7 am 7ten – 09


Teil 9 von 7 am 7ten, der beliebten Übung gegen Langeweile und Wortfindungsstörungen für Leute, die eine Schwäche für die Zahl 7 haben und gerne Geschichten schreiben. Viel Spaß mit den Geschichten.

Die 7 Wörter lauten:
Schlangen, Sumpf, Feucht, Krachmacher, Schrullig, Unanständig, Zeit

Als Kind nannten ihn Eltern und Verwandte oft Krachmacher, weil er ständig Lärm verursachte und damit alle nervte. Als Teenager entwickelte er eine Vorliebe für Schlangen und wünschte sich eine eigene. Seine Eltern verboten es. Auch diese Phase ging vorbei. Krach machte er schon lange nicht mehr. Es begann eine neue Phase. Er war mittlerweile fast der Pubertät entwachsen, zumindest theoretisch, und hatte ein Interesse für junge Frauen entwickelt, das ihm auch nicht weiter half. Er fragte ständig Frauen, die er kannte oder kennenlernte, ob diese feucht seien, ob er sie nicht zwischen den Beinen anfassen dürfe. Sicherlich war sein Verhalten den jungen Frauen gegenüber unanständig, aber junge Männer sind oft dämlicher als nötig und müssen deshalb ja nicht so bleiben. Letztlich ging auch diese Zeit vorbei, ohne dass irgendwer zu Schaden kam. Okay, die meisten fanden ihn schrullig, aber auch Schrulligkeit kann mit der Zeit verschwinden. Oder sie bleibt. Oder steigert sich. Alte Leute sind auch oft schrullig und er hat halt früh damit angefangen. Letztlich wurde er zu einem Mann, der keine besonderen Eigenschaften hat. Krach macht er weiterhin keinen, weil Krach ihn seit der Kindheit nicht mehr begeistert. Er fragt auch keine Frauen mehr, ob sie feucht sind oder er ihnen zwischen die Beine fassen darf. Das wäre einfach zu albern. Seit Jahren lebt er an einem Sumpf, weil er die Einsamkeit mag und man dort sogar ab und zu Schlangen sehen kann. Er hat niemandem jemals wirklich geschadet und ist einfach nur ein einfacher Mann ohne besondere Eigenschaften. Das ist alles. Das ist die Geschichte seines Lebens.


Hier die Geschichte von Petra:

Gemächlich steuerte er sein Kanu durch den Sumpf. Die Luft war noch feucht von der Nacht, die tief stehende Morgensonne hüllte die Umgebung in ein mystisches Licht, über der Wasseroberfläche lag Bodennebel.
Es war eine gute Entscheidung wieder zurückgekommen zu sein. Er war lange fort gewesen, für die Karriere in die Großstadt gezogen, aber eine unbestimmte Sehnsucht hatte ihn die ganze Zeit begleitet. Bewusst geworden war ihm dies erst, als er wieder heimkehrte. Die Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend stiegen in ihm hoch, seine Ausflüge mit dem Kanu in die faszinierende Sumpflandschaft wurden immer ausgedehnter.
Dort drüben, das musste die Insel sein, auf der er mit seinem besten Freund Wilbur damals Schlangen bei der Paarung beobachtet hatte. Es war unanständig viel Zeit seitdem vergangen.
Wilbur hatte diese Beobachtung nie wieder los gelassen. Leicht schrullig, wie er seit Kindheitstagen war, hatte er später Biologie mit Schwerpunkt Reptilien studiert und war im Laufe der Jahre zu einem international anerkannten Experten für Giftschlangen geworden.
Indirekt wurde ihm seine Passion zum Verhängnis, denn er starb an einem giftigen Biss als er auf Forschungsreise in Australien war. Ironischerweise war er jedoch nicht von einer Taipan gebissen worden, sondern von einer der wegen ihrer Giftigkeit gefürchteten Sydney – Trichternetzspinne, für die er kein Gegengift in seiner Ausrüstung hatte.
Heute wollte er Wilbur zu Ehren auf der Insel eine Art Schrein errichten. In einer wasserdichten Kiste hatte er Wilburs erstes Buch, einen Abdruck ihres gemeinsamen Referates aus der Highschool, einige Fotos und eine Flasche von dem billigen Rotwein, den sie als Jugendliche heimlich getrunken hatten, dabei.
Aus der Ferne hörte er Motorengeräusche, Vögel flogen auf, Unruhe machte sich breit. Diese Krachmacher haben hier nichts zu suchen, dachte er verärgert, es sollte verboten werden, mit Motorbooten durch den Sumpf zu fahren.

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