Die Frau vom sozialen Dienst

Einen Tag nach meinem Besuch in der Hautklinik ruft mich eine Frau vom sozialen Dienst an. Ich kann eine Kur beantragen, drei Wochen, und mir wünschen, wo diese Kur stattfindet. Mir gefällt der Gedanke nicht, weil ich mich nicht wirklich für Krebskrank halte, nicht ständig daran erinnert werden möchte und vor allem keine Zeit mit Krebspatienten verbringen möchte, die möglicherweise in absehbarer Zeit sterben. Da würde es mir dann schlagartig schlechter gehen, weshalb ich sage, dass ich derzeit kein Interesse an einer Kur habe. Außerdem denke ich, dass es Leute gibt, die wirklich eine Kur dieser Art benötigen. Jenen möchte ich keinen Platz wegnehmen. Nachdem wir das Thema Kur hinter uns gelassen haben, geht es um den Schwerbehindertenausweis. Dieser könnte steuerliche Vorteile bringen, weshalb ich ihn beantragen werde. Andererseits ist so ein Ausweis ein Dokument, welches den körperlichen Verfall schriftlich bestätigt und nicht zu meinem jugendlichen Inneren passt. Dennoch lasse ich mir von der Frau den Antrag schicken. Mein Ziel ist es, dass mir, sollte ich diesen Ausweis bekommen, dieser nach einiger Zeit wieder weggenommen wird, weil ich mich der Krankheit entledigt habe und so einen Ausweis einfach nicht mehr verdiene.

2 Kommentare

  1. Darf man das noch sagen? “Schwerbehinderten-Ausweis”? Ich dachte, “Behinderter” ist verletzend, reaktionär und tabu? Abgesehen davon, wieso solltest du behindert sein? Ich bin sehr verwirrt.

    • Der Betreff der Mail mit dem Antrag ist noch besser. Er lautet: Antrag auf Schwerbehinderung. Man kann damit quasi eine Behinderung beantragen. Also darf man es auf jeden Fall noch schreiben. Ob und wie behindert ich bin, erfahren wir, wenn ich den Antrag endlich ausgefüllt und abgeschickt habe.

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