Einer meiner Teilnehmer ruft an, um mitzuteilen, dass er heute und morgen nicht zu uns kommen kann. Da frage ich natürlich, wieso er nicht kann. Die Kollegin hatte ihm am Montag vier Bewerbungen mitgegeben und er wollte die Bewerbungen persönlich abgeben. Dienstag ging es aber nicht, weil das Wetter so schlecht war und seine Mutter nicht wollte, dass der junge Mann bei so einem Wetter durch die Gegend läuft. Es ist sehr löblich, wenn ein Mann mit 37 noch auf seine Mutter hört. Also ging er am Mittwoch los. Der Weg war weit und zum ersten Arbeitgeber wanderte er eine Stunde. Er hätte auch mit dem Bus fahren können, aber er wollte wissen, ob er dort auch hinkommt, wenn die Busse mal ausfallen. Das kommt leider öfter vor, als man es sich wünscht. Somit hat er sich absolut korrekt verhalten und verdient ein großes Lob. Nachdem er beim dritten Arbeitgeber war, verließen ihn nicht nur die Kräfte, es fing auch an zu schneien. Zum vierten Arbeitgeber hat er es deshalb nicht geschafft. Wegen des Wetters und der schwindenden Kräfte stieg er dann doch in einen Bus und ließ sich zurück transportieren. Über vier Stunden dauerte die Odyssee und statt eines Jobs hat er heute so starken Muskelkater, dass er nicht mehr gehen kann. Das tut mir natürlich leid, aber reicht mir nicht, weshalb er sich aussuchen darf, ob er heute oder morgen zu uns kommt. Etwa eine Stunde später humpelt er ins Büro. Er hat nicht nur Muskelkater, sondern auch eine große Blase unter dem Fuß. Er ist nämlich gestern in neuen Schuhen losgewandert. Vorhin hat er eine Ibuflam 600 eingeworfen, aber leider hat das bisher nicht wirklich geholfen. Bei Muskelkater wirft er das Zeug wohl öfter ein. Normalerweise müsste ich nun erklären, dass Schmerztabletten bei Muskelkater ziemlich fragwürdig und alles andere als gesund sind, aber ich denke, das wäre vergebene Mühe. Stattdessen überarbeite ich mit ihm zusammen seinen Lebenslauf und erkläre ihm, warum ich das mache. Der Mann erzählt, dass ein Unglück selten alleine kommt und er immer nur Pech hat und immer alles schiefgeht. Er will gerade ausholen und mehr darüber erzählen, da bremse ich ihn, teile ihm mit, dass er die falsche Einstellung hat und zähle positive Aspekte seines Lebens auf, z.B. hat er nun einen schönen Lebenslauf und darf hier an der Maßnahme teilnehmen. So wirklich überzeugt ihn das nicht. Weil ich gerade nicht weiter weiß und ich es ihm versprochen habe, darf er nun nach Hause humpeln. Mehr kann ich heute wirklich nicht für ihn tun.
Die Welt des DrSchwein
Verkorkste Höhepunkte
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