Die andere Seites des Mohnkuchen-Teilnehmers

Auch wenn ich gut mit ihm auskomme, ist der Mohnkuchen-Teilnehmer absolut kein leichter Mensch, denn wenn ihm etwas nicht passt, er seinen Willen nicht bekommt, wird er grantig und mitunter unausstehlich. Seit Jahren lässt er sich Fortbildungen/Weiterbildungen/Qualifizierungen bezahlen und lässt sich vom Staat nicht sagen, was er zu tun hat und droht gerne mit Anwälten, wenn es nicht läuft, wie er es will. Zuletzt hat er die Ausbildungen zur Sicherheitsfachkraft, zum Rangierer/Zugbegleiter und zur Sicherheits- und Servicekraft kurz hintereinander bezahlt bekommen, was ihn nicht wirklich näher an den Arbeitsmarkt gebracht hat, obwohl er alle Prüfungen bestanden hat. Zuletzt gab es ein Coaching bei einem anderen Bildungsträger. Ja, da kann man durchaus eine Abneigung entwickeln, so wie Jörg es getan hat. Daher biete ich Jörg an, dass ich den Mohnkuchen-Teilnehmer übernehme, weil die beiden miteinander nur Stress haben werden, der letztlich zu nichts führt. Jörg lehnt mein Angebot allerdings ab, denn dieses Mal soll der Mohnkuchen-Teilnehmer nicht mit seinem Verhalten durchkommen, egal, wie stressig es wird. Ich sehe darin keinen Sinn, denn natürlich kommt der Mohnkuchen-Teilnehmer mit allem durch und er wird auch sehr wahrscheinlich niemals arbeiten gehen. Er ist ja auch nicht alleine das Problem, denn man hätte ihm nicht eine Qualifikation nach der anderen bezahlen müssen. Spätestens nach der zweiten hätte man es stoppen können, weil er ja dennoch keinen Job bekommt. Hat man aber nicht. Dafür kann man ihn nicht alleine verantwortlich machen. Außerdem sorgt er doch auch dafür, dass Leute wie wir einen Job haben. Als er das erste Mal bei uns war, war mir nach wenigen Minuten klar, dass er für den ersten Arbeitsmarkt eher nicht geeignet ist. Also habe ich beschlossen, dass es am besten ist, wenn wir eine entspannte Zeit haben, da ich mehr nicht für den Mann tun kann. Selbst wenn er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, wird man ihn kaum einstellen. Das ist einfach so. Das weiß man, wenn man sich mit ihm unterhält. Was Jörg erreichen will, weiß ich nicht, was er erreichen wird, allerdings schon. Er wird einen immer größeren Hass entwickeln, sein Blutdruck wird steigen, weil Stress ungesund ist und am Ende wird er in den Bericht schreiben, dass der Mann unkooperativ, unverschämt und was ihm sonst noch einfällt, ist. Später wird der Mohnkuchen-Teilnehmer an anderen Maßnahmen teilnehmen und so wieder irgendwelche Arbeitsplätze sichern. Also warum der Stress? Wir haben einen Job, bekommen regelmäßig Gehalt und der Mohnkuchen-Teilnehmer lebt vom Bürgergeld, weiß, dass er im Leben versagt hat, hat keine Frau, wird von vielen belächelt, was ihm sicher auch auffällt und leidet an seiner Lebenssituation. Er kann noch so viele Schulen besuchen und Prüfungen bestehen, er bleibt ein Verlierer der Gesellschaft. Warum also soll man einen Krieg mit ihm führen, bei dem keiner gewinnen wird? Ich möchte das nicht, werde mich aber nicht einmischen, weil ich ein konfliktscheuer Mensch bin, der derartige Dinge lieber aus der Ferne betrachtet. Ich weiß, dass der Mohnkuchen-Teilnehmer mich schätzt und für einen guten Menschen hält. Fürs Wohlbefinden ist das sehr vernünftig. Für alles andere bin ich nicht zuständig.

4 Kommentare

  1. … ohne Disziplinierung wird das nix. Solange solchen Personen nicht die Obdachlosigkeit droht, werden sie mit ihrem asozialen Verhalten durchkommen.

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