7 am 7ten – 13

7am7ten

Weiter geht es mit der einst unbeliebten Übung gegen Langeweile und Wortfindungsstörungen für Leute, die eine Schwäche für die Zahl 7 haben und gerne Geschichten schreiben. Viel Spaß mit den Geschichten.

Die 7 Wörter lauten:
Filzstift – Orgel – Zange – Kontrolle – Perle – Selbstbewusstsein – Zuneigung

Mit dem Filzstift bemalte er die Orgel des Onkels, mit einer Zange zerstörte er eine wertvolle Perle der Mutter, oft verliert er scheinbar die Kontrolle und schreit sich die Seele aus dem Leib. Man hält ihn für einen hoffnungslosen Fall und bösen Menschen. Dabei ist er nur ein kleiner Junge ohne Selbstbewusstsein, dem Zuneigung fehlt.


Alle bisher veröffentlichten Geschichten in chronologischer Reihenfolge zum nachlesen und genießen:

7 Kommentare

  1. Die Erzählung von Geschichten hat es mir offensichtlich angetan. Von den alten Römern schwenken wir nun ins Altgriechische. Ich möchte Ihnen eine Geschichte über eine Orgel erzählen. Sie gehört zu den Aerophonen, den Luftklingern und ist das Herzstück, die Perle ein jeder Kirche.

    Gabriel ging wöchentlich in die Kirche, um dem Spiel des Organisten zuzuhören. Er liebte den Klang der majestätischen Orgel und beobachtete oftmals die Kirchenbesucher, wie sie davon in ihren Bann gezogen wurden. Schon als Kind hatte er eine Zuneigung zu diesem Instrument. Die Kirche war immer wieder sein Zufluchtsort gewesen, wenn sein Leben außer Kontrolle geraten war. In diesen Phasen zweifelte er an seinem Selbstbewusstsein. Er versuchte in diesen Zeiten, in seinem Glauben Kraft zu finden. Einmal musste die Orgel Instand gesetzt werden. Er verfolgte die Tätigkeiten des Orgelbauers staunend und interessiert. Da Gabriel in dieser Zeit keine Anstellung hatte, ging er ihm etwas zur Hand. Er notierte für ihn mit einem Filzstift oder reichte ihm ab und an eine Zange. Die Pfeifen wurden gestimmt oder defekte Teile getauscht. Fasziniert beobachtete er, wie dies geschah. Durch Klopfen mit einem speziellen Hammer wurden die Töne verändert. Außerdem bekam die Orgel einen neuen Zimbelstern, der wiederum für einen besonderen und schönen Klang sorgte. Er wusste vorher nicht, wie komplex dieses wunderbare Instrument in seinem Inneren aufgebaut war. Er lernte so viel über die Funktionsweise, die verschiedenen Pfeifentypen, das Windwerk mit dem Orgelwind und was hinter dem Spiel eines Organisten steckt. Dies war eine einzigartige Erfahrung, die ihn nachhaltig begeisterte. Gabriel war dem Orgelbauer unendlich dankbar, dass er nun seine wahre Berufung gefunden hatte. Er beschloss, in seinem Leben neu anzufangen und sich als Orgelspieler ausbilden zu lassen.

      • Ich hatte einen kleinen Wissensvorteil zur Orgel. Sehr gerne!😊Gratulation zur Deiner Umsetzung der absoluten Kurzgeschichte, sie ist Dir gut gelungen. 😎 Nüchtern und schonungslos wie immer. 😉

          • Haha, nein. 😀 In den sozialen Medien verfolge ich seit ein paar Jahren aufmerksam einen Orgelbauer. Das ist eine hochinteressante Arbeit. Ich habe allerdings mehrere Videos angeschaut seither. Ja, sehr schön. Ich warte schon lange auf Licht und Liebe und Harmonie in Deinen Geschichten. 🥰

  2. Der kleinwüchsige Zollbeamte wurde von allen, die ihm
    begegneten, nur »der Filzstift« genannt. Dies missfiel ihm.
    Zumal er ohnehin stets als seichteste Pfeife in der
    gewaltigen Orgel des Zollwesens galt. Allerdings kam ihm
    seine geringe Körpergröße beruflich durchaus zupass. Er
    konnte sich in die entlegensten Winkel eines Koffer- oder
    Motorraums quetschen und demontierte mit einer Zange, die er
    zu diesem Zweck stets bei sich führte, bei jeder Kontrolle
    alles, was seinen Blick verdeckte. Einmal fand er
    tatsächlich eine unverzollte Kostbarkeit. Eine Perle klemmte
    in der Zylinderkopfdichtung eines Ford Capri, den er
    routinemäßig zerlegte. Als er sie an das Tageslicht brachte
    und sie, zwischen Daumen und Zeigefinger gegen die Sonne
    haltend, betrachtete, strotzte er vor Selbstbewusstsein. Es
    war der Höhepunkt seines Lebens. Liebe und Zuneigung
    dagegen… verbarg das Universum ihm gegenüber fortan mit
    großem Erfolg.

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