7 am 7ten – 08

Es folgt der achte Teil von 7 am 7ten, der beliebten Übung gegen Langeweile und Wortfindungsstörungen für Leute, die eine Schwäche für die Zahl 7 haben und gerne Geschichten schreiben. Viel Spaß mit den Geschichten.

Die 7 Wörter lauten:
Entlassung, Super, Flosse, Bibliothek, Yam, Ohrenbetäubend, Sumpf

Bis zu seiner Entlassung arbeitete er in der Bibliothek und fand es super dort.

Er lebte mit seiner Frau auf einer kleinen Farm in einem kleinen Ort, wo sie Yam anbauten. Nachdem er seinen Job verloren hatte, fand er keine Arbeit mehr, denn in dem Ort gab es das Gerücht, dass er gerne Fische verstümmelte. Jemand aus dem Ort wollte gesehen haben, dass er Fischen eine Flosse nach der anderen abgeschnitten hatte. Zuerst die Rückenflosse, zum Schluss die Schwanzflosse. Niemand sonst hatte das gesehen und auch niemand hatte sich das zunächst vorstellen können, doch wenn ein Gerücht sich in einem Ort wie diesem verbreitete, dann nahmen die Dinge oft ihren Lauf. Man hatte ihn tatsächlich mal darauf angesprochen, aber da er nicht wirklich dazu Stellung genommen, sondern nur milde gelächelt hat, war beschlossen, dass es stimmen musste. Dabei war es ihm nur zu blöd, auf so eine absurde Anschuldigung zu reagieren. Das war ein Fehler, denn das Gerücht verbreitete sich und er hatte deshalb tatsächlich seinen Job verloren, weil so ein Mitarbeiter untragbar sei. Das müsse er verstehen. Er lächelte wieder nur, als er entlassen wurde. Absurde Anschuldigung mit weitreichenden Folgen oder doch die Wahrheit, denn warum hatte er nichts dazu gesagt, sich nicht verteidigt? Er hätte doch wenigstens versuchen können, seine Sicht der Dinge zu erklären. Warum tat er es nicht? Man sah ihn immer seltener im Ort, er zog sich mehr und mehr zurück. Seine Frau sah niemand mehr. Ein neues Gerücht tauchte auf. Er habe seine Frau getötet und im Sumpf versenkt. Der Gerüchtewahnsinn kannte scheinbar keine Grenzen. Oder waren es keine Gerüchte? War dieser Mann tatsächlich einer der Fische erst verstümmelte und dann tötete? Hatte ihm das so gut gefallen, dass auch seine Frau sterben musste? Eines Nachts weckte eine Explosion die Bewohner des Ortes. Der Lärm war ohrenbetäubend. Die kleine Farm war von der Explosion komplett zerstört worden. Bis zur Unkenntlichkeit zerfetze Leichenteile waren alles, was man später fand. Zeitgleich verschwand der Mann, der mit dem Gerücht über verstümmelte Fische alles ins Rollen brachte. Man sagte, er hätte die Stadt verlassen, weil sein Gewissen ihn plagte, denn die Geschichte mit den Flossen hatte nicht gestimmt. Der Mann wollte sich nur wichtigmachen und da sein Vater der Bürgermeister der Stadt war, kam er damit durch, obwohl ihn viele für ein Arschloch hielten.

In einer weit entfernten Stadt taucht ein Ehepaar auf, sie kaufen sich eine Farm und bauen Yam an. Der Mann findet eine Anstellung in einer Bibliothek und findet es super dort. Die Ordnung ist wiederhergestellt.


Hier die Geschichte von Petra:

Yam ist sicherlich super gesund, aber für seinen Geschmack zu bitter. In der Bibliothek, in der er bis zu seiner Entlassung in den Ruhestand, gearbeitet hatte, gab es jede Menge Bücher zu gesunder Ernährung. Er hatte sich vorgenommen, einiges von dem, was er dort gelesen hatte, umzusetzen. Auch seine Freundin lag ihm dauernd in den Ohren, dass er mehr für seine Gesundheit tun müsse. Zusätzlich zur Ernährungsumstellung gehörten dazu auch ausgedehnte Wanderungen am Meer entlang. Vorgestern hatte er in Strandnähe kurz eine graue Flosse aus dem Wasser auftauchen sehen. Wohl deshalb waren die roten Flaggen, die vor Haien warnen, gehisst worden. Seiner Meinung nach gehörte die Flosse nicht zu einem Hai, sondern zu einem Delphin. Die Flosse war nach hinten gekrümmt und das Tier ist nicht, wie für Haie typisch, längere Zeit ruhig kurz unter der Wasseroberfläche geschwommen, sondern war nur kurz zu sehen und hat eine runde, wellenförmige Bewegung gemacht. Aber was weiß ich schon, dachte er.
Während er darauf wartete, dass das Essen gar wird, machte er sich Gedanken über den heutigen Filmabend. Seine Freundin liebt Filme mit Alec Baldwin. Da könnte man sich doch „Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache“ mal wieder ansehen.
Gedankenverloren rührte er den Eintopf um, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Er rührte weiter. Doch dann setzten aus allen Himmelsrichtungen Sirenen ein. Der Lärm war ohrenbetäubend. Er lief hinaus auf den Balkon, von dem er einen Großteil der Stadt überblicken konnte. Aus der Hafengegend stieg schwarzer Rauch empor. Das kann diesmal keine Autobombe gewesen sein. Für die Entfernung zum Hafen war die Explosion zu laut und die Rauchentwicklung war zu groß für eine kleinflächige Detonation. Da war was anderes, schlimmeres passiert, ein weiteres Unglück für dieses schöne, vielfältige, aber zerstörte und verfallende Land am Mittelmeer.

2 Kommentare

  1. Doc, super Grschichte. Mir gefällt die Gesellschaftskritik und die Wendung zum Ende👍🏻

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