Weil Deutschland eine vorübergehende Corona-Pause macht, damit das Volk sich etwas erholen kann, bevor es wieder richtig zur Sache geht und man sich bald nichts mehr leisten kann, findet das Waltroper Parkfest 2022 tatsächlich statt. Gegen 19.00 Uhr bezahlen Petra, Manni und ich jeder die 14 Euro für den Eintritt. Das sind 5 Euro mehr als wir 2019, beim letzten Parkfest vor der Pest, gezahlt haben. Sollte es nächstes Jahr wieder ein Parkfest geben, wird es möglicherweise doppelt so teuer sein, aber vielleicht haben wir bis dahin auch schon unsere Kriegsmüdigkeit besiegt und wir befinden uns endlich richtig im Krieg, den die grüne Kriegspartei sich so sehr wünscht. Aber auch ohne Krieg sind sie auf einem guten Weg, dass solche Veranstaltungen keine große Zukunft haben. Zumindest nicht für die einfachen Durchschnittsbürger. Vielleicht sehe ich das auch zu schwarz, dennoch kann es heute Comeback und Abschied zugleich sein, weshalb die 14 Euro uns einfach nicht interessieren. Zunächst ist es ziemlich leer, was ich durchaus schätze, denn so habe ich Platz und kann in Ruhe gucken. Und zu gucken gibt es reichlich. Reichlich attraktive Frauen die fast alle viel zu jung für mich sind, aber hübsch sind sie dennoch. Die Stände sind scheinbar alle dort, wo sie damals standen, was ich sehr gut finde, weil mich das sonst alles unnötig verwirren würde. Nachdem Manni gefüttert wurde, stehen wir an der großen Bühne und ich glaube, dass wir Zeuge eines Skandals werden, denn auf der Bühne spielt ein Band Musik, die sich eindeutig nach Reggae anhört, von der Bühne sieht aber keiner von der Band aus als wäre das mit seiner Herkunft vereinbar. Möglicherweise ein klarer Fall von kultureller Aneignung. Sofort beraten wir uns, ob wir da nicht Beschwerde einlegen sollen, wohlwissend, dass die Bühne dann geräumt und im schlimmsten Fall das ganze Parkfest beendet wird. Nachdem wir das Für und Wider sorgfältig abgewägt haben, entscheiden wir uns dafür, diese Ungeheuerlichkeit nicht zur Anzeige zu bringen, weil wir den Leuten ihr möglicherweise letztes Fest nicht verderben wollen. Wir können, im Gegensatz zu vielen anderen, solidarisch sein. Nachdem wir uns so vorbildlich verhalten haben, drehen wir noch eine Runde. Petra lässt sich am Vorwerk-Stand beraten, während Manni und ich jungen Frauen hinterherschauen. Ich bin mir bei vielen Gesichtern nicht sicher, ob sie zu Menschen gehören die ich mal kannte oder ob ich nur glaube, dass es so ist. Weil ich das nicht weiß, grüße ich niemanden. Zu meiner Überraschung werde ich auch nicht gegrüßt, da mich vermutlich auch niemand kennt oder sich nicht wirklich an mich erinnern kann. Frauen ignorieren mich konsequent, was ich zwar verstehen, aber nicht gutheißen kann. Zwischenzeitlich ist es doch recht voll geworden, vermutlich nicht so voll wie damals, aber genau weiß ich das ehrlich gesagt auch nicht. Nachdem auch Petra ordnungsgemäß gefüttert wurde, gehen wir nochmal zur großen Bühne und ich bekomme einen weiteren Becher mit leckerer Fanta. Da mich die Frauen auch weiter nicht beachten, obwohl ich noch genügend Kondome habe und früher gut küssen konnte, bin ich etwas enttäuscht und betrachte das Riesenrad, welches sehr schön beleuchtet ist. Ich mag Riesenräder. Es ist etwa 22.30 Uhr als wir das Parkfest zum vielleicht letzten Mal verlassen. Vielleicht war es auch das letzte Parkfest und so können wir später allen, die den Krieg überlebt haben und es hören wollen, erzählen, dass wir dabei waren. Schon alleine dafür hat es sich gelohnt.
Die Welt des DrSchwein
Verkorkste Höhepunkte
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