Sonographie und die Folgen

Die Hausärztin sucht gründlich und findet zunächst nichts. Aber sie ist ganz fasziniert von den Faszien und der Leber. Ich bitte sie daher, mir ein Foto davon auszudrucken für ein Dating-Profil. Sie meint aber, dass die meisten Frauen daran eher keinen Gefallen finden. Die Untersuchung wird fortgesetzt und dann entdeckt die Ärztin doch noch was. Allerdings weiß sie nicht, was es ist. Schlagartig wird mir schlecht. Kurz vermutet sie die Speiseröhre, dann eine Vene, die sie als Gegenstück der Aorta bezeichnet. Sie ist unsicher. Sobald ich den Oberkörper anhebe, erhebt sich auch im Bauchraum etwas. Sie macht Fotos davon, kann es sich nicht erklären. Sie schlägt in Fachbüchern nach, findet aber keine Antwort. Ich sage, dass ich von einem Tumor ausgehe. Sie sagt, dass es keiner ist, einen Tumor hätte sie erkannt. Für einen Moment fällt meine Anspannung ab. Vielleicht eine ganze Sekunde oder weniger. Dann denke ich mir, wie will sie wissen, dass es kein Tumor ist, wenn sie nicht weiß, was es überhaupt ist. Und was, wenn ein Tumor unter dem, von dem sie nicht weiß, was es ist, sitzt und das Unbekannte nach oben drückt? Ich bekomme eine Überweisung zu einer MRT-Untersuchung. Wie erwartet, bin ich kein bisschen beruhigt und kann mich nun darauf konzentrieren, Angst vor dem Ergebnis der MRT-Untersuchung zu haben.

Später suche ich im Internet nach möglichen Ursachen. Nichts von dem, was ich finde, ist harmlos. Ich befinde mich in einer Krankheitsspirale, die mich immer weiter runter zieht und ich sehe keine Tür, um dem zu entkommen. Irgendwann erkranken auch Hypochonder tatsächlich und das ist wirklich nicht zu empfehlen.

12 Kommentare

  1. Das nenn ich mal gebeutelt sein. Mir fällt gar nichts tröstliches ein, denn als Hypochonderin, also Schwester im Geiste, kann ich den Irrsinn von Angst sehr gut nachvollziehen.
    Und die kann dir auch niemand nehmen, aber das muss ich dir ja auch nicht extra sagen, das weißt du ja sehr gut alleine. Mir bleibt nur mitfühlende Grüße zu senden. Und ich hoffe, dass sich alles als komplett harmlos erweist.

  2. Dein Beitrag hat mich wirklich berührt, denn ich kann die Unsicherheit und Angst, die du beschreibst, sehr gut nachvollziehen. Ich stehe selbst kurz vor einer Sonographie und frage mich natürlich auch, was dabei entdeckt werden könnte. Diese Momente, in denen man zwischen Hoffnung und Panik hin- und hergerissen ist, sind unglaublich belastend. Gerade wenn der Arzt sich unsicher zeigt, gerät man schnell in diese Spirale aus Sorgen und dem Drang, Antworten zu finden – selbst wenn das Internet oft mehr Angst schürt als beruhigt.
    Ich hoffe, dass deine MRT-Untersuchung bald Klarheit bringt und es am Ende wirklich nichts Ernstes ist. Dieses Warten und die Unsicherheit sind so kräftezehrend. Es tut gut zu lesen, dass man nicht alleine mit diesen Ängsten ist – auch wenn ich dir natürlich wünsche, dass du bald wieder beruhigt aufatmen kannst!

    • Und ich kann mich prima reinsteigern und entdecke immer neue Stellen und Probleme. Da fehlt mir der Optimismus, den ich anderen gern predige.
      Dir viel Glück, dass bei der Sonographie nichts entdeckt wird, weshalb Du Dir Sorgen machen musst.

  3. „…Sie sagt, dass es keiner ist, einen Tumor hätte sie erkannt…“
    Das würde mich ungemein beruhigen, denn die diagnostischen Fähigkeiten hiesiger Ärzte sind bekanntlich überragend, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß. Schliesslich wird diese Tatsache auch immer wieder von der Tagespresse eindrucksvoll bestätigt:
    https://www.bild.de/news/ausland/norwegen-deutscher-hatte-einen-27-kilo-schweren-tumor-im-bauch-6724d49eebdb8724738e652b
    https://www.bild.de/leben-wissen/behandlungsfehler-aerzte-uebersahen-ihre-herzkrankheit-670ce62f2a748979b7470b37

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