Kurzarbeit

Als der Chef zu uns kommt und mit uns beiden sprechen möchte, bin ich sofort in Alarmbereitschaft und überlege, was ich wohl falsch gemacht haben könnte. Vermutlich ein anerzogener Reflex, der sich nur mit einer intensiven Therapie und viel Willenskraft loswerden lässt. Dazu fehlen mir aber Energie und Motivation, weshalb ich mich und meine Arbeit auch in Zukunft ständig hinterfragen werde. Der Chef sagt, so schlimme Nachrichten sind es nicht, dann relativiert er jedoch seine Aussage und sagt, dass die Nachrichten doch irgendwie schlecht sind, bevor er uns mitteilt, dass ab Januar alle in Kurzarbeit gehen, damit keine Mitarbeiter entlassen werden müssen. Für alle Mitarbeiter gibt es ab Januar eine Vier-Tage-Woche. Da ich schon jetzt nur vier Tage in der Woche arbeite, ist der Plan, dass meine Stunden erst ab Februar gekürzt werden. Der Resturlaub muss verbraucht werden, die Tage dazu werden von der Geschäftsleitung festgelegt. Ich mag es nicht, wenn andere darüber entscheiden, wann ich Urlaub habe, kann es aber auch nicht ändern. Das alles haben wir unseren hervorragenden Politikern zu verdanken, die alles dafür tun, damit alles am Ende gut, aber halt nicht unbedingt für jeden besser wird. Das soll jetzt aber keine Kritik an der Politik sein, denn was dort seit Corona geleistet wird, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Beim Umbau der Gesellschaft für eine bessere und nachhaltige Zukunft kann halt nicht jeder sofort gewinnen. Manchmal muss man Täler durchschreiten, um Gipfel zu erstürmen. Aber ich schweife ab. Sollte sich in den nächsten Monaten nichts ändern und keine neuen Maßnahmen ausgeschrieben werden, dann kann es durchaus soweit kommen, dass wir uns schon bald auf der anderen Seite wiederfinden und selbst zu den Arbeitslosen gehören. Ich kann mir das gerade nicht wirklich vorstellen und weil ich mir das nicht vorstellen kann, wird es auch nicht so kommen. Zumindest gehe ich so lange davon aus, bis es doch so kommt. Und wenn das wirklich passiert, dann will ich nicht verzagen, weil alles zu einem großen Plan gehört und ich ein Teil davon sein darf. Bis es soweit ist, werde ich einfach weitermachen, als wäre nichts passiert und ginge mich nichts an. Die letzte Zeit der Kurzarbeit 2020 haben wir ja auch überstanden. Im Gegensatz zu mir ist Jörg ziemlich geknickt, denn er wird schon ab Januar weniger Gehalt bekommen und das belastet ihn durchaus, zumal wir erst heute Morgen darüber sprachen, dass der Job zwar toll ist, die Bezahlung aber eher nicht. Interessanter Nebeneffekt. Ab Dezember soll Oma Sheriff für zwei Tage in der Woche zu uns kommen. Wir werden sehen, ob alles tatsächlich so kommen wird, denn bis dahin vergehen noch ein paar Tage und es besteht immer die Hoffnung, dass die Jobcenter doch noch ein paar Maßnahmen ausschreiben. Die wir dann allerdings auch erst einmal gewinnen müssen. Es bleibt jedenfalls spannend und etwas Spannung hat noch keinem geschadet. Oder?

8 Kommentare

  1. Ey was seid denn ihr für ein wokes „Unternehmen“?

    Das rationalisiere ich mal eben jetzt weg.

    Sorry, not sorry.

  2. Die ersten Paar Sätze sind eingebrannt und schüren permanent Ängste. Immer auf dem Radar zu sein, ich hinterfrage nur noch. Irgendwann weiß man nicht mehr, wer man ist.

    Rührt die Kurzarbeit aus Kürzungen der Maßnahmen beim Jobercenter her? Oder woher kommt das oder hat das mit zu wenig offenen Stellen zu tun?

    Oma Sheriff ist doch erstmal eine gute Sache?! Ich mochte die letzten Blogeinträge mit ihr.

    Nach der wie vielten Kurzarbeit war ich eigentlich immer froh über mehr Freizeit am Ende…

    • Permanente Ängste sind ungesund. Ich muss mir bessere erste Sätze einfallen lassen. 🙂

      Es werden gerade keine Maßnahmen mehr ausgeschrieben. Stellen und Arbeitslose gibt es noch einige.

      Oma Sheriff eine gute Sache? Wir werden sehen.

      • Ich habe mir diese Maßnahmensache gerade angeschaut, wie das abläuft. Wieso werden diese nicht direkt vom Jobcenter durchgeführt? Das klingt irgendwie umständlich mit der Vergabe an externe Dienstleister. Die dann wie in diesem Fall bei Kürzungen schließen oder Kurzarbeit machen müssen.

        • Das habe ich mich früher auch gefragt. Da ich aber davon profitiere, bin ich froh, dass die das so machen. Wenn sich das ändert, bin ich nämlich wieder deren Kunde. Das kann ich mir irgendwie nicht leisten. 😉

  3. Unschön, halten Sie durch! Was ich aber nicht kapiere: Wenn ab Januar alle vier Tage pro Woche arbeiten sollen und Sie schon heute nur vier Tage arbeiten, wieso werden dann (auch) Ihre Stunden ab Februar (noch weiter?) gekürzt? Das ergibt keinen Sinn, wie alles, was derzeit in der deutschen Wirtschaft (oder in der Bewirtschatung von Arbeitslosigkeit) passiert …

    • Vielleicht wegen der Gerechtigkeit. Ich weiß es nicht. Ich freue mich einfach, dass es mich im Januar noch nicht trifft. Mehr kann ich ja nicht tun.

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