Sézary Zellen?

Als ich den Briefkasten öffne und einen Brief der Hautklinik sehe, kippt meine Laune direkt ins Negative und mir wird auch sofort schlecht. Solche unerwarteten Briefe enthalten in der Regel keine positiven Nachrichten. Dieser Brief enthält den letzten Bericht plus einen Nachtrag. Dieser weist auf die verminderten T-Zellen und B-Zellen hin. Da ich dazu keine Vergleichszahlen habe, bzw. mich nicht erinnern kann, erinnern will, oder sie einfach verdrängt habe, kann ich nicht sagen, in welche Richtung sich das alles gerade entwickelt. Diese Tatsachen sind schon deprimierend genug, aber was mich wirklich erstmal killt, ist die Information, dass der Immunphänotyp einiger T-Zellen auch auf Sézary Zellen deuten kann. Das ist aggressives Zeug, das ist nicht gut, das will ich nicht. Bei einem Wert liegt die Wahrscheinlichkeit bei 2,3%, bei einem anderen bei 16,8%. Ich verstehe diese ganzen Zahlen nicht und sie müssen auch nichts bedeuten, aber das Sézary-Syndrom löst meine naive Vorstellung, dass ich den Unsinn einfach so besiege, direkt in Luft auf. Erst denke ich, dass ich das Rentenalter nicht erreiche, dann denke ich, dass ich nicht einmal sechzig werde. Ein negativer Gedanke löst den nächsten ab. Das kann ich gut. Es folgen Gedanken zu meiner Horrorvorstellung, langsamer, qualvoller Tod und die Erkenntnis, dass ich absolut ausgeliefert bin. Ich kann mich da ganz wunderbar reinsteigern und brauche eine Weile, bis ich mich von meinen negativen Gedanken erhole. Agnes schickt ein paar Informationen, die mich zwar beruhigen, aber der Realist in mir ist so leicht nicht zu überzeugen. Trotzdem nehme ich mir vor, dass ich bis zur nächsten Untersuchung mit Verdrängung am besten fahre. Die Haut sollte allerdings mitspielen, sonst habe ich wieder einen Grund komplett am Rad zu drehen und in ein tiefes Loch zu fallen. Das möchte ich nicht. Ich bin ja schon mit dem normalen Verfall überfordert.