Beim letzten Mal als wir Fünf uns zum Essen verabredet haben, im August 2021, fiel Jens spontan aus, weil er sich lieber mit seinem damals aktuellen Freund treffen wollte. Also waren wir zu viert. Dieses Mal will Jens seinen brandneuen Freund mitbringen, weshalb wir zu sechst sein werden. Ich verstehe zwar nicht, warum man seinen Partner zu einem Treffen unter Arbeitskollegen mitbringt, aber ich verstehe auch nichts von Beziehungen. Vermutlich ist Jens einfach nur stolz und verliebt und glücklich und möchte mit dem neuen Freund alles teilen.
Nachdem wir in Gelsenkirchen, Herne und dann wieder Gelsenkirchen essen waren, führt uns unser viertes gemeinsames Treffen nach Recklinghausen. Und zwar ins Restaurant Mykonos. Ich muss gestehen, dass ich mich dafür schon im Vorfeld so gar nicht begeistern kann, weil ich grundsätzlich skeptisch bin und griechisch Essen gehen für mich eher was von Pommesbude hat. Daran erkennt man, dass ich auch vom Essengehen keine Ahnung habe.
Ich bin der Erste, der am Restaurant eintrifft. Nach einer Weile kommen Sissi und Steffi dazu. Sissi sagt, dass Kirsten spontan abgesagt hat, da sie nicht nur Oma geworden ist, sondern gerade auch noch sehr viel Stress hat und es ihr nicht gut geht. Schade, damit sind wir dann doch nur zu fünft. Wenig später gesellen sich Jens und sein Freund zu uns und wir betreten das Restaurant. Entgegen meiner Erwartungen ist es dann doch keine Pommesbude, sondern ein echtes Restaurant. Ich bestelle mir einen Salat mit Putenbruststeifen und wir plaudern über dies und das. Ich erfahre, dass die Chefin und unser Chef nicht mehr zusammen sind und dass er es war, der das Geld eingebracht hat, um das Unternehmen in Gang zu bringen. Sagten die beiden in Gesprächen noch der … oder die …, so heißt es jetzt angeblich nur noch Frau … und Herr … . Welche Auswirkungen das langfristig auf das Unternehmen hat, kann man schwer sagen. Die Mitarbeiterzahl scheint sich in den letzten Jahren auch halbiert zu haben. Mal schauen, wohin sich das alles noch entwickelt. Oft geht sowas ja nicht gut. Wir reden noch etwas über die Arbeit und darüber, dass Jens alles im Griff hat, da sagt Steffi, dass Jens mich zwei Jahre lang auch im Griff hatte. Ich verstehe nicht, was das bedeutet und mache mir auch nicht die Mühe nachzufragen, weil ich es selbst dann vermutlich nicht verstehen würde. Dann hat er mich während der zwei Jahre, die wir zusammengearbeitet haben, halt im Griff gehabt und ich es nicht gemerkt. Danach reden wir noch etwas Unsinn, lachen gelegentlich und es fällt nicht weiter auf, dass der neue Freund von Jens bei uns ist. Nach etwa 90 Minuten verlassen wir das Lokal und vereinbaren, dass wir uns im Mai 2023 das nächste Mal treffen. Eigentlich wäre das nächste Treffen zwar nach sechs Monaten fällig, aber im Dezember dürften die jährlichen Corona-Beschränkungen uns einen Strich durch die Rechnung machen, so dass wir den Termin direkt in den Zeitraum legen, in dem wir die Corona-Pause 2023 erwarten.
Immer wieder erheiternd so ein Essen unter Freunden, nicht wahr? Und dazu noch in einem echten Restaurant! Gut, daß es erst im Mai nächsten Jahres wieder soweit sein wird, denn das muß man ja auch erstmal alles verdauen, oder?
Richtig. Man darf so etwas einfach nicht zu oft machen, sonst wird es Routine und man stellt fest, dass man das nicht mehr möchte. Außerdem weiß ich nicht, ob es gut ist seine Freizeit mit Arbeitskollegen zu verbringen. 🤷
Mir steht so ein Essen auch bald bevor. Mit 85% der Personen würde ich in meiner Freizeit nichts unternehmen. Ich plane bereits meinen frühzeitigen Abgang.
Mit anderen Kollegen hat sich eine Freundschaft entwickelt. Kann aber schwierig sein und werden.
85% scheint normal zu sein.
Wird nicht irgendwie alles schwierig?
In meiner Welt meistens ja.