Weiter geht es mit der beliebten Übung gegen Langeweile und Wortfindungsstörungen für Leute, die eine Schwäche für die Zahl 7 haben und gerne Geschichten schreiben. Viel Spaß mit den Geschichten.
Die 7 Wörter lauten:
Trostlos, Frei, Verletzen, Krypta, Prüfung, Trauma, Gold
Sie öffnet die Augen und braucht eine Weile, um sich zu orientieren und sich einen Überblick zu verschaffen. Wo ist sie, wie kam sie her? Sie sieht sich um. Was ist das alles hier? Offensichtlich ist sie umgeben von Gold. Das ergibt keinen Sinn. Nichts ergibt gerade einen Sinn. So etwas, wie das hier, hat sie mal in einer Dokumentation gesehen. Eine Krypta, jetzt fällt es ihr ein, das hier ist ein Krypta. Zumindest könnte es eine sein. Doch was soll ausgerechnet sie in einer Krypta? Noch immer ergibt es keinen Sinn. Fragen geistern durch ihren Kopf. Antworten findet sie keine. Offensichtlich, wieso bemerkt sie das erst jetzt, ist sie gefesselt. Gefesselt in einer Krypta. Das ergibt erst Recht keinen Sinn für sie. Ob das eine Prüfung ist, fragt sie sich. Doch wer sollte sie prüfen und warum? Wie kommt sie wieder frei? Kommt sie je wieder frei? Trostlos erscheint ihr die Situation, nachdem schon Stunden seit ihrem Aufwachen vergangen sind. Sie zerrt wieder an ihren Fesseln, nichts tut sich. Ihre Arme schmerzen von ihren Versuchen, sich zu befreien. Sie wird sich nur noch mehr verletzen, wenn sie es weiter versucht. Ganz still liegt sie da, starrt nach oben. Ein Trauma davonzutragen wäre ihr kleinstes Problem, das wird ihr mehr und mehr bewusst. Wieso überhaupt macht sich über ein Trauma Gedanken? Die Situation ist aussichtslos. Sie kann sich nicht befreien, niemand hört ihr schreien.
Hier die Geschichte von Petra:
Reliquien wie dieses erfordern eine Prüfung, nicht nur des Glaubens. Zusätzlich sind sie meist mit Fallen gesichert worden, die nicht nur verletzen sondern auch töten können.
In der Mitte des Raumes stand der Sarkophag. Andere würden es für naheliegend halten, dass der Gegenstand sich darin befindet und ihn, womöglich mit Gewalt, öffnen. Seiner Erfahrung nach wäre das eine schlechte Idee.
Seinem Doktorvater war dies zum Verhängnis geworden. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass nicht er selbst so unvorsichtig war, sondern dass es seine Begleiter gewesen sein müssen, die getrieben von der Gier nach Gold nicht auf seine Mahnungen hörten. Der Sicherungsmechanismus wurde ausgelöst, das Gewölbe stürzte ein und begrub alle, die sich in der Grabkammer befanden. Nach wochenlangen Ausgrabungen wurde die Gruppe tot geborgen. Das war der Grund, ein Trauma, warum er am liebsten allein arbeitete, auch wenn es auf eine andere Art gefährlich und zudem trostlos war, in stickigen, seit Menschengedenken verschlossenen Tunneln allein herumzukriechen, nicht wissend, ob man jemals das Tageslicht wieder sehen wird.
Die Inschriften auf dem Sarkophag würden die erforderlichen Hinweise geben. Also begann er die Inschriften zu entziffern. Es handelte sich um eine Warnung:
Pacem mortuorum numquam turbabis, aliter numquam eris liber!
Störe niemals die Ruhe des Toten, sonst wirst du niemals frei!
Er hatte nicht die Absicht die Totenruhe zu stören und konnte sich denken, dass, wenn er einen Fehler machte, ein Mechanismus ausgelöst würde, der ihn hier einschließen würde. Er sah sich die einzelnen Buchstaben genauer an. Einige von ihnen sahen etwas erhabener aus als die anderen. Er war sich sicher, dass er die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge drücken musste, um an das Artefakt zu gelangen. Die Krypta war im 4. Jahrhundert nach Christus angelegt worden und zu dieser Zeit war es eine beliebte Methode, Geheimnisse so zu schützen.
Er nahm einen Stift und schrieb die auffälligen Buchstaben in sein Notizbuch:
A – C – U – T – N – S – S
Das ist ja einfach, ein Anagramm für Sanctus, dachte er. Er drückte die Buchstaben in der Reihenfolge. Es öffnete sich nichts, aber er hörte, dass etwas Schweres den Gang hinunterrollte und den Zugang verschloss.