leihen und ans Unternehmen zahlen, damit alle wieder glücklich und zufrieden mit mir sind. Ich glaube, dass es mich menschlich weiterbringt, wenn man mir direkt und unverblümt sagt, was ich nicht kann und was für ein Versager ich bin, denn nur so kann ich an mir arbeiten.

Wir sind erst in der zweiten Kalenderwoche und es sind schon so viele positive Dinge passiert, dass mein Körper voller Energie und Motivation ist. Ich könnte glatt Bäume ausreißen. Oder Frauen umarmen. Oder umgekehrt. Ich weiß echt gar nicht, wohin mit meiner ganzen positiven Energie.

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