Erste 5-Tage-Woche 2022

Montag
Ich hatte gehofft, dass die Zeit, an fünf Tagen in der Woche zu arbeiten vorbei ist. Ist sie aber nicht. Und nicht nur das, ich muss sogar drei Wochen am Stück auf meinen freien Montag verzichten. Das wird sicher alles sehr verwirrend. Hoffentlich zerstört das nicht meine Entspannung unter der ich seit Wochen leide. Das wäre wirklich schade, denn unentspannt werde ich spätestens mit Beginn der trüben und bedeckten Tage, mit all den Einschränkungen, die Politiker sich für uns ausdenken, sowieso wieder sein.

Am Vormittag erwarte ich vier Personen, um sie zu bespaßen. Zuerst besucht mich Teilnehmerin 13 die gerne im Fitnessstudio arbeiten möchte, deren Mann das aber nicht will, weil Frauen in Fitnessstudios immer angemacht werden. Ich weiß nicht, was man von so einem Mann halten soll. Er ist passend dazu arbeitslos, hat keinen Schulabschluss und ist sehr oft im Fitnessstudio. Was sagt es über ihn aus? Möchte er nicht, dass seine Frau dort arbeitet? Traut er seiner Frau nicht? Hat er Probleme mit seinem Selbstbewusstsein? Macht er ihm Fitnessstudio die Mitarbeiterinnen an und hatte sogar schon Erfolg dabei? Ich halte jedenfalls nichts von ihm, obwohl ich ihn nicht kenne. Die Informationen reichen, um eine Abneigung gegen ihn zu haben. Ich denke, Teilnehmerin 13 wird keinen Job finden. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Teilnehmerin 18 fehlt auch heute wieder unentschuldigt. Sie ist Mitte dreißig und könnte von der Figur her knapp zwanzig sein. Ihr Anblick bringt mich grundsätzlich durcheinander. Ihr Verhalten auch, denn sie ist völlig sprunghaft, unreif und ungeduldig. Aber ein schöner Anblick ist sie dennoch. Morgen schreibe ich ihr eine Abmahnung, obwohl Abmahnungen keine echten Folgen haben, weil es keine Sanktionen gibt. Also nicht für Arbeitslose, sonst natürlich schon, aber das ist eine andere Geschichte. Wenig später sagt auch Teilnehmer 15, der vor drei Jahren schon einmal hier war und sich seitdem nicht weiterentwickelt hat, seinen Termin für heute ab. Mittlerweile ist er verheiratet und hat ein zweites Kind. Er ist sehr frustriert, aber scheinbar nicht gewillt sein Leben irgendwie zu ändern. Jeder Job ist Scheiße und alles irgendwie Kacke für ihn. Wenn kein Wunder geschieht, wird er in diesem Leben keiner geregelten Arbeit nachgehen. Ich hoffe dennoch, dass Jörg, der am Mittwoch operiert wird und dann ein paar Tage ausfällt, irgendeine Idee für den jungen Mann, der heute unter Durchfall leidet, hat. Mir fehlt da leider jegliche Fantasie. Teilnehmerin 11 fehlt weiterhin, weil sie an den Folgen ihrer Corona-Erkrankung leidet. Somit wurde am Vormittag nur einer von vier Terminen wahrgenommen und ich hätte nichts dagegen, wenn es so weiter geht.

Weil ich gerade alleine bin und es auch sicher noch eine Weile, außer Morgen, sein werde, trifft es sich gut, dass jemand vom Jobcenter anruft und einen Kunden da hat, der ganz schnell Bewerbungsunterlagen benötigt. Da die Maßnahme voll ist, wird er also mit einem AVGS zu uns kommen und am Persönlichkeitscoaching teilnehmen. Genau das fehlte mir noch, denn das nimmt Zeit in Anspruch, die ich zwar sicher zwischendurch habe, aber halt nicht vorhersagen kann, wann das sein wird, da der Terminkalender voll ist. Ich werde ihm, der natürlich spontan hier erscheinen wird, einen Termin in der nächsten Woche geben und hoffen, dass Jörg in der Woche wieder hier ist, um sich um den Mann zu kümmern, so dass ich möglichst wenig mit ihm zu tun haben werde. Ich werde alle, die am Persönlichkeitscoaching teilnehmen, an Jörg übergeben und ihm, sobald er wieder hier ist, erklären, wie das alles gemacht wird. Dieses verdammte Persönlichkeitscoaching stört den ganzen Ablauf und ich habe einfach nicht die Kapazitäten mich derzeit auch darum zu kümmern. Die derzeit noch einzige Teilnehmerin des Persönlichkeitscoachings meldet sich zum Glück derzeit nicht, was ich sehr begrüße. Im Laufe der Woche werde ich sie allerdings anrufen müssen, um einen Termin mit ihr zu vereinbaren, was mich natürlich nicht begeistert.
Eine frühere Teilnehmerin ruft an und möchte, dass ich ihr spontan eine Bewerbung schreibe. Beim Jobcenter hat man ihr gesagt, dass das möglich ist. Ist es oft auch, aber nur weil ich so nett bin und das inoffiziell mache. Normalerweise benötigt man aber einen AVGS, um es abrechnen zu können. Da sie keinen hat, sage ich, sie solle beim Jobcenter mitteilen, dass ich vor dem 29.08. keine Zeit habe. Und ob es dann möglich ist, kann ich nicht versprechen. Irgendwann ist auch mal gut mit kostenlosen Dienstleistungen.

Vier Leute erwarte ich am Nachmittag. Teilnehmer 19, der meiner Meinung nach mit dem Leben komplett überfordert ist, eine Therapie bräuchte und ständig lügt, erscheint erwartungsgemäß nicht zu seinem Termin. Teilnehmer 16, der meiner Meinung nach auch eine Therapie benötigt und ständig möchte, dass wir für seine Frau Bescheinigungen ausstellen, dass er an der Maßnahme teilgenommen hat, fehlt heute erneut unentschuldigt. Ihm muss ich morgen die Kündigung schicken und bin gespannt, wie seine Frau darauf reagiert. Letzte Woche rief er an, um mitzuteilen, dass er sich seine Vorderzähne ausgeschlagen hat. Dazu erzählte er eine fantastische Geschichte. Zumindest glaube ich, dass sie fantastisch war, denn ich habe kaum zugehört. Irgendwas mit einem Schraubstock, was mich allerdings nicht interessiert hat, weil der Mann ständig abstruse Geschichten erzählt, die mich langweilen und vermutlich keinen Sinn ergeben. Vielleicht sollte ich mal mit seiner Frau sprechen, die könnte ihm dann den Arsch versohlen oder irgendwas mit dem Schraubstock veranstalten. Den vorletzten Termin des Tages hat Teilnehmerin 17, eine 22 jährige Frau, die aber eher wie 14 wirkt. Auch sie hat mal wieder keine Lust und bekommt darum morgen ihre erste Abmahnung. Das sind nur einige von den Leuten, weshalb ich nicht ständig den Titel Mitarbeiter des Monats verliehen bekomme, sondern vermutlich schon bald wieder hören werde, wie mies die Quote ist und ich dann bloß nicht sagen soll, dass es an den Teilnehmern liegen könnte. Wäre ich nämlich ein besserer Coach, dann würden die Leute gerne herkommen und Zeit mit mir verbringen und einen Job finden und dank meiner Hilfe ihre Zukunft aktiv mitgestalten. Stattdessen gehen sie nun alle passiv zu Grunde. Blöder, nutzloser Coach.
Plötzlich und unerwartet erscheint Teilnehmer 16, um seine AU-Bescheinigung zu bringen. Diese hat er allerdings, wie er bald feststellt, nicht dabei. Er erzählt mir von seinen Zahnproblemen, die viel schlimmer sind als befürchtet. Einen Zahn, den er sich ausgeschlagen hat, hat er mit Sekundenkleber wieder befestigt. Hält Bombenfest. Der Rest ist weniger unterhaltsam, eher verstörend. Mehrfach fängt er an zu weinen und entschuldigt sich, dass er mir das alles erzählt. Meine Vermutung, dass es tiefgreifende Probleme gibt, bestätigt dieses kurze Gespräch und ich frage mich, was wir mit dem Mann machen sollen, denn eine Arbeitsaufnahme scheint derzeit alles andere als möglich zu sein. Ich bezweifle, dass er in dieser Maßnahme richtig aufgehoben ist.
Kaum ist er weg, sitzt die neue Teilnehmerin 16, die nicht weiß, was sie hier soll und direkt sagt, dass sie keinen Job sucht und ihren Minijob nicht aufgeben wird, bei mir. Mehr Stunden zu arbeiten ist für sie keine Option und nächsten Monat wird sie für vier Wochen in ihre Heimat reisen, um ihre Mutter zu besuchen. Ich weise sie darauf hin, dass sie das dem Jobcenter melden muss. Auch sie wird die Vermittlungsquote konsequent senken. Ich bin so froh, dass ich den Titel Mitarbeiter des Monats schon gewonnen habe, denn mit den aktuellen Teilnehmern gewinnt man weder Titel noch Trostpreise. Viel schöner kann so ein Montag im Büro nun wirklich nicht enden.

Dienstag
Heute ist der Tag an dem Jörg mich unterstützt, bevor er morgen operiert wird und ein paar Tage mehr oder weniger ausfällt. Wer direkt zu Beginn des Tages ausfällt ist Teilnehmer 2. Ihn haben wir noch nie hier gesehen und mittlerweile wirft er auch keine AU-Bescheinigungen mehr in den Briefkasten. Dafür erscheint Teilnehmer Nummer 3 pünktlich zu seinem Termin. Er hat das Studium erfolgreich abgeschlossen und sollte eigentlich vermittelbar sein. Die künftige Teilnehmerin Nummer 12 erscheint zu ihrem ersten Termin und macht Angaben, die mit den Angaben die sie beim Jobcenter gemacht hat, nicht übereinstimmen. Mit Hilfe ihrer IFK bringen wir ein wenig Licht ins Dunkel. Eine Vermittlung erscheint ausgeschlossen, da sie nicht arbeiten, sondern studieren will. Als sie uns verlassen hat, verschicke ich zwei Abmahnungen, weil ich nicht anders kann. Fast unerwartet taucht wenig später Teilnehmer 16 bei uns auf. Zum ersten Mal sehe ich ihn ohne Maske. Zähne sind vorhanden. Alles sehr verwirrend. Eigentlich ist Jörg sein Coach, aber mit Jörg möchte er nicht reden. Er möchte nicht einmal, dass Jörg unser Gespräch mithört. Darum muss Jörg draußen warten. Wie ein Hund, der nicht ins Fleischereifachgeschäft darf. Zum Glück winselt Jörg nicht vor der Tür, denn sonst hätten wir ein Problem.

Teilnehmer Nummer 5 nimmt, wie er es immer tut, seinen Termin wahr, muss aber früher gehen, weil er Rückenschmerzen hat. Ich mag Nummer 5 ja, fürchte aber, seine Karriere als Staplerfahrer könnte an seinem Rückenleiden scheitern. Auch Teilnehmerin Nummer 6 geht heute wieder früher, weil sie nicht nur Gastritis hat, sondern auch 63 Jahre alt ist und nur noch die Zeit bis zur Rente durchhalten muss. Warum sie an der Maßnahme teilnehmen muss, kann man erahnen, aber nicht verstehen. Teilnehmer Nummer 4 kommt kurz vorbei, um seinen Termin zu verschieben, weil er nicht nur Zahnschmerzen, sondern auch eine dicke Backe hat. Sieht nicht schön aus und tut sicher ziemlich weh. Teilnehmer Nummer 10 hat heute keine Lust und bleibt zu Hause. Teilnehmer Nummer 1 hat ebenfalls keine Lust. Er wäre heute zum ersten Mal hier, aber scheinbar ist das keine Option für ihn. Die Frau, die gelegentlich am Persönlichkeitscoaching teilnimmt leidet noch immer unter den Folgen ihrer Corona-Erkrankung. Vermutlich hat sie es versäumt sich impfen zu lassen und hat deshalb das Wochenende im Krankenhaus verbracht. Selbst schuld, wenn man so fahrlässig ist.

Mittwoch
Teilnehmerin 11 fällt auf unbestimmte Zeit aus und ich glaube nicht, dass wir sie hier irgendwann mal sehen werden. Somit fängt der Mittwoch vielversprechend an. Heute ist Tag der nicht vermittelbaren Arbeitslosen, wie es scheint, denn diejenigen, die ich noch erwarte sind eher keine Kandidaten auf die Arbeitgeber warten. Vielleicht gibt es bei Teilnehmer 9 eine Chance auf einen Ausbildungsplatz, aber er ist ein Mann der nicht wirklich weiß, was er will und seine erste Ausbildung zum Anlagenmechaniker nach vier Monaten abgebrochen hat, weil es einfach zu viele unterschiedliche Rohre gibt und er sich all das nicht merken kann oder will. Die Arbeit fand er total toll, aber die ganzen unterschiedlichen Rohre haben ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Nun möchte er Fliesenleger werden und weil es im Umkreis genau ein Unternehmen gibt, welches dieses Jahr noch Auszubildende sucht, erstellen wir die Bewerbungsunterlagen. Damit sind alle Optionen für dieses Jahr ausgeschöpft. Mal schauen, wie wir in den nächsten Wochen die Zeit rumkriegen und welche Alternativen es gibt. Nachdem das erledigt ist, schicke ich Teilnehmer 1 eine Abmahnung und warte, weil ich ganz wunderbar warten kann. Wenn Wartender ein Beruf wäre, dann könnte ich da durchaus Karriere machen. Kaum habe ich zwei Minuten gewartet, kündigt sich der Mann mit dem AVGS an. Somit muss das weitere Warten verschoben werden und ich mich stattdessen mit dem Persönlichkeitscoaching auseinander setzen. Schnell stelle ich fest, dass ich vergessen habe, wer alles Kopien von den Vertragsunterlagen bekommt und warum. Also schicke ich alles an die Buchhaltung, die werden schon wissen, was sie benötigen. Dummerweise übersehe ich, dass ich unterschiedliche Stundenzahlen auf zwei Formularen angegeben habe. Eigentlich sollte das kein Problem sein, aber in einer verrückten Welt wie dieser, sollte man sich da nicht drauf verlassen. Zwischenzeitlich schickt mir die Hausverwaltung Informationen zur Grundsteuer, denn seit Wochen schaffe ich es nicht, diese ordnungsgemäß bei Elster zu erledigen. Ich bin so blöd, dass ich eigentlich kein Eigentum haben sollte, denn wer nicht einmal das Formular zur Grundsteuer richtig ausfallen kann, der gehört maximal in ein Wohnheim für zurückgebliebene Bürger zweiter Klasse. Ich bin gespannt, ob ich mit Hilfe der Informationen in der Lage sein werde, meiner Bürgerpflicht nachzukommen. Ansonsten hilft nur einschläfern.

Am Nachmittag besucht mich lediglich Teilnehmer 15. Ratlos und frustriert wie eh und je sitzt er an seinem Platz und alles, was er eventuell machen würde, scheitert daran, dass es keine Stellen im unmittelbaren Umkreis gibt und er keine Berufserfahrung hat. Eine Tätigkeit als Lagerhelfer lehnt er ab und schon bin ich mit meinem Latein am Ende. Und ich war mal Jobcoach des Monats. Unglaublich. Teilnehmer 4 meldet sich gar nicht und die Freundin von Teilnehmer 7 ruft an, um mir mitzuteilen, dass er weiterhin krank ist. Als ich Teilnehmer 15 wenig später frage, ob er Postbote werden möchte ist er längst eingeschlafen. Faszinierend.

Ein Mann kommt zum Infogespräch. Er trägt eine OP-Maske und ich weise ihn darauf hin, dass er diese gerne abnehmen kann, da es derzeit noch erlaubt ist. Er sagt, dass er nicht geimpft ist und ich sage ihm, dass mir das Scheißegal ist. Gefährlich wird alles erst wieder ab Oktober und dann müssen wir vermutlich permanent diese Lappen vor unsere Mäuler kleben. Am Ende des Gesprächs fragt der Mann dann tatsächlich, ob er mir die Hand geben darf. Das finde ich grundsätzlich unnötig, sage aber, dass er das gerne tun kann, weil ich keine Angst davor habe. Als er gegangen ist, desinfiziere ich meine Hand natürlich. Aber nicht wegen Corona, sondern weil ich das fast immer mache, wenn mir im Büro jemandem die Hand gibt. Es ist eine Art Zwangshandlung, die ich nicht weiter hinterfrage, weil ich mich daran gewöhnt habe.

Kaum bin ich zu Hause, öffne ich einen Brief von den Stadtwerken. Die Strompreise werden zum vierten Mal in diesem Jahr angehoben. Dieses Mal um 12 Cent pro Kilowattstunde. Ich muss gestehen, dass ich der grünen Kriegspartei die Energiewende nicht zugetraut habe, aber nun glaube ich, dass sie es doch schaffen. Zwar anders als gedacht, aber wenn sich immer weniger Energie leisten können, dann sollte auch weniger verbraucht werden. Und sollte das alles nicht ausreichen, dann ist es immer noch eine Option den Krieg direkt ins Land zu holen, denn Kriegsmüdigkeit ist keine Option. So langsam verstehe auch ich, warum Baerbock und Habeck die beliebtesten Politiker des Landes sind und die grüne Kriegspartei so beliebt ist. Ich kann den Winter kaum erwarten und hoffe, dass die Annalena und der Robert noch genug Zeit haben Deutschland grundlegend zu reformieren und auf ein ganz neues Level zu heben. Ich habe die echt voll unterschätzt, ich kleiner Naivling. Zum Glück liebt das Volk die beiden und so müssen wir uns keine Sorgen machen, dass wir irgendwann wieder zur Vernunft kommen in diesem Land.

Donnerstag
Teilnehmerin 13 sagt ihren Termin ab, da ihr Kind krank ist und sie sich kümmern muss. Ob sie den Termin morgen nachholen kann hängt davon ab, ob ihr ebenfalls arbeitsloser Mann morgen Termine hat. Hat er Termine, muss sie aufs Kind aufpassen. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viele Männer es gibt, die sich zu Hause um nichts kümmern, obwohl sie arbeitslos sind, und die Frauen alles machen lassen. Zudem sollen die Frauen sich auch noch einen Job suchen, obwohl sie dazu nicht wirklich Zeit haben, weil sie zu Hause unentbehrlich sind. Ich sehe keine Möglichkeit, dass Teilnehmerin 13 einen Arbeitgeber finden wird, der sich das antut. Teilnehmer 4 verzichtet auch auf seine Teilnahme. Die aktuellen Teilnehmer sind scheinbar größtenteils zu gar nichts zu gebrauchen. Vielleicht sollten sie in die Politik wechseln. Teilnehmer 2 hat eine weitere AU-Bescheinigung im Briefkasten hinterlegt. Er ist seit Anfang des Monats krankgeschrieben und ich denke, dass weitere AU-Bescheinigungen folgen werden. So lange bis wir ihm endlich die Kündigung schicken, dann dürfte er auch direkt wieder gesund sein.
Gegen Mittag erscheint Teilnehmer 19. Nur 2,5 Stunden zu spät. Als Erklärung gibt er an, dass er die ganze Nacht bei einem Bekannten tapeziert hat. Länger als eine Stunde bleibt er dann auch nicht, weil er weiter arbeiten muss. Während seiner Anwesenheit erzählt er viel, aber sagt wenig. Maximal 5 von 19, die an dieser Maßnahme teilnehmen, können vielleicht einen Arbeitsplatz bekommen. Alle anderen sind zum aktuellen Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründen ungeeignet und versauen uns nur die Quote.

Am Nachmittag besucht mich Teilnehmer 3. Einer der wenige, die zuverlässig sind. Teilnehmerin 18 erscheint nach der Abmahnung sehr pünktlich und trägt wieder mal ein Kleid, welches mich durchaus verwirrt. Teilnehmerin 12 erscheint leicht verspätet und beginnt sofort mit den Aufgaben, die ich ihre gebe. Teilnehmer 5 verzichtet heute auf seine Teilnahme, was durchaus überraschend ist. Dass drei von vier Terminen wahrgenommen werden ist fast schon unglaublich und zeigt auf, wie viel Potential in dieser Truppe steckt.

Freitag
Teilnehmer 9 sagt wegen Erkältungssymptomen ab und klingt am Telefon auch wirklich ungesund. Teilnehmer 15 klagt über Halsschmerzen und aus Solidarität bekomme ich wenig später auch Halsschmerzen. Ich hoffe, dass ich nur simuliere und der Hypochonder in mir einfach nur übertreibt. Teilnehmerin 14 sucht nach Stellen, zumindest theoretisch, denn ich Wahrheit will sie ja weiterhin ihren Minijob ausüben. Sie sitzt nur hier, um keinen Ärger zu bekommen. Dabei kann man derzeit gar keinen Ärger bekommen, aber das sage ich ihr nicht. Teilnehmer 15 langweilt sich und erzählt mir, dass er zu Hause etwa 80 Zigaretten pro Tag raucht. Seine Frau raucht mit, die beiden Kleinkinder sind sicher hocherfreut darüber. Ich stelle mir das so vor, dass sie tagsüber entweder rauchen oder Zigaretten stopfen. Vielleicht hat er ja vom vielen rauchen Halsschmerzen. Müssten meine Halsschmerzen daher nicht jetzt auf der Stelle weggehen? Scheinbar nicht. Hoffentlich sind es wirklich nur Hypochonder-Halsschmerzen. Ich habe echt keine Zeit für eine Erkältung.

Teilnehmerin 6, die mit ihren 63 Jahren auch weiterhin nicht nach einer Stelle sucht, langweilt sich am Nachmittag wie üblich vor sich hin. Teilnehmer 10 meldet sich krank und Teilnehmer 7 fällt schon länger aus. Somit wurden von den 42 Terminen in dieser Woche sagenhafte 18 Termine wahrgenommen, wenn ich mich nicht verzählt habe. Wenig erstaunlich, dass man so nicht viel erreichen kann.

Für eine Fünf-Tage-Woche war das gar nicht so schrecklich. Oft zwar langweilig und natürlich völlig erfolglos, aber dank des angenehmen Wetters und meiner derzeitigen, unerklärlichen Entspanntheit, kein Problem. Dennoch bin ich an weiteren 5-Tage-Wochen nicht interessiert. Aber das interessiert nicht, weshalb ich das in der nächsten Woche einfach wiederholen werde. Es sei denn, der Hypochonder ist krank. Dann natürlich nicht.

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