Degenerierte vor dem Café Bistro

Lange Zeit war es relativ still unten vor dem Café Bistro und mit den Regengeräuschen, die ich zum Einschlafen höre, waren die Gespräche von unten zwar vernehmbar, aber nicht wirklich störend. Bis heute. Es ist etwa Mitternacht, als mich laute Stimmen aus meinem Tiefschlaf holen. Ich brauche eine Weile, um zu realisieren, dass es sich um laute Gäste vom Café Bistro handelt, die offenbar sehr emotional diskutieren. Noch bevor ich alles richtig zuordnen kann, weil ich noch im Halbschlaf bin, höre ich, wie ein Mann aus dem Haus gegenüber die Gäste des Cafés anbrüllt. Es gibt Leute, die arbeiten müssen und er will Ruhe. Ich denke, dadurch, dass er sich so aufregt, wird es dauern, bis er wieder einschlafen kann. Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich, wenn ich mich da erstmal aufgeregt und hineingesteigert habe, lange nicht mehr einschlafen kann. Wirklich leiser wird es allerdings nach der Ansage nicht, es ist aber hörbar, dass nicht mehr so viele Personen an dem Gespräch teilnehmen. Ansonsten ist der Lärmpegel nahezu unverändert. Einer der Gäste wiederholt mehrfach, dass er seit fünf Monaten nicht mehr in Brambauer war. Seine besoffene Dusseligkeit ist dabei direkt spürbar. Minderbemittelter Depp, der seine Minderwertigkeit und seine Beschränktheit immerhin mit Alkohol betäuben kann, was ihn seine lächerliche Existenz sicher leichter ertragen lässt. Der Mann im Haus gegenüber brüllt nun zu den Degenerierten herunter, dass er gleich die Polizei ruft. Schlagartig hört der Lärm auf. Ich will gerade wieder entspannt wegdösen, da geht es doch weiter. “Nur weil ich Deutscher bin?! Nur weil ich Deutscher bin!? Nur weil ich Deutscher bin!?” Gott, ist der doof. Wieder einmal sind es die deutschen Gäste, die den meisten Lärm verursachen. Manchmal sehe ich die Gestalten, wie sie am Nachmittag oder frühen Abend vor dem Café Bistro sitzen. Verlorene, von der Gesellschaft ausgespuckte Verlierer, die einem vielleicht leidtun sollten, wenn man nicht selbst auf irgendeine Art erbärmlich wäre. Jedenfalls erwartet man nicht viel von ihnen und sie erwarten sicher auch nicht mehr viel. Wieso sollten sie sonst mitten in der Woche besoffen auf der Straße rumlungern? Den Rest dieser nutzlosen und abstoßenden Unterhaltung verstehe ich nicht, weil ich längst wieder die Regengeräusche eingeschaltet habe, die zum Glück die Gespräche von unten übertönen. Nur manchmal klingen noch Stimmen zu mir hoch. Bevor ich endgültig das Bewusstsein verliere, frage ich mich noch, ob der Mann aus dem Haus gegenüber gleich die Polizei ruft oder auch Regengeräusche zum Einschlafen hört.