Heiligabend 2024

Dieses Jahr habe ich noch weniger Weihnachtslieder als letztes Jahr gehört, was ich überraschend finde und mir nicht erklären kann. Da die Weihnachtszeit fast schon vorbei ist, höre ich darum schon am Vormittag Weihnachtsmusik. Auch deutsche Lieder und dabei denke ich an die Kindheit zurück. Das Warten aufs Christkind, die Stimmungen, die Weihnachtsdeko. Ich war mir sicher, dass ich all das früher nicht wirklich gemocht habe, aber vermutlich ist das Unsinn. Was ich nicht gemocht habe, waren gewisse Stimmungen zu Hause, manche Blicke, Angespanntheit, weil es immer hätte eskalieren können. Das hat vieles zerstört und dazu eine gewisse Kälte, weil positive Gefühle und Wärme immer unnatürlich wirkten und ich dem ganzen nicht trauen konnte. Das hat vieles zerstört. Doch bevor es so war und wenn es einmal nicht so war, dann hatte es eine gewisse Magie. Leider waren wir alle irgendwann zu kaputt, um einen natürlichen Umgang haben zu können. Menschen haben einfach ein großes Talent, gewisse Dinge unwiederbringlich und immer aufs Neue zu zerstören. An all das denke ich, während ich meine Lieblingsweihnachtslieder höre. Und ich schwanke zwischen schönen Erinnerungen und den anderen. Du kannst das Schöne nicht zurückholen und musst gleichzeitig aufpassen, dass die Dunkelheit dich nicht auffrisst. Und je dunkler es wird, desto schwerer ist es, den Prozess umzukehren. Was mich dabei traurig macht, ist, dass die schönen Momente nie wieder kommen, was auch dem Alter und dem Leben geschuldet ist. Und schon hadere ich mit meinem Leben, falschen Entscheidungen und dann muss ich mir erklären, dass ich oftmals gar nicht anders handeln konnte, weil ich ich bin und auch das Ergebnis dessen, was um mich herum passiert ist. Dennoch hätte ich gerne mehr Zeit, um vieles richtig zu machen, aber das ist Quatsch, denn ich habe noch Zeit, ich weiß nur nicht, wie man, also ich, es richtig macht. Dann habe ich keine Lust mehr nachzudenken und genieße nur noch die Musik und gebe mich irgendwelchen Tagträumen hin.

Da ich am Abend Petra und Manni erwarte, putze ich die Wohnung ein wenig, backe ein Brot und mache mich frisch, bevor ich mich um 14.30 Uhr aufbreche, um Bruna zu besuchen, die sonst heute den ganzen Tag alleine wäre, was auch nicht richtig sein kann. Bruna hat einen Käsekuchen gebacken und ich ihr, weil ich gelernt habe, dass es sich so gehört, Pralinen mitgebracht, was, wie sich später zeigt, wohl doch gar keine so gute Idee war. Der Kuchen ist warm, die Unterhaltung flüssig. Dazu witzig und informativ. Irgendwann fällt mir auf, dass ich philosophiere, als wäre ich im Büro. Dazu präsentiere ich Weisheiten über Beziehungen, Frauen und Männer. Geballtes Wissen eines Unwissenden. Das ist wirklich eine merkwürdige Entwicklung mit meinen Lebensweisheiten, die ich nun auch privat zum Besten gebe. Ich glaube, ich trage das immer alles ernst und glaubwürdig vor, ohne zu wissen, ob mir irgendwer etwas davon glaubt. Immerhin ich scheine mir zu glauben. Vielleicht kann ich eines Tages damit Geld verdienen. Irgendwann verschwindet Bruna eine Weile, was mich durchaus überrascht. Später hat sie in einer Weihnachtstüte ein Duschgel für mich eingepackt. Obwohl ich Geschenke liebe, war das so nicht geplant. Ich wollte nicht, dass sie sich wegen ein paar Pralinen verpflichtet fühlt, mir auch etwas zu schenken. Das tut mir jetzt irgendwie leid. Vielleicht denkt sie, dass sie mir etwas geschuldet hätte, weil Männer oft für Geschenke Gegenleistungen erwarten. Als hätte ich so etwas nötig. Nachdem das erledigt ist, plaudern wir noch eine Weile, bis ich los muss, weil ich Gäste erwarte. Was mir an meinen Besuchen bei ihr nicht gefällt, ist die Tatsache, dass ihre beiden Katzen mich ignorieren. So etwas bin ich nicht gewöhnt und muss unbedingt herausfinden, wie ich es schaffe, dass die Katzen mich mögen.

Im Anschluss fahre ich zur Packstation und hole meine Uhr, die ich vor einiger Zeit bestellt habe, ohne zu wissen, dass sie aus China kommt. Sie ist eigentlich das perfekte Weihnachtsgeschenk von mir an mich, aber ich bin, als ich sie später auspacke, nicht sicher, ob sie nicht viel zu teuer war. Optisch entspricht sie meinen Kriterien, denn sie ist schwarz, aber sie wiegt nur ca. 40 Gramm und ich weiß nicht, ob die Qualität gut oder ein Witz ist. Irgendwie hatte ich was anderes erwartet. Gut sieht sie dennoch aus, aber ich weiß nicht, ob mir das reichen wird. Mir sind nämlich auch die inneren Werte wichtig.

Gegen 19.00 Uhr besuchen mich Manni und Petra. Vor der kleinen Bescherung gibt es Tee für uns. Obwohl ich grundsätzlich 12 Sorten Tee anbieten kann, hat sich Manni seinen eigenen Tee mitgebracht. Süßer Bratapfel. Da hat er alles richtig gemacht, denn ich hätte ihm höchstens Kokos Marzipan-Tee anbieten können, der aber nicht so weihnachtlich ist, wie ein süßer Bratapfel Tee. Knabbereien haben die beiden auch mitgebracht, da es bei mir nur Nüsse gibt. Es fällt mir relativ leicht, nicht nach den leckeren und schokoladenen Sachen zu greifen, was daran liegen könnte, dass ich Apfel-Haferflocken-Müsli zu mir nehme. Anschließend reden wir über unsere früheren Erfolge und ich erkläre, dass meine nächste große Zeit mit 72 kommen wird. Petra indes erzählt uns, dass sie später im Osten im verlassenen Tagebau eine Hütte bauen wird und dann dort auf kleine Wölfe aufpasst, während die älteren Wölfe auf Jagd sind. Einen Luchs wird sie auch mitbringen, weil Luchse sich da sicher auch wohlfühlen. Vielleicht zieht sie aber auch nach Frankreich. Es gibt einfach zu viele Optionen. Kurz darauf wird klar, dass sie doch erstmal hier bleibt, weil sie noch arbeiten muss und ihre Katze noch lebt. Somit ist das geklärt, spätestens Silvester wird sie neue Ideen haben. Da Petra keine Weihnachtsmusik mehr hören mag, hören wir Swing Jazz. Das ist überraschend, aber eine gute Sache. Dann ist es Zeit für die Bescherung. Wieder einmal bekomme ich die besten Geschenke und ich empfehle, dass sich Manni auch einen Wunschzettel anlegt, damit wir ihm nicht immer Kram, der nur Platz wegnimmt, schenken. Anschließend machen wir etwas völlig Neues, wir spielen Scrabble. Anfangs mit ein paar Regelfehlern, aber da sind wir nicht so kleinlich. Da ich am Ende gewinne, habe ich natürlich Spaß. Jeder weiß, dass ich ein ganz furchtbarer Verlierer bin und mir einfach die Reife fehlt, mit Anstand zu verlieren. Ich denke, zumeist wird darauf auch Rücksicht genommen. Petra wird müde, ich bin es nicht gewohnt, so spät noch Gäste zu haben, daher beenden wir gegen 00.17 Uhr die gemütliche Runde. Sollten wir im nächsten Jahr nicht versterben, auswandern, eingesperrt werden oder etwas anderes dazwischen kommen, besteht die Möglichkeit, dass wir diese Tradition einfach wiederholen. Traditionen sind nämlich wichtig und geben Menschen oft eine Sicherheit, die gut fürs Gemüt ist.

Weihnachtsgeschenke 24

2 Kommentare

  1. Moin.

    Ich lese ja schon länger mit, heute drängt es mich zu einer Nachricht an Dich:

    Ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr, wenig Kummer und viel Freude. Lass dich nicht unterkriegen! Gruß P.

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