Der Somalier bringt seinen Bruder mit

Überraschend und unerwartet steht der Somalier vor mir. Heute hat er wieder jemanden mitgebracht. Bevor er mir seinen Begleiter vorstellt, fragt er, wie üblich, ob alles gut ist. Dann stellt er mir seinen Bruder vor und ich frage mich, warum sie wohl zu mir gekommen sind. Sie kommen direkt vom Jobcenter, wo sie eine Stunde waren, erklärt der Bruder mir. Man hat wohl viel geredet, der Case-Manager war auch dabei, aber letztlich konnte man auch nichts weiter sagen, als dass der Somalier nicht mehr in einer der Unterkünfte leben darf. Dieser streitet die Vorwürfe, die man gegen ihn vorgebracht hat, ordnungsgemäß ab. Während ich mir alles anhöre, frage ich mich, was das mit mir zu tun hat, was die beiden von mir erwarten, warum sie hergekommen sind. Wollen sie nur reden, wollen sie Lösungen, was kann ich tun? Ob ich bei der Jobsuche helfen kann, werde ich gefragt. Natürlich, aber nur dann, wenn das Jobcenter mich damit beauftragt. Größtes Problem bleibt die Unterkunft. Der Somalier weiß nicht, wo er hin soll. Seit über einer Woche trägt er dieselben Klamotten, weil er scheinbar nicht an seine Sachen kommt. Ich suche im Internet nach Lösungen, ohne zu wissen, wonach ich suchen soll, aber ich kann auch nicht nichts tun. Es gibt ein Gerichtsurteil, dass man dem Somalier vermutlich auch dann eine Unterkunft stellen muss, wenn er getan hat, weshalb man ihn nicht mehr aufnehmen will. Da man beim Jobcenter keine weitere Hilfe angeboten hat, suche ich ein paar Anwaltskanzleien in der Gegend heraus und notiere die Kontaktdaten für den Somalier und seinen Bruder. Vielleicht kann er mit anwaltlicher Hilfe etwas bewirken und irgendwo untergebracht werden. Während der ganzen Zeit rede ich natürlich irgendwas, von dem ich denke, dass es angebracht ist, obwohl ich weiß, dass das alles nur Worte ohne Wirkung sind. Hohle Phrasen. Albernes Geschwätz. Die beiden bedanken sich und wollen direkt eine der Anwaltskanzleien aufsuchen. Ich finde das alles unbefriedigend, weil ich erneut kein Problem lösen konnte und auch nicht wirklich weiß, was man in so einem Fall tun kann. Wieder einmal wird mir bewusst, wie wenig ich überhaupt tun kann. Diese ganzen unnötigen Probleme gibt es doch nur, weil Menschen in der Regel gestört sind, sich zu wichtig nehmen und jeder weniger Ahnung hat, als er vorgibt zu haben. Warum manche Leute dennoch zu mir kommen, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich bin gespannt, wie es mit dem Somalier weitergeht. Wann wird er wohl merken, dass ich ihm nicht helfen kann?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert