Antrag auf Schwerbehinderung

Die Mail, mit der mir der Antrag geschickt wird, hat den Betreff “Antrag auf Schwerbehinderung”, was ich ziemlich verwirrend, aber auch spannend finde, lässt der Betreff doch darauf schließen, dass man eine Schwerbehinderung beantragen kann. Da ist man möglicherweise gesund und entscheidet, ab jetzt will ich eine Behinderung, dann stellt man einen Antrag und wenn dieser genehmigt wird, bekommt man eine Behinderung. Ob man sich die selbst aussuchen kann, oder ob einem willkürlich eine Behinderung zugewiesen wird, geht aus dem Betreff nicht hervor. Mich unterhalten solche Dinge durchaus, auch wenn das möglicherweise infantil ist. Obwohl ich mich nicht behindert fühle, also jetzt nicht behindert genug, um einen solchen Ausweis zu bekommen, fülle ich den Antrag aus, weil ich schon so oft in meinem Leben Chancen verpasst habe, weil ich sie nicht rechtzeitig erkannte, oder halt, weil ich ein Depp bin. Dieses Mal möchte ich alles richtig machen und mir nicht am Ende vorwerfen, wieder eine Gelegenheit verpasst zu haben. Denn meine Zeit läuft nun einmal ab und Petra und auch Loerz sind jetzt schon neidisch, dass ich so einen Antrag stellen darf. Ich weiß nicht, ob sie auch noch neidisch wären, wenn sie meine merkwürdige Krankheit zu dem Schwerbehindertenausweis mit dazu bekämen. Weil das aber unwahrscheinlich ist, sind sie einfach neidisch. Vor allem Petra, da sie dieses Ziel ja schon länger verfolgt und sogar mal als Wunsch/Vorsatz zum neuen Jahr geäußert hat. Mich kann das nicht begeistern, ist es doch ein untrügliches Zeichen, dass der körperliche Verfall fortschreitet und nicht zu stoppen ist. Nicht einmal mit einem Schwerbehindertenausweis. Somit wäre eine Ablehnung in gewisser Weise ein Triumph für mich, aber so darf ich das vermutlich nicht sehen, weil so ein Ausweis auch einen neuen Lebensabschnitt einleitet, den Beginn einer neuen Entwicklungsstufe. Schon bald werde ich wissen, ob ich offiziell irgendwie behindert und wenn ja, wie behindert ich bin.