Der Bulgare will arbeiten

Der Bulgare beklagt sich, dass er seit 2009 keinen Urlaub mehr hatte und das Jobcenter ihm keinen Urlaub bezahlt. Ich erkläre ihm, dass er durchaus drei Wochen im Jahr Urlaub vom Jobcenter bekommen kann. Das hilft ihm aber nicht, weil Urlaub teuer ist, das Jobcenter aber kein Urlaubsgeld zahlt. Ich erkläre ihm, dass das Jobcenter dafür nicht zuständig ist, er aber arbeiten gehen kann, dann hat er sogar mehr als drei Wochen Urlaub und kann vielleicht auch mal wegfahren. Keine Ahnung, ob er versteht, was ich ihm damit sagen will. Da er nicht einmal selbstständig nach Stellen suchen kann, suche ich ihm zwei Stellen raus, die passen könnten. Er soll sich das von seinem Cousin übersetzen lassen und dann mit den Arbeitgebern Kontakt aufnehmen oder es lassen.

Ein paar Tage später ruft sein Cousin an, um mitzuteilen, dass der Bulgare zwei Jobangebote nicht angenommen hat, weil ihm das Gehalt zu niedrig ist. 15,80€ Stundenlohn reichen einfach nicht, weil man da ja mehr Geld vom Jobcenter bekommt. Die Argumente, dass es ja noch Zuschüsse gibt und er am Ende nicht weniger Geld haben wird, akzeptiert der Cousin nicht. Da wird der Bulgare, der erst seit 15 Jahren arbeitslos ist, wohl auch die nächsten 15 Jahre arbeitslos bleiben. Beim persönlichen Gespräch zwei Tage später fragt der Bulgare, wieso er arbeiten soll, wenn er davon die Miete bezahlen muss und nicht mehr Geld als ohne Arbeit hat. Das sieht er nicht ein. Für ihn ist auch die Aussicht, dass er den Führerschein und einen PKW bezahlt bekommt, nicht genug. Er will mehr als diese ca. 1.700€ netto. Davon kann er nicht leben. Egal, welche Argumente Jörg bringt, der Bulgare sagt ihm, dass es sich nicht lohnt, weil er ohne Arbeit einfach besser dasteht. Dann beklagt er sich, dass er zu wenig Geld hat und neulich vom Jobcenter Lebensmittelgutscheine wollte, da er nichts mehr zu essen kaufen konnte, weil er mit dem Geld keine drei Wochen auskommt. Er findet es unverschämt, dass er keine Gutscheine bekommen hat. Seine zwei Kinder, so sagt er, essen täglich Döner. Außerdem gibt die Familie monatlich 250€ für Zigaretten aus. Als nächstes zählt er auf, wie viel Geld er monatlich benötigt. 4.000€. Keine Ahnung, wer ihm eine solche Summe zahlen soll, aber mir ist das auch egal, ich kann dem Mann nicht helfen und bezweifle, dass es überhaupt jemand kann. Mit dummen Menschen kann man nicht diskutieren, aber ich finde es großartig, dass Jörg es immer weiter versucht und ihm sogar einen Haushaltsplan aufstellt, aber letztlich ist auch das sinnlos, da bringt man eher einer Kuh das Lesen bei. Dieser Mann versteht die Zusammenhänge einfach nicht und wird vermutlich niemals in Deutschland arbeiten, weil er von dem Gehalt einfach nicht leben kann. Die Frage, ob er denn überhaupt arbeiten will, beantwortet er dennoch sehr energisch und erklärt, dass er auf jeden Fall arbeiten will. Leider finden wir keinen Job, bei dem die Bezahlung auch nur annähernd akzeptabel für ihn ist. Fraglich ist, ob das überhaupt jemand kann. Offensichtlich sind Jörg und ich als Jobcoaches nicht zu gebrauchen, weil wir nicht in der Lage sind, einem arbeitswilligen Bulgaren einen Job zu vermitteln. Vielleicht sollte man uns entlassen.

Wir sind aber auch blöd in diesem Land, weil wir ungelernten Fachkräften keinen angemessenen Lohn anbieten und sie stattdessen vom Tag der Einreise bis zu ihrem Ableben mit viel zu geringen Sozialleistungen abspeisen. Ein Skandal ist das.

2 Kommentare

    • Der Bulgare ist ja auch ein absoluter Knaller.
      Zum Glück habe ich noch weitere Knaller im Angebot. Dazu in Kürze mehr.

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