Der Juni war nicht so ereignisreich wie der Mai 2009, aber weit davon entfernt so langweilig zu sein, wie mein Leben es jetzt meist ist. Wie immer gibt es drei der alten Texte zum nachlesen und mitleiden. Viel Spaß.
Anruf bei Samantha
Als mich Samantha an meinem Geburtstag, während ich gerade einen Spaziergang mit Ursula machte, anrief, konnte ich natürlich nicht ans Telefon gehen. Heute rufe ich sie endlich zurück. Wir plaudern ein wenig und ich stelle fest, dass sie immer offener und lockerer wird. Das verwirrt mich ein wenig, da noch nicht geklärt ist, was wir mit uns anfangen wollen. Ich bin mir weiterhin nicht sicher, ob ich mit ihr ins Bett will. Alles was darüber hinausgeht ist auf jeden Fall nicht in meinem Sinn. Ich könnte sie mir ganz gut als weitere platonische Freundin vorstellen. So würde man Komplikationen vermeiden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sie mehr von mir will als eine platonische Freundschaft. und gehe davon aus, dass sie mit mir ins Bett will. Schließlich bin ich ein Mann und muss davon ausgehen, dass alle Frauen mit mir ins Bett wollen. Und wenn sie erst einmal mit mir im Bett war, dann will sie es vermutlich immer wieder. Ist doch immer dasselbe mit den Frauen. Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob ich ihr das Vergnügen bereiten darf, mit mir ins Bett zu gehen, um ihr dann klarzumachen, dass mehr nicht geht oder ob ich, was ich sehr gut kann, jegliche Annäherungsversuche von ihr im Keim ersticke. Man hat es echt nicht leicht, wenn man so begehrt ist. Aber ich muss gestehen, dass ich sie irgendwie geil finde und ihren Arsch gerne mal sehen würde, wenn er nicht in einer Jeans verpackt ist.
Rückenlage
Es gibt Gerüchte, dass die Frauen, in dem Ort, in dem ich lebe, sich sehr schnell auf den Rücken werfen. Das soll quasi ihre Paarungswilligkeit signalisieren. Ich mag den Gedanken, dass sich Frauen vor mir und für mich auf den Rücken werfen bzw. auf den Rücken fallen lassen, um mir so ihre Sexbereitschaft zu signalisieren.
Um von diesem Verhalten zu profitieren bzw. möglichst viele dieser Frauen in möglichst kurzer Zeit abzugreifen, gehe ich seit einigen Tagen durch den Ort. Ich sehe hässliche Frauen, akzeptable Frauen, dicke Frauen, dünne Frauen, attraktive Frauen, junge Frauen, alte Frauen und andere Frauen. Was ich nicht sehe sind Frauen, die sich vor mir auf den Rücken fallen lassen. Sie deuten nicht einmal an, dass sie sich für mich auf den Rücken fallen lassen wollen. Sie deuten eigentlich gar nichts an. Abgesehen von wenigen gewichtigen Ausnahmen, bemerken sie mich nicht einmal. Da frage ich mich natürlich, was mit denen nicht stimmt. Solche Gerüchte kommen ja nicht von ungefähr, sondern vom Loerz, und steckt nicht in jedem Gerücht ein Quäntchen Wahrheit? Mache ich vielleicht etwas falsch? Gehe ich falsch? Trage ich die falschen Schuhe? Sehe ich zu schlecht oder zu gut für die Frauen in diesem Ort aus? Bin ich zu alt? Zu dünn? Liegt es an meiner Frisur? Mögen sie keine Benz-Fahrer? Und wenn es so ist, woher wissen sie, dass ich ein solcher Fahrer bin? Ich weiß jedenfalls nicht mehr weiter und werde deshalb meine Wanderungen durch den Ort beenden. Wer nicht will, der hat schon. Und da sie vermutlich schon hatten, wollen sie mich wohl nicht. Sollen sie doch verrotten, diese unwilligen und nicht paarungsbereiten Frauen.
Nina
Ich muss ziemlich gelangweilt, untervögelt oder verzweifelt sein. Wie ließe es sich sonst erklären, dass ich schon wieder in einem Chat bin? Und heute bin ich besonders kreativ und gebe mich als Paar aus, dass eine Frau für einen Dreier sucht. Wie albern das ist muss ich recht bald feststellen. Es texten zwar sehr viele Frauen mit mir, aber sobald ich sage, dass ich alleine am PC sitze, beenden sie das Gespräch. Also ändere ich meine Taktik und gebe mich als Frau aus. Das funktioniert genau so lange, bis meine Chatpartnerin Fotos tauschen will. Da muss ich passen. Passen muss ich auch, wenn meine Chatpartnerinnen vorschlagen mit mir zu telefonieren. Das bringt mich weder weiter, noch macht es irgendwie Spaß.
Während ich überlege, ob es nicht besser wäre die Küche zu putzen, anstatt im Chat weiter als Lügenmaul zu agieren, werde ich von Nina, 25 Jahre, aus Dortmund angesprochen. Sie möchte erste Erfahrungen mit einem Pärchen machen. Selbst als ich ihr schreibe, dass ich schon 39 Jahre bin, bleibt sie interessiert. Auch die Tatsache, dass ich alleine am PC sitze, scheint sie nicht zu abzuschrecken. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie das überhaupt wahrnimmt. Vermutlich sitzen hier zwei Lügenmäuler und schreiben sich Lügengeschichten. Nach einer Weile möchte sie uns anrufen. Also hat sie doch nicht verstanden, dass hier gerade keine Frau ist. Ich sage ihr, dass sie nächste Woche anrufen soll, da meine Partnerin gerade keine Zeit hat, weil sie sich die Füße eincremen muss. Sie ist einverstanden und ich gebe ihr meine Nummer. Ich kann ihr ja nächste Woche erzählen, dass meine Freundin mich verlassen hat, weil sie einen anderen gefunden hat. Vielleicht glaubt sie mir das ja. Andererseits spielt es auch keine Rolle, da hier zwei Lügenmäuler miteinander chatten. Spontan möchte sie Fotos tauschen. Das ist echt lästig. Ich schreibe ihr, dass meine Partnerin das nicht will und ich nur ein Foto von mir schicken kann. “Angezogen?” – “Natürlich.” – “Dann ist es ja kein Risiko.” – “Wieso?” – “Weil ich euch Fotos schicke auf denen ich nackt bin.” – “Na, und?” – “Ich weiß ja nicht, was ihr damit macht.” – “Was soll ich damit machen? Angucken, um zu wissen, wie Du aussiehst. Aus dem Alter, Schabernack mit Fotos zu treiben, bin ich raus.” Sie ziert sich noch ein wenig, dann bekomme ich zwei Fotos. Auf den Fotos ist eine kurzhaarige Frau mit ziemlich geilem Körper. Wen will die oder der denn hier verarschen? Ich schreibe, dass mir die Frau auf den Fotos gefällt. Ich gefalle ihr angeblich auch. Zeit sich zu verabschieden. Sie will nächste Woche anrufen. Jetzt muss sie duschen, startet aber noch einen weiteren Dialog. “Kommst Du mit duschen?” – Klar. Ich dusche gerne mit schönen Frauen.” – “Oh Danke. Du bist süß.” – “Bitte.” Weil es gerade so gut läuft, frage ich sie, was sie morgen Abend macht. “Nichts. Wieso?” Ich bin morgen mit einem Kollegen im Maximilian und wenn Du nichts vor hast, kannst Du ja vorbei kommen.” – “Was hast Du denn vor mit mir?” – “Wir können uns ja schon mal beschnuppern.” – “Was soll das heißen?” – “Was soll das schon heißen.” – “Ficken?” – “Nun, wenn es sich ergibt.” – “Aha. Willst wohl nur Fremdgehen. Und sie weiß von nichts.” – “Stimmt. Aber das ist okay für mich.” – “Dann ist es okay.” – “Richtig. Und Du gefällst mir, da wäre es dumm keinen Sex zu haben” – “So direkt hat mir das noch keiner gesagt.” – “So bin ich halt.” So kann man seinen Tag auch rumkriegen. Aber egal, besser als Küche putzen. Nach einigen Augenblicken erklärt sie sich bereit, morgen ins Maximilian zu kommen. “Aber nicht mit Dir und Deinem Freund!” – “Natürlich nicht. Ich teile nicht. Den schicken wir dann weg.” Damit ist das Gespräch fast zu Ende. Sie schreibt mir noch, dass ich morgen um halb zehn vor dem Maximilian stehen und dann mit ihr ins Auto kommen soll, um eine kleine Autonummer mit ihr zu haben. Ich bin entzückt, schreibe ihr, dass wir das genauso machen werden, verabschiede mich und beende den Chat. Wenn sie tatsächlich kein Fake ist, wird sie sich spätestens morgen früh eine Verletzung zuziehen, die ein Treffen verhindert. Hoffentlich unterrichtet sie mich darüber. Für meine Statistik. Allerdings glaube ich immer noch nicht, dass ich mit der Frau von den Fotos gechattet habe.